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Grundschulunterricht 7/2003 - Stern-Stunden

Grundschulunterricht 7/2003

Stern-Stunden



 
Pädagogischer Zeitschriftenverlag - Verlagswebsite besuchen
ISSN 0945-2079

2003
56 Seiten, geheftet, 21 x 30 cm
 
7.20 Euro
 

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"Schaut nur immer auf zu den Sternen, vor allem ihr Jungen, ihr Werdenden, und füllt Geist und Herz mit ihrem magischen Glanz; reich werden sie euch beschenken!"

Mit diesen Worten führt Bruno H. Bürget in sein fast vergessenes, letztes Buch „Der Mensch und die Sterne" (Berlin: Aufbau 1946, S. 11) ein. Er überliefert darin folgende Anekdote:
„Zu Angelo Secchi, dem berühmten Sonnenforscher und Direktor der päpstlichen Sternwarte in Rom, kam einmal ein magerer, blasser Jüngling in dürftigster Kleidung und bat ihn, ihm behilflich zu sein, Astronom zu werden; die Sterne seien seine einzige Leidenschaft. Der Pater Secchi schloss ihn in seine Arme und sagte, er würde da sicher kein sehr genussreiches Leben führen, aber er werde dem Himmel dennoch näher sein als so mancher Reiche. "

Vor dem Schlafen unter dem Sternenhimmel während eines Schullandheimaufenthaltes in einer Sommernacht wollen Zehnjährige nur ungern verstehen, warum man nicht sofort den Geheimnissen von Leuchtkraft und Farbe der Sterne, ihrem Funkeln und Flirren nachgehen, ja „nachdenken" kann. Sie verspüren den Wunsch, „vor Ort" - unmittelbar - dem Gesehener und Erlebten auf den Grund zu gehen.
Mit den von mir erzählten Geschichten zur Milchstraße und den Sagen zu den Sternbildern scheint einige sogar etwas wie „Sternensehnsucht" zu packen. Sofort wären sie bereit, das „Geheimnis", das hinter den Sternen zu liegen scheint, zu ergründen.
Dabei ist es für sie eigentlich kaum vorstellbar, dass all die gesehenen Sterne keineswegs stillstehen, sondern mit tausendfacher Schnellzuggeschwindigkeit nach den verschiedensten Richtungen auseinanderstreben.
Wie kann es außerdem möglich sein, dass die Menschen von heute die Sternbilder eigentlich genau noch so sehen, wie sie die alten Ägypter beobachteten, als sie am Rande der Wüste ihre Pyramiden bauten? Auf uralten Sternkarten erscheint uns der Große Wagen in der gleichen Form, wie ihn die drehbaren Sternkarten, die wir mit nach draußen genommen haben und die wir bei rotem Taschenlampenlicht betrachten, zeigen. Vielleicht ist die Zeitspanne, die von den Pharaonen bis in unsere Tage verging, so klein, dass man glaubt, nichts bewege sich, alles sei „erstarrt?" Was also ist groß, was ist klein? Was langsam, was schnell? Als wir den Großen Wagen am Himmel entdecken, werden weitere Fragen akut: Wieso hat das Sternbild nicht immer die gleiche, heute aber genau diese Lage? Bald zeigt seine „Deichsel" nach „links", bald nach „rechts", der „Wagenkasten" ist einmal nach oben geöffnet (wie sich das für einen „ordentlichen" Kasten gehört!), ein anderes Mal würde alles aus dem „Kasten" herausfallen, der Wagen steht „auf dem Kopf.

Martin Wagenschein ist als Achtzigjähriger noch nachdrücklich für den „Vorrang des Unmittelbaren" eingetreten, liest man bei Walter Köhnlein: „Sein Appell ,Rettet die Phänomene!' kommt aus der Erkenntnis: ,Zum Verstehen gehört: Stehen auf den Phänomenen.' Gemeint sind Naturerscheinungen, die uns unmittelbar (oder auf einfache, durchschaubare Weise vermittelt) sich selbst sinnenhaft zeigen; und zwar so, daß wir sie als ein Gegenüber empfinden und auf uns wirken lassen noch ohne Vorurteil und Eingriff, auch wir also unbefangen, noch nicht festgelegt auf einen bestimmten Aspekt, sei es der physikalische, der ästhetische oder sonst einer. ... Wir nehmen das Phänomen wahr als Menschen, das heißt: als Fragende.'" („Der Vorrang des Verstehens". Bad Heilbrunn: Klinkhardt 1998, S. 67f.)

„Weißt du, wie viele Sternlein stehen ...?" ist nur eine der zahlreichen Fragen, die Kinder in dieser Nacht stellten. Vermag man als Lehrerin oder Lehrer gemeinsam mit Kindern „den Blick zu heben", lässt sich eine einzigartige Faszination bei diesen und oft bei sich selbst erleben. Jene Art von Begegnung mit dem Mond, den Planeten und den Sternen des nächtlichen Himmels und den mit ihnen verbundenen Phänomenen führen, ebenso wie die Begegnung mit der Sonne und den anderen Erscheinungen am Taghimmel, oft zu ganz besonderen Erlebnissen und Aussagen. Viele Kindern zeigen plötzlich eine einzigartige Neugier: Manche scheinen ergriffen, bei anderen ist sprichwörtliches Staunen feststellbar.

Schließlich bieten solche Begegnungen mit Naturphänomenen Ansatzpunkte für anspruchsvolle Lernprozesse und sind Fundamente nicht nur unserer Beziehung zur Natur, sondern auch des naturwissenschaftlichen Denkens. Beides gehört zusammen: „die Sache und das ,was wir uns dazu denken und dazu denken'" (Wagenschein zit. nach ebd., S. 68).
Dieser Ansatz eint die Beiträge, die hier als „Sternstunden" versammelt sind.

Steffen Wittkowske

Inhaltsverzeichnis

Simone Karius:
Astronomie in der Grundschule?

Grundschulkinder haben ein großes Interesse an Astronomie. Der Artikel zeigt, wie dieses Interesse im Sinne eines handlungs- und erlebnisorientierten Unterrichts Eingang in den Grundschulunterricht finden kann. Dabei geht es nicht um einen verfrühten Fachunterricht. Vielmehr wird das Neugierverhalten der Schüler zum Ausgangspunkt einer Kenntniserweiterung erklärt, die weit über fachliche Aspekte hinaus geht. Als Mittel für die didaktische Umsetzung dienen Arbeitsblätter für alle Sinne, die auf einem harmonischen Zusammenspiel von Theorie und Praxis basieren und fächerübergreifend eingesetzt werden können. Zusätzlich wird mit der “Nacht der Sterne” als himmlischem Projekttag eine Möglichkeit zur Umsetzung der neuen Inhalte im projektorientierten Unterricht vorgestellt.

Ulrike Rathjen:
Sterne und Planeten – Kinder erarbeiten sich Informationen aus Sachtexten

Texte jeder Art nehmen eine wichtige Rolle im Leben der Kinder ein; täglich werden sie damit konfrontiert. Die Schülerinnen und Schüler haben ein großes Informationsbedürfnis und viele Fragen zu den verschiedensten Themen. Oft reicht aber ihre Lesekompetenz nicht aus, um sich eigenständig Texte zu erschließen und diese sinngemäß zu erfassen. Daher ist es sehr wichtig – neben der Förderung der Lesefertigkeit – ihnen Methoden zu vermitteln, mit denen sie sich Informationen aus (Sach-)Texten beschaffen können.
Dieses Anliegen lässt sich gut mit dem großen Interesse der Kinder am Thema ‚Sterne und Planeten’ verbinden. Mit Beginn der Winterzeit können sie schon zeitig die Sterne am klaren Nachthimmel beobachten und sie stellen auch Veränderungen in deren Konstellation fest. Aber sie wissen teilweise sehr wenig über die Sterne und die Planeten. Die beschriebene Lerngruppe hatte viele Fragen zu dem Thema und um dieses Informationsbedürfnis zu befriedigen, ist es unerlässlich, dass die Schülerinnen und Schüler die Methode der eigenständigen Informationsentnahme an einem Beispiel erlernen um sie später auf andere Themenbereiche anwenden zu können.


Helmut Schreier:
Sternenrätsel

Trotz aller Begriffe und Erklärungsmuster bleibt das Universum rätselhaft. An drei Beispielen wird die beunruhigende Faszination des "gestirnten Himmels" entwickelt:
– die Grenzenlosigkeit des Weltalls, der gegenüber das heliozentrische Weltbild ebenso provinziell erscheinen muß wie das geozentrische;
– die Dunkelheit der Nacht, die sich beim Nachdenken als eine verblüffende Angelegenheit entpuppt;
– die optische Erscheinung von Nebensonnen, die zwar nicht selten auftritt, aber meist übersehen wird.
Diese Belege dienen im didaktischen Kontext der Ermutigung, rätselhafte, unerklärte Sachverhalte in den Sachunterricht einzubeziehen.

Eva Maria Kohl:
Die Mitternachtsmaus und der Wolkenkratzer - Ein Sprachspiel, das Geschichten aufwecken kann

Christian Morgensterns Nonsensverse von der “Mitternachtsmaus” sind der Ausgangspunkt einer Schreibwerkstatt mit einer dritten Grundschulklasse. Die Kinder entdecken, dass man durch die immer anders variierte Zusammensetzung zweiter Wörter phantastische Tiernamen entwickeln kann. Sie werden zu Sprachbaumeistern und präsentieren ihre kreativen Wortschöpfungen in selbst gestalteten Buchformen wie z.B. dem Leporello. Durch die Differenzierung der Schreibaufgabe können längere oder kürzere Texte entstehen. Manche Kinder gestalten ein ABC der Nachttiere, andere ein Bilderbuch mit Nacht- und Tagtieren, einige Kinder versuchen sich an längeren eigenen Geschichten. Der Artikel bietet neben der Beschreibung des Konzepts und der Durchführung der Schreibwerkstatt auch ein Arbeitsblatt und zahlreiche Abbildungen, die das Zusammenwirken von sprachlichem und bildnerischem Gestalten bei dieser Schreibaufgabe besonders deutlich machen.


Hans-Ferdinand Angel:
Wir und die Sonne

Die Sonne gehört zu den Naturphänomenen, die die Kinder schon früh wahrnehmen. Da das Thema "Sonne" aus sehr unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden kann, bietet es viel Material für unterrichtliche Behandlung. Es ermöglicht, verschiedene Lernprozesse auf einander zu beziehen und miteinander zu verschränken. Die Sonne spielte in den frühen Kulturen eine besondere Rolle (historische Perspektive), die Überwindung der Sonnenkulte war eine Herausforderung des christlich-jüdischen Gottesglaubens (religiöse Perspektive), die Erforschung der Sonne und des Kosmos gehört zu den faszinierenden Herausforderungen der Gegenwart (naturwissenschaftliche Perspektive). Anhand des Themas "Sonne" können Kinder daher lernen, dass unterschiedliche Perspektiven sinnvollerweise neben einander stehen können und jede spezielle Erfahrungen einbringt (komplementäre Betrachtung).


Ursula Wilke:
Hänsel und Gretel unter Sonne und Mond

Grimms Märchen von Hänsel und Gretel kann helfen, das Zeitverständnis von Schülerinnen und Schülern verschiedener Altersstufen zu entwickeln. Märchentypisch bildhaft bettet es die dramatische Handlung der kindlichen Helden und ihrer Gegenspieler in klar strukturierte Zeitabläufe, die sich im Unterricht nachgestalten lassen. Darüber hinaus bringt es nahe, wie kindliche Reifeprozesse in der Zeit ablaufen, nämlich nicht ständig in gleichmäßigem Fluss, sondern wesentlich auch in wahren Sprüngen, wenn sich ”die Zeit” zu Entscheidungssituationen verdichtet. Anhand dieses Märchens können im Deutsch-, Sachkunde- und Ethikunterricht verschiedene Kompetenzen gefördert werden.

Heike Krüger:
Vom Regenbogen und davon, wie Schule wieder etwas bunter werden kann

Wie entsteht eigentlich ein Regenbogen und aus welchen Farben besteht er? Die sachunterrichtliche Auseinandersetzung mit diesen Fragen bildete die Grundlage für die künstlerische Umsetzung dieses Naturphänomens in meiner 4. Klasse der Schule für Lernhilfe. Regenbogen-Papierbatik bot sich als eine Form der fächerübergreifenden Intensivierung dieses Themas im Kunstunterricht an. Papierbatik ist eine Technik, bei der in relativ kurzer Zeit auf recht unkomplizierte Weise sehr schöne Ergebnisse entstehen. Außerdem ist sie relativ kostengünstig. Neben Regenbogen lassen sich auch andere wunderschöne Effekte erzielen. Nach der Fertigstellung unserer Regenbogen-Papierbatiken stellten wir Regenstäbe her und beklebten diese mit den Batiken, so dass dieses Kunstobjekt einen runden Abschluss fand.

Christina Roth / Anne Spensberger / Anka Thielemann:
Sternennacht über dem Mondspiegelsee – eine Unterrichtsidee für die 4. Klasse

Es ist eine laue Sommernacht. Der Himmel ist klar, die Sterne funkeln und der Mond spiegelt sich im See. Überrascht sehe ich eine Sternschnuppe aufblitzen, schließe die Augen und wünsche mir etwas.
Nacht zu erleben, kann etwas besonders Schönes sein, aber auch gruselig auf Kinder wirken. Eine Unterrichtseinheit in der vierten Klasse zeigte auf, wie diese Gefühle und Eindrücke in Musik aufgegriffen wurden. Jedoch begeisterte und motivierte die Kinder nicht nur das Eintauchen in nächtliche Welten durch Hören von Musik. Sie selbst konnten gruppenweise tätig werden, Instrumente spielen, tanzen, sich bewegen und künstlerisch gestalten. Voller Elan wurde zu Liedern von Reinhard Lakomy daran gearbeitet, den Klassenraum in eine geheimnisvoll glitzernde Sternennacht zu verwandeln.


Bernd Neubert:
Astronomische und mathematische Betrachtungen verbinden

Astronomische Erscheinungen faszinieren auch schon Grundschulkinder. Deshalb sollten in einem fächerübergreifenden Unterricht einige Inhalte in der Primarstufe behandelt werden. Durch die Verbindung zur Mathematik können Erkenntnisse vertieft werden. Im Beitrag werden einige Möglichkeiten dargestellt: Ermitteln von Tageslängen, Bestimmen der Daten für den Vollmond, Berechnen des Datums des Osterfestes, Arbeit mit Daten zum Planetensystem.


Angelika Fournés / Karin Sommer:
Integration und Akzeptanz Anderer – Ein Projekt in Klasse 4

Im Rahmen eines EU-Projektes an der Universität Erfurt zum Thema “Interkulturelle Erziehung in Ost- und Westeuropa als Dialog” widmete sich die deutsche Projektgruppe der Problematik “Mehrperspektivischer Unterricht und dialogische Erziehung als Beitrag zur europäischen Dimension in der Schule".
In dem Beitrag wird ein Teilprojekt zum o. g. Thema in einer 4. Klasse, Grundschule Nordhausen-Ost, vorgestellt.
Die Zielstellungen des Projekts waren:

1. Unsere Schule – Fremde bei uns
2. Wir lernen uns besser kennen und akzeptieren uns
3. Wir und unsere Eltern – ein Tag der interkulturellen Begegnung.