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Grundriß der Geschichte der Philosophie, Die Philosophie der Antike, in 2 Halbbdn. Bd.4. Die hellenistische Philosophie
Grundriß der Geschichte der Philosophie, Die Philosophie der Antike, in 2 Halbbdn. Bd.4. Die hellenistische Philosophie




Helmut Holzhey, Vilem Mudroch, Friedrich Ueberweg, Hellmut Flashar

Schwabe Basel
EAN: 9783796509308 (ISBN: 3-7965-0930-4)
1272 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 17 x 25cm, 1994

EUR 203,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ueberweg

Die Philosophie der Antike 4



Die hellenistische Philosophie

Erster Halbband

Der Band beginnt mit einer Einleitung über Begriff und Merkmale der hellenistischen Philosophie.

Das erste Kapitel ist Epikur gewidmet, der in einem umfassenden philosophischen Lehrgebäude falsche Ansichten über die Götter, die Seele und die Welt beseitigen wollte, Ansichten über die seiner Meinung nach für das Unglück der Menschen verantwortlich sind. Mit rationalen, auf Evidenz beruhenden Argumenten meinte er die Grundlagen für ein Leben schaffen zu können, das Glück und Sicherheit verspricht. Seine Anhänger verehrten ihn deshalb als ‚Retter‘. In einem weiteren Kapitel werden die wichtigsten Vertreter der Schule Epikurs bis zum 1.Jahrhundert vor Christus vorgestellt. Dank neuer und neu herausgegebener Quellen ist hier ein wirklicher Zuwachs an Wissen zu verzeichnen, so dass die Bedeutung mancher Epikureerer für die weitere Entwicklung der Lehre und ihr Einfluss auf das römische Denken erkennbar werden. Aus diesem Grund wurden viele der nicht immer leicht zugänglichen, meist nur fragmentarisch auf Papyrus erhaltenen Schriften der Schüler zusammengefasst. Es wird deutlich, dass die epikureische Lehre im Kern zwar dogmatisch fest, in der praktischen Anweisungen jedoch durchaus anpassungsfähig war. Der Halbband schliesst mit einem Kapitel über Lukrez, dem namhaftesten Epikureerer Roms. Er hat in Philosophie und Dichtung zu einer eindrücklichen Einheit verschmolzen und so eines der bemerkenswertesten Werke der römischen Literatur geschaffen. Sein Lehrgedicht war in späterer Zeit massgeblich für die Fortwirkung des Epikureismus verantwortlich.









Zweiter Halbband

Behandelt wird zunächst die Stoa, die von der Gründung an (um 300 v. Chr.) mit ihrer strengen Tugendethik und ihrer rationalen Theologie ein wichtiger Widerpart des Epikureismus war. Die äussere Geschichte der Schule und die sich wandelnde Lehre sind beschrieben bis in die Mitte des 1.Jahrhunderts vor Christus. Es folgen die Darstellung der ‚skeptischen‘ Richtungen. Pyrrhon aus Elis betritt die Möglichkeit gesicherter Erkenntnis und empfahl, in konsequenter ‚Meinungslosigkeit‘ zu verharren. Teilweise unter seinem Einfluss vollzog sich in der von Platon gegründeten Akademie eine Wende: Erkenntnistheoretische Erörterungen traten in den Vordergrund. Hauptgegner der jüngeren, ‚skeptischen‘ Stoiker. Die über zwei Jahrhunderte hin kenntliche Diskussion zwischen den beiden Schulen ist charakteristisch für den ebenso hartnäckigen wie fruchtbaren Dialog, den die hellenistischen Schulen auch sonst miteinander führten. Im frühen 1.Jahrhundert vor Christus versuchte Antiochos aus Askalon durch die Gründung einer eigenen ‚Alten Akademie‘ eine Rückwendung zu Platon. Das letzte Kapitel gilt Cicero. Bei ihm laufen die Fäden zusammen: Aus der überlegenen Distanz eines – im wörtlichen Sinne – ‚Dilettanten‘ hat er seinen Zeitgenossen und damit der Nachwelt den ersten Gesamtüberblick über die hellenistische Philosophie gegeben; seine kritische Auseinandersetzung mit der griechischen Schulphilosophie führte ihn zu einer eigenen, sehr persönlichen Version der akademischen Skepsis.
Rezension
Geistesgeschichte gehört zu den Gebieten, die in Universität und Schule an Bedeutung eingebüßt haben. Angesichts dieser Entwicklung verdient das Unternehmen des in der heutigen Zeit einen „Grundriss der Geschichte der Philosophie“, eine völlig bearbeitete Auflage des Klassikers der Philosophiegeschichte, des „Ueberweg“, vorzulegen Lob und Anerkennung. Von der auf über 30 Bände geplanten Reihe liegen seit 1994 auch die beiden von dem international anerkannten Gräzisten Hellmut Flashar herausgegebenen Halbbände zur „hellenistischen Philosophie“ vor. Die beiden Bücher des vierten Bandes zur Philosophie der Antike enthalten eine, dem aktuellen Forschungsstand gerecht werdende Gesamtdarstellung der „philosophischen Richtungen und Schulen“ des Hellenismus, also der Zeit von 323 v. Chr. bis 30 n. Chr. Dabei wurde die Entwicklung der Philosophenschulen von Platon und Aristoteles, also die der Älteren Akademie und die des Peripatos, zur Verdeutlichung von Kontinuitätslinien bereits im dritten Band des Grundrisses zur Philosophie der Antike behandelt.
Die Gesamtdarstellung zur hellenistischen Philosophie, welche mit Unterstützung des „Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung“ gedruckt wurde, enthält Kapitel zu Philosophen, die auch Gegenstand des Ethik- und Philosophieunterrichts sind. Zu nennen sind die Denker Epikur, Lukrez und Cicero sowie die Schule der Stoa. Aktualität kann Epikur gegenwärtig in der Kontroverse um Willensfreiheit und Hirnforschung für sich reklamieren. Er hat nämlich wohl als erster in seinem „Brief an Menoikeus“ den performativen Selbstwiderspruch aufgedeckt, in den sich ein Leugner der Willensfreiheit begibt. Der im Lateinunterricht traktierte Cicero erfährt gegenwärtig in der philosophischen Zunft eine Rehabilitierung, zu Recht wie das Kapitel von Woldemar Görler und Günter Gawlick demonstriert. Cicero ist seinem Selbstverständnis nach Philosoph gewesen. Ihm ging es weniger um das Gewinnen neuer Erkenntnisse als um die Analyse, Diskussion und Beurteilung von Positionen.
Aufgrund der Quellenlage ist der philologische Laie kaum in der Lage, sich auch nur einen begrenzten Überblick über die Positionen einzelner hellenistischer Philosophen zu verschaffen. Die Lehre der Stoiker ist nur in Fragmenten schwer zugänglich, die Thesen der frühen Skeptiker nur in Überlieferungen aus zweiter und dritter Hand. Besser sieht es bei den Schriften nur bei Epikur, Philodem, Lukrez und Cicero aus. Bedenkt man die Sisyphusarbeit aus den Fragmenten und der Sekundär- bzw. Tertiärliteratur den Aussagehalt der hellenistischen Denker zu rekonstruieren und mit präzisen Zitatnachweisen zu versehen, so kommt man nicht umhin, die Arbeit der Autoren dieses neuen „Ueberweg“ als ein philologisches Meisterwerk zu bezeichnen. Aufgrund der Dynamik einzelner Lehrmeinungen sind, so betonen Hellmut Flashar und Woldemar Görler, „Widersprüche zwischen den einzelnen Zeugnissen“ (S. 9) unvermeidbar.
Für den Lehrer hilfreich ist der didaktische Aufbau der einzelnen Kapitel. Auf eine Auflistung der oft nur schwer ermittelbaren zentralen Werke eines Autors folgt seine Kurzbiographie, dann Inhaltsangaben zu seinen Schriften und im Anschluss daran die Darlegung von Lehre und Wirkung des Denkers, bei der alle seine Philosophie betreffenden Gebiete gewürdigt werden. Jedes Kapitel der philosophiehistorischen Bände beschließt eine Übersicht über relevante Sekundärliteratur. Das griechische und lateinische Glossar unterstützt Lehrer, die nicht der alten Sprachen mächtig sind. Positiv hervorzuheben ist auch, dass die an den Büchern beteiligten Wissenschaftler bei ihren Ausführungen sich einer auch für Lehrer verständlichen Sprache bedienen. Bedenkt man, dass die beiden insgesamt 1272 Seiten umfassenden Halbbände (nur) eine Auflagenhöhe von 2200 Exemplaren besitzen und die einzelnen Kapitel von international renommierten Wissenschaftlern verfasst wurden, so ist der geforderte Preis gerechtfertigt.
Angesichts der Vernachlässigung von Philosophiegeschichte im Philosophie-, Latein- und Griechischunterricht erinnern die beiden Bücher den Lehrer an zum Teil in Vergessenheit geratene geistesgeschichtliche Strömungen und Ideen, denen bis in die Gegenwart eine Wirkungsgeschichte zukommt. Jedem Philosophie-, Latein- und Griechischlehrer, der sich mit der Entwicklung des intellektuellen Denkens im Hellenismus im Unterricht fundiert auseinandersetzen möchte, können diese beiden Bände des neuen Standardwerks der Philosophiegeschichte nur empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
Grundriss der Geschichte der Philosophie
Begründet von Friedrich Ueherweg.
Mit dem Namen 'Ueberweg' ist die wohl traditionsreichste und umfassendste Darstellung der Geschichte der Philosophie der Antike bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts verbunden. Das zwischen 1863 und 1928 in insgesamt zwölf Auflagen erschienene Werk zeichnete sich durch das Bestreben aus, philosophische Systeme, Schulen und Richtungen dem Leser möglichst objektiv und gründlich dokumentiert zu präsentieren. Objektivität und Informationsfülle liessen den 'Ueberweg' für Generationen von Forschern zum eigentlichen philosophischen Nachschlagewerk werden.
Inhaltsverzeichnis
Die Philosophie der Antike
Band 4: Die hellenistische Philosophie

Inhalt

Einleitung (Von Hellmut Flashar und Woldemar Görler)
§ 1. Die hellenistische Philosophie im allgemeinen.

Erstes Kapitel: Epikur
(Von Michael Erler)
§ 2. Stand der Forschung. - § 3. Schriften. - § 4. Ausgaben und Übersetzungen. - § 5. Leben. - § 6. Inhalt der Werke. - § 7. Lehre. - § 8. Nachwirkung.

Zweites Kapitel: Die Schule Epikurs
(Von Michael Erler)
§ 9. Der Kepos als Institution. - § 10. Metrodor. - § 11. Polyainos. - § 12. Hermarch. - § 13. Kolotes. - § 14. Karneiskos. - § 15. Idomeneus. - § 16. Polystrat. - § 17. Philonides. - § 18. Demetrios Lakon. - § 19. Zenon aus Sidon. - § 20. Phaidros und Siron. - § 21. Asklepiades aus Bithynien. - § 22. Weitere Epikureer: Basilides und Thespis; Apollodor aus Athen; Patron; Aristion. - § 23. Dissidenten: Timokrates; Dionysios aus Herakleia; Nikasikrates und Timasagoras; Antiphanes-, Bromios. § 24. Frauen im Kepos. - § 25. Philodem aus Gadara. - § 26. Einbürgerung des Epikureismus in Rom.

Drittes Kapitel: Lukrez
(Von Michael Erler)
§ 27. Stand der Forschung. - § 28. Ausgaben und Übersetzungen. - § 29. Dichter. § 30. Werk. § 31. Dichtung und Lehre. § 32. Nachwirkung.

Viertes Kapitel: Die Stoa
(Von Peter Steinmetz)
§ 33. Die Stoa bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit im allgemeinen. - § 34. Zenon aus Kition. - § 35. Die Schüler Zenons (1): Persaios aus Kition; Philonides aus Tbeben; Dionysios aus Herakleia; Ariston aus Chios; Herillos aus Kalchedon. - § 36. Die Schüler Zenons (II): Kleanthes aus Assos und Sphairos vom Borysthenes. - § 37. Chrysipp aus Soloi. - § 38. Schüler und Nachfolger Chrysipps: Zenon aus Tarsos; Diogenes aus Seleukeia; Archedemos aus Tarsos; Apollodoros aus Seleukeia; Boethos aus Sidon; Krinis; Antipatros aus Tarsos; Dionysios aus Kyrene. - § 39. Panaitios aus Rhodos und seine Schüler: Dardanos und Mnesarchos; Hekaton aus Rhodos. - § 40. Poseidonios aus Apameia. - § 41. Die Stoa in der Mitte und zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts vor Christus: Athenodoros Kordylion aus Tarsos-, Antipatros aus Tyros; lason aus Nysa; Asklepiodotos; Phanias; Geminos aus Rhodos; Diodoros aus Alexandreia; Athenodoros, Sohn des Sandon, aus Kana; Apollonios aus Tyros; Areios Didymos aus Alexandreia; Ibeon aus Alexandreia.

Fünftes Kapitel: Älterer Pyrrhonismus. Jüngere Akademie. Antiochos aus Askalon
(Von Woldemar Görler)
§ 42. Einführung. - § 43. Pyrrhon aus Elis. - § 44. Timon aus Phl(e)ius. - § 45. Weitere Schüler Pyrrhons. Fortbestand der Schule: Nausiphanes aus Teos; Hekataios aus Abdera; Theodoros aus Kyrene, der 'Gottlose'; EURylochos; Philon aus Athen; Numenios; Askanios aus Abdera. - § 46. Die jüngere Akademie im allgemeinen. - § 47. Arkesilaos. § 48. Lakydes und seine Nachfolger: Telekles; Euandros-, Hegesinus. Undatierbares aus der frühen skeptischen Akademie. - § 49. Karneades. - § 50. Die Akademie zwischen Karneades und Philon: Karneades 'der Jüngere' und Krates aus Tarsos; Kleitomachos; Metrodoros aus Stratonikeia-, Charmadas; Hagnon aus Tarsos; Melanthios aus Rhodos; Aischines aus Neapolis-, Boethos aus Marathon; Zenodoros aus Tyros; Metrodoros aus Skepsis. - § 51. Philon aus Larisa. - § 52. Antiochos aus Askalon und seine Schüler: Aristos; Brutus und Varro. - § 53. Ausklang und Übergang: Ainesidemos; Platonismus in Alexandreia.

Sechstes Kapitel: Cicero
(Von Günter Gawlick und Woldemar Görler)
§ 54. Zeugnisse, Ausgaben und Übersetzungen. - § 55. Leben. - § 56. Schriften. - §57. Philosophie. - § 58. Nachwirkung.