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Die Philosophie des Mittelalters, Bd. 1 Byzanz Judentum
Die Philosophie des Mittelalters, Bd. 1
Byzanz Judentum




Alexander Brungs, Georgi Kapriev, Vilem Mudroch (Hrsg.)

Schwabe Basel
EAN: 9783796526237 (ISBN: 3-7965-2623-3)
362 Seiten, hardcover, 18 x 25cm, Oktober, 2019

EUR 160,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Schwabe Verlag

www.schwabeverlag.ch
Rezension
Geistes-, Ideen- und Philosophiegeschichte gehören zu den Forschungs- und Lehrgegenständen, die an Universitäten und Hochschulen angesichts des Eindringens ökonomischer Imperative in das Bildungssystem massiv an Bedeutung eingebüßt haben. Angesichts dieser Entwicklung verdient das Unternehmen des Schwabe Verlags, in der heutigen Zeit eine völlig neu bearbeitete Auflage von Ueberwegs „Grundriss der Geschichte der Philosophie“ vorzulegen, Lob und Anerkennung. Mit der Neuauflage des Klassikers wird das Ziel verfolgt, eine möglichst ausgewogene Darstellung der Philosophiegeschichte zu liefern, welche den neuesten Forschungsstand berücksichtigt. Der Aufbau jedes Bandes der Reihe folgt einer bestimmten Struktur: Auf eine Auflistung der oft nur schwer ermittelbaren zentralen Werke eines Autors folgt seine Kurzbiographie, dann Inhaltsangaben zu seinen Schriften und im Anschluss daran die Darlegung von Lehre und Wirkung des Denkers, bei der alle philosophischen Disziplinen gewürdigt werden. Jedes Kapitel beschließt eine Übersicht über die relevante Sekundärliteratur.
Umso verdienstvoller ist das Vorhaben des Schwabe Verlags zu bewerten, wenn die Bände Gebieten der Philosophiehistorie gewidmet sind, zu denen bisher eine Gesamtdarstellung fehlte, wie es bei der Philosophie des Byzantinischen Reiches der Fall ist. Sie bildet zusammen mit methodologischen Überlegungen zur Geschichtsschreibung der Philosophie im mittelalterlichen Judentum den Auftaktband zur Philosophie des Mittelalters. Herausgegeben wird der auf intensiven Quellenstudien basierende Band „Byzanz Judentum“ von Alexander Brungs (*1966), Georgi Kapriev (*1960) und Vilem Mudroch (*1953). Die Wissenschaftler können überzeugend belegen, dass bei allen Kultureinflüssen von einer eigenständigen Philosophie in Byzanz vom 7. Jahrhundert bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 gesprochen werden kann.
Byzantinische Denker strebten eine Synthese des antiken Erbes mit dem Christentum an. Sie erörterten beispielsweise das Trinitätsdogma. So kritisierte Photios von Konstantinopel gekonnt die Erweiterung des Nizänischen Glaubensbekenntnisses um das Filioque. Philosophisch relevant ist auch der Streit zwischen Ikonoklasten und Ikonodulen sowie der Hesychastenstreit über die Möglichkeit der Formulierung apodiktischer Syllogismen über Gott. Innerhalb der byzantinischen Lehrautoritäten lassen sich theozentrische und anthropozentrische Richtungen identifizieren. Byzanz bewahrte durchgängig das kulturelle Erbe griechischer Denker. In der Schule zählt die Geschichte, Kultur und Philosophie des Byzantinischen Reiches zu den vernachlässigten Gegenständen. Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Religion werden durch das vorliegende philosophiegeschichtliche Buch motiviert, sich mit dem Erinnerungsraum Byzanz im Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Der erste Band zur mittelalterlichen Philosophie „Byzanz. Judentum“ des neuen „Ueberweg“ beleuchtet erstmals in einer Gesamtdarstellung differenziert die vielfältigen und tiefsinnigen Argumentationen byzantinischer Denker. Damit leistet das hervorragende Standardwerk zugleich einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis des Mittelmeerraums.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Teil I dieses Bandes behandelt die Charakteristika der Philosophie im Byzantinischen Reich und ihre Entwicklung im Zusammenhang eines mit ihr untrennbar verknüpften religiös-kulturellen Gefüges. In bewährtem Grundriss-Verfahren werden in konziser Form Leben und Werk jener Gelehrten dargestellt, die diese Entwicklungen vorantrieben. Der Grundriss ist nicht nur chronologisch geordnet, sondern auch nach Sprachen (Arabisch, Griechisch oder Lateinisch) und geographischen Regionen, weshalb die Philosophie jüdischer Autoren in unterschiedliche Reihen bzw. Bände fällt. Dem trägt Teil II des Bandes Rechnung, indem er einen Methodengeschichtlichen Aufriss zur Historiographie der Philosophie im Judentum bietet. Dieser ordnet das Schaffen jüdischer Philosophen in ihren geistesgeschichtlichen Kontext ein und reflektiert die «jüdische Philosophie» als Gegenstand sowie den angemessenen Modus ihrer Darstellung.
Der Band eröffnet die Reihe Die Philosophie des Mittelalters. Er schliesst nahtlos an den letzten Band von Die Philosophie der Antike an (Band 5 zur spätantiken Philosophie u.a. im oströmischen Reich).
Autor/in
Alexander Brungs hat in Erlangen zu Thomas von Aquin promoviert. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Erlangen, Freiburg i. Br. und Zürich.
Georgi Kapriev ist Professor für Geschichte der Philosophie an der St. Kliment Ochridski-Universität in Sofia, Bulgarien. Er hat mehrere Werke zu byzantinischer Philosophie und ihren Protagonisten verfasst.
Vilem Mudroch promovierte 1984 in Zürich zu Kants Theorie der physikalischen Gesetze. Von 1985 bis 2018 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Philosophischen Seminar der Universität Zürich.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Reihe Die Philosophie des Mittelalters
(Ruedi Imbach, Peter Schulthess) XI
Vorwort zu Band i (Alexander Brungs, Vilem Mudroch) XXI
Verzeichnis der Siglen XXVII
TEIL I
DIE PHILOSOPHIE IM BYZANTINISCHEN REICH
Erstes Kapitel
Die byzantinische Kultur und der Philosophiebegriff.
Vorbyzantinische Traditionsstränge (4.-6. Jahrhundert) 3
§ 1. Die byzantinische Philosophie im historischen Kontext
(Georgi Kapriev) 5
1. Zeitrahmen und Grundzüge der byzantinischen Kultur 5. -
2. Der Begriff einer «byzantinischen Philosophie» 7. - 3. Stand der
Forschung 10.
§ 2. Die vorbyzantinische Tradition (4.-6. Jahrhundert)
(Georgi Kapriev) 13
1. Das 4. Jahrhundert: Athanasios von Alexandrien. Die Kappadokier.
Euagrios Pontikos und die Mönchsmystik 13. - 2. Das 5. und 6. Jahrhundert: Leontios von Byzantion. Dionysios Areopagita 18.
Zweites Kapitel
Von den Anfängen der Philosophie in Byzanz zum Klassizismus
(7.-10. Jahrhundert) 21
§ 3. Anfänge der byzantinischen Philosophie (Georgi Kapriev) 23
1. Maximus Confessor 23. - 2. Johannes von Damaskus 27. -
3. Theodor Abü Qurra 31. - 4. Der Bilderstreit 32.
§ 4. Byzantinischer Klassizismus (9.-10. Jahrhundert) (Georgi Kapriev) 34
1. Einleitung 34. - 2. Leon der Philosoph / der Mathematiker 35. -
3. Photios von Konstantinopel 37. - 4. Niketas von Byzanz 45. -
5. Arethas von Kaisareia 46.
Drittes Kapitel
Die Philosophie des 11. und 12. Jahrhunderts 49
Einleitung (Georgi Kapriev) 51
§ 5. Die theozentrische Denkrichtung (Georgi Kapriev) 53
1. Symeon der Neue Theologe 53.-2. Niketas Stethatos 56.
§ 6. Michael Psellos und seine Nachfolger (Katerina Ierodiakonou) 59
1. Michael Psellos 59.-2. Johannes Italos 64. - 3. Eustratios von
Nikaia 67.
§ 7. Die Aristoteleskommentare und die Proklos-Kritik 71
1. Michael von Ephesos (Katerina Ierodiakonou) 71. - 2. Nikolaos
von Methone (Georgi Kapriev) 74.
Viertes Kapitel
Die Philosophie des 13. Jahrhunderts 77
Einleitung (Georgi Kapriev) 79
§ 8. Die Philosophie im Reich von Nikaia (John A. Demetracopoulos).. 80
1. Nikephoros Blemmydes 80. - 2. Theodoros II. Laskaris 85.
§ 9. Der philosophische Streit um die Unionsversuche
(Georgi Kapriev) 91
1. Johannes XI. Bekkos 91. - 2. Gregorios II. (Georgios von
Zypern) 94.
§ 10. Wichtige Lehrautoritäten, Kommentatoren und Übersetzer 98
1. Georgios Akropolites (Georgi Kapriev) 98. - 2. Manuel
Holobolos (Georgi Kapriev) 99. - 3. Johannes Pediasimos (Georgi
Kapriev) 101. - 4. Georgios Pachymeres (Tzotcho Boiadjiev) 102. -
5. Sophonias (John A. Demetracopoulos) 106. - 6. Manuel-Maximos
Planudes (Georgi Kapriev) 108. - 7. Nikephoros Chumnos (Georgi
Kapriev) 110.-8. Theodoros Metochites (John A. Demetracopoulos) 112. - 9. Gregorios Sinaites (Georgi Kapriev) 118.
Fünftes Kapitel
Die Philosophie des 14. Jahrhunderts 123
Einleitung (Georgi Kapriev) 125
§ 11. Der Hesychastenstreit 126
1. Barlaam von Kalabrien (John A. Demetracopoulos) 127. -
2. Gregorios Akindynos (Tzotcho Boiadjiev) 133. - 3. Nikephoros
Gregoras (Tzotcho Boiadjiev) 137. - 4. Johannes Kyparissiotes
(Tzotcho Boiadjiev) 141. - 5. Isaak Argyros (Tzotcho Boiadjiev) 144.
- 6. Gregorios Palamas (Georgi Kapriev) 145. - 7. Johannes VI.
Kantakuzenos (Georgi Kapriev) 154. - 8. Philotheos Kokkinos
(Georgi Kapriev) 156.
§ 12. Der byzantinische Thomismus 158
1. Demetrios Kydones (John A. Demetracopoulos) 158. - 2. Prochoros
Kydones (John A. Demetracopoulos) 165. - 3. Manuel Kalekas
(John A. Demetracopoulos) 168. - 4. Manuel Chrysoloras (Georgi
Kapriev) 170. - 5. Maximos Chrysoberges (Georgi Kapriev) 172. -
6. Andreas Chrysoberges (Georgi Kapriev) 173.
§ 13. Die Antithomisten 175
1. Neilos Kabasilas (Georgi Kapriev) 175. - 2. Theophanes von
Nikaia (John A. Demetracopoulos) 177. - 3. Joseph Philagrios
(Georgi Kapriev) 179.-4. Kallistos Angelikudes (Georgi Kapriev) 180.
- 5. Demetrios Chrysoloras (Georgi Kapriev) 183. - 6. Joseph
Bryennios (Georgi Kapriev) 185.
§ 14. Nikolaos Kabasilas (John A. Demetracopoulos) 187
Primärliteratur 187. - Leben 188. -Werk, Lehre und Wirkung 189.
Sechstes Kapitel
Die Philosophie des 15. Jahrhunderts 195
Einleitung (Georgi Kapriev) 197
§ 15. Wichtige Lehrautoritäten (Georgi Kapriev) 198
1. Johannes Chortasmenos 198. - 2. Markos Eugenikos 198.
§ 16. Der byzantinische Platonismus (Tzotcho Boiadjiev) 202
1. Georgios Gemistos Plethon 202. - 2. Bessarion 208. - 3. Michael
Apostolios 215.
§ 17. Der byzantinische Aristotelismus 217
1. Theodoros Gazes (Tzotcho Boiadjiev) 217. - 2. Andronikos Kallistos
(Tzotcho Boiadjiev) 219. - 3. Georgios von Trapezunt (Tzotcho
Boiadjiev) 220. - 4. GeorgiosAmiroutzes (Georgi Kapriev) 222. -
5. Georgios Scholarios (John A. Demetracopoulos) 224. - 6. Matthaios
Kamariotes (Tzotcho Boiadjiev) 239.
Sekundärliteratur zu Teil I: Philosophie im Byzantinischen Reich 242
Bibliographie [*l-*8] 242. - Allgemeine Literatur [*21-*123] 242.
- Anfänge und Byzantinischer Klassizismus [*141-*335] 248. -
Philosophie des 11. und 12. Jahrhunderts [*351-*563] 254. -
Philosophie des 13. Jahrhunderts [*581-*888] 261. - Philosophie
des 14. Jahrhunderts [*901-*1410] 270. - Philosophie des 15. Jahrhunderts [*1421-*1824] 286.
TEIL II
DAS LANGE JÜDISCHE MITTELALTER UND DIE
DARSTELLUNG SEINER GESCHICHTE 301
§ 18. MethodengeschichtlicherAufriss zur Historiographie der Philosophie
im Judentum (Yossef Schwartz) 303
Primärliteratur 303
Darstellung 307
1. Politische und religiöse Entwicklungen im jüdischen Mittelalter 308. - 2. Die Sprachen der Juden im Mittelalter 311. - 3. Gibt
es eine jüdische Philosophie im Mittelalter? 314. - 4. Zentrale
Modelle im Rahmen traditioneller Historiographie 318. -
5. Jüdische Philosophien vor und nach der hebräischen Sprachwende. Neue Perspektiven auf zentrale Figuren und Ideen 324. -
6. Das Ende des jüdischen Mittelalters 340.
Sekundärliteratur zu Teil II: Das lange jüdische Mittelalter und die
Darstellung seiner Geschichte 343
Sachregister 353
Namenregister 359