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Die Visualisierung des Sports in den Medien  2., leicht veränderte Auflage
Die Visualisierung des Sports in den Medien


2., leicht veränderte Auflage

Thomas Schierl (Hrsg.)

Herbert von Halem Verlag
EAN: 9783938258880 (ISBN: 3-938258-88-8)
248 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2008, 31 Abb., 5 Tab.

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie wird Sport in den Medien dargestellt? Diese Frage wurde bisher in dem noch sehr wenig erforschten Gebiet der Sportkommunikation vor allem im Hinblick auf die journalistische Darstellungsform untersucht. Der vorliegende Band fokussiert hingegen die visuelle Darstellung im Bereich Mediensport unter Berücksichtigung verschiedener relevanter Facetten.

In den einzelnen Beiträgen werden die Determinanten und Entwicklungen der visuellen Sportkommunikation beschrieben und analysiert, und daran anschließend ästhetische Tendenzen und ethische Implikationen der spezifisch massen-medialen Visualisierung des Sports diskutiert. Die Autoren bewerten u.a. intentionale wie non-intentionale Strategien zur Visualisierung von Geschlechterbildern, Erotik und Gewalt des Sports und untersuchen moderne mediale Inszenierungsstrategien der Sportler, der Sportarten und des Sports an sich.
Rezension
Unsere Medien sind voll von Sportberichterstattungen; sie machen einen großen Anteil z.B. des Fernsehprogramms aus. Sport wird heute wesentlich visuell dargestellt und vermarktet. In diesem Band geht es nicht darum, wie man soetwas gekonnt macht, also um die journalistische Fähigkeit zu kompetenter visueller Sportberichterstattung, - dieser Band ist grundsätzlicher angelegt, die Visualisierung des Sports wird aus vielfältigen Perspektiven beschrieben: ästhetische Tendenzen kommen ebenso zur Sprache wie ethische Implikationen der spezifisch massen-medialen Visualisierung, Gender-Aspekte genauso wie Medieninszenierung und Idolisierung, Gewaltdarstellung und Voyeurismus.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Reihe Sportkommunikation wird herausgegeben
von Thomas Schierl, Holger Schramm und Hans-Jörg Stiehler

Wie wird Sport in den Medien dargestellt? Diese Frage wurde bisher in dem noch sehr wenig erforschten Gebiet der Sportkommunikation vor allem im Hinblick auf die journalistische Darstellungsform untersucht. Der vorliegende Band fokussiert hingegen die visuelle Darstellung im Bereich Mediensport unter Berücksichtigung verschiedener relevanter Facetten.
Inhaltsverzeichnis
thomas schierl 7
Vorwort

Kapitel 1
manfred schmalriede 11
Zwischen Dokumentation und Inszenierung.
Sportfotografie im Wandel

Kapitel 2
dietrich leder 40
Vom Verlust der Distanz.
Die Geschichte der Fußballübertragungen im deutschen Fernsehen

Kapitel 3
barbara ränsch-trill 82
Voyeurismus des Mediensports.
Über das ästhetische Problem der Darstellung von Gewalt in der Sportberichterstattung

Kapitel 4
guido zurstiege 96
Was soll es bedeuten?
Frauen, Männer und Medien-Sport

Kapitel 5
ilse hartmann-tews / bettina rulofs 111
Die Konstruktion von Geschlecht im Rahmen der visuellen Sportkommunikation

Kapitel 6
thomas schierl 135
Ästhetisierung als produktpolitisches Instrument medial vermittelten Sports

Kapitel 7
thorsten schauerte / jürgen schwier 164
Die Telegenisierung von Sportereignissen –
Anpassung von Sportarten und ihrem Regelwerk an mediale Bedingungen

Kapitel 8
christoph bertling / erik eggers 187
Fußballer im Bild der Medien –
Anmerkungen zur medialen Inszenierung

Kapitel 9
helmut scherer 214
Die Darstellung von Emotionen in der Sportberichterstattung

Autorinnen und Autoren 241


Leseprobe:
thomas schierl
Vorwort
Mediensport ist ein Zuschauermagnet, der nach Meinung der meisten
Autoren, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, irgendwo zwischen
Unterhaltung und Information angesiedelt ist. Denn Sport wird
von den Medien in einem hohen Maße als Unterhaltung angeboten – vor
allem von den Nutzern primär als Unterhaltung rezipiert – aber zumeist
mit den Stilmitteln und Darstellungsformen des Journalismus übermittelt.
Dies scheint sicherlich auf den ersten Blick so zu sein, aber was hat
das letztendlich für eine Bedeutung, wenn man feststellt, dass auch im
Sport journalistische Darstellungsformen – ein sicherlich recht offener
Begriff – verwendet werden? Wird Sportberichterstattung schon
dadurch, dass sie bestimmte Darstellungsformen adaptiert, zu dem, was
man landläufig unter Journalismus subsumiert? Und weisen die Darstellungen
von Sportjournalismus und anderen Bereichen des (Nachrichten-)
Journalismus gerade im visuellen Bereich wirklich hohe oder überhaupt
Gemeinsamkeiten auf, die dann auch die Summe der Differenzen
übersteigen? Wird denn über relevante Themen des Politik- und Wirtschaftsjournalismus
ähnlich und mit vergleichbarer Intention berichtet
wie über ein Sportereignis?
Der Band 2 der Reihe Sportkommunikation setzt sich mit der Darstellung
des Sports in den Medien, vor allem mit der visuellen Darstellung
auseinander. In dem bisher immer noch sehr wenig beforschten Gebiet
der Sportkommunikation findet sich zwar inzwischen eine Reihe von
inhaltsanalytischen Arbeiten, die sich beispielsweise mit den Themenschwerpunkten
und -setzungen, den Formaten und den vorherrschenden
journalistischen Darstellungsformen auseinandersetzen, aber es gibt
nur wenige Untersuchungen zur visuellen Darstellung des Sports in den
Medien. Dies mag u.a. auch damit zusammenhängen, dass die Forschung
im Bereich der Bildkommunikation generell nur höchst rudimentär ausgebildet
und durch starke Defizite gekennzeichnet ist.
Der vorliegende Reader will einen Beitrag zu diesem vernachlässigten
Forschungsfeld leisten und beschäftigt sich mit dem Thema visueller
Darstellung im Bereich Mediensport unter Berücksichtigung verschiedener
wichtiger Facetten. So werden einerseits die Determinanten und
Entwicklungen der visuellen Sportkommunikation beschrieben und analysiert,
als auch daran anschließend ästhetische Tendenzen und ethische
Implikationen der spezifisch massenmedialen Visualisierung sowie der
medialen Inszenierung des Sports diskutiert.
Im ersten Teil (Kap. 1 + 2), der sich mit Historie und Wandel beschäftigt,
gibt manfred schmalriede einen Überblick über die historische
Entwicklung der Sportfotografie von ihren Anfängen bis heute, und
beschreibt dabei aber auch gleichzeitig allgemeine Aspekte der Sportfotografie.
Einen wichtigen Aspekt sieht Schmalriede in der paradoxen Figur,
Bewegungen in einem (statischen) Bild festzuhalten. dietrich leder
setzt sich mit der audiovisuellen Darstellung des Sports in den Medien
auseinander. Er analysiert in seinem Beitrag, beginnend mit dem Endspiel
der Fußball-Weltmeisterschaft am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorfstadion
bis in die heutige Zeit, den zunehmenden Verlust der Distanz der
Kamera zum Sportler.
Im zweiten Teil (Kap. 3 - 6), der sich mit dem Thema Ästhetik und
Ethik auseinandersetzt, beschäftigt sich barbara ränsch-trill mit dem
Voyeurismus des Mediensports. Sie diskutiert wie es möglich ist, dass
Menschen von Gewalt und Schrecken angezogen werden, diese eventuell
genussreich betrachten und wie die Medien wiederum mit dieser anthropologischen
Disposition ästhetisch umgehen. guido zurstiege analysiert
im Hinblick auf die Frage, unter welchen Bedingungen Sport ›etwas‹
bedeute, unterschiedliche Theoriekonzepte und beschreibt Sport als ein
bedeutendes Reproduktionszentrum des Geschlechterverhältnisses. ilse
hartmann-tews und bettina rulofs setzen sich auch empirisch mit
der Konstruktion von Geschlecht in der Sportkommunikation auseinander.
Aus einer sozialkonstruktivistischen Theorieperspektive haben sie
die Frage untersucht, inwieweit im Mediensport differente Muster der
Inszenierung von Geschlecht existieren. thomas schierl zeigt mögliche
Ästhetisierungsstrategien der verschiedenen Akteursebenen im Sport auf,
um dann zu diskutieren, inwieweit diese kommunikativ/ökonomisch
sinnvoll sind und welche unerwünschten gesellschaftlichen Folgen aus
einer solchen dominanten Ästhetisierung des Sports resultieren.
Der dritte Teil (Kap. 7 - 9) des vorliegenden Readers beschäftigt sich
mit der medialen Inszenierung des Sports. thorsten schauerte und
jürgen schwier setzen sich in ihrem Beitrag mit der zunehmenden
Telegenisierung des Sports auseinander. Sie geben einen Überblick über
die Veränderungen des Regelwerks und der medialen Bedingungen
des Sports. Dieser hat sich inzwischen der Logik der Medien, die durch
kontinuierliche Innovationen das Publikumsinteresse erhalten wollen,
unterworfen und die berechtigten Interessen der Athletinnen und Athleten
werden der angestrebten medialen Attraktivität bzw. Verwertbarkeit
untergeordnet. christoph bertling und erik eggers beschäftigen sich
in ihrem Beitrag mit dem Wandel der medialen Inszenierung von Sportlern,
speziell den Fußballern, seit dem 19. Jahrhundert und beschreiben
diesen als eine Veränderung der Inszenierungsmuster, die je nach zeitlicher
und sozialer Rahmung entweder stärker das Individuelle betonen
oder eher das Kollektiv in den Vordergrund stellen. helmut scherer
gibt schließlich in seinem Beitrag, der stärker auf die textliche als die
visuelle Darstellung fokussiert, einen Überblick über die bisherige Forschung
zum Thema Sportberichterstattung und Emotionen und versucht
die Bedeutung der Emotionsdarstellung zu erklären, um daran eine eigene
empirische Analyse zur Darstellung von Gefühlen bei der Zeitungsberichterstattung
zu den Leichathletik-Europameisterschaften anzuschließen.
Köln, im Sommer 2008
Thomas Schierl