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Die Sexualisierung des Sports in den Medien
Die Sexualisierung des Sports
in den Medien




Daniela Schaaf, Jörg-Uwe Nieland (Hrsg.)

Herbert von Halem Verlag
EAN: 9783869620510 (ISBN: 3-86962-051-X)
312 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2011, 38 Abb., 9 Tab.

EUR 28,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
David Beckham modelt für Armani-Unterwäsche, Fußballerinnen ziehen sich zur WM für den Playboy aus und im Beachvolleyball schreibt der Weltverband vor, wie knapp die Kleidung sein muss: Sex sells, auch und vor allem im Sport. Athletinnen, die zuvor in einschlägigen Magazinen, Sport-Illustrierten und Kalendern eine erotische Präsenz gezeigt haben, lassen sich besonders gut als Werbe-Testimonial vermarkten.

Der vorliegende Sammelband greift eine primär visuelle Repräsentationsstrategie auf, die sich in den vergangenen Jahren medienübergreifend beobachten lässt. Der vielfache mediale Einsatz dieser Sexualisierungsstrategien, auch und insbesondere im Umfeld der Frauen-Fußballweltmeisterschaft 2011, erhöht die Relevanz einer näheren wissenschaftlichen Betrachtung. Der interdisziplinär konzipierte Sammelband enthält Beiträge aus der Perspektive der Kommunikations-, Medien- und Marketingwissenschaft, der Geschlechterforschung, der Sportwissenschaft, der Körpersoziologie und den Cultural Studies. Behandelt werden Themen wie Homo- und Transsexualität im Sport, die Selbstdarstellung von Sportlern im Social Web, die Darstellung von Frauen im Sport im Wandel der Zeit oder die Reaktion von Jugendlichen auf die Sexy Sport Clips im nächtlichen Spartenprogramm.
Rezension
Für die meisten normalen Konsumenten vollzieht sich die in diesem informativen und multiperspektivischen Sammelband dargestellte Phänomen-Bescheibung schleichend und kaum bewußt auffallend, beim näheren Nachdenken aber wird es jedem klar: Sport, Sportler/innen und Sportberichterstattung werden zunehmend und keineswegs mehr nur subtil sexualisiert. Dafür bietet der Band nicht nur zahlreiche Beispiele, sondern zeigt auch auf, warum diese Entwicklung sich vollzieht, wer davon profitiert oder nicht profitiert und welche Auswirkungen diese Entwicklung in vielfältiger Hinsicht hat. Sportberichterstattung und Sportvermarktung gehen immer mehr ineinander über; auch die redaktionelle Darstellung von Sportler/inne/n geschieht zunehmend in erotischen Posen, ihr Aussehen und ihre attraktive Ausstrahlung werden zur wichtigsten Bildaussage, während die erzielte Leistung oder der errungene Sieg in den Hintergrund rücken.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Sportkommunikation, 10
Die redaktionelle Darstellung von Sportlerinnen erfolgt zunehmend in erotischen Posen, ihr Aussehen und ihre attraktive Ausstrahlung werden zur wichtigsten Bildaussage – die erzielte Leistung oder der errungene Sieg treten in den Hintergrund. Diese Sexualisierung in der Bildkommunikation findet dabei keineswegs ein Korrektiv im redaktionellen Umfeld, vielmehr zeigen sich auch in den journalistischen Texten entsprechende Tendenzen. Der sexualisierten Darstellung von Profisportlerinnen in Text und Bild schließt sich unmittelbar eine sexistische Aufbereitung in der werblichen Kommunikation an, die teilweise sogar softpornografische Züge trägt. So lassen sich Athletinnen, die zuvor in einschlägigen Männermagazinen, Sport-Illustrierten und Kalendern eine erotische Präsenz gezeigt haben, besonders gut als Werbetestimonial vermarkten. Die männliche Konkurrenz kann sich der medialen Sexualisierung ebenfalls kaum noch entziehen. Dank David Beckham wird auch von Sportlern erwartet, dass sie dem erwünschten maskulinen Körperideal entsprechen und außerhalb der klassischen Sportberichterstattung, insbesondere in der werblichen Kommunikation, in einem erotischen Kontext auftreten.
Doch geht die Sexualisierung des Sports in den Medien weit über den Profisport hinaus, was sich z.B. am Beispiel der “Sexy Sportclips” im Nachtprogramm von Spartensendern oder durch die gezielte Neuschaffung von erotisierten Sportarten wie der US-amerikanische Lingerie League, bei der die Sportlerinnen lediglich mit Dessous bekleidet sind, anschaulich zeigen lässt. Schließlich erfolgt auch eine Thematisierung bzw. bewusste Nicht-Thematisierung von Homosexualität und Transsexualität im Sport: Outings von homosexuellen Fußballspielerinnen sowie die Diskussion über die Transsexualität der südafrikanischen 800-m-Weltmeisterin Semenya zeigen die Brisanz des Themas an.
Der vorliegende Sammelband greift eine primär visuelle Repräsentationsstrategie auf, die sich in den vergangenen Jahren medienübergreifend beobachten lässt. Der vielfache mediale Einsatz dieser Sexualisierungsstrategien, der insbesondere im Umfeld der Frauen-Fußballweltmeisterschaft 2011 stark diskutiert wird, erhöht die Relevanz einer näheren wissenschaftlichen Betrachtung. Dieser interdisziplinär konzipierte Sammelband enthält Beiträge aus der Perspektive der Kommunikations-, Medien- und Marketingwissenschaft, der Geschlechterforschung, der Sportwissenschaft, der Körpersoziologie und den Cultural Studies.

Jörg-Uwe Nieland, Dr. phil., geb. 1965; wiss. Mitarbeiter an der Universität Duisburg-Essen am Institut für Politikwissenschaft und der „Forschungsgruppe Regieren“ sowie an der Deutschen Sporthochschule Köln, Institut für Kommunikations- und Medienforschung. Schwerpunkte in Lehre und Forschung: Politischer Kommunikation und Regierungstätigkeit, Extremismusforschung, Medienpolitik und Medienentwicklung, Sportkommunikation und Sportpolitik sowie Populärkultur; Studium der Sozialwissenschaften/Politikwissenschaft, Philosophie, Geschichte und Sport in Duisburg, Bochum und Berlin; Lehrtätigkeiten an den Universitäten Düsseldorf, Dortmund, Siegen, Bochum, Münster, Bonn. Veröffentlichungen (Auswahl): Interaktives Fernsehen. Entwicklung, Dimensionen, Fragen, Thesen

Daniela Schaaf, Dr. phil., Master of Arts in Medienmanagement, Diplom-Kauffrau (FH). Studium der Betriebswirtschaftslehre in Köln und der Angewandten Medienwissenschaft in Hannover am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (Hochschule für Musik und Theater). Zuvor Ausbildung als Werbekauffrau (IHK) und Journalistin (Volontariat bei Brainpool TV). Langjährige Tätigkeit als TV-Redakteurin (u.a. »Die Harald Schmidt Show« bei SAT.1). Seit 2005 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikations- und Medienforschung der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2010 Stipendiatin der FIFA (João-Havelange-Forschungsstipendium): »Einzelsportler-Vermarktung im Profifußball der Frauen.

BEITRÄGER:
Daniel Beck, Christoph Bertling, Robert Gugutzer, Ilse Hartmann-Tews, Dagmar Hoffmann, Roman Horak, Holger Ihle, Steffen Kolb, Dietrich Leder, Jörg-Uwe Nieland, Gertrud Pfister, Bettina Rulofs, Daniela Schaaf, Jan Tilmann Schwab, Martin K.W. Schweer, Nicole Selmer, Almut Sülzle, Sascha Trültzsch und Guido Zurstiege.
Inhaltsverzeichnis
I. Einführung in die Thematik

Daniela Schaaf / Jörg-Uwe Nieland 9
Anmerkungen zur Sexualisierung des Sports in den Medien

Robert Gugutzer 34
Körperpolitiken des Sports. Zur sportiven Verschränkung von Körper, Geschlecht und Macht

II. Historische Genese der Sexualisierung des Sports in den Medien

Gertrud Pfister 57
Die Darstellung von Frauen im Mediensport – Kontinuitäten und Veränderungen

Dietrich Leder 81
Der sexualisierte Blick der technischen Medien

III. Sexualisierung als Inszenierungs- und Vermarktungsstrategie von Sportler(inne)n

Bettina Rulofs / Ilse Hartmann-Tews 100
Geschlechterverhältnisse in der medialen Vermittlung von Sport –
Sexualisierung und Erotisierung als Inszenierungsstrategien?

Daniela Schaaf 114
Der Körper als Kapital – Sportlerinnen im Spannungsfeld zwischen Selbstvermarktung und Selbstermächtigung

Guido Zurstiege 137
Männliche Attraktivität. Zur persuasiven Codierung eines Faszinationstyps

Roman Horak / Jörg-Uwe Nieland 150
Sportler als Popstars. Sexualisierung als Vehikel

IV. Die Sexualisierung des Sports im Print und im Internet

Daniel Beck / Steffen Kolb 173
Die Darstellung von Sportlerinnen und Sportlern im und neben dem Wettkampf – eine Analyse der Berichterstattung über die Ski- und Leichtathletik-Weltmeisterschaften

Sascha Trültzsch 193
Sexualisierte Inszenierungsmuster? Präsentationen von Sportlerinnen und Sportlern in Internet und Social Web

Nicole Selmer / Almut Sülzle 210
Ein Bikini macht noch keinen Fußball. Zum Bild der weiblichen Fußballfans in den Medien

V. Die (Soft)Pornografisierung des Sports in den Medien

Dagmar Hoffmann 230
Kult oder Kommerz? Reflexionen junger Rezipienten zur Inszenierung von Erotik in Sportkontexten am Beispiel der Sexy Sport Clips (SSC)

Jan Tilman Schwab 246
»From passion on the pitch to steamy locker room sex scenes« – Zur Verwendung des Fußballs im Pornofilm

VI. Die Darstellung von Homo- und Transsexualität im Mediensport

Martin K.W. Schweer 263
Is anybody out there? Homosexualität in der Sportberichterstattung: Sozialpsychologische Spezifika des (Medien-)Sports mit Blick auf ein Tabuthema

Christoph Bertling / Holger Ihle 279
Tabu Transsexualität? – Eine Analyse der Printberichterstattung über den Fall Balian Buschbaum in der deutschen Qualitätspresse und in Nachrichtenmagazinen

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