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Der Friede Christi und die eine Kirche Zur ekklesiologischen Grundlegung der ökumenischen Ethik Dietrich Bonhoeffers
Der Friede Christi und die eine Kirche
Zur ekklesiologischen Grundlegung der ökumenischen Ethik Dietrich Bonhoeffers




Stephan von Twardowski

Reihe: Arbeiten zur Systematischen Theologie


Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374062782 (ISBN: 3-374-06278-4)
460 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, Februar, 2022

EUR 88,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In seinen einschlägigen Vorträgen im Rahmen der ökumenischen Bewegung in den frühen 1930er Jahren entfaltet Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) angesichts der brennenden Frage nach Wesen und Auftrag internationaler ökumenischer Gemeinschaft Ansätze einer ökumenischen Theologie, die als Fundament, Ausgangspunkt und Orientierung kirchlichen Handelns dienen soll. In der theologisch begründeten Verknüpfung von Wahrheitssuche und empirischer »Existenzform« der Kirche werden in den Überlegungen Bonhoeffers Grundaspekte einer theologisch kohärenten ökumenischen (Friedens-)Ethik erkennbar. Ausgehend von dessen Erstlingswerk »Sanctorum Communio« (1930) untersucht Stephan von Twardowski die ekklesiologische, christologische und anthropologische Grundlegung und die Tragweite der frühen ökumenischen Theologie und Ethik Dietrich Bonhoeffers.

Stephan von Twardowski, Jahrgang 1977, studierte Evangelische Theologie und Erziehungswissenschaft in Hamburg, Heidelberg, São Paulo und Reutlingen. Er ist ordinierter Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche. Seit 2018 vertritt er das Fach Systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Reutlingen. Im gleichen Jahr wurde er mit dem vorliegenden Buch von der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg promoviert.
Rezension
Die frühe, mit nur 24 Jahren verfaßte Dissertation Dietrich Bonhoeffers (1906-1945) mit dem Titel »Sanctorum Communio« aus dem Jahr 1930, die in den Jahren 1925-1927 entstand, bildet den Band 1 der »Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW)«. Und in der Tat: In gewisser Weise baut auf diesen ekklesiologischen Ansatz die gesamte Theologie Bonhoeffers auf. Ausgehend von diesem Erstlingswerk untersucht Stephan von Twardowski die ekklesiologische, christologische und anthropologische Grundlegung und die Tragweite der frühen ökumenischen Theologie und Ethik Dietrich Bonhoeffers. Bonhoeffer fasst seine Ekklesiologie zusammen unter dem bekannten Stichwort "Christus als Gemeinde existierend". Obwohl es sich zunächst um eine rein akademische Arbeit handelt, erweist sich »Sanctorum Communio« doch als in mancherlei Hinsicht auch für den späteren Lebensweg und die Theologie Bonhoeffers prägend: A) Es geht um die Ekklesiologie, die Lehre von der Kirche. Bonhoeffer wird in den Kirchenkampf eingreifen; die Gestalt und Ausformung der Kirche ist ihm wichtig. B) Bonhoffer verbindet soziologische mit theologisch-dogmatischer Erkenntnis. Er nimmt die Gestalt der Gesellschaft und der Kirche wahr; mit soziologischen Kenntnissen steht er "mitten in der Welt". C) Sein Doktorvater Reinhold Seeberg verweist schon im Gutachten zur Dissertation Bonhoeffers auf die "starke Betonung des christlich ethischen Elementes, das ihm immer als Ausgangspunkt dient …" Dietrich Bonhoeffer gehört zu den bedeutendsten und weltweit am stärksten rezipierten deutschsprachigen protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts; seine wichtigsten Werke wie "Nachfolge", "Ethik", oder "Widerstand und Ergebung" sind in die bedeutendsten Sprachen der Welt übersetzt. Er war Theologe und Pfarrer, kämpfte von Beginn an gegen das NS-Regime, gründete die Bekennende Kirche mit, erhielt Lehrverbot und arbeitete zuletzt in der Abwehr unter Admiral Canaris, dessen Widerstandskreis er angehörte. 1943 wurde er verhaftet, ohne Gerichtsurteil gefangen gehalten und am 9. April 1945 hingerichtet.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

1 Einleitung: Die eine Kirche Jesu Christi als Bewährungsfeld ökumenischer Theologie und Ethik 19

1.1 Der Zusammenhang von Ekklesiologie und Ethik als Bewährungsfeld der Ökumene 19
1.2 Ekklesiologie und Ethik: Der Beitrag Dietrich Bonhoeffers 32
1.3 Bonhoeffers ekklesiologische Grundlegung ökumenischer Ethik: Vorgehen und Ziel der
Untersuchung 35
1.4 Zum Verhältnis von Ekklesiologie und Ethik in der Theologie Dietrich Bonhoeffers: Einblicke in den Stand der Forschung 40

2 Person, Geist, soziale Beziehungen und Gemeinschaft: Die vielschichtigen Grundanlagen der Ekklesiologie Dietrich Bonhoeffers 49

2.1 Sozialität als Wesensmerkmal sämtlicher theologischer Grundinhalte: Zur Programmatik von Bonhoeffers »Sanctorum Communio« 49
2.2 Die Sozialgestalt der Kirche als Grundproblem reformatorischer Ekklesiologie 54
2.3 Sozialphilosophische und soziologische Erkenntnisse im Dienst theologischer Dogmatik: Bonhoeffers methodischer Zugang zur Ekklesiologie 59
2.4 Person und soziale Grundbeziehungen: Die Komplexität menschlicher Grundrelationen 65
2.4.1 Der wesentliche Zusammenhang von Person-, Gemeinschafts- und Gottesbegriff 65
2.4.2 Die wesentliche Sozialität des christlichen Personbegriffs 71
2.4.3 Die Relationalität der Person und die Struktur interpersonaler Grundbeziehungen 77
2.4.4 Das Ich-Du-Verhältnis und der Gottesbegriff 81
2.5 Die wesentliche Sozialität der Schöpfung, des menschlichen Geistes und die Grundstruktur von Gemeinschaft 86
2.5.1 Die Schöpfung und ihre wesentliche Sozialität 86
2.5.2 Die wesentliche Sozialität des menschlichen Geistes 89
2.5.3 Die strukturelle Individualität des menschlichen Geistes 95
2.5.4 Soziale Geistigkeit als Person: Gemeinschaft als Kollektivperson 96
2.5.5 Die wesentliche Struktur empirischer Gemeinschaft 100
2.5.6 Die Grundtypen menschlicher Gemeinschaft 103
2.5.7 Das Wesen menschlicher Sozialgebilde und die konkrete Gestalt des objektiven Geistes 111
2.6 Die Wirklichkeit der Sünde und die Zerrissenheit aller Sozialbeziehungen 126
2.6.1 Die individuelle und überindividuelle Dimension und Wirklichkeit der Sünde 126
2.6.2 Der einzelne Mensch und die Adamsmenschheit: Die Totalität der Schuld 132
2.6.3 Die ethische Struktur der Adamsmenschheit und die Wirklichkeit der Gesamtschuld 137

3 Die Wirklichkeit der Kirche Jesu Christi und ihre Sozialgestalt: »Christus als Gemeinde existierend« 143

3.1 Die Offenbarungsrealität der Kirche Jesu Christi und ihre geschichtliche Wirklichkeit 143
3.2 Die neue Wirklichkeit der Kirche Jesu Christi und die bleibende Wirklichkeit der Sünde 148
3.3 Das Sein in Christus und das Sein in der Gemeinde: Die Verknüpfung von Christologie und Ekklesiologie 149
3.4 Jesus Christus und die Realisierung der Kirche: Stellvertretung 157
3.4.1 Die in Adam gefallene Menschheit und Christus, der Stellvertreter 158
3.4.2 Stellvertretung als Schuld- und Strafvertretung in Christus 161
3.4.3 Die wesentliche Sozialität des Gesetzes und das neue »Lebensprinzip der Stellvertretung« 164
3.5 Der Heilige Geist und die Aktualisierung der Kirche Jesu Christi: Vielheit, Gemeinschaft und Einheit des Leibes Christi 169
3.5.1 Das Wort des gekreuzigten und auferstandenen Herrn der Gemeinde und die Vergegenwärtigung im Wirken des Heiligen Geistes 169
3.5.2 »Geistvielheit« und die ethische und strukturelle Einsamkeit der Einzelperson 173
3.5.3 Die Selbstoffenbarung Gottes in seiner Liebe und die Aktualisierung der Gemeinde als »Geistgemeinschaft«: Sanctorum Communio 177
3.5.4 Die Dynamik der »Geisteinheit«: Gemeinde als Gesamtperson 188
3.6 Die geglaubte Wirklichkeit der Kirche und ihre empirische Sozialgestalt 191
3.6.1 Das Verhältnis von Heiligem Geist und objektivem Geist 191
3.6.2 Geglaubte Wahrheit und Existenzform der Kirche 194
3.7 Zusammenschau und Ertrag: »Christus als Gemeinde existierend«. Zur Orientierungskraft der frühen Ekklesiologie Bonhoeffers und ihren Grenzen 199
3.7.1 Bonhoeffers Denkfiguren zur sozialphilosophischen und soziologischen Entfaltung der Einheit von Sozialgebilden 200
3.7.2 Gestalt und Wirken des Heiligen Geistes: Bonhoeffers Geistbegriff 204

4 Der Mensch, die Sünde und die Zerrissenheit menschlicher Gemeinschaft: Bonhoeffers
theologische Anthropologie 211

4.1 Die Zerrissenheit menschlicher Existenz und das Wissen um Gut und Böse 211
4.2 Die biblischen Schöpfungserzählungen (Gen 1-3) und das Wissen um Gut und Böse 213
4.3 Das Schriftverständnis Bonhoeffers 215
4.3.1 Die christologischen Grundvoraussetzungen der Hermeneutik Bonhoeffers 216
4.3.2 Die grundlegenden ekklesiologischen Prämissen der Hermeneutik Bonhoeffers 220
4.4 Der Schöpfer und der Mensch im Lichte des ersten Schöpfungsberichts 222
4.4.1 Der unwissende Mensch zwischen Anfang und Ende der Schöpfung Gottes 223
4.4.2 Das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf 231
4.4.3 Die Erhaltung der Welt durch den Schöpfer 234
4.4.4 Der Mensch als Ebenbild Gottes und der sogenannte Herrschaftsauftrag 236
4.4.4.1 Die Ebenbildlichkeit Gottes im Menschen 238
4.4.4.2 Der Herrschaftsauftrag als existenzielle Bindung an die Schöpfung 243
4.5 Der Mensch und der Sündenfall im zweiten Schöpfungsbericht 244
4.5.1 Die Mitte und die Grenze des Lebens 245
4.5.2 Das Paradies und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse 247
4.5.3 Der unlösliche Zusammenhang von Gut und Böse 251
4.5.4 Das tote Leben des »sicut-deus-Menschen« 258
4.5.5 Der Fall des Menschen als »verzweifelter Zugriff auf das Leben« 262
4.5.6 Die menschliche Frage nach dem Ursprung des Bösen 265
4.5.7 Die Erhaltung der Welt und die Überwindung der Zerrissenheit 268
4.6 Zusammenschau und Ertrag: Der Mensch und die grundlegende Zerrissenheit in Gut und Böse 271

5 Die Gegenwart Christi und die Wirklichkeit der einen Kirche: Ekklesiologie und Ethik in Bonhoeffers ökumenischer Theologie 275

5.1 Die Offenbarungswirklichkeit Christi und die grundlegende Problemstellung theologischer
Ethik 275
5.1.1 Zur Begründung theologischer Ethik in Bonhoeffers erster Ethik-Konzeption 279
5.1.2 Zur grundlegenden Kritik christlicher Ethik: Die Amoralität des Christentums 280
5.1.3 Der konkrete Augenblick, der Wille Gottes und die ethische Entscheidungssituation 284
5.1.4 Freiheit vor Gott als Grundbedingung ethischen Entscheidens und Handelns 287
5.1.5 Der sich konkret offenbarende Wille Gottes und die Erkennbarkeit göttlicher Ordnungen 293
5.1.6 Gottes realer Anspruch an den Menschen: Das dem ersten Ethik-Vortrag zugrundeliegende
Geschichtsverständnis Bonhoeffers 300
5.1.7 Das Problem des Krieges als ethisches Bewährungsfeld 304
5.1.8 Ethik als konkreter Eintritt in die »komplizierte Wirklichkeit« der Welt 312
5.1.9 Der konkrete Wille Gottes und geschichtliche Wirklichkeit: Potenziale und die bleibende Spannung der ersten Ethik-Konzeption Bonhoeffers 315
5.2 Wahrheit und Wirklichkeit der einen Kirche Jesu Christi: Ekklesiologische Selbstverständigung und Wahrheitsorientierung als Grundlage ökumenischer Theologie 318
5.3 Die Gegenwart Jesu Christi: Wirklichkeit und lebendiges Bekenntnis der Kirche Jesu Christi 325
5.3.1 Die Gegenwart Christi in der Welt: Der Ort der Kirche Jesu Christi 325
5.3.2 Christus praesens: Die Gestalt der Kirche in der Welt 328
5.3.3 Die Gegenwart Christi und das Wort der Kirche als Evangelium und Gebot 331
5.3.4 Die Gegenwart Christi und das konkrete Gebot 339
5.3.5 Die Gegenwart Christi, die Friedensgemeinschaft und das konkrete Gebot des Friedens 344
5.3.6 Die Gegenwart Christi und die Grenzen der Kirche 350
5.4 »Christus und der Friede«: Bonhoeffers Weiterentwicklung einer christologisch-ekklesiologisch begründeten Friedenstheologie 354
5.4.1 Der Ruf in die Nachfolge und die Gemeinschaft des Kreuzes 355
5.4.2 »Friede soll sein, weil Christus in der Welt ist«: Frieden als bindendes Gebot und ein vertieftes theologisches Verständnis des Krieges 363
5.4.3 Das ökumenische Konzil und der außerordentliche ökumenische Bekenntnisakt zum konkreten Frieden 371
5.5 Zusammenschau und Ertrag: Die Gegenwart Christi und das konkrete Gebot 383
5.5.1 Die zur Verantwortung rufende Anrede Jesu Christi in Evangelium und Gebot 383
5.5.2 Das Wagnis einfältigen Gehorsams und die Verkündigung des konkreten Gebots 385
5.5.3 Bonhoeffers Auslegung der Bergpredigt und der einfältige Gehorsam als existenzielle Responsivität 393
5.5.4 Ethik als responsive Partizipation an der in Christus offenbarten Wirklichkeit Gottes und die »Existenzform« nachfolgender Gemeinschaft 395

6 Zur ekklesiologischen Grundlegung der ökumenischen Ethik Dietrich Bonhoeffers: Zusammenfassende Aspekte 405

6.1 Im Glauben bezeugte Wahrheit der Offenbarungswirklichkeit Gottes in Jesus Christus und ihre Existenzform 405
6.2 Bonhoeffers komplex angelegtes Kirchenverständnis: Christologie, Pneumatologie,
Anthropologie 407
6.3 Christus praesens: Gestalt und Ort des geschichtlich gegenwärtigen Christus »pro me« 412
6.4 Der Friede Christi und die eine Kirche: Bonhoeffers Ansatz einer ökumenischen Theologie und Ethik und der Beitrag für die gegenwärtige Ökumene 415
6.4.1 Theologie und Bekenntnis in ökumenischer Gemeinschaft 415
6.4.2 Bonhoeffers Ethik der nachfolgenden Kirche Jesu Christi 417
6.4.3 Der Beitrag Dietrich Bonhoeffers zur ökumenischen Theologie und Ethik 423

Literaturverzeichnis 429
A. Werke Dietrich Bonhoeffers 429
B. Weitere Literatur 430
Register 447
A. Personen 447
B. Sachen, Orte und biblische Namen 449