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Der Brief an die Römer 2. Teilband: Röm 6-11 4., um Literatur ergänzte Auflage 2003

1. Auflage 1980
Der Brief an die Römer
2. Teilband: Röm 6-11


4., um Literatur ergänzte Auflage 2003



1. Auflage 1980

Ulrich Wilckens

Neukirchener Verlagshaus , Benziger
EAN: 9783788706159 (ISBN: 3-7887-0615-5)
288 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, 2003

EUR 39,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im zweiten Band des Kommentars werden diejenigen Abschnitte in der Mitte des Römerbriefs ausgelegt, in denen Paulus auf zwei Einwände antwortet, die von jüdischer Seite aus gegen seine grundlegende Darlegung des Christusevangeliums in 3,21-5,21 erhoben werden, nämlich: 1) »Die Rechtfertigung des Sünders allein durch Gottes Gnade ohne Gesetzeswerke kann nichts anderes bedeuten als Rechtfertigung der Sünde, Revolte gegen das Mose-Gesetz, Auflösung der Grundlagen christlicher Ethik«. Paulus bestreitet das: Er legt die Taufe als wirkliche Gerechtma-chung und ständige Indienstnahme für die Sache der Gerechtigkeit Gottes aus (Rom 6). Und er lehrt die Gabe der Taufe, den Geist, als die Kraft zu solcher Erfüllung des Gesetzes im Tun der Gerechtigkeit verstehen (Rom 8), indem er sie mit der faktischen Aussichtslosigkeit der Lage des Sünders unter dem Gesetz konfrontiert (Rom 7). Allein in Christus gibt es Gerechtigkeit. Allein in Christus gelangt das Gesetz zu seiner Erfüllung. - 2) »Die Gnade, die ohne Unterschied alle Menschen als Sünder zum endzeitlichen Leben rettet, Juden wie Heiden, bedeutet den Bruch der Erwählungsgeschichte Gottes mit Israel, seinem Eigentumsvolk«. Paulus bestreitet das: Zwar ist Gott in seiner Gerechtigkeit frei, innerhalb des Volkes Israel von Anfang der Erwählungsgeschichte an zu erwählen und zu verwerfen, wen er will, also auch in der Gegenwart Israel zu exkommunizieren und die Heiden zu berufen (Rom 9). Und wohl ist es wahr, daß Israel den Erweis der Gottesgerechtigkeit in Jesus, dem Christus, verworfen hat, obwohl es die Verkündigung des Evangeliums hörte (Rom 10). Daraus würde tatsächlich =die Verwerfung Israels folgen: Aber die Kraft der Gnade, Gottes Barmherzigkeit, ist so übergroß, daß sie am Ende auch ganz Israel zusammen mit allen Völkern in die Wirklichkeit des Endheils führen wird (Rom 11).

Es ist klar, daß im Durchdenken dieser beiden Abschnitte des Römerbriefs unter wirkungsgeschichtlichem Aspekt einerseits das ökumenische Gespräch über die Taufe sowie über das Gesetz und über theologische Anthropologie, andererseits das christlich-jüdische Gespräch breit einbezogen werden muß. Es ist überraschend, wie aktuell wichtig es werden kann, auf die Stimme des praeceptor gentium zu hören.



Ulrich Wilckens, Dr. theol., geb. 1928; 1958-1960 Dozent für Neues Testament in Marburg, 1960-1968 Professor für Neues Testament in Berlin und 1968-1981 in Hamburg; 1981-1991 Bischof der Nordeibischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und »Catholica-Beauftragter« der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.
Rezension
Der Brief des Paulus an die Römer gilt als der bedeutsamste Brief des Neuen Testaments überhaupt. Hier entwickelt Paulus vergleichsweise systematisch und ohne Polemik, weil er die Römische Gemeinde noch nicht näher kennt und sich ihr als Basis für seine beabsichtigte Spanien-Mission vorstellen will, seine Botschaft vom gesetzesfreien Evangelium, seine Rechtfertigung allein aus Gnade, - wie später Luther die paulinische Theologie zusammenfassen wird. Luther hat die Reformation in einer Auslegung des Galater- und des Römerbriefs begründet, die von Karl Barth ausgehende Dialektische Theologie hat ihren Anfang in Barths legendärer Auslegung des Römerbriefs gefunden und sich damit von Kulturprotestantismus wie Deutschen Christen gleichermaßen abgegrenzt. Kurz: Der Römerbrief hat eine enorme Wirkung erzielt. Die großen Römerbrief-Kommentare reichen bis in die Gegenwart, neben E. Käsemanns Auslegung von 1973 und H. Schliers von 1977 gilt das auch für diese Kommentierung durch U. Wilckens in 3 Teilbänden: Röm 1-5 / Röm 6-11 / Röm 12-16 (1978 ff) (mittlerweile in 3. Aufl.). – Die Vorzüge dieses Kommentars: 1) Auch dieser EKK-Band berücksichtigt ausführlich die Wirkungsgeschichte, 2) neben der Einzelexegese leistet der Kommentar einen gehaltvollen Beitrag zur paulinischen Theologie incl. systematisch-theologischer Erwägungen, 3) klare, straffe und verständliche Gedankenführung, so dass trotz der Stofffülle kein gigantomanischer Kommentar, sondern überschaubare 3 Teilbände entstehen, 4) gelungene Exkurse zu zentralen Themen und Vorstellungen, 5) konsequent interkonfessioneller Dialog gemäß der Programmatik des Evangelisch-Katholischen Kommentars, um die paulinische Theologie im ökumenischen Dialog fruchtbar zu machen. - Kleiner Nachteil: Röm 10,4 Christus als „Endziel des Gesetzes“ bleibt eine merkwürdig unklare Übersetzung: ist Christus nun das Ziel des Gesetzes oder eben doch dessen Ende?

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
II. 6,1-8,39 Die Wirklichkeit der Rechtfertigung im christlichen Leben 3

1. 6,1-23 Wirkliche Gerechtigkeit 5
a) 6,1-14 Die Wirklichkeit der Taufe im christlichen Leben .. 6
b) 6,15-23 Christliches Leben im Dienst der Gerechtigkeit .... 33
2. 7,1-8,17 Vom Sein im Fleisch zum Sein im Geist 62
a) 7,1-6 Der Herrschaftswechsel 62
b) 7,7-25 Die Vergangenheit: Ich unter dem Gesetz der Sünde und des Todes 72
a) 7,7-12 Die Herrschaft des Gesetzes über mich 75
ß) 7,13-25 Die Wirklichkeit der Herrschaft des Gesetzes in mir 83
c) 8,1-17 Die Gegenwart: Wir im Geist des Lebens 117
3. 8,18-30 Leiden in Hoffnung 145
4. 8,31-39 Das Siegeslied der Christen 169

III. 9,1-11,36 Die paradoxe Wirklichkeit der Erwählung 181

1. 9,1-5 Fürbitte für Israel angesichts des Widerspruchs zu seiner Erwählung ... 185
2. 9,6-29 Der Bestand der Gerechtigkeit Gottes, unabhängig von Menschen 190
a) 9,6-13 Erwählung als Auswahl 191
b) 9,14-29 Die Freiheit der Gerechtigkeit Gottes in Zorn und Erbarmen 197
3. 9,30-10,21 Israels Widerspruch gegen Gottes Gerechtigkeit ... 209
a) 9,30-33 Israel hat die Glaubensgerechtigkeit verfehlt 210
b) 10,1-21 Israel verschließt sich der Gerechtigkeit Gottes, die allen Glaubenden offensteht .... 217
4. 11,1-32 Das Wunder der Gottesgerechtigkeit: die endzeitliche Rettung Israels .... 234
a) 11,1—10 Die Erwählung nur eines Restes 234
b) 11,11-24 Warnung vor heidenchristlichem Heilshochmut ... 240
c) 11,25-32 Die paradoxe Wirklichkeit der Gerechtigkeit Gottes 250
5. 11,33-36 Lobpreis der Gerechtigkeit Gottes 268

Weitere Nachträge zum Literaturverzeichnis (Ergänzung) 275

Exkurs
Der traditions- und religionsgeschichtliche Hintergrund von Römer 6 42
1. Die übrigen Aussagen über die Taufe bei Paulus und in den nachpaulinischen Schriften .... 42
2. >Mit Christus< 44
3. Taufe auf den Namen Jesu 48
4. Taufe und Tod Christi 50
5. Christliche Taufe und Johannes-Taufe 51
6. Glaube und Taufe 52
7. Der religionsgeschichtliche Hintergrund der Taufe 54