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Der zweite Brief an Timotheus
Der zweite Brief an Timotheus




Alfons Weiser

Neukirchener Verlagshaus , Benziger
EAN: 9783788718862 (ISBN: 3-7887-1886-2)
358 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, 2003

EUR 64,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament

Begründet von Eduard Schweizer und Rudolf Schnackenburg

Herausgegeben von Joachim Gnilka, Hans-Josef Klauck, Ulrich Luz und Jürgen Roloff



In den Pastoralbriefen spiegeln sich Probleme des Übergangs von der zweiten zur dritten urchristlichen Generation. Es stellten sich Fragen nach der zuverlässigen Weitergabe des Evangeliums, der Gemeindeleitung und dem Verhältnis zur nichtchristlichen Umgebung. Der Verfasser versuchte, mit Hilfe der schriftstellerisch in Anspruch genommenen Autorität des Paulus Amtsträgern und Gemeinden Orientierung zu geben. Dies erschien ihm dringlich, weil er innerhalb der Gemeinden Irrlehrer am Werk sah und weil er nach außen hin befürchtete, das Evangelium könne in Misskredit geraten und christliches Leben abgelehnt werden, wenn die Kluft gegenüber den Wertmaßstäben der Umwelt zu groß würde. In den Pastoralbriefen vollzieht sich eine Gratwanderung zwischen der Treue zum Evangelium und einer nicht unproblematischen Anpassung an die Lebensordnungen der hellenistisch-römischen Umgebung.

Innerhalb des Corpus Pastorale besteht die besondere Bedeutung des 2. Timotheusbriefs darin, dass er als >Testament des Paulus< konzipiert ist. Das in ihm gestaltete >Paulusbild< trägt markante Züge. Die Betonung der religiösen Grundhaltungen und des bis hinein in die Kerkerhaft und den Märtyrertod durchgehaltenen Einsatzes des Völkerapostels stellen ihn als Vorbild hin und wollen motivieren für die in der Gegenwart auszuübende Gemeindeleitung und für christliche Lebensgestaltung. Den Kontrast dazu bildet die polemisch überspitzte Kennzeichnung des Fehlverhaltens der Irrlehrer.

Die Auslegung der Pastoralbriefe in der Reihe EKK hatte mit der Kommentierung des 1. Timotheusbriefs durch den evangelischen Exegeten Jürgen Roloff 1988 begonnen. Im vorliegenden Kommentarband zum 2. Timotheusbriefs wird sie vom katholischen Exegeten Alfons Weiser fortgesetzt. In exegetischer Übereinstimmung tragen beide Kommentatoren dem pseudepigraphischen Charakter der Pastoralbriefe Rechnung. In ökumenischem Bemühen gehen sie in mehreren Exkursen von exegetischer Seite her auf theologische Probleme ein, die sich im aktuellen ökumenischen Dialog stellen, besonders auf Fragen nach dem kirchlichen Amt.



Alfons Weiser

Geboren 1934 in Wölfelsgrund/Schlesien; seit 1960 Mitglied der Gesellschaft des Katholischen Apostolates (Pallottiner); 1970 Promotion zum Dr. theol. an der Universität Würzburg; seit 1970 Dozent und seit 1975 Professor für Neutestamentliche Exegese und Einleitung an der Philosophisch-Theologischen Fakultät der Pallottiner in Vallendar.
Rezension
Gemäß der konsequent ökumenischen Ausrichtung des großen Evangelisch-Katholischen Kommentars (EKK) wird der 1. Tim von einem evangelischen Exegeten ausgelegt (Jürgen Roloff, 1988) und der 2. Tim jetzt von einem katholischen Exegeten (Alfons Weiser, 2003). -Der Kommentar stellt sich in der für die Kommentarreihe eigenen Sorgfalt den vielfältigen Problemen der Pastoralbriefe: u.a. dem pseudoepigraphischen Charakter des 2 Tim, der sich als Testament des Paulus versteht – und doch nicht unwesentlich von paulinischer Theologie abweicht, der Polemik gegenüber den sog. Irrlehrern, der Aufnahme von und Anpassung an hellenistisch-römische Lebenhaltung in der christlichen Ethik etc. Das geschieht in der Einleitung ebenso wie in der Kommentierung, insbesondere aber auch in den 6 Exkursen, die sich besonders auch dem in den Pastoralbriefen entwickelten Ämterverständnis stellen, das bis heute grundlegend für ein römisch-katholisches Amtsverständnis ist und wohl einen der entscheidenden Hemmschuhe gegen mehr Ökumene darstellt.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Innerhalb der Pastoralbriefe kommt dem 2. Timotheusbrief besonders die Bedeutung des ›paulinischen Testaments‹ zu. Im Namen des Völkerapostels werden Anweisungen für die Gemeindeleitung und christliche Lebensgestaltung gegeben, wobei der Apostel selbst als das maßgebende Vorbild gezeichnet wird. Die Kommentierung trägt dem pseudepigraphischen Charakter des Schreibens und den ökumenischen Zielen des EKK Rechnung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort V

Abkürzungen und Literatur 1

Einführung 29

I Die literarische Form und Gattung 30

1 Die Topik des Freundschaftsbriefes in 2Tim 30
2 Der Testamentscharakter von 2Tim 34
2.1 Zur Literaturgattung >Testament< 35
2.2 Testamentarische Elemente in 2Tim 38
2.3 Abschluss einer Briefsammlung durch einen Abschiedsbrief .... 39
3 Die >apostolische Parusie< als Brieftopos und die Fast als
epideiktische und symbuleutische Gattung 40

II Adressat, Absender und vorausgesetzte Briefsituation 44

1 Timotheus als historische Gestalt 44
2 Das >Timotheus-< und >Paulusbild< der Fast und die vorausgesetzte Situation des 2Tim 47

III Die Pseudonymität der Pastoralbriefe 51

1 Forschungsüberblick 54
2 Hauptgründe für die Annahme der Pseudonymität 56

IV Ort, Milieu und Zeit der Abfassung 59

1 Der Abfassungs- und Zielort 59
2 Die Anonymität des Verfassers 61
3 Das geistige Milieu 62
4 Die Zeit der Abfassung 63

V Quellen und Traditionen 64

1 Der Bezug zu den Paulusbriefen 64
2 Der Bezug zu Lukas und zum lukanischen Doppelwerk 66
2.1 Lukas als Verfasser der Pastoralbriefe? 67
2.2 Literarische Abhängigkeit von der Apg oder Verarbeitung gemeinsamer Traditionen? 69

VI Textgeschichte und Kanonisierung 70

Kommentar 73

A Brieferöffnung (1,1-5) 75

I Präskript (1,1-2) 75
II Proömium (1,3-5) 84

B Briefcorpus (1,6 - 4,8) 100

I Aufforderung zum Zeugendienst nach dem Lehr- und Leidensvorbild >Paulus< (1,6-2,13) 100

1 Leidensbereiter Zeugendienst und Bewahrung des anvertrauten Gutes (1,6-14) 101
2 Beispiele abschreckenden und vorbildlichen Verhaltens (1,15-18) 135
3 Treue in Lehre und Leiden nach >paulinischem< Vorbild und im Gedenken an den Weg
Jesu (2,1-13) ... 146

II Gemeindeleitung angesichts der Irrlehre (2,14 - 3,9) 185

1 Das rechte Verhalten und das tragende Glaubensfundament (2,14-21) 187
2 Lrmahnung zu besonnener Zurechtweisung der Gegner (2,22-26) 226
3 Die Fehlhaltungen der Irrlehrer als >endzeitliches< Phänomen (3,1-9) 260

III Aufforderungen an den Amtsträger >Timotheus< (3,10 - 4,8) .... 267

1 Leben und Wirken aus der Orientierung an >Paulus< und den >Schriften< (3,10-17) 267
2 Unerschrockener Einsatz angesichts neuer bedrohlicher Situationen (4,1-8) 297

C Briefabschluss (4,9-22) 312

I Persönliche Aufträge und Mitteilungen (4,9-18) 312
II Postskript: Grüße, letzte Mitteilungen, Segenswunsch (4,19-22) 339

Rück->Schau< und Aus->Blick<: Eine Schlussbetrachtung 344

Exkurse:

Zur Wirkungsgeschichte von 2Tim 1,18: Das Fürbittgebet für Verstorbene im ökumenischen Dialog 142

Sukzession in ökumenischer Perspektive und das Sukzessionsverständnis der Pastoralbriefe 181

Sinngehalt und theologiegeschichtlicher Ort der Irrlehre, die Auferstehung sei schon geschehen (2,18) .... 210

Frauen und kirchliches Amt 266

Zur Wirkungsgeschichte von 2Tim 3,16 im Rahmen der kirchlichen Inspirationslehre 286

Die Personalangaben der Pastoralbriefe und ihre Wirkungsgeschichte 328