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Wolfram von Eschenbach Achte Auflage
Wolfram von Eschenbach
Achte Auflage




Joachim Bumke

Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476180360 (ISBN: 3-476-18036-0)
438 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, April, 2004

EUR 14,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Diese bewährte Standardwerk bietet alle verfügbaren Informationen über Wolfram von Eschenbach in seiner Zeit. Ausführliche Analysen und Interpretationen erschließen die Epen "Parzival", "Willehalm" und "Titurel" sowie die Lieder Wolframs. - Für die Neuauflage hat der Autor den Band völlig neu bearbeitet und die umfangreiche neuere Forschung berücksichtigt.
Rezension
Diese Monographie führt in das Leben und Werk Wolframs von Eschenbach ein. Der Schwerpunkt liegt auf Wolframs drei großen Epen Titurel, Willehalm und Parzival; aber auch die Tagelieder und - soweit bekannt und glaubwürdig - Wolframs Leben und seine Zeit werden behandelt. Dabei wird stets die Handlung in ihren Grundzügen dargestellt und die wichtigsten Themen in einem eigenen Unterkapitel behandelt; am Ende jedes Kapitels findet sich Literatur zum jeweiligen Werk (bzw. im 1. Kapitel zur Biographie und Literaturgeschichte).
Joachim Bumkes Einführung hat vor allem zwei Vorteile: Es behandelt den großen Dichter des Mittelalters ausführlich, aber auch in der gebotenen Übersichtlichkeit. Außerdem bietet es seine Informationen auch auf dem neuesten Forschungsstand an (also in diesem Fall auf dem Stand von 2004). Es lohnt sich also, diese bereits 8. Auflage zu erwerben bzw. auch dann einzusehen, wenn man schon eine andere Auflage hat.

Melanie Förg, Lehrerbibiothek.de
Verlagsinfo
Standardwerk auf aktuellem Forschungsstand
Werkanalysen und Interpretationen
Mit gut strukturierten und ausführlichen Literaturangaben

-Autor

Joachim Bumke, Professor em. am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität Köln.

-Inhalt

Zur Pflichtlektüre für alle Germanisten und Mediävisten gehören seit jeher die Lieder und Epen Wolframs von Eschenbach. Wer war der Dichter? Wie sind seine großen Epen "Parzival", "Willehalm" und "Titurel" zu interpretieren? Das Standardwerk liefert eine Fülle von werkbezogenem Hintergrundwissen zu höfischer Sitte, literarischen und politischen Figuren des ausgehenden 12. Jahrhunderts.

(www.metzlerverlag.de)
Inhaltsverzeichnis
© 2004 Verlag J.B. Metzler (www.metzlerverlag.de) I
3-476-18036-0 Bumke, 8. A. Wolfram von Eschenbach

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V
Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVII


I. Der Dichter in seiner Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1. Der Dichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.1 Herkunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Standesverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.3 Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.4 Literarische Beziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2. Auftraggeber und Publikum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.1 Landgraf Hermann von Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2.2 Der fränkisch-bayerische Gönnerkreis . . . . . . . . . . . . . . . 15
Der Graf von Wertheim 15 Burg Wildenberg 15 Der Anger
von Abenberg 16 Trüdingen und Dollnstein 17 Die Markgräfi
n vom Haidstein 17 Heinrich von Rîspach 18 Ein wîp 18
3. Das Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.2 Chronologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.3 Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Dialektmerkmale 21 Wortschatz 22 Syntax 25
3.4 Metrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28
4. Wirkungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Bibliographie und Forschungsberichte 32 Zusammenfassende
Darstellungen 32 Literaturgeschichten 32 Aufsatzsammlungen
33 Wörterbücher und Namensverzeichnisse 33

II. Lieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1. Tagelieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
2. Minnelieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3. Überlieferung und Wirkungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . 37
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Text und Übersetzung 37 Untersuchungen und Interpretationen
37 Tagelieder 38

III. Parzival . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
1. Handlungsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
1.1 Der Prolog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Zwîvel 41 Das Elsterngleichnis 41 Das hakenschlagende Erzählen
42 valsch geselleclîcher muot 43 Die Frauenpassage 44
Die Dichtung und ihr Held 44
1.2 Die Geschichten von Gahmuret (Buch I-II) . . . . . . . . . . . 44
Buch I: Enterbung 45 Die Orientreise 45 Der Kampf vor
Patelamunt 46 Belakane 47 Gahmurets Abschiedsbrief
48
Buch II: Parallelen 49 Das Turnier vor Kanvoleiz 49 Herzeloyde
50 Erzähltech nik 51 Gahmuret zwischen drei
Frauen 51 Gahmurets und Herzeloydes Ehe 51
Herzeloydes Traum und Klage 52 Die ›Selbstverteidigung‹
53
1.3 Die erste Parzival-Partie (Buch III-VI) . . . . . . . . . . . . . . 54
Buch III: Armut 55 Mutter und Sohn 55 Parzi vals tumpheit 56
Herzeloydes Gotteslehre 56 Die Begeg nung mit den
Rittern im Wald 57 Parzivals Auf bruch 57 Je schute
57 Sigune 58 Die Begeg nung mit Ither 59 Der Artushof
59 Ithers Tod 59 Gurne manz 60 Vergleich
mit dem ›Conte du Graal‹ 61
Buch IV: Der Kampf um Belrapeire 63 Verwandtschaft 63
Die keusche Ehe 63 Vergleich mit dem ›Conte du
Graal‹ 64
Buch V: Der traurige Fischer 65 Der Empfang in Munsalvaesche
65 Die blutende Lanze 66 Der Aufzug des
Grals 67 Der Gral XX Ti tu rel 67 Die versäumte Frage
68 Parzivals Abschied von Mun salvaesche 68 Sigune
69 Jeschute XX Vergleich mit dem ›Conte du
Graal‹ 70
Buch VI: Der sommerliche Schnee 72 Die drei Blutstropfen
im Schnee 72 Wahrnehmung und Erkenntnis 73
Der Artushof 74 Frau Minne 75 Parzivals Verfl uchung
76 Kundrie 76 Verwandtschaft 77 KingrimurIX
sel 77 Par zivals Aufl eh nung gegen Gott 77 Vergleich
mit dem ›Conte du Graal‹ 78
1.4 Die erste Gawan-Partie (Buch VII-VIII) . . . . . . . . . . . . . . 79
Buch VII: Konfl ikte 80 Gawan und Obilot 81 Die Versöhnung
82 Gawan und Parzival 82 Vergleich mit dem
›Conte du Graal‹ 82
Buch VIII: Vogeljagd und Liebe 83 Antikonie 84 Der politische
Konfl ikt 84 Die Gralsuche und das Verwandtschaftsmotiv
85 Der Abschied 85 Vergleich mit dem
›Conte du Graal‹ 86
1.5 Parzival bei Trevrizent (Buch IX) . . . . . . . . . . . . . . . . . .87
Buch IX: Die dritte Begegnung mit Sigune 87 Der Kampf
gegen den Gralritter 88 Der Graue Ritter 88 Der
Kyot-Exkurs 89 Die Ankunft bei Trevrizent 89 Der
Kalender 90 Gottesbild und Sündenfall 90 Die
Geheimnisse des Grals 90 Sünde – Verwandtschaft
– Selbsterkenntnis 91 Hochmut und Demut 91 Anfortas‘
Leiden 91 Parzivals ›innere Umkehr‹ 92 Vergleich
mit dem ›Conte du Graal‹ 93
1.6 Die zweite Gawan-Partie (Buch X-XIV) . . . . . . . . . . . . . . 95
Buch X: Gawan als Arzt 95 Orgeluse 96 Gawan als Minneritter
96 Der zweite Minne-Exkurs 96 Malcreatiure
97 Urjans 97 Lischoys Gweljus 97 Plippalinot und
Bene 98 Vergleich mit dem ›Conte du Graal‹ 98
Buch XI: Schastel marveile 99 Lit marveile 100 Die alte Arnive
100 Vergleich mit dem ›Conte du Graal‹ 101
Buch XII: Der dritte Minne-Exkurs 102 Die Wundersäule
103 Gawans mütterliche Verwandtschaft 103 Der
Turkoyte 103 Li gweiz prelljus 103 Gramofl anz und
Itonje 104 Orgeluse und Cide gast 104 Orgeluse,
Anfortas und Parzival 104 Gawans Heimlichkeiten
104 Vergleich mit dem ›Conte du Graal‹ 105
Buch XIII: Gawan und Itonje 107 Gawan und die Gesellschaft
von Schastel marveile 107 Das Beilager 108
Geheimdiplomatie am Artushof 108 Clinschor 109
Gawans Heimlichkeiten 109 Die Festversammlung
von Jofl anze 110 Parzival 110 Vergleich mit dem
›Conte du Graal‹ 110
Buch XIV: Der Kampf zwischen Parzival und Gawan 112
Parzival im Zeltlager vor Jofl anze 113 Der Kampf
zwischen Parzival und Gramofl anz 113 Liebe und
Haß 113 Itonje und Gramofl anz 114 Die Rolle der
Frauen 114 König Artus 115
1.7 Der Abschluß der Parzival-Handlung (Buch XV-XVI) . . . 115
Buch XV: Der Zweikampf der Brüder 115 Feirefi z 116 Das
Verwandtschaftsmotiv 116 Kundrie 117 Die Berufung
zum Gral 117 Die arabischen Planetennamen
118
Buch XVI: Anfortas’ Heilung 119 Trevrizents Widerruf 119
Das Wiedersehen mit Condwiramurs 120 Sigunes
Tod 120 Feirefi z‘ Taufe und Hochzeit 121 Der Priester
Johannes 121 Loherangrin 122 Der Schluß 123
2. Parzivals Sünden und der Gral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
2.1 Mehrdeutigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
2.2 Sünde und Gnade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
Das Sündenmotiv im ›Conte du Graal‹ 126 Wolframs Neuinterpretation
von Parzivals Sünden 127 Die theologischen Fragen
128 Ignorantia – tumpheit 131 Parzivals ›innere Umkehr‹
132 Der religiöse Leitgedanke 134
2.3 Der Gral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
Das dinc 135 Seine Wunderkraft 136 Seine Verbindung zum
Himmel 136 Seine Hüter 136 Vergleich mit Chrétiens Gral
137 Wolframs Gralstein 138 lapsit exillis 139 Geschichte und
Be deutung des Grals 140
3. Parzival und Gawan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
3.1 Die Gauvain-Handlung im ›Conte du Graal‹ . . . . . . . . . 142
3.2 Gawan-Forschung und Parzival-Handlung
in Wolframs Dichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
3.3 Die erste Begegnung Parzivals mit Gawan . . . . . . . . . . . 145
3.4 Parzival und Gawan: tumpheit und wîsheit . . . . . . . . . . 146
Parzivals tumpheit 147 Wahrnehmung und Erkenntnis 148
Parzivals Kämpfe 149 Gawans Einstellung zum Kampf 150
Bewegungen in Raum und Zeit 151 Gawans planendes Handeln
152
3.5 Fremdheit und Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
3.6 Das Geschlechterverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Liebe – Haß – Gewalt – Tod 160 Sigunes Ehe 161 Das Frauenbild
161 Die drei Minne-Exkurse 163 Parzivals Liebes-Verhalten
164 Gawans Liebesverhalten 166
3.7 Verwandtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Mütterliche Verwandtschaft 170 Väterliche Verwandtschaft
172 Strukturelle Ethnologie 174 Der Erkenntnisprozeß 174
Menschheitsverwandtschaft 175
3.8 Religion und Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
3.9 Artusgesellschaft und Gralgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . 181
Die Gralgesellschaft bei Wolfram 182 Die Erlösungsbedürftigkeit
der beiden Gesellschaften 183 Der ritterliche Kampf 185
Die geschlechtliche Liebe 186 Das Erlösungswerk 186
3.10 Die Gahmuret-Feirefi z-Geschichte als Rahmen
der Doppelhandlung von Parzival und Gawan . . . . . . . . 189
4. Bauformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
4.1 Der Wechsel der Handlungsträger . . . . . . . . . . . . . . . . 194
4.2 Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
4.3 Dreißiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198
4.4 Zeit und Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
Zeit 200 Raum 201
5. Poetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
5.1 Der Prolog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
5.2 Die poetologischen Aussagen des Erzählers . . . . . . . . . . 205
Die ›Selbstverteidigung‹ 205 Das Bogengleichnis 205 Der
Prolog zum 7. Buch 206 Das Aventiure-Gespräch 207
5.3 Literarische Anspielungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
5.4 Zur Genealogie der Parzivaldichtung . . . . . . . . . . . . . . 209
5.5 Das parierte maere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
5.6 Verknüpfungsstrategien. Die nachträgliche
Enthüllung von Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
5.7 Der Erkenntnisprozeß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
6. Der Erzähler am Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
6.1 Die Erzählerfi gur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
6.2 Erzähler-Reden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218
Erläuterungen 218 Sentenzen und Sprichwörter 219 Zeitgeschichtliche
Anspielungen 219 Hörer-Anreden 220
6.3 Erzählmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
Beschreibungen 222 Bildlichkeit 223
6.4 Komik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
6.5 Perspektivisches Erzählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
Die Sichtbarkeit des Geschehens 230 Erzähler-Per spekti ve und
Figuren-Perspektiven 230
7. Der Stoff und seine Bearbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
7.1 Die Parzival-Gral-Sage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
7.2 Wolframs Hauptquelle: Der ›Conte du Graal‹
von Chrétien de Troyes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
7.3 Die Nebenquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
Keltische Quellen 239 Französische Quellen 240 Orientalische
Quellen 242 Lateinische Quellen 243 Deutsche Quellen 244
7.4 Das Kyotproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
8. Entstehung, Überlieferung, Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . 247
8.1 Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
8.2 Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249
Handschriften und Fragmente 249 Zum Forschungsstand 253
Aufgaben 254
8.3 Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
Ausgaben und Übersetzungen 258 Forschungsberichte und
Bibliographien 261 Kommentare 261 Zum gan zen Werk 262
Untersuchungen und Interpretationen 263 Einzel ne Szenen
und Stellen 266 Einzelne Gestalten 266 Die Parzival-Gestalt
267 Die Gahmuret-Feirefi z-Handlung 268 Die Gawan-Handlung
268 Stoffgeschichte 269 Chrétien de Troyes 270 Vergleich
Wolfram – Chrétien 271 Über liefe rung 271 Wirkungsgeschichte
273

IV. ›Willehalm‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
1. Handlungsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
1.1 Der Prolog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
Das Eingangsgebet 276 Die Bitte um göttlichen Beistand 277
Die Vorstellung des Helden 278 Die süeze rede 279
1.2 Die erste Schlacht auf Alischanz (Buch I-II) . . . . . . . . . 279
Buch I: Enterbung 280 Die Vorgeschichte 280 Die Schilderung
der Schlacht 281 Vivianz‘ Martyrium 281 Vergleich
mit ›Aliscans‹ 282
Buch II: Vivianz‘ Tod 284 Ehmereiz 285 Arofels Tod 285 Tesereiz‘
Tod 286 Willehalm und Gyburg 286 Ver gleich
mit ›Aliscans‹ 287
1.3 Munleun (Buch III-IV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288
Buch III: Willehalm in Orlens 289 Der Empfang in Munleun
290 Willehalm und die Familie 291 Alyze 291 Willehalm
und der König 291 Vergleich mit ›Aliscans‹
292
Buch IV: Der Reichsgedanke 294 Rennewart 295 Ver gleich
mit ›Aliscans‹ 295
1.4 Oransche (Buch V-VI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297
Buch V: Das Religionsgespräch 297 Gyburgs Rol lenwechsel
299 Das Festmahl 299 Vergleich mit ›Aliscans‹ 300
Buch VI: Das Ende des Festmahls 301 Die Liebes szene 301
Ren newart 301 Gyburg und Rennewart 301 Der
Fürstenrat 302 Die französi schen Fürsten 302 Gyburgs
Schonungs gebot 303 Ver gleich mit ›Aliscans‹ 305
1.5 Die zweite Schlacht auf Alischanz (Buch VII-IX) . . . . . . 306
Buch VII: Der Verrat der Reichsfürsten 308 Die Schlachtordnung
308 Vergleich mit ›Aliscans‹ 309
Buch VIII: Die Schlachtschilderung 311 Vergleich mit ›Aliscans‹
312
Buch IX: Die ›heilige‹ Gyburg 313 Die Schlachtschilderung
314 Die Situation nach der Schlacht 315 Das Zelt
der toten Könige 315 Die Matribleiz-Szene 315 Vergleich
mit ›Aliscans‹ 316
1.6 Der Schluß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317
2. Krieg – Gewalt – Fremdheit – Verwandtschaft . . . . . . . . 320
2.1 Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322
Kriegstechnik 322
Das Heeresaufgebot 323 Der Oberbefehl und die
Hee reseinteilung 323 Fahnen und Schlachtrufe 323
Waffen, Waffenschmuck und Waffen technik 324
Die Schlachtordnung 324 Nach der Schlacht 324
Belagerungstechnik 325
Begründungen und Rechtfertigungen des Krieges 326
Der Kreuzzug 329
2.2 Gewalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
Das Doppelgesicht der Gewalt 331
Gewalt und emotiona les Handeln 333
2.3 Fremdheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
Die fremd-vertrauten Heiden 335
Die fremdvertrauten Franzosen 338
Das fremde Ich 341
2.4 Verwandtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343
Arten und Formen der Verwandtschaft 343
Weltlich und religiöse Verwandtschaft 343 Verwandtschaftskonstellationen
346
Die handlungsbestimmende Bedeutung der Verwandtschaft 347
Die beiden Großfamilien 347 Verwandtschaft im
Kontext von Krieg, Gewalt und Fremdheit 349 Die
religiöse Verwandtschaft 350
3. Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
3.1 Handlungsblöcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
3.2 Bücher und Dreißiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353
3.3 Raum und Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354
Der historisch-geographische Raum 354 Zeitliche Gliederung
356
4. Erzählstil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358
4.1 ›Willehalm‹ und ›Parzival‹. Zur Poetik des ›Willehalm‹ . . 358
4.2 Intertextualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361
4.3 Erzählmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
Störungen im Erzählfl uß 363 Todesbilder 365 Komik und
Gewalt 366
4.4 Die Autorität des religiösen Sprechens . . . . . . . . . . . . . 367
4.5 Perspek tivisches Erzählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368
Der Gyburg-Exkurs 368 ze bêder sît 369 Blicklenkung 370
Erzählerperspektive und Figurenper spektiven 371
4.6 Der Ton der Klage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373
5. Der Stoff und seine Bearbeitung. Geschichte –
Legen de –Sage – Dichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375
5.1 Historische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375
5.2 Die liturgisch-hagiographische Tradition . . . . . . . . . . . . 376
5.3 Die Sage von Guillaume d‘Orange . . . . . . . . . . . . . . . . 378
5.4 Der Epenzyklus um Guillaume d’Orange . . . . . . . . . . . 380
5.5 ›Aliscans‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381
5.6 Wolframs Vorlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384
5.7 Wolframs Bearbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388
6. Überlieferungs- und Wirkungsgeschichte . . . . . . . . . . . . 390
6.1 Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390
Handschriften und Fragmente 390 Ausgaben 392 Bilderhandschriften
392
6.2 Wirkungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .401
Ausgaben und Übersetzungen 401 Kommentare 402 Einführungen
und zusammenfassende Darstellungen 402 Untersuchungen
und Interpretationen 403 Einzelne Gestalten 405
Der ›Willehalm‹ und seine französische Vorlage 405

V. Titurel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407
1. Handlungsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407
1.1 Das erste Fragment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407
Titurels Vermächtnis 408 Sigunes Jugend 408 Kinderliebe 409
Sigune 409 Liebe 410
1.2 Das zweite Fragment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411
Die Situation 411 Der Hund Gardevias 412 Sigunes Verlangen
413
2. Bauform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414
2.1 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414
2.2 Metrik und Aufführungsform . . . . . . . . . . . . . . . . . 415
3. Der Stoff und seine Bearbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416
3.1 Das Quellenproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416
3.2 Das Verhältnis zum ›Parzival‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417
4. Überlieferung und Wirkungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . 418
4.1 Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418
4.2 Wirkungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422
Ausgaben und Übersetzungen 422 Untersuchungen und Interpretationen
424 Überlieferung 424 Wirkungsgeschichte
425


Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
Forschungsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
Namen- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434



Leseprobe:
© 2004 Verlag J.B. Metzler (www.metzlerverlag.de)
3-476-18036-0 Bumke, 8. A. Wolfram von Eschenbach
V
Vorwort zur achten Auflage
Die erste Aufl age dieses Bändchens ist 1964 erschienen, vor 40 Jahren.
Es war ein Versuch, die bereits damals sehr reiche Wolfram-Forschung
für den akademischen Gebrauch kritisch zu sichten und zu einer
knappen Einführung zu ordnen. Die Wolfram-Forschung stand damals
gerade im Begriff, sich neu zu orientieren, nachdem sich die mit dem
Namen von Julius Schwietering verbundene religiös-theologische Wolfram-
Interpretation als zu eng erwiesen hatte. In die Zukunft weisende
Anstöße waren damals vor allem in den ›Parzival‹-Interpretationen
von Wolfgang Mohr und Max Wehrli zu fi nden. Deren Hinweise
auf die zentrale Bedeutung von Komik-Elementen bei Wolfram sind
allerdings nur sehr spärlich rezipiert worden. Dagegen hat sich die
Umorientierung von der alten, von der Schule her vertrauten Autor-
Werk-Hermeneutik (›Was hat sich der Dichter dabei gedacht?‹) hin
zu einer Analyse der poetischen Formen und insbesondere der Rolle,
die die Erzähler-Instanz bei Wolfram spielt, als ungemein fruchtbar
erwiesen und hat die Wolfram-Forschung in eine neue Richtung
gelenkt, der sie bis heute folgt, ohne daß ein Konsens in den wichtigsten
Interpretations-Fragen erreicht worden wäre (sofern ein solcher
Konsens überhaupt für wünschenswert gelten kann).
In den letzten Jahrzehnten hat die Wolfram-Forschung einen
Umfang erreicht, der es dem Einzelnen unmöglich macht, alles zu
überschauen und zu würdigen. Nach wie vor steht der ›Parzival‹ im
Mittelpunkt, und noch immer wird der Zugang zum Verständnis
hauptsächlich über die Parzival-Bücher gesucht. Die Gawan-Teile
haben trotz einiger vielversprechender Ansätze noch immer nicht die
Aufmerksamkeit gefunden, die sie verdienen. Das breite Interesse an
den ›Titurel‹-Fragmenten und an Wolframs Tageliedern in den 70er
und 80er Jahren ist wieder abgeklungen, offenbar aus der Einsicht
heraus, daß einige Interpretationen sich allzu weit von den Texten
entfernt hatten. Die ›Willehalm‹-Forschung wächst noch ständig
und damit auch das Verständnis für die Eigenständigkeit und die
spezifi sche Fremdheit dieser Dichtung.
Vom ursprünglichen Wortlaut der 1. Aufl age dieses Bändchens
ist kaum etwas übriggeblieben. Es war eine reizvolle Aufgabe, den
Band immer wieder auf den Stand der Forschung zu bringen. Ich
hatte keine Probleme damit, meine Ansichten in wichtigen Punkten
VI Vorwort zur achten Aufl age
zu revidieren, sowohl in dem Bemühen, den Kontakt mit den veränderten
Positionen der Forschung sichtbar zu machen, als auch auf
Grund von eigenen Erfahrungen beim wiederholten Umgang mit den
Texten. Dabei habe ich viel von den Gesprächen mit befreundeten
Kollegen und Kolleginnen profi tiert, am meisten von Elke Brüggen
und Ursula Peters. In allen philologischen Fragen konnte ich mich
auf den kompetenten Rat von Eberhard Nellmann verlassen.
Für die 8. Aufl age ist das ›Willehalm‹-Kapitel, abgesehen von
der Textanalyse, fast ganz neugeschrieben worden. Vor allem in dem
Abschnitt über »Krieg – Gewalt – Fremdheit und Verwandtschaft« im
›Willehalm‹ werden nicht nur Forschungsergebnisse zusammengefaßt,
sondern es werden auch eigene Akzente gesetzt. Im ›Parzival‹-Kapitel
sind die Interpretationsfragen in den neugeschriebenen Abschnitt
»Parzival und Gawan« eingegangen. Das ist ein Versuch, die (durch
Chrétien vorgegebene) Doppelung des Helden (oder die Vervierfachung,
wenn man Gahmuret und Feirefi z dazuzählt) zur Grundlage
der Interpretation zu machen. Neu ist auch der Abschnitt über die
Poetik des Parzival-Romans.
Bei der Vorbereitung der 8. Aufl age habe ich wieder von verschiedenen
Seiten tatkräftige Hilfe erfahren, am meisten von Henrike
Manuwald und von Annette Dederichs, denen ich herzlich danke.
Mein Dank geht auch an Frau Ute Hechtfi scher: Ohne das Verständnis
des Metzler Verlags wäre es nicht möglich gewesen, den vergrößerten
Umfang des Bandes zu ermöglichen.
Die 8. Aufl age ist die letzte von mir bearbeitete. Danach wird ein
jüngerer Kollege oder eine jüngere Kollegin den Band übernehmen.
So soll der Altersunterschied zum Großteil der aktuellen Forschung
ausgeglichen werden (der für mich manchmal zum Problem geworden
ist, weil ich fürchten mußte, auf Grund meiner begrenzten Sicht
manchen Neuansätzen in der Forschung nicht in vollem Umfang
gerecht werden zu können).
Sept. 2003 Joachim Bumke
1
I. Der Dichter in seiner Zeit
1. Der Dichter
1.1 Herkunft
Über Wolfram von Eschenbach gibt es keine historischen Zeugnisse.
Im Gegensatz zu den Minnesängern, von denen nicht wenige dem
höheren Adel zugehörten, waren die mei sten höfi schen Epiker offenbar
geringerer Herkunft; sie werden nicht in Chroniken erwähnt, und
ihre Namen erscheinen nicht in historischen Dokumenten. Alles,
was wir über Wolfram von Eschenbach und seine Le bensverhältnisse
zu wissen glauben, stammt aus literarischen Quel len, hauptsächlich
aus Selbstaussagen, zum geringeren Teil aus Bezeugungen zeitgenössischer
und späterer Autoren. Wolfram hat in seinen Epen sehr häufi g
von sich selbst ge sprochen, von seinen Familienverhältnissen, seinen
Liebeserfahrungen, seinen Lebensbedingungen und seinen Beziehungen
zu Gönnern und zu anderen Dichtern. Früher hat man diese
Selbstaussagen als autobiographische Zeugnisse ge lesen und daraus
die Lebensgeschichte des Dichters rekon stru iert. Heute wird alles, was
der Erzähler über sich selbst sagt, als Ausgestaltung der Erzählerrolle
ange sehen. Ob diese Aussagen außerdem eine autobiographische
Bedeutung haben, läßt sich in den meisten Fällen nicht feststellen.
Für die Namen von Personen und Orten, die historisch nachweisbar
sind, möchte man auf eine histori sche Auswertung nicht verzichten.
So könnte der vom ›Parzival‹-Erzähler mit mîn hêrre angesprochene
Graf Poppo von Wertheim (Pz. 184,4) nicht nur für den Erzähler,
sondern auch für den Autor Wolfram eine Beziehungsperson gewesen
sein, da nach gewiesen ist, daß die Grafen von Wertheim in Wolframs-
Eschenbach begütert waren. Zu beachten ist auch, daß Selbstaussagen
in Prologen, Epilogen und Exkursen eine andere Sprecher-Ebene bezeugen
können als Aussagen im Erzählzusammenhang.
Als gesichert kann der Name des Dichters gelten, Wolf ram von
Eschenbach, den er selbst mehrfach bezeugt hat (Pz. 114,12; 185,7;
827,13; Wh. 4,19) und der von anderen Autoren be stätigt wird. Die
Frage, nach welchem Eschenbach der Dich ter sich genannt hat, gilt
als entschieden. Es ist das fränkische Ober-Eschenbach, südöstlich
von Ansbach in Oberfranken, das sich 1917 in Wolframs-Eschenbach
2 Der Dichter in seiner Zeit
umbe nannt hat. Für dieses Eschenbach spricht, daß Wolfram eine
Reihe von Orten im Umkreis der fränkischen Stadt erwähnt:
– Abenberc (= Abenberg, Pz. 227,13) und der Sant (bei Nürn berg,
Wh. 426,30) liegen östlich von Eschenbach;
– Tolenstein (= Dollenstein, Pz. 409,8) südöstlich;
– Trühendingen (= Hohentrüdingen oder Wassertrüdingen, Pz.
184,24), Nördelingen (= Nördlingen, Wh. 295,16) und der Wald
Virgunt (Wh. 390,2) südwestlich;
– Kitzingen (Wh. 385,26) nordwestlich von Eschenbach.
Das ergibt ein beinahe rund geschlossenes Anspielungs gebiet, in dessen
Mitte Wolframs-Eschenbach liegt. Man hat aus diesen Namen einen
fränkischen Gönnerkreis er schlossen (vgl. S. 15ff.), dessen Umrisse
jedoch undeutlich bleiben.
Bereits im 13. Jahrhundert wurde Wolfram mit dem frän kischen Eschenbach
in Verbindung gebracht. Das früheste Zeugnis dafür ist der ›Jüngere Titurel‹
(vgl. S. 419ff.), in dem Wolfram mit dem Namen von Eschenbach und als friunt
von Blienvelde apostrophiert wird (608,4, hrsg. von W. Wolf, K. Nyholm,
1955-1992). Mit Blienvelde ist Pleinfeld südlich von Eschenbach gemeint,
das ebenso wie Eschenbach zum Lehnsbesitz des Bistums Eichstätt gehörte.
Im Eichstätter Lehnsbuch ist auch ein Wolfram de Pleinuelt bezeugt, al lerdings
ohne Jahreszahl. Warum der Dichter des ›Jüngeren Titurel‹ Wolfram nicht nur
»von Eschenbach«, sondern auch »von Pleinfeld« genannt hat, ist ungeklärt.
Seit 1268 ist in Wolframs-Eschenbach eine adlige Fami lie von Eschenbach
bezeugt, »ein wenig begütertes, ärmli ches Geschlecht« (Johann B. Kurz, dem
wir die Aufhel lung der Eschenbacher Lokaltradition verdanken).
Johann B. Kurz, Heimat und Geschlecht WsvE, 1916, 21930 unter dem
Titel: WvE. Ein Buch vom größten Dichter des dt. Mittelalters. (Dazu:
Friedrich von Klocke, Zur Familiengeschichte WsvE und seines Ge schlechts,
Familiengeschichtliche Blätter 28, 1930, S. 5-20).
Die Herren von Eschenbach waren Lehnsleute der Grafen von Öttingen und
der Grafen von Wertheim und besaßen auch Güter vom Bistum Eichstätt und
vom Deutschen Orden, an den ihr Besitz fi el, als die Familie in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts ausstarb. Das Vorkommen des Namens Wolf ram
(eine undatierte Eintragung im Eichstätter Lehnsbuch nennt pueri Wolframi
de Eschenbach) deutet darauf, daß die Herren von Eschenbach ihre Familie
auf den berühmten Dich ter zurückgeführt haben.
Wahrscheinlich waren es auch die Herren von Eschenbach, die im 14.
Jahrhundert in der Frauenkirche in Eschenbach ein Grabmal für den Dichter
errichten ließen. Die erste Nachricht darüber stammt aus der Mitte des 15.
Jahrhun derts. Der bayerische Adlige Jakob Püterich von Reichertshausen
(vgl.S. 274) berichtet in seinem ›Ehrenbrief‹ von 1462, daß er Wolframs
Grab gesucht und in Eschenbach gefunden habe:
Der Dichter 3
Begraben und besarckht
ist sein gebein das edel
in Eschenbach, dem marckht;
in unser frauen minster hat er sedel,
erhabens grab, sein schilt darauf erzeuget
epitafi um besunder,
das uns die zeit seins sterbens gar abtreuget.
Verwappent mit eim hafen
im schilt, auf helm begarb,
ia, müest er schnelle drafen,
der uns erfuer derselben khleinot farb.
ein pusch auf helm den hafen hat umbreifet.
als mir das kham zue melde,
mein fart dahin mit reüten wart geschweifet.
(Str. 128-129)
»128. Begraben und eingesargt ist sein edles Gebein in der Marktstadt Eschenbach;
im Frauenmünster hat er seine Ruhe stätte gefunden: ein Hochgrab,
auf dem sein Schild ange bracht ist, außerdem ein Epitaph, das uns sein
Todesdatum verschweigt.
129. Das Wappen zeigt einen Krug auf dem Schild und ebenso auf dem
Helm. Wer die Farbe dieser Helmzier erfahren wollte, der müßte fl ink sein.
Auf dem Helm füllt ein Strauß den Krug. Als ich davon erfuhr, bin ich eilig
dorthin gerit ten« (hrsg. von F. Behrend, R. Wolkan, 1920).
Bestätigt werden diese Angaben von dem Nürnberger Pa trizier Hans Wilhelm
Kreß, der 1608 das Grab gesehen hat. Er teilt auch die Grabinschrift mit: Hie
ligt der Streng Ritter herr Wolffram von Eschenbach ein Meister Singer. Dieser
Wortlaut macht sicher, daß das Grabmal nicht au thentisch ist: zu Wolframs
Zeit gab es weder »Meistersin ger« noch »strenge« Ritter. Das Grabmal bezeugt,
daß man im 14. Jahrhundert glaubte (oder glauben machen woll te),
daß Wolfram in Eschenbach begraben sei.
Nach Püterichs Aussagen war Wolframs Grab mit einem Wappen geschmückt.
Kreß hat eine Zeichnung davon angefer tigt. Es ist ein Krug mit
Gießtülle und Henkel auf dem Schild, derselbe Krug mit Blumen gefüllt
auf dem Helm. Dieses Wappenbild fi ndet sich in Conrad Gruenenbergs
Wap penbuch vom Ende des 15. Jahrhunderts unter dem Namen: Wolfrue
m
freyher von Eschenbach. layen mund nie pas ge sprach. ain franck. Die Zuweisung
nach Franken macht es ziemlich sicher, daß Gruenenbergs Wappen aus
Wolframs-Eschenbach stammt. Die Herkunft des Krugwappens hat J. B.
Kurz ge klärt: er hat es im Siegel der Herren von Eschen bach nach gewiesen.
Die Familie besaß noch im Jahr 1310 kein eigenes Siegel. Erst 1324 siegelt
Heinrich von Eschenbach mit einem Krug. Durch das Krug wappen auf
Wolframs Grab wollten die Eschenbacher den Dichter offensichtlich in ihre
Familiengeschichte einbe ziehen.
Älter als das Krugwappen ist Wolframs Wappen in der Großen Heidelberger
Liederhandschrift. Der Dichter ist dort in voller Rüstung abgebildet.
4
Das Wappen, das er auf Schild, Lanzentuch und Pferdedecke trägt, stellt zwei
braune Beile auf rotem Grund dar. Dieselben Beile bilden auch die Helmzier.
Dieses Wappen hat Stefan Keppler als Wappen der fränkischen Herren von
Zimmern nachgewiesen; es ist im Kopialbuch des Klosters Bronnbach (südlich
von Wertheim) abgebildet (Stefan Keppler, WvE und das Kloster Bronnbach.
Möglichkeiten der Schriftstiftung in einem regionalen Netzwerk, Arch. 239,
2002, S. 241-267).
Ob der Illustrator der Heidelberger Liederhandschrift an das Zimmernsche
Wappen gedacht hat, muß offen bleiben. Es ist unwahrscheinlich, daß
Wolfram überhaupt ein Wappen führte, weil das Wappenwesen um 1200
noch wenig verbreitet war.
Die einzige Aussage, die Wolfram selbst über seine Herkunft gemacht
hat, läßt sich nur schwer mit dem fränki schen Eschenbach vereinbaren. Der
›Parzival‹-Erzähler bezeichnet sich selbst als Bayern (wir Beier 121,7): »Ein
Lob, das man uns Bayern anhängt, kann ich auch von den Walisern sagen:
sie sind noch dümmer als die Leute in Bayern, dabei aber sehr kampftüchtig«
(ein prîs den wir Beier tragn, muoz ich von Wâleisen sagn: die sint toerscher denne
beiersch her, unt doch bî manlîcher wer 121,7-10). Das fränkische Eschenbach
hat vor dem 19. Jahrhundert nie zu Bayern gehört. Vielleicht läßt dieser Widerspruch
sich durch die Annahme lösen, daß Wolfram zeitweilig in Bayern
gedichtet hat und vor bayerischem Publikum den Spott entschärfen wollte,
indem er sich als einen der ihren ausgab.
1.2 Standesverhältnisse
Bis in die neuesten Literaturgeschichten hinein wird Wolfram als
»Ritter« tituliert. Man beruft sich darauf, daß er in der Großen Heidelberger
Liederhandschrift als Ritter abgebildet ist und daß er bereits
von Zeitgenossen mit hêrre tituliert wird. Außerdem glaubte man seine
Ritterbürtig keit durch Selbstzeugnisse belegen zu können, vor allem
durch den Vers: schildes ambet ist mîn art (Pz. 115,11). Da schildes
ambet häufi g in bezug auf die ritterliche Schwertleite gebraucht wird
und da art die Abstammung bezeichnen kann, hat man übersetzt:
»Dem Rittertum gehöre ich an durch Geburt und Erziehung« (W.
Spiewok, ›Parz.‹-Übersetzung [vgl. S. 259], Bd. 1, S. 199). Liest man
den Vers jedoch im Kontext der sogenannten ›Selbstverteidigung‹
(vgl. S. 53f.), so gewinnt er ein anderes Profi l. Der Erzähler grenzt
sich an dieser Stelle gegen die bildungsstolzen Dichter ab, die mit
ihren Ge dichten die Damen beeindrucken wollen. Er selbst will von
den Frauen nicht wegen seiner Lieder geliebt werden, son dern wegen
seiner Männlichkeit: »Waffenhandwerk ist meinem Wesen gemäß. Die
Frau, die mich wegen meiner Sangeskunst liebt, kommt mir töricht
vor. Wenn ich mich um die Liebe einer Frau bewerbe, soll sie mich
Der Dichter in seiner Zeit
5
entsprechend behandeln, wenn ich mir ihre Liebe nicht mit Schild
und Speer verdienen kann« (schildes ambet ist mîn art: swâ mîn ellen
sî gespart, swelhiu mich minnet umbe sanc, sô dunket mich ir witze
kranc. ob ich guotes wîbes minne ger, mag ich mit schilde und ouch mit
sper verdienen niht ir minne solt, al dar nâch sî si mir holt 115,11-18).
Auskünfte über die Standesverhältnisse des Dichters sind aus dieser
Passage kaum zu gewinnen.
Ein Adels- oder Ministerialengeschlecht von Eschen bach ist zu Wolframs Zeit
nicht bezeugt. Seine ständische Zuordnung zur Ministerialität entbehrt daher
der histori schen Grundlage. Ob der Dichter ein Vorfahr der seit 1268 in
Eschenbach bezeugten Adelsfamilie war, muß offenbleiben. Die Titulierung als
hêrre bei anderen Dichtern und die bildli che Darstellung in der Heidelberger
Liederhandschrift lassen keine Schlüsse auf die Standesqualität zu, weil der
Herrentitel bereits um 1200 als Höfl ichkeits form benutzt wurde und weil
die Heidelberger Miniaturen in der Regel nicht als biographische Zeugnisse
angesehen werden können.
Einmal setzt der ›Parzival‹-Erzähler sein »ritterliches Ehrenwort« (mîn
ritterlîchiu sicherheit 15,12) zur Bürgschaft für die Wahrheit des Erzählten
ein: »Wenn ich Euch das beschwören müßte, so würde euch mein ritter liches
Ehrenwort das unter Eid genauso sagen, wie es mir die Vorlage sagt; mehr
Zeugen habe ich nicht« (ob ich iu dâ nâch swüere, sô saget iu ûf mînen eit mîn
ritterlîchiu sicherheit als mir diu âventiure giht: ine hân nu mêr geziuges niht
15,10-14). Der Erzähler spielt hier offenbar mit der Ritter-Rolle. Unfreie
konnten im Mittelalter gar nicht schwören.
Erst in der verklärenden Sicht der Nachwelt ist Wolfram zu adligen
Rängen aufgestiegen. Im ›Jüngeren Titurel‹ ist er zum edelen ritter
geworden (5151,1). Im ›Wartburgkrieg‹ wird be richtet, daß der Graf
von Henneberg ihn zum Ritter gemacht habe (Anhang, Str. 21f., hrsg.
von T. A. Rompelman, 1939). Im 15. Jahrhundert, in Gruenenbergs
Wappenbuch, wird er als freyher tituliert.
1.3 Bildung
Die Frage nach Wolframs Bildung hat die Forschung lange be schäftigt.
Eine allseits befriedigende Klärung konnte jedoch nicht erreicht werden.
Die Auffassungen gehen noch heute auseinander.
Herbert Grundmann, Dichtete WvE am Schreibtisch?, AKG 49, 1967,
S. 391-405. – Fritz P. Knapp, Der Lautstand der Eigennamen im Willehalm
und das Problem von Wolframs Schriftlosigkeit, W-St. 2, 1974,
S. 193-218. – Bernhard D. Haage, Wissenschafts- und bildungstheore tische
Der Dichter
6
Reminiszenzen nordfranzösischer Schulen bei Gott fried von Straßburg
und WvE, WmhM 8, 1990, S. 91-135. – Ders., Pro legomena zum Einfl uß
der ›Schule von Chartres‹ auf WvE, in: Ûf der mâze pfat. FS für Werner
Hoffmann, 1991, S. 149-169. – Eberhard Nellmann, Zu Ws Bildung
und zum Literaturkonzept des Parzival, Poetica 28, 1996, S. 327-344.
– Hannes Kästner und Bernd Schirok, Ine kan decheinen buochstap. Dâ
nement genuoge ir urhap. WvE und ›die Bücher‹, in: Als das wissend
die meister wol. FS für Walter Blank, 2000, S. 61-152. – Stephanie C.
Van D’Elden, Me thinks thou doth protest too much: Illiteracy among
Narrators in Medieval Germany, in: De consolatione philologiae. FS für
Evelyn S. Firchow, 2000, S. 407-423.
Wenn man den Selbstaussagen des Erzählers glaubt, war Wolfram Anal phabet.
In der ›Selbstverteidigung‹ des ›Parzival‹ heißt es: »Ich kenne keinen Buchstaben.
Für viele ist das der Ausgangspunkt. Meine Dichtung braucht nicht
die Hilfe von Büchern« (ine kan decheinen buochstap. dâ nement ge nuoge ir
urhap: disiu âventiure vert âne der buoche stiure 115,27-30). Ähnlich heißt es
im Prolog zum ›Willehalm‹: »Von all dem, was in Büchern geschrieben steht,
habe ich nichts gelernt. Die Fähigkeit zu dichten gibt mir mein Kunstsinn:
auf keine andere Weise bin ich gebildet« (swaz an den buochen stât geschriben,
des bin ich künstelôs beliben. niht anders ich gelêret bin: wan hân ich kunst, die
gît mir sin 2,19-22, vgl. S. 359f.). Das Bekenntnis zum Analphabetentum
ist Teil einer literari schen Auseinander setzung mit dem Ziel, sich von den
bildungsbewußten Dich tern abzugrenzen, die lateinisch geschult waren.
Die Frage nach Wolframs Bildung muß im Rahmen des mittelalterlichen
Bildungswesens gesehen werden. Wer eine Schule besucht und die Fächer
des Trivium studiert hat te, war ein litteratus, ein Gebildeter. Die anderen
waren illitterati, ungebildete Analphabeten. Diese strikte Scheidung bestand
jedoch nur in der Theorie. In der Praxis kamen die ungebildeten Lai en am
Hof öfter mit geregel ter Schrift lichkeit in Berüh rung. Besonders die adligen
Frauen verstanden nicht selten so viel La tein, daß sie den Psal ter beten konnten,
ohne eine for melle Schulbildung erhal ten zu ha ben. Der halbgebilde te
Adlige (quasi litteratus), den Lambert von Ardres in seiner ›Geschichte der
Grafen von Guînes‹ be schrieben hat (Kap. 80), war offenbar eine typische
Er scheinung der adligen Laienge sellschaft in der Zeit um 1200 (vgl. Michael
Curschmann, Höfi sche Laienkultur zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit.
Das Zeugnis Lamberts von Ardres, in: ›Aufführung‹ und ›Schrift‹ in Mittelalter
und Neuzeit, hrsg. von J.-D. Müller, 1996, S. 149-169).
Ein litteratus wie Heinrich von Veldeke, Hart mann von Aue und Gottfried
von Straßburg war Wolfram si cherlich nicht. Er hat sich mehrfach auf
Gewährs leute und auf münd liche Ver mittlung berufen. Bei hundert Quellenberufungen
ist ihm nicht ein einziges Mal die For mel: ich las unter laufen,
während er die Lesefähigkeit seines Gewährsmanns (er las Pz. 455,9) und auch
die seines Damen-Publikums (diu diz maere ge schriben siht Pz. 337,3) nicht
in Frage stellt. Auch das, was aus lateinischer Tradition stammt, muß nicht
notwendig durch eigene Lektüre erworben worden sein. Es gab viele Wege,
um mit lateinischer Bil dung bekannt zu werden. Wol frams Aussagen über
Der Dichter in seiner Zeit
7
Kyot (vgl. S. 244ff.), dem er angeblich die meisten Kenntnisse verdank te,
sind insoweit nicht ganz unglaub würdig, als sie bezeugen, wie ein interessierter
Laie Zugang zu gelehrtem Fachwissen gewinnen konn te, ohne selbst
gelehrt zu sein.
Die religiösen Belehrungen Trevrizents im 9. Buch des ›Parzival‹, das Gebet
an die Trinität im ›Willehalm‹-Prolog, das Religionsgespräch Gyburgs mit
Terramer sowie Gyburgs Rede über die Ret tung der Heiden im ›Willehalm‹
bezeugen ein genaues Ver ständnis schwieriger theologischer Fragen.
Zu den theologischen Motiven im ›Parzival‹ vgl. S. 128ff. Zum ›Willehalm‹-
Prolog vgl. Ingrid Ochs, Ws Willehalm-Eingang im Lichte der frühmhd.
geistlichen Dichtung, 1968; dazu Eberhard Nellmann, Ws Willehalm-Prolog,
ZfdPh. 88, 1969, S. 401-409. Zu den Religionsgesprächen im ›Willehalm‹
vgl. die Arbeiten von David A. Wells (vgl. S. 298). Zu den theologischen
Hintergründen von Gyburgs Aussagen über Gotteskindschaft vgl. die auf
S. 304 aufgeführte Literatur.
Wolfram besaß auch gute Kennt nisse auf den Gebieten der Medizin,
der Kosmologie, Astro nomie, Naturkunde und Geographie.
Wilhelm Deinert, Ritter und Kosmos im Parzival. Eine Un tersuchung
der Sternkunde WsvE, 1960. – Bernhard D. Haage, Medizinhistorische
Aspekte der Parzival-Interpretation, in: Zusammenhänge, Einfl üsse, Wirkungen,
hrsg. von J. O. Fichte (u.a.), 1986, S. 130-144. – Ders., Studien
zur Heil kunde im Parzival WsvE, 1992. – Arthur Groos, Trea ting the
Grail King: Astrology and Medi cine in Book XVI of Wolf ram’s Parzival,
Sudhoffs Archiv 76, 1992, S. 74-86. – Ders., trachontê and des trachen
umbevart (Parz. 483), Tri vium 28, 1993, S. 23-37. – Bern hard D. Haage,
Kyklos im Parzival WsvE, in: Granat apfel. FS für Gerhard Bauer, 1994,
S. 167-186. – Ders., Der Ritter Gawan als Wundarzt (Pz. 506,5ff.), in: Die
Funktion außer- und in nerliterari scher Faktoren für die Entstehung dt.
Literatur des Mit telalters und der frühen Neuzeit, hrsg. von C. Baufeld,
1994, S. 193-216. – Eberhard Nellmann, Der Lucidarius als Quelle Ws.,
ZfdPh. 122, 2003, S. 48-72.
Zu Wolframs geographischen Kenntnissen vgl. S. 201f. und S. 354f.
Die arabi schen Planeten namen im ›Parzival‹ (782,6ff.) stammen
wahrscheinlich aus der lateinischen Übersetzung einer arabischen
Quelle (Paul Kunitzsch, Die Planetennamen im Parzival, ZfdSp. 25,
1969, S. 169-174).
Besonderes Gewicht haben die Nachweise, daß Wolfram eine
größere Anzahl von Namen lateinischen Quellen entnommen hat.
Paul Kunitzsch hat nach gewie sen, daß 15 orientali sche Län derna men
im 2. Buch des ›Wille halm‹ (74,3ff.) aus der Klimatafel des arabischen
Astronomen al-Fargani (9. Jh.) stammen, vermittelt durch die
Der Dichter
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lateinische Über setzung dieser Schrift von Gerhard von Cremona (›Liber
de aggregationibus scientie stellarum‹, 12. Jh.). Arthur Groos verdanken
wir den Nachweis, daß Wolfram die meisten Schlangennamen, die
Trevrizent im 9. Buch des ›Parzi val‹ aufzählt (481,8ff.), den Glossen
zu dem spätantiken latei nischen ›Her barium‹ des Pseudo-Apuleius
entnommen sind (vgl. Paul Kunitzsch, Die orientalischen Ländernamen
bei Wolfram (Wh. 74,3ff.), W-St. 2, 1974, S. 152-173. – Arthur Groos,
Wolframs Schlangenliste (Parzival 481) und Pseudo-Apuleius, in: Licht
der Natur. FS für Gundolf Keil, 1995, S. 129-148).
Auch der Katalog der Edelsteine im ›Parzival‹ (791,1ff.) stammt
vermutlich aus einem lateinischen Lapidarium, und zwar aus einer
Tradition, die dem Steinbuch (›De lapidi bus‹) von Marbod von Rennes
(11./12. Jh.) nahestand, wie Gustav Roethe nachgewiesen hat (Gustav
Roethe, Wolframs Steinverzeichnis, ZfdA 45, 1901, S. 223-227).
Aus lateinischen Quellen stammen verschiedene Namen und
Einzelheiten (vgl. S. 243f.), wohl auch die Verbindung des römischen
Dichters Vergils mit Neapel (656,17, vgl. den Kommentar von
Eberhard Nellmann (vgl. S. 261), S. 740). Es ist nicht unwahrscheinlich,
daß Wolfram den lateinischen Brief kannte, den der Priester
Johannes angeblich an den byzantinischen Kaiser Manuel geschickt
hat (Christoph Gerhard, Daz werc von Salamander bei WvE und im
Brief des Priesters Johannes, in: Ars et Ecclesia. FS für Franz J. Ronig,
1989, S. 135-160. – Joachim Bumke, Parzival und Feirefi z – Priester
Johannes – Loherangrin. Der offene Schluß des Parzival WsvE (vgl.
S. 263), S. 255ff.).
Die Sage vom Schwanritter, die Wolfram für die Geschichte von
Parzivals Sohn Loherangrin benutzt hat, wurde ihm wahrscheinlich
durch französische Quellen vermittelt (vgl. S. 240f./243f.).
Die Epiker, die im 12./13. Jh. im Auftrag der großen Höfe dichteten,
werden in der Regel fran zö sisch verstanden haben. Erst nach der
Mitte des 13. Jahrhunderts ist bezeugt, daß die Dichter gelegentlich
die Hilfe von Dolmetschern in Anspruch genommen haben. Wolfram
hat als Vermittler französischer Dichtung eine große Rolle gespielt. Er
hat eins der Hauptwerke der alt französischen Artusepik, den ›Conte
du Graal‹ von Chrétien de Troyes, übertragen und hat mit seinem
›Willehalm‹ der französischen Chanson de geste-Epik einen neuen
Wirkungs raum eröffnet. Über das Ausmaß seiner Französischkennt nisse
gehen die Meinungen auseinander. Man hat Wolfram ›Mißverständnisse‹
französischer Wörter und Wendungen vorgeworfen, wenn er
ähnlich klingende Wörter durcheinandergebracht hat. An manchen
Stellen hat Wolfram sich offenbar von Formulierungen seiner französischen
Vorlagen zu Aussagen anregen lassen, die in ganz andere
Der Dichter in seiner Zeit
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Richtung gehen (Eberhard Nellmann, Produktive Mißverständnisse.
W als Übersetzer Chrétiens, W-St. 14, 1996, S. 134-148).
Heute ist man eher bereit, darin ein souveränes Spiel mit der fremden
Sprache zu sehen. Wolfram hat auch franzö si sche Wörter neugebildet
und hat sich dabei über die Regeln der franzö si schen Wort bildung
hinweggesetzt (sara pan dratest »Drachen kopf«; schahte lakunt »Burggraf«).
Wenn er aus einem Land eine Person macht (Terdelaschoye) oder aus
einer Person ein Land (Fâmurgân), be zeugt das ebenfalls eher seinen
Sprachwitz als mangelnde Vertrautheit mit der französi schen Sprache.
Wolfram hat mehre ren Perso nen neue franzö sische Namen gegeben
(Condwira murs, Repanse de schoye) oder Na men, die franzö sisch klingen
(Trevri zent); und er hat eine Fülle fran zösischer Wörter benutzt,
die bis dahin in Deutschland unbekannt waren (vgl. S. 24f.). Wie
und wo ein Mann aus Franken, der wahr scheinlich in Bayern und
Thüringen gedichtet hat, diese Sprachkenntnisse erwerben konnte,
entzieht sich unserer Kenntnis.
Unsicher ist, wie umfangreich Wolframs Kenntnisse der französischen
Literatur seiner Zeit waren. Einzelheiten im ›Parzival‹ und im
›Willehalm‹ lassen vermuten, daß Wolfram mit französischen Texten
aus dem Umfeld seiner unmittelbaren Vorlagen bekannt war. Eberhard
Nellmann hat die Vermutung ausgesprochen, daß Wolfram Chrétiens
›Conte du Graal‹ in einer Sammelhandschrift benutzt hat, die
auch andere Werke Chrétiens – ›Érec‹, ›Lancelot‹ und ›Cligès‹ – und
außerdem noch den ›Roman de Brut‹ von Wace (eine Übertragung
der ›Historia regum Britanniae‹ von Geoffrey von Monmouth ins
Französische) enthielt (Eberhard Nellmann, Zu Wolframs Bildung und
zum Literaturkonzept des Parzival, Poetica 28, 1996, S. 327-344).
Ähnliches könnte für die ›Willehalm‹-Vorlage gelten. Das französische
›Aliscans‹-Epos ist von Anfang an fast immer zusammen
mit anderen Epen aus dem Epen-Zyklus um Guillaume d’Orange
überliefert worden (vgl. S. 383). Allerdings ist diese Frage nicht mit
Sicherheit zu beantworten, weil immer mit der Möglichkeit gerechnet
werden muß, daß die Kenntnisse literarischer Motive auch auf anderen
Wegen vermittelt worden sein könnten.