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Was ist Kulturwissenschaft? Zehn Antworten aus den »Kleinen Fächern«
Was ist Kulturwissenschaft?
Zehn Antworten aus den »Kleinen Fächern«




Stephan Conermann

Transcript
EAN: 9783837618631 (ISBN: 3-8376-1863-3)
316 Seiten, paperback, 14 x 23cm, 2012, zahlr. Abb.

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Kultur- und Geisteswissenschaften durchlaufen derzeit einen fundamentalen Wandlungsprozess: Mit den neuen Herausforderungen der Globalisierung werden europäische geisteswissenschaftliche Kategorien zunehmend in Frage gestellt und neu reflektiert. Insbesondere die »Kleinen Fächer« werden sich angesichts dessen nur behaupten können, wenn sie sich innovativen kulturwissenschaftlichen Fragestellungen öffnen, die die gegenwärtigen globalen Zustände kritisch zu durchdringen vermögen.

Die Beiträge des Bandes zeigen, inwieweit die »Kleinen Fächer« tatsächlich bereit sind, diesen »Cultural Turn« zu vollziehen, inwiefern eine kulturwissenschaftliche Ausrichtung diese Fächer stärkt und fragen, ob eine solch verbindende Perspektive disziplinenübergreifend zur Orientierung verhilft.
Rezension
Gerade auch die sog. Kleinen Fächer an den Universitäten wie z.B. Klassische Philologie, Indologie, Musikwissenschaft, Religionswissenschaft, Orientalistik oder Volkskunde können außereuropäische Perspektiven in die Kulturwissenschaften einbringen und eurozentrische Sichtweisen und Positionen hinterfragen. Der Herausgeber möchte mit diesem Sammelband die Kleinen Fächer kulturwissenschaftlich öffnen und an größeren Forschungsfragen partizipieren lassen, um den sog. cultural turn zu intensivieren, der eine Überwindung der Moderne und des Eurozentrismus beabsichtigt und dem fundamentalen Wandlungsprozess der Globalisierung auch kulturwissenschaftlich gerecht werden will.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Interview
... mit Stephan Conermann

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Die sogenannten ›Kleinen Fächer‹ stehen heute angesichts zahlreicher Sparmaßnahmen und Umverteilungsprozesse im Rahmen der Exzellenzinitiative in vielen Universitäten unter einem enormen Druck. Aus diesem Grund ist es für diese Disziplinen überlebenswichtig, sich durch die Öffnung für kulturwissenschaftliche Fragestellungen für größere interdisziplinäre Forschungsfragen anschlussfähig zu machen.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Das Buch zeigt, dass in vielen ›Kleinen Fächern‹ bereits intensiv über die Notwendigkeit kulturwissenschaftlicher Hinsichten und Konzepte reflektiert wird. Dabei gibt es natürlich fachspezifische Unterschiede, aber insgesamt gesehen wird deutlich, dass die Disziplinen in der Regel bereits viele kulturwissenschaftliche Themen bearbeiten, ohne allerdings den Schulterschluss mit anderen Fächern zu suchen. Hier muss man in Zukunft ansetzen und auch einmal Verbundforschungsprojekte entwickeln.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Kulturwissenschaftliche Theorieangebote kommen in der Regel aus den sogenannten ›Großen Fächern‹, doch können natürlich auch – wie etwa Jan Assmann gezeigt hat – ›Kleine Fächer‹ die Diskussion entscheidend vorantreiben. Es ist vor allem auch die außereuropäische Perspektive, die viele unserer Disziplinen für den kulturwissenschaftlichen Mainstream interessant machen und eurozentrische Sichtweisen und Positionen hinterfragen.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Eine intensive Diskussion mit Vertretern der auf Europa bezogenen Literatur- und Geschichtswissenschaften wäre sicher sehr interessant und fruchtbar. Wenn es um Einzelpersonen geht, so drängen sich hier natürlich Doris Bachmann-Medick, die Autorin des wegweisenden Werkes ›Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften‹ (2006), die Braunschweiger Kulturgeschichtlerin Ute Daniel oder der in Gießen lehrende Anglist Ansgar Nünning als hochgradig spannende Gesprächspartner/innen auf.

5. Ihr Buch in einem Satz:
Die sogenannten ›Kleinen Fächer‹ sind erkennbar auf einem sehr guten Weg, sich kulturwissenschaftlich zu öffnen und dadurch an übergeordneten Forschungsfragen gleichberechtigt zu partizipieren.

Stephan Conermann (Prof. Dr.) ist Professor für Islamwissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Transformationsprozesse in islamischen Gesellschaften, narrative Strategien in vormodernen Texten muslimischer Autoren, der Islam in Indien bis zur Neuzeit, Kultur und Geschichte der Mamlukenzeit und die deutsche Orientalistik im Spannungsfeld kulturwissenschaftlicher Methodenvielfalt.
WWW: www.ioa.uni-bonn.de/abteilungen/islamwissenschaft
Inhaltsverzeichnis
"Kleine Fächer" nach der Postmoderne.
Zur Neubestimmung disziplinärer Grenzen im Zuge der cultural turns
Stephan Conermann | 7

Kulturwissenschaft jenseits der Extreme.
Ethnologie im Kontext einer Wissenschaft vom ganzen Menschen
Christoph Antweiler | 47

Mnemische Welten. Die kulturwissenschaftliche
Bibliothek Aby Warburgs - Kunstgeschichte als Bildwissenschaft und die Auflösung des Kanons
Katharina Corsepius | 83

Kulturpoetik - Kulturkritik.
Ägyptologisch-kulturwissenschaftliche Reflexionen
Amr El Hawary | 117

Europäischer Alltag im Fokus der Kulturanthropologie/Volkskunde
Gunther Hirschfelder | 135

Vergleichende Religionswissenschaft als Kulturwissenschaft
Manfred Hutter | 175

Kulturwissenschaften. Die Antwort der Orientalischen Kunstgeschichte
Daniel Redlinger | 199

Musikwissenschaft als Kulturwissenschaft
Bettina Schlüter | 233

Die Klassische Philologie als Wanderer zwischen den Welten. Nutzen und Nachteil der Kulturwissenschaften für eine Disziplin
Thomas A. Schmitz | 255

Zur Konstruktion von Sinn und Bedeutung in der tibetischen Kultur
Peter Schwieger | 273

Synthese oder Antithese? Indologie als Kulturwissenschaft
Heinz Werner Wessler | 295

Autorinnen und Autoren | 309