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Deutungsmacht von Zeitdiagnosen
Interdisziplinäre Perspektiven
Heiner Hastedt (Hrsg.)
Transcript
EAN: 9783837645927 (ISBN: 3-8376-4592-4)
220 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, März, 2019
EUR 29,99 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
»Philosophie ist ihre Zeit in Gedanken gefasst.« – Was in Hegels Parole noch unproblematisch erscheint, ist heute methodisch umstritten. Zwar spielen Zeitdiagnosen eine große Rolle beim Verständnis von Lebenswelt, Kultur, Gesellschaft – und vielleicht sogar von Naturentwicklungen. Mit Begriffen wie »postfaktisch« und den häufig angeführten »alternativen Fakten« zeigen in diesen Tagen Gegenwartsdiagnosen ebenso ihren Einfluss wie bei den Klagen über die allgegenwärtige Ökonomisierung und den Niedergang des Lesens angesichts der Bilderflut. Doch wie hängen Zeitdiagnosen und Deutungsmacht zusammen?
Rezension
„Risikogesellschaft“(Ulrich Beck), „Beschleunigungsgesellschaft“(Hartmut Rosa), „Gesellschaft der Singularitäten“(Andreas Reckwitz) sind bekannte soziologische Stichwörter zur Zeit. Von dem Philosophen Byung-Chul Han stammen die Zeitdiagnosen: „Müdigkeitsgesellschaft“, „Transparenzgesellschaft“ oder neuerdings „Palliativgesellschaft“. Angesichts einer zunehmenden Unübersichtlichkeit in der Welt wächst das Bedürfnis nach gesellschaftlicher Orientierung. Diese zu geben, verspricht man sich vielfach von Zeitdiagnosen.
Doch welche Funktionen erfüllen sie und welche Aussagekraft besitzen sie? Wodurch unterscheiden sich spezifisch philosophische von soziologischen Zeitdiagnosen? Wie hängen Zeitdiagnosen und Wahrheitspraktiken zusammen? Ist die omnipräsente Metrifizierung Ausdruck instrumenteller Vernunft? Warum zählt die Postmoderne zu wirkungsmächtigen Zeitdiagnosen? Welche Gegenwartsdiagnosen können für sich zurzeit Deutungsmacht beanspruchen? Sind Verschwörungstheorien die Folge einer fragmentierten Öffentlichkeit?
Mit diesen Fragen setzte sich die Veranstaltung „Deutungsmacht von Zeitdiagnosen“ an der Universität Rostock Ende Januar 2018 auseinander. Die dort vorgetragenen Beiträge, ergänzt um weitere Aufsätze, wurden aufgenommen in den Sammelband „Deutungsmacht von Zeitdiagnosen. Interdisziplinäre Perspektiven“. Herausgegeben wurde das im transcript Verlag erschienene Buch von Heiner Hastedt (*1958), Professor für Philosophie an der Universität Rostock. Die Texte des interdisziplinären Bandes stammen überwiegend von Vertretern der Philosophie. Sie demonstrieren die Fruchtbarkeit philosophischer Perspektiven auf Zeitdiagnosen. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik werden durch die Aufsätze des Werks motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit Zeitdiagnosen problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Sammelband „Deutungsmacht von Zeitdiagnosen“ leistet einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftsphilosophischen Reflexion über Deutungsangebote und Narrative der spätmodernen Gesellschaft.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Heiner Hastedt (Hg.)
Deutungsmacht von Zeitdiagnosen
Interdisziplinäre Perspektiven
»Philosophie ist ihre Zeit in Gedanken gefasst.« – Was in Hegels Parole noch unproblematisch erscheint, ist heute methodisch umstritten. Zwar spielen Zeitdiagnosen eine große Rolle beim Verständnis von Lebenswelt, Kultur, Gesellschaft – und vielleicht sogar von Naturentwicklungen. Mit Begriffen wie »postfaktisch« und den häufig angeführten »alternativen Fakten« zeigen in diesen Tagen Gegenwartsdiagnosen ebenso ihren Einfluss wie bei den Klagen über die allgegenwärtige Ökonomisierung und den Niedergang des Lesens angesichts der Bilderflut. Doch wie hängen Zeitdiagnosen und Deutungsmacht zusammen?
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Herausgebers | 7
I. Wahrheitspraktiken für Zeitdiagnosen
Deutungsmacht und Wahrheit
als Qualitätskriterien von Zeitdiagnosen
Einleitende Bemerkungen
Heiner Hastedt | 11
Zeitdiagnosen
Funktionen und Krisen eines Genres
Fran Osrecki | 35
Wahrheitspraktiken
Michael Hampe | 49
II. Kritik der »quantitativen Blendung«
Ins Erzählen flüchten
Jonas Lüscher | 69
Zahltag? Über den Preis der Quantifizierung
Steffen Kluck | 89
Spielen als Kritik der instrumentellen Vernunft
Christian Klager | 107
III. Zur Fikttionalität In Zeitdiagnosen
Fiktion als Annäherung an die Wirklichkeit Aus der Werkstatt der Geistergespräche Helmut Lethen | 123
Literatur als Quelle und Methode soziologischer Zeitdiagnose
Sina Farzin | 137
Zeitdiagnosen als ethisch-politische Strategien
»Bilderflut« in Bildwissenschaft und Visual Culture Studies
Hanno Depner | 149
IV. Welche Zeitdiagnosen setzen sich durch?
Zeitdiagnosen als Mittel politischer Deutungsmacht und das Problem der vermeidbaren Irrtümer
Walter Reese-Schäfer | 167
Postmoderne: vordergründige Ablehnung, untergründiger Erfolg Blick zurück auf eine besonders deutungsmächtige Zeitdiagnose Wolfgang Welsch | 183
Verschwörungs(theorie)panik
»Filter Clash« zweier Öffentlichkeiten
Michael Butter | 197
Autorinnen und Autoren | 213
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