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Text und Geschichte Geschichts- und literaturwissenschaftliche Beiträge zum Geflecht von Faktizität und Fiktionalität
Text und Geschichte
Geschichts- und literaturwissenschaftliche Beiträge zum Geflecht von Faktizität und Fiktionalität




Christof Landmesser, Ruben Zimmermann (Hrsg.)

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374047918 (ISBN: 3-374-04791-2)
376 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2017

EUR 88,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Text und Geschichte sind untrennbar miteinander verbunden. Ihr Zusammenhang muss mehrdimensional betrachtet werden: Weder erzählen Texte »die« Geschichte als bloßen Faktenbericht noch hinterlässt die Geschichte Quellentexte, durch die eine objektive historische Rekonstruktion möglich wäre.

Die von Aristoteles eingeführte, nur scheinbar klare Trennung zwischen Geschichtsschreibung und Dichtung muss am Grau der Wirklichkeitserzählungen scheitern. Vielmehr stehen Text und Geschichte, Fiktionalität und Faktizität, aber auch Sprache und Wirklichkeit in komplexen Wechselverhältnissen. Von Bedeutung sind dabei die sprachliche und inhaltliche Gestaltung eines Textes, dessen Perspektivität und Referenzialität sowie die interpretatorische Leistung von Autor und Rezipient.

Mit Beiträgen von Martin Bauspieß, Eve-Marie Becker, Detlev Dormeyer, Gerd Häfner, Stephan Jaeger, Stefan Jordan, Paul-Gerhard Klumbies, Christof Landmesser, Matías Martínez, Klaus Neumann, Heinz-Günther Nesselrath, Karin Peters, Jasmin Marjam Rezai-Dubiel, Robert Vorholt, Oda Wischmeyer und Ruben Zimmermann.
Rezension
"Text und Geschichte" (Buchtitel) sind keineswegs dasselbe; ein Geschichts-Text gibt nicht faktisch Geschichte wieder, vielmehr handelt es sich bei Geschichts-Texten um ein diffiziles "Geflecht von Faktizität und Fiktionalität" (Untertitel). Darauf hat vor allem der sog. linguistic turn seit den 1970er Jahren hingewiesen und in der Geschichtswissenschaft ein deutliches Umdenken ermöglicht. Vor allem Hayden White (Metahistory), aber auch deutschsprachige Historiker wie Rüsen und Goertz, haben herausgearbeitet, dass sogar der sog. Historismus (z.B. eines Leopold Ranke) narratologischen Mustern unterliegt - und also Geschichte nie an sich zu fassen ist, sondern es sich immer um eine Gemengelage von Fakten und Fiktion handelt. Diesem auch für die biblische Exegese überaus bedeutsamen Thema stellt sich dieser Band, der drei thematisch einschlägige Mainzer Tagungen zwischen 2009 und 2014 zusammenfasst und in diesem Band der Publikationsreihe „Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie“ (VWGTh) dokumentiert, die seit 2012 bei der Evangelischen Verlagsanstalt (und nicht mehr im Gütersloher Verlagshaus) erscheint.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie (VWGTh)
Seit ihrer Gründung im Jahr 1974 hat sich die Wissenschaftliche Gesellschaft für Theologie satzungsgemäß „die Förderung der theologischen Wissenschaft und in ihren Fachgebieten“ zu Aufgabe gemacht. Sie tut dies durch die Arbeit in den Fachgruppen und ihren Projektgruppen, sowie durch den „Europäischen Kongress für Theologie“, der alle drei Jahre veranstaltet wird. Zum Austausch über die Belange der wissenschaftlichen Theologie in Gesellschaft, Universität und Kirche und zur Förderung des theologischen Gesprächs in Europa werden zusätzlich Symposien veranstaltet.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Arbeit der Gesellschaft werden in der Publikationsreihe „Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie“ (VWGTh) dokumentiert, die seit 2012 bei der Evangelischen Verlagsanstalt erscheint.
Inhaltsverzeichnis
VERSCHLUNGENHEIT UND VERSCHIEDENHEIT VON TEXT UND GESCHICHTE 9
Eine hinführende Skizze
Ruben Zimmermann

I. GRUNDLEGENDE BEITRÄGE

DER LINGUISTIC TURN UND SEINE FOLGEN FÜR DIE GESCHICHTSWISSENSCHAFT 55
Stefan Jordan

VOM GEGENSTAND DER GESCHICHTE 72
Eine grundlegende Anregung in neutestamentlicher Perspektive
Christof Landmesser

VOM EREIGNIS ZUR GESCHICHTE 97
Die narrative Konstruktion von Geschichte als literaturgeschichtliche Frage
Eve-Marie Becker

DER >DISKURS< ALS METHODISCHES KONZEPT DER HISTORISCHEN FORSCHUNG 119
Klaus Neumann

ERINNERUNG UND GESCHICHTE - DAS REFERENZPROBLEM 143
Gerd Häfner

HISTORIOGRAPHISCHES ERZÄHLEN 162
Zur fruchtbaren Synthese von Erzähltheorie, Geschichtswissenschaft und Theologie
Stephan Jaeger

II. EINZELSTUDIEN ZUM NEUEN TESTAMENT UND ZU ANDEREN TEXTEN

OPSIS BEI HERODOT 183
Ein Beitrag zu Anspruch und Zuverlässigkeit antiker Historiographie
Heinz-Günther Nesselrath

LITERALITÄT UND HISTORIZITÄT DER NEUTESTAMENTLICHEN REDE VON DER KÖNIGSHERRSCHAFT (BASILEIA) GOTTES 203
Detlev Dormeyer

DIE JESUSERZÄHLUNG NACH MARKUS ALS WERK DES ACHTEN JAHRZEHNTS 226
Paul-Gerhard Klumbies

ERZÄHLTE HOFFNUNG 267
Überlegungen zur historischen Referenz des neutestamentlichen Osterkerygmas
Robert Vorholt

GESCHICHTE ALS ARGUMENT 281
Weichenstellungen der historisch-kritischen Acta-Forschung
Martin Bauspieß

DAS EREIGNIS ALS GRUNDLAGE DER LUKANISCHEN GESCHICHTSERZÄHLUNG VON PAULUS 307
Galater 1,16 und Apostelgeschichte 9,1-9; 22,6-10; 26,12-18
Oda Wischmeyer

SICHTBARKEIT UND GESICHT DER GESCHICHTE 338
Affektische Visualisierungsstrategien bei Victor Hugo
Karin Peters

PARUSIE, ESCHATOLOGIE UND MESSIANISMUS IN CORRADO ALVAROS GENTE IN ASPROMONTE (1930) 359
Jasmin Madam Rezai-Dubiel


AUTORENVERZEICHNIS 373
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