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Täufer Von der Reformation ins 21. Jahrhundert
Täufer
Von der Reformation ins 21. Jahrhundert




Astrid von Schlachta

Gunter Narr Verlag Tübingen
EAN: 9783825253363 (ISBN: 3-8252-5336-8)
432 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2020, 30 Abb.

EUR 26,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Täufer sind neben den Lutheranern und den Reformierten die dritte große Strömung innerhalb der Reformationsbewegung des 16. Jh.s. Sie zeichneten sich von Beginn an durch große Diversität aus, teilten jedoch einige zentrale Glaubensvorstellungen, derentwegen sie rasch unter Verfolgung gerieten: etwa Wehrlosigkeit, Eidesverweigerung und die Trennung von „Staat“ und Kirche. Das Buch stellt die Entwicklung der ersten Täufer und der aus ihnen hervorgegangenen Mennoniten, Hutterer und Amischen vor. Phasen der Traditionalisierung und der Absonderung wechselten mit Phasen der Erneuerung und der Öffnung. Die Vielfalt ihrer Lebensweisen und ihrer Differenzierungen in den Glaubenslehren blieb stets charakteristisch für die Täufer, deren wechselvolle Geschichte auf dem aktuellen Forschungsstand hier neu erzählt wird.

Astrid von Schlachta ist Privatdozentin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Regensburg und Leiterin der Mennonitischen Forschungsstelle in Weierhof.
Rezension
Das Täufertum als sog. radikaler Flügel der Reformation brachte in der westfälischen Stadt Münster für einige Monate um das Jahr 1534 herum eine autoritäre Herrschaft hervor, die ihresgleichen sucht ... Apokalyptisch geprägter Aufbruch und Radikalismus führten zu Intoleranz und Kampf gegen Katholizismus und Luthertum gleichermaßen, - und wurde von eben diesen Kräften zerrieben, so dass der sog. linke Flügel der Reformation komplett aus Deutschland vertrieben wurde und Zuflucht nur in den Niederlanden und später den USA und Russland fand ... Einer breiteren Öffentlichkeit wurde das Täuferreich von Münster bekannt durch Robert Schneiders Roman "Kristus - Das unerhörte Leben des Jan Beukels", Berlin 2004. Die Täufer aber sind weitaus mehr als das kurzzeitige Täuferreich zu Münster. Die Täufer sind neben den Lutheranern und den Reformierten die dritte große Strömung innerhalb der Reformationsbewegung des 16. Jh.s. und bilden heute - vor allem in den USA - als Baptisten- und Mennonitenkirchen einen wesentlichen Teil protestantischer Religion. Die Täufer zeichneten sich als "Frei(!)kirchen" von Beginn an durch große Diversität aus, teilten jedoch einige zentrale Glaubensvorstellungen, derentwegen sie rasch unter Verfolgung gerieten: etwa Wehrlosigkeit, Eidesverweigerung und die Trennung von "Staat" und Kirche. Dieses Denken des Vorbehalts gegenüber jeder Bevormundung durch den Staat prägt US-amerikanische Kultur bis heute: Vom Vorbehalt gegenüber Obama-Care und Krankenversicherungen über die Ablehnung des staatlichen Gewaltmonopols bis hin zur Ablehnung "obrigkeitlicher" Eingriffe angesichts einer Corona-Pandemie ...

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung

Eine 500-jährige Geschichte
Eine Frage der Benennung und der Perspektive

1. Reformationszeit – Täufer und ihre vielfältigen Anfänge

1.1. Die Reformation
1.2. Erste täuferische Ideen
1.3. Ausbreitung
1.4. Verfolgung
1.5. Rechtsnormen
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

2. Brüder und Schwestern – Alltag zwischen Verfolgung und Tolerierung

2.1. Fremdbilder
2.2. Selbstbilder
2.3. Versammlungen. Vom verborgenen Leben
2.4. Am Ende der Zeiten
2.5. Gütergemeinschaft. Hutterisches Leben in Mähren
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

3. Täufer ist … – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

3.1. Mystik
3.2. Rechtfertigung
3.3. Taufe
3.4. Politik
3.5. Bekenntnisse
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

4. Abseits des „mainstream“ – Vom Umgang mit den Täufern

4.1. Namen. Von der Macht der Begriffe
4.2. Zuschreibungen. Die Gefahr der Täufer für die Gesellschaft
4.3. Gewissensfreiheit. Forderungen nach Tolerierung
4.4. Privilegien. Politische Mittel der Tolerierung
4.5. Die Märtyrer. Zwischen Scheiterhaufen und „Märtyrer-Spiegel“
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

5. Die täuferische Landkarte – Migration und ihre gesellschaftlichen Ursachen

5.1. Migrationen
5.2. Preußisch-polnische Gebiete
5.3. Schweiz
5.4. Siebenbürgen
5.5. Nordamerika und Russland
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

6. Wendungen – Täuferisches Gemeindeleben zwischen Verfestigung und Erneuerung

6.1. Einblicke. Gemeindeleben und Gemeindeordnung
6.2. Differenzen. Die Entstehung der Amischen
6.3. Interaktionen. Kontakte zu anderen Konfessionen
6.4. Erfolg. Das wirtschaftliche Leben von Mennoniten und Amischen
6.5. Politik. Glaubensprinzipien und Bürgerpflicht
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

7. Integration – Prozesse der Akkulturation

7.1. Verschiedenheit. Vom Umgang mit einer neuen Zeit
7.2. Kultur. Die „alte“ und die „neue“ Ordnung
7.3. Offenheit. Mennoniten in überkonfessionellen Kontakten
7.4. Wehrlosigkeit. Ein Glaubensprinzip im gesellschaftlichen Wandel
7.5. Grenzüberschreitung. Täuferische Gemeinden in Nordamerika und Russland
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

8. Weltweit – Täuferische Gemeinden im 20. Jahrhundert

8.1. Divers. Mennoniten weltweit
8.2. Diktatur. Mennoniten im Nationalsozialismus
8.3. Neuanfang. Zwischen West-Pazifismus und DDR-Regime
8.4. „Old Order“. Von der Herausforderung, das Richtige zu bewahren
8.5. Rückwanderung. Russlanddeutsche Gemeinden in der Bundesrepublik
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

9. Spuren – Die Täufer in Kultur und Erinnerung

9.1. Geschichtsschreibung aus täuferischer Perspektive
9.2. Die Täufer in der Geschichtsschreibung
9.3. Menno Simons. Eine Gründergestalt im Rückblick
9.4. Kultur. Die Täufer in Literatur und Kunst
9.5. Erinnerungsorte – Täuferspuren in Europa
Fragen zur Reflexion
Weiterführende Literatur

Was bleibt von den Täufern?

Anhang

Glossar
Abkürzungen
Quellen
Liste der QR-Codes
Abbildungsverzeichnis
Personenregister
Ortsregister