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Sexualität, sexuelle Bildung und Heterogenität im erziehungswissenschaftlichen Diskurs
Sexualität, sexuelle Bildung und Heterogenität im erziehungswissenschaftlichen Diskurs




Julia Kerstin Maria Siemoneit, Karla Verlinden, Elke Kleinau (Hrsg.)

Beltz Verlag
EAN: 9783779967125 (ISBN: 3-7799-6712-X)
218 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Oktober, 2022

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Anknüpfend an die seit 2010 andauernden Debatten in der Erziehungswissenschaft über sexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten, werden in diesem Sammelband Ansätze diskutiert, die Sexualität und sexuelle Bildung in ihren historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Erscheinungsformen und Zusammenhängen systematisch erfassen. Unter der Berücksichtigung von Heterogenität werden Implikationen für verschiedene pädagogische Praxisfelder und deren Adressatinnengruppen sexueller Bildung eröffnet.

Julia Kerstin Maria Siemoneit, Dr., ist Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Historische Bildungsforschung der Universität zu Köln.

Karla Verlinden, Prof. Dr., ist seit 2019 Professorin für Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Resilienz, KatHO NRW Abt. Köln

Elke Kleinau, Prof. Dr., ist seit 2002 Professorin für Historische Bildungsforschung, mit dem Schwerpunkt Gender History an der Universität zu Köln.
Rezension
Nicht nur in der Gesamt-Gesellschaft, auch spezifisch in den Erziehungswissenschaften wird seit 2010 eine Debatte über sexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten geführt. Die Diskussion um Sexualität in pädagogischen Kontexten wurde vor allem mit dem (erneuten) öffentlichen Bekanntwerden sexualisierter Gewalt in pädagogischen "Vorzeigeinstitutionen" wie der reformpädagogischen Odenwaldschule und dem katholischen Canisiuskolleg im Jahr 2010 in Verbindung gebracht. Seitdem lässt sich ein deutlicher Zuwachs an erziehungswissenschaftlicher Forschung verzeichnen, die sich mit sexualisierter Gewalt in pädagogischen Kontexten auseinandersetzt. Bildungspolitisch wurde die Thematik sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen durch die 2013 erfolgte Einrichtung von fünf Juniorprofessuren an den Universitäten Kiel, Münster, Kassel und Hamburg sowie an der Hochschule Merseburg aufgegriffen, um mit je unterschiedlichen Schwerpunkten die Verwobenheit von sexualisierter Gewalt, Erziehungswissenschaft und pädagogischen Kontexten zu beforschen. Dennoch findet sich eine deutliche Nichtverankerung von sexueller Bildung im Lehrangebot (außer-)schulischer Studiengänge an deutschen Universitäten. In der erziehungswissenschaftlichen Forschung wird zudem das Thema Sexualität von Heranwachsenden z. Zt. fast ausschließlich im Gefahrenabwehrmodus behandelt. Positive Darstellungen zu den Ausdrucksformen kindlicher und jugendlicher Sexualität, wie bspw. ihre Entwicklung professionell zu begleiten und zu fördern wäre, sucht man dagegen beinahe vergebens. - In diesem Kontext sucht dieses Buch nach Korrekturen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Erziehungswissenschaft | Nähe | Macht | Geschlechterforschung | Gender Studies | Feminismus | People of Color | Gewalt | Männlichkeit | Biopolitik | Selbstbestimmung | Geistige Behinderung | Taubheit | Pflege | Sexuelle Gewalt | Disability Studies | Gentechnologie | Reproduktionstechnologie
Inhaltsverzeichnis
Sexualität, sexuelle Bildung und Heterogenität – ein Problemaufriss
Julia Kerstin Maria Siemoneit, Elke Kleinau und Karla Verlinden 7

Historische und theoretische Zugänge 15

Sexuelle Bildung, Selbstbestimmung und Heterogenität. Verhältnisbestimmungen und Implikationen bildungspolitischer und pädagogisch-programmatischer Begriffe
Antje Langer 16

Sexuelle Befreiung oder sexuelle Bildung?
Konzepte, Organisationen und Akteur*innen nach 1968 zwischen Pädophilie- und Missbrauchsdiskurs
Meike Sophia Baader und Jan-Henrik Friedrichs 32

„Erziehung der Sexualität“ – Sexualität als Erziehung? Eine kritische Betrachtung von Helmut Kentlers Theorie der Sexualerziehung
Anna Hartmann und Jeannette Windheuser 54

Die Erziehungswissenschaft und das Sexuelle – eine Problemskizze
Barbara Rendtorff 72

Ist Consent unmännlich? Zur Notwendigkeit einer männlichkeitskritischen Perspektive auf sexuelle Einvernehmlichkeit
Paul Scheibelhofer 84

Begehren dekolonisieren?! – Intersektionale Perspektiven für die sexuelle Bildung
Denise Bergold-Caldwell 99

Sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung im biopolitischen Zeitalter aus Sicht der Disability Studies/History
Anne Klein 114

Sexualität und sexuelle Bildung als Konfliktfelder in (sozial-)pädagogischen Kontexten 129

‚Sexuelle Situationen‘ in der Schule – Ergebnisse einer Befragungsstudie mit Lehrkräften
Julia Kerstin Maria Siemoneit und Karla Verlinden 130

Sexualisierte Gewalterfahrungen und Un-Freiheit als Strukturkategorie innerhalb der intersektionalen Perspektive – Überlegungen auf Basis einer empirischen Studie zu jungen Menschen in Haft
Anne Kaplan und Karla Verlinden 154

„Wir reden ja nur aus der Erfahrung“ – Vom fachlichen Umgang mit Sexualität bei Menschen mit Lernschwierigkeiten
Svenja Heck 174

Sexuelle Bildung, Sexualaufklärung und sexualisierte Gewalt im Leben tauber Menschen
Katharina Urbann, Simon Tenbrink und Laura Avemarie 186

Sexual Neglect – Sexuelle Vernachlässigung und die Missachtung sexueller Rechte am Beispiel von Erwachsenen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf
Charlotte Rimbach und Kathrin Römisch 200

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