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Sankt Peter in Rom und das Prinzip der produktiven Zerstörung Bau und Abbau von Bramante bis Bernini Zuerst 2000 erschienen als Band 63 der Reihe: Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek
Sankt Peter in Rom und das Prinzip der produktiven Zerstörung
Bau und Abbau von Bramante bis Bernini


Zuerst 2000 erschienen als Band 63 der Reihe: Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek

Horst Bredekamp

Wagenbach
EAN: 9783803126023 (ISBN: 3-8031-2602-9)
192 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2008

EUR 12,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Bis ins sechzehnte Jahrhundert stand an der vertrauten Stelle in Rom eine Basilika, die durch einen gewaltigen Dom ersetzt wurde, an dessen Bau alle Großen der Zeit beteiligt waren, von Bramante, Raffael und Michelangelo bis zu Bernini. Über ein Jahrhundert lang war die riesige Baustelle nicht nur kostenträchtiges Ungeheuer, dessen (als Ablass getarnter) Geldhunger unter anderem zur Reformation führte, sondern auch künstlerisches Experimentierfeld erster Ordnung. Horst Bredekamp gibt einen minutiösen, die neuesten Forschungen umgreifenden Bericht über die Errichtung der Mutter aller Kirchen.
Rezension
Die Gründe für den Abriß von Gebäuden sind älter als die Moderne - der berühmteste Abriß traf den zentralen Bau der Christenheit, St. Peter in Rom. Die erste umfassende Untersuchung dieses Abrisses als Neubau. Bis ins 16. Jahrhundert stand an der vertrauten Stelle in Rom seit Kaiser Konstantins Zeiten eine große Basilika, die dann Stück für Stück abgerissen und durch einen gewaltigen Dom ersetzt wurde, an dessen Bau alle Großen der Zeit beteiligt waren, von Bramante, Raffael und Sangallo bis Michelangelo, Maderno und Bernini. Über ein Jahrhundert lang war die riesige Baustelle nicht nur ein kostenträchtiges Ungeheuer, dessen (als Ablaß getarnter) Geldhunger unter anderem zur Reformation führte (und zurück zur Gegenreformation), sondern auch ein künstlerisches Experimentierfeld erster Ordnung. Wenn wir heute St. Peter in Rom besichtigen, vor allem die sechzehn Jahre nach Michelangelos Tod im Mai 1590 fertiggestellte Kuppel betrachten, dann verströmt der ganze Petersdom eine majestätische Gelassenheit, eine steinerne scheinbare Ewigkeit, eben Roma aeterna - und alles wirkt wie das Ergebnis einer von ruhiger Hand geplanten, langfristig umgesetzten künstlerischen Planung. Das Gegenteil aber ist der Fall, wie diese informative Baugeschichte nicht nur im Untertitel aufzeigt: das Prinzip der produktiven Zerstörung. Von Bramante bis Bernini ist nichts aus einem Guß, künstlerische Rivalitäten dominieren die Baugeschichte, zwischen Longitudinalbau und Zentralbau geht es ständig hin und her in den Entwürfen und in den tatsächlichen Bauabschnitten. Immer wieder wird zerstört, abgerissen, neu begonnen. Die scheinbare Harmonie entspricht nicht der Baugeschichte. Informativ, spannend und lebendig verfasst!

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Bau und Abbau des Symbols der Christenheit: In seiner detaillierten Studie über Sankt Peter zeichnet Horst Bredekamp die Geschichte eines der komplexesten und chaotischsten Bauprojekte der Neuzeit nach.

Horst Bredekamp, geboren 1947 in Kiel, studierte Kunstgeschichte an der Universität Marburg. Nach seiner Promotion 1974 absolvierte er zunächst ein Volontariat am Frankfurter Liebighaus, bevor er ans kunsthistorische Institut der Hamburger Universität wechselte. 1992 war er zu Gast am Wissenschaftskolleg Berlin, und seit 1993 ist er Professor für Kunstgeschichte an der Berliner Humboldt-Universität. Gastaufenthalte führten ihn nach Princeton und ans Getty Center in Los Angeles sowie nach Budapest. 2005 hatte er die Gadamer-Professur an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg inne. Bredekamp, der sich in seinen zahlreichen Studien unter anderem der Renaissance sowie den Neuen Medien widmet, wurde 2000 mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet, 2005 mit dem Aby M. Warburg-Preis der Stadt Hamburg sowie 2006 mit dem Max-Planck-Forschungspreis.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Grenzen einer Baugeschichte von St. Peter 9

I Elemente der Vorgeschichte (1450-1505)

1. Der freskierte Nepotismus 11
2. Die beiden Gräber der Rovere-Päpste 14
3. Das Projekt Nikolaus' V. 21
4. Ortsbestimmung des Julius-Grabes 24

II Bramantes Angriff auf Alt-St. Peter (1505-1506)

1. Die taktische Niederlage 25
2. Der strategische Erfolg 29
3. Das Zusammenspiel mit Julius II. 36
4. Die Niederlage Michelangelos 39

III Abriß, Neubau und Stillstand (1506-1546)

1. Die Selbstzerstörung des Neubaues 41
2. Selbsterkenntnis und Außenkritik 48
3. Schutzarchitektur und gezeichnetes Utopia 51
4. Sangallos Holzfetisch 58

IV Michelangelos Strategien (1546-1564)

1. Die Ausschaltung des Sangallo-Modells 63
2. Der fragile Souverän 66
3. Das Alternativkonzept 73
4. Die Normierung des Modells 78

V Michelangelos Bau und Abbau (1548-1593)

1. Bauen als präventive Verteidigung 81
2. Postume Sicherungen 82
3. Aufbau und Abbruch von Attika und Nebenkuppel 84
4. Letzte Neubauabrisse und Vollendung der Kuppel 92

VI Die Aufhebung von Alt-St. Peter (1605-1939)

1. Renaissance und Abbruch Alt-St. Peters 95
2. Madernos Langhaus 104
3. Rhetorik des Bewahrens 110
4. Berninis Irrtum 115

Schluß: Modernität und Einsturz 121

Anmerkungen 125
Bibliographie 145
Register der historischen Personen 153