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Religion und Lebenswelt Positionierung als Aufgabe religiöser Bildung
Religion und Lebenswelt
Positionierung als Aufgabe religiöser Bildung




Mareike Meiss-Schleifenbaum

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374076628 (ISBN: 3-374-07662-9)
246 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, Mai, 2024

EUR 58,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Religionsunterricht stellt für viele Schülerinnen und Schüler gegenwärtig eine Erstbegegnung mit Religion und Glaube dar. Entsprechend wenig kann auf eigene Erfahrung oder Kenntnis von Erzählungen christlicher Religion zurückgegriffen werden. Vor diesem Hintergrund widmet sich die Studie dem Aneignungsprozess religiöser Positionen im Jugendalter. Systematisch-theologisch werden religiöse Positionen als Versuch beschrieben, Gottes Selbstauslegung in den Phänomenen der Welt zu verstehen. Sodann werden lebensweltliche Einflussfaktoren auf religiöse Positionen analysiert und deren Bedeutung für Lehrende und Lernende in religionspädagogischen Bildungsprozessen herausgearbeitet. Abschließend zeigen praktische Beispiele, wie eine religiöse Positionierung didaktisch angebahnt werden kann.

Mareike Meiß-Schleifenbaum, Dr. theol., Jahrgang 1988, studierte Evangelische Theologie und Anglistik in Heidelberg, Worcester und Marburg. Seit Januar 2023 ist sie Direktorin am Marburger Bibelseminar. Mit der vorliegenden Arbeit wurde sie 2023 im Fachbereich Evangelische Theologie an der Universität Heidelberg promoviert.
Rezension
Der Religionsunterricht stellt für viele Schülerinnen und Schüler gegenwärtig eine Erstbegegnung mit Religion und Glaube dar. Entsprechend kann nicht bei allen Schülerinnen und Schülern auf eigene Erfahrungen mit gelebter religiöser Praxis oder auf Kenntnisse tradierter Motive und Erzählungen christlicher Religion zurückgegriffen werden. Hier kann das Anknüpfen an Selbsttranszendenzerfahrungen Jugendlicher eine Zugangsmöglichkeit bieten, um überhaupt zu verstehen, was Glaube im Sinne einer Auslegung von selbsttranszendenter Erfahrung ist. Das ist der Ansatz der Autorin bei der Lebenswelt der Schüler/innen. Darüber hinaus stellt der Religionsunterricht wie auch andere Kontexte religiöser Bildung einen wichtigen Kommunikationsraum dar, in welchem der Austausch über existenzielle Erfahrungen und das Verstehen von Wirklichkeit sowie das Kennenlernen von religiösen Auslegungen solcher Erfahrungen einen Platz haben. Wie aber lassen sich solche lebensweltlichen Transzendenzerfahrungen mit dezidiert theologischen Standpunkt in Korrelation bringen? Hier bezieht sich die Autorin maßgeblich auf den semiotisch-offenbarungstheologischen Ansatz Ingolf Dalferths. Eine religiöse Position wird im engeren Sinne als Versuch beschrieben, Gottes Selbstauslegung in den Phänomenen der Welt und ihre Bedeutung für die eigene Erfahrung zu verstehen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Religionspädagogik Religionsunterricht Gottesvorstellung Glaube Religionsdidaktik Identität Jugendliche Dalferth Elementarisierung
Inhaltsverzeichnis
Erster Teil
Ausgangspunkte

1 Religionspädagogik und ihre religionsdidaktische Herausforderung angesichts der religiösen Gegenwartslage 21

1.1 Jugendliche und die Institution Kirche 22
1.2 Die Bedeutung der Eigenständigkeit im Glauben 27
1.3 Einfluss der Sozialisationsfaktoren Familie und Freunde 30
1.4 Glaube und religiöse Praxis im Alltag von Jugendlichen 35
1.5 Umgang mit religiöser Vielfalt 40
1.6 Religiosität und die Kultur der Digitalität 44
1.7 Ertrag 48

Zweiter Teil
Beschreibung des Forschungsfeldes

2 Die Forschungslandschaft: Religionspädagogische Antworten im Kontext religiöser Positionierungsprozesse 53

2.1 Orientierung am Subjekt 53
2.1.1 Religiöse Positionen selbst verantworten lernen 54
2.1.2 Theologie mit Jugendlichen, von Jugendlichen und für Jugendliche 59
2.1.3 Religiöse Positionen konstruieren 62
2.2 Partizipation der Lernenden an religiöser Praxis 66
2.2.1 Religiöse Vorstellungen probeweise zur Gestalt bringen 67
2.2.2 Partizipation an der Mitteilungspraxis des Glaubens ermöglichen 70
2.2.3 Zwischen beobachtender Teilnahme und reflektierender Beobachtung 73
2.3 Die politische Dimension religiöser Positionen 77
2.3.1 Eine gedeihliche Umgebung zur Förderung von Emanzipation und Mündigkeit gestalten 78
2.3.2 Diskursive Mechanismen ideologiekritisch reflektieren 80
2.3.3 Reflektierte Toleranz einüben 81
2.4 Ertrag: Verankerung der Arbeit in der Forschungslandschaft 86

Dritter Teil
Theologische Grundlagen

3 Religiöse Positionen als Nachdenken von Gottes Selbsterschließung in den Phänomenen der Welt 91

3.1 Religiöse Positionen im weiteren Sinne 91
3.2 Religiöse Positionen im engeren Sinne 96
3.3 Zur Bedeutung von Sinnwelten 99
3.4 Die Sinnwelten des christlichen Glaubens 102
3.4.1 Die pathische Struktur: Angesprochen werden von der Selbsterschließung Gottes 102
3.4.2 Die eschatologische Leitunterscheidung zwischen Alt und Neu als eigentlich Neues an der Sichtweise des Glaubens 104
3.4.3 Die neue Sichtweise des Glaubens als andere Sichtweise 106
3.4.4 Lebenspraktischer Ausdruck: Haltungen als Resonanz auf die Sichtweise des Glaubens 107
3.4.4.1 Zuversicht und Hoffnung 108
3.4.4.2 Dankbarkeit und Trotzkraft 110
3.4.4.3 Mitgeschöpflichkeit 113
3.4.4.4 Neugier auf Neues 118
3.4.5 Zusammenfassung 120
3.5 Die Aneignung religiöser Positionen 121
3.5.1 Die Auseinandersetzung mit Anregungsimpulsen aus der primären und sekundären Sozialisation 123
3.5.2 Der Einfluss von Erinnerungsbildern auf religiöse Positionierungen 125
3.5.3 Emotionen als Filter kognitiver Einsicht 127
3.5.4 Das Phänomen der Intuition 129
3.5.5 Der sinnweltliche Einfluss auf religiöse Positionierungen am Beispiel der gesellschaftlichen Modellierung von Gefühlen 131
3.5.6 Zusammenfassung 132
3.6 Ertrag 133
3.6.1 In der Aneignung religiöser Positionen sind affektive, kognitive und lebenspraktische Komponenten beteiligt 134
3.6.2 Die dialektische Spannung muss aufrechterhalten werden 136
3.6.3 Die Arbeit an religiösen Positionen geht über die individuelle Positionierung hinaus 136

4 Der Einfluss der Lebenswelten auf Sinnwelten und religiöse Positionen 139

4.1 Lebenswelt als Universum der Selbstverständlichkeit 139
4.2 Zeichennutzung und Gruppenzugehörigkeit 144
4.2.1 Gruppenzugehörigkeit und Macht 147
4.2.2 Der Christusglaube als Modus der Entfremdung von Gruppenidentität 153
4.2.3 Zusammenfassung 155
4.3 Sensibilität für die Heterogenität der Lebenswelten 156
4.3.1 Die eigene Positionierung als Ressource für den Unterricht 158
4.3.2 Die eigene Positionierung als Risiko im Unterricht 161
4.3.3 Zusammenfassung 165
4.4 Religiös positionieren: Explorieren und Festlegen 166
4.4.1 Exkurs: Das Erikson’sche Identitätsmodell und seine spätmoderne Korrektur 168
4.4.2 Entwicklungspsychologische Heterogenität in Bezug auf Identitätsstadien 173
4.4.2.1 Übernommene Identität 175
4.4.2.2 Sorgenfreie Diffusion – Surfen im Meer der Möglichkeiten 176
4.4.2.3 Ruminatives Moratorium – Verlorensein im Meer der Möglichkeiten 177
4.4.2.4 Moratorium 177
4.4.2.5 Entwicklungsdiffusion – auf Transitreise im Meer der Möglichkeiten 178
4.4.2.6 Erarbeitete Identität 179
4.4.2.7 Kulturell adaptive Diffusion – Fischen im Meer der Möglichkeiten 180
4.4.3 Zusammenfassung 181
4.5 Ertrag 182

Vierter Teil
Religionsdidaktische Folgerungen

5 Gemeinsam auf Wahrheitssuche 189

5.1 Wahrheit als sich selbst einstellendes Ereignis 191
5.1.1 Gott lässt Raum für Missverständnisse 193
5.1.2 Wahrheit als Horizont religionspädagogischer Bildungsprozesse 195
5.1.3 Wahrheit lässt sich nicht elementarisieren 197
5.1.4 Zusammenfassung 199
5.2 Wahrheitssuche als gemeinsame Angelegenheit 200
5.2.1 Die Religionsklasse als Gruppe 201
5.2.2 Repräsentationslogik durchbrechen, Handlungsspielraum sichtbar machen 204
5.2.3 Strukturelemente einer gemeinsamen Wahrheitssuche 206
5.2.4 Zusammenfassung 211
5.3 Praktische Beispiele 212
5.3.1 Erzählrunden mit Klageworten aus den Psalmen 213
5.3.2 Sich positionieren mithilfe von Figuren und Baumaterialien 215
5.3.3 Ausstellungen zu sinnweltlichen Verortungen und religiösen und weltanschaulichen
Positionen 217
5.4 Ertrag 220

6 Fazit und Ausblick 225

6.1 Positionierungsprozesse und Biografiearbeit 225
6.2 Positionierungsprozesse und Ambiguitätstoleranz 227
Literaturverzeichnis 231