lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Raffaels Selbstdarstellung Künstlerschaft als Konstrukt
Raffaels Selbstdarstellung
Künstlerschaft als Konstrukt




Fabian Mueller

Reihe: artifex Quellen und Studien zur Künstlersozialgeschichte


Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG
EAN: 9783731906674 (ISBN: 3-7319-0667-8)
288 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, 2018, 49 Farb- und 8 S/W-Abbildungen

EUR 39,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Laufe des Quattro- und zu Beginn des Cinquecento entwickelte sich bei den italienischen Malern ein neues Selbstverständnis. Auf Grundlage des neuen humanistischen Bildungsideals forderten sie eine höhere Wertschätzung des kreativen Schaffensprozesses und ihrer intellektuellen Fähigkeiten, eine Erhebung ihrer Profession aus dem Rang eines Handwerks in die Riege der artes liberales, schlussendlich auch den sozialen Aufstieg.

Auch Raffael (1483–1520) setzte sich spätestens in seinem römischen Schaffen intensiv mit der eigenen Künstlerschaft und deren Inszenierung auseinander. Durch die Aufnahme zeitgenössischer kunsttheoretischer, philosophischer und theologischer Topoi, durch allegorische Selbstbezüglichkeiten in den Bildinhalten und durch eine paragonal motivierte Auseinandersetzung mit seinen Konkurrenten und „rivalisierenden“ Kunstgattungen in Werken wie dem Bildprogramm der Stanza della Segnatura, einem Selbstporträt mit Hofmann oder der Fornarina strebte Raffael nach künstlerischer, intellektueller und sozialer Anerkennung.

Kein Künstler vor und wenige Künstler nach Raffael haben die eigene Künstlerschaft so explizit und umfassend konstruiert. Seine Strategie stellte sich in der Rückschau als höchst erfolgreich heraus; und nimmt man seine bis heute geltende kanonische Bedeutung für die Kunstgeschichte dazu, darf man Raffael legitim eine, wenn nicht sogar die Vorreiterrolle in der strategischen Künstlerselbstdarstellung zuweisen. Mit vorliegendem Buch wird also nicht nur ein wichtiges Kapitel der Künstlersozialgeschichte geschrieben, es legt auch den Grundstein für weitere einschlägige Forschungen.
Rezension
Nicht nur wegen der weltberühmten Stanzen in den Vatikanischen Museen gehört Raffael zu den bedeutendsten Künstlern des Abendlands; Raffael gilt als der Klassiker der neuzeitlichen Kunst. Ein für allemal scheint Raffael festgelegt zu haben, wie ein Mensch auszusehen habe. Und Raffael lebt in spannender Zeit, in Renaissance, in Reform und Reformation. Raffael (1483-1520) verkörpert für uns neben Leonardo und Michelangelo die Kunst der Hochrenaissance in Italien. Er erneuerte das Altarbild und die Wandmalerei, schuf Zeichnungen und Wandteppiche und wirkte zudem als Architekt. Raffael schuf aber auch, wie diese Würzburger Dissertation zeigt, eine ganz neue Selbstdarstellung des Künstlers und betrieb damit dessen künstlerische, intellektuelle und soziale Anerkennung und Höherwertung des Künstlers. Er inszeniert sich in seinen Werken und konstruiert in bisher unbekannter Weise ein Künstler-Image.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
artifex
Quellen und Studien zur Künstlersozialgeschichte / Sources and Studies in the Social History of the Artist,
Hrsg. von / Ed. by Andreas Tacke
Inhaltsverzeichnis
VORWORT UND DANK 8

1. VORBEMERKUNGEN 10

1.1. Leitthesen und Begrifflichkeiten 10
1.2. Künstlerschaft und Selbstentwurf Raffaels als Probleme der Forschung 12
1.3. Ansatz und Methodik der Arbeit 14

2. RAFFAELS VORRÖMISCHE ZEIT UND SEIN WILLE ZUM SELBSTENTWURF 18

3. EIGENREFERENZIELLE KUNSTTHEORIE IN DER STANZA DELLA SEGNATURA 27

3.1. Die Auftragsumstände als Antrieb für Raffaels Selbstdarstellung 27
3.2. Raffaels ingenium in der Disputa: „divinità di cosa dipinta“ 32
3.3. Die „scienza della pittura“ in der Schule von Athen 49
3.4. „ut pictura poesis“. Raffael auf dem Parnass 58
3.5. Die Schindung des Marsyas und die Befreiung des Künstlers 67
3.6. Selbstdarstellung und Konsequenz 71

4.RAFFAELS SELBSTDARSTELLUNG ALS KÜNSTLER-HOFMANN 72

4.1. Raffaels soziale Ambitionen und Castigliones Cortegiano 72
4.2. Die Neukonstitution des Künstlers. grazia und sprezzatura als mehrdeutige Tugenden 78
4.3. Raffaels dissimulatio im Selbstporträt als Künstler-Hofmann 85
4.4. Nobiltà als Modell bei Landino und Castiglione 100
4.5. Raffaels Beitrag zur nobiltà-Debatte im Selbstporträt mit Hofmann 106

DER ,SPÄTE‘ RAFFAEL. WETTSTREIT UND SELBSTENTWURF 116

5.1. Muse und Allegorie der triumphierenden Malerei: La Fornarina 118
5.2. Die Transfiguration und ihr paragonaler Sinngehalt 134

„OGNI PITTORE DIPINGE SÈ“. NACHGEDANKEN ZU RAFFAELS SELBSTDARSTELLUNG 150

ANMERKUNGEN 153
LITERATURVERZEICHNIS 250
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 287