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Philosophie und Bildung Philosophie als Lehrerin kritischen Denkens
Philosophie und Bildung
Philosophie als Lehrerin kritischen Denkens




Iwona Alechnowicz-Skrzypek, Dorota Barcik, Hans Friesen (Hrsg.)

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495488270 (ISBN: 3-495-48827-8)
207 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Januar, 2017

EUR 29,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Die Begriffe >Bildung( und >Kultur( werden erst seit dem 18. Jahrhundert im heute noch üblichen Sinne verwendet; sie setzen die Aufklärung, die Säkularisierung der gesamten europäischen Lebenswelt voraus. >Bildung( als Prozess des Sich-Bildens und als erreichter Zustand des Gebildetseins scheint sich auf die Denkenden und Wissenden einer gänzlich von der Religion durchdrungenen Ära nicht übertragen zu lassen.

Die Bildungsidee der Goethezeit erwuchs aus dem Protest gegen den Utilitarismus des Vernunftzeitalters. Durchaus galten im Sinne Rousseaus ihren Anhängern nicht Fortschritte in der materiellen Kultur als höchstes Ziel, sondern die Humanität, ein sowohl sittliches als auch ästhetisches ideal menschlicher Vollkommenheit, und entsprechend sollte es für den Einzelnen nicht so sehr auf berufliche Tüchtigkeit und ökonomischen Erfolg ankommen wie auf eine ganzheitliche Entwicklung zu sich selbst, d. h. auf die Entfaltung der in ihm ruhenden Anlagen und Kräfte.« (Manfred Fuhrmann)

Das in diesem Zitat knapp skizzierte, oft auch mit dem Namen Wilhelm von Humboldt in Zusammenhang gebrachte Bildungsideal verkörpert einen deutlichen Kontrast zu der heutigen schulischen und universitären Bildungswirklichkeit, die mit Beginn dieses Jahrtausends, unter Maßgabe der OECD und verbunden mit den Namen PISA und BOLOGNA, einen gravierenden Umgestaltungsprozess durchgemacht hat.
Rezension
Von nicht wenigen Seiten in der Bildungslandschaft wird der bildungspolitsche Weg der Europäischen Union, der mit den Stichworten Europäischer Qualifikationsrahmen, Bologna-Prozess, PISA oder ECTS verbunden ist, dahingehend kritisiert, dass Bildung immer mehr verschult, standardisiert, nivelliert und formalisiert wird. Insbesondere auch von Seiten der Philosophie wird diese Entwicklung kritisch begleitet und beargwöhnt mit der Befürchtung, dabei könne kritisches Denken (für das die Philosophie par excellence steht) in der Bildung grundlegend Schaden nehmen. Diese Publikation ist das Ergebnis einer deutsch-polnischen Konferenz, die 2014 an der Oppelner Universität stattgefunden hat. In beiden Ländern wird viel über die Rolle der Philosophie in der Bildung diskutiert. Insbesondere von Sokrates und Kant her wird auf die große Tradition kritischen Denkens in der Philosophie abgehoben, die sich gegen eine Formalisierung von Bildung sperrt.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Prozess der Anpassung von Bildung in der Europäischen Union an die Anforderungen der Europäischen Qualifikationsrahmen führt zur Standarisierung sowohl ihrer Formen als auch ihrer Inhalte. Bildung soll vergleichbar sein. Gibt es in diesem Konzept noch einen Platz für die Philosophie, die seit Jahrhunderten das Denken und das allgemeine Wissen bildet? Die Publikation ist das Ergebnis einer deutsch-polnischen Konferenz, die 2014 an der Oppelner Universität stattgefunden hat. In beiden Ländern wird viel über die Rolle der Philosophie in der Bildung diskutiert.
Die Autoren konzentrieren sich sowohl auf die Tradition als auch auf die Gegenwart und heben die philosophischen Faktoren im gesellschaftlichen Leben hervor. Dabei berufen sie sich auf zwei große Traditionen des kritischen Denkens, die Sokrates und Kant verkörpern.
Prof. Dr. Hans Friesen, Philosoph und Kulturwissenschaftler, vertritt den Lehrstuhl für Kulturphilosophie an der BTU Cottbus-Senftenberg.
Iwona Alechnowicz-Skrzypek lehrt Philosophie an der Universität Oppeln.
Dorota Barcik lehrt Philosophie an der Universität Oppeln.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Joachim Piecuch (Opole)
Die akademische Philosophie und die Öffentlichkeit, oder:
Vermisst die Agora eigentlich noch ihren Sokrates?
Darf die Öffentlichkeit (noch immer) als natürliches Element der Philosophie gelten? 13

Dorota Barcik (Opole)
Zur Offenheit der Universität und dem Bedarf nach philosophischen Botschaften in der Öffentlichkeit 34

Dagmar Berger (Witten)
Sokrates' Sorge um den inneren Menschen als grundlegendes Thema in der Geschichte der Philosophischen Bildung 46

Iwona Alechnowicz-Skrzypek (Opole)
Auf dem Wege zur Entdeckung des inneren »Berufs« 65

Hans Friesen (Cottbus)
Kulturelle Identität und gesprächliche Bildung
Das interkulturelle philosophische Unterrichtsgespräch als exponierter Ort der Integration von Schülern mit Migrationshintergrund 76

Reinhard Schulz (Oldenburg)
Über den Unterschied von allgemeiner Bildung und lebenslangem Lernen 103

Stephan Nachtsheim (Aachen)
Anmerkungen zur philosophischen Grundlegung von Erziehung und Bildung 111

Annette M. Stroß (Karlsruhe)
Sticht Professionalisierung >ins Herz erzieherischer Gesinnungen?
Historisch-systematische Aspekte zum Verhältnis von Bildungstheorie und pädagogischer Professionalität 121

Maja Niestrój (Opole)
Zur Rolle metaphorischer Ausdrücke in Lernprozessen. Metaphern der Demokratie 140

Andrzej J. Noras (Katowice)
Das Problem der Philosophiegeschichte und die philosophische Bildung 149

Tomasz Kubalica (Katowice)
Abbildung und Umbildung 155

Reinhold Breil (Aachen)
Zur Aktualität des Bildungsbegriffs nach Richard Hönigswald und Moritz Löwi 169

Boleslaw Andrzejewski (Poznaii)
Der »polnische Humanismus« von Wtadystaw Mieczyslaw Koztowski
Die Philosophie als Erzieherin 187

Karsten Weber (Opole, Cottbus, Regensburg)
Realität, Virtualität, Hybridität Philosophische Fragen alter und neuer Raumkonzepte 194


Autorenverzeichnis 205