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Pampa Blues
Pampa Blues




Rolf Lappert

Carl Hanser Verlag
EAN: 9783446238954 (ISBN: 3-446-23895-6)
256 Seiten, 14 x 21cm, Februar, 2012

EUR 14,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Später kommt Maslow mit zwei Flaschen Bier über den Platz und setzt sich neben mich. Eine Weile sitzen wir stumm da, trinken unser Bier und gucken in den Himmel. "Glaubst du eigentlich, dass dort oben irgendwo Leben ist", fragt Maslow schließlich. "Ich glaube nicht mal, dass hier unten Leben ist", sage ich. Maslow seufzt und schweigt dann wieder.



"Ich muss dir noch den Rest meines Plans verraten."



Ich brauche einen Moment, um Maslows bescheuerten Plan zu verdauen. Ein Flugzeug durchquert das Stück Himmel vor uns. Ich stelle mir vor, wie es wohl dort oben zwischen den Sternen ist und wie es sich anfühlt, unterweg zu einem fremden Ort zu sein. "Und? Was sagst du?" Ich trinke einen Schluck Bier, bevor ich antworte.

"Ich kann mich nur wiederholen: Du hast ´nen Knall."



Ein Roman über das Erwachsenwerden eines Jungen, der sein Leben in die Hand nimmt, mitreißend erzählt und zum Heulen komisch.
Rezension
Der sechzehnjährige Ben hat den Blues: Mitten in der Pampa sitzt er fest, in einem Dorf mit weniger als einem Dutzend Einwohnern. Keine anderen Jugendlichen, erst recht kein Mädchen, eine Lehre als Gärtner, wo er doch lieber Mechaniker wäre, und noch nicht einmal diese Lehre findet wirklich statt, denn der Meister ist sein seniler Großvater. Bens Vater ist tot, die Mutter tingelt als Jazsängerin mit einem kleinen Ensemble durch fremde Länder, und Bens Tag geht damit herum, sich um den Großvater zu kümmern und für ihn zu sorgen. Da bleiben nur noch Tagträume von einer Reise mit einem selbst umgebauten Bus durch Afrika, aber die Verwirklichung steht in den Sternen.

Außer Ben hat noch ein anderer im Dorf Visionen: Maslow will das Dorf retten. Viele seiner Pläne sind schon fehlgeschlagen, und nun hat er eine neue Idee - die Sichtung eines Ufos soll Journalisten heranlocken und schließlich Touristen anziehen. Ein bescheuerter Plan, findet Ben. Doch zunächst scheint er aufzugehen. Mit dem Ufo überschlagen sich die Ereignisse: Die junge Lena kommt ins Dorf, sicherlich eine verkappte Fotojournalistin; ein plötzlicher Tod bringt die Polizei, die gleich zwei Verdächtige in Haft nimmt, das Ufo gerät außer Kontrolle und Ben ist zum ersten Mal verliebt. Soll er Lena folgen und ein neues Leben beginnen? Dazu müsste er nur seinen dementen Großvater irgendwo unterbringen... Ben steht vor einer schwierigen Entscheidung.

Wie das Buch endet, soll nicht verraten werden. Bei aller Unwahrscheinlichkeit der Handlung bleibt sie doch logisch und schlüssig. Das Buch beginnt langsam und beschaulich wie Bens Leben, doch dann nimmt es Fahrt auf und die Ereignisse überschlagen sich. Es ist erzählt aus der Ich-Perspektive des jugendlichen Ben; so kann der Leser sich in dessen Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Ben wird erwachsen, er muss die Realitäten und seine Träume abwägen und seinen eigenen Weg finden. Die anderen Charaktere werden differenziert gezeichnet: Der Visionär Maslow, der traumatisierte Tschetschenien-Veteran Georgi, der verliebte Jojo und vor allem der demente Karl. Für alle kann der Leser Mitgefühl entwickeln; einzig für die ständig abwesende Mutter, die sich ihren Lebenstraum erfüllt und dabei die Verantwortung für den Schwiegervater auf den Sohn abschiebt, bleibt hier ausgenommen. Der Roman beschreibt ein Coming of Age, ein Erwachsenwerden unter schwierigen Bedingungen. Dies geschieht mit viel Einfühlungsvermögen, Komik, überraschendem Plot und sprachlichen Feingefühl.

Das Buch steht auf der Nominierungsliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 in der Sparte Jugendbuch - und es sind ihm viele jugendliche oder auch ältere Leser zu wünschen.

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der 16-jährige Ben sitzt in dem verschlafenen Nest Wingroden fest, wo es nicht viel mehr gibt als eine Tankstelle, den Baggersee und die schöne Friseuse Anna. Als der Visionär Maslow Nachrichten von einem UFO verbreitet, um den Ort in eine Pilgerstätte zu verwandeln, taucht Lena mit ihrer Kamera auf. Maslows Plan scheint zu funktionieren. Doch dann treibt das UFO in den Nachbarort ab, Polizei und Presse kommen wegen eines Mordverdachts, Lena ist gar keine Journalistin - und Ben ist verliebt. In seinem ersten Jugendbuch beschwört Rolf Lappert irgendwo in der Pampa eine Schicksalsgemeinschaft aus schrägen Figuren. Mitten darin: der Held Ben, der die Probleme meistern muss, die das Erwachsenwerden und die erste Liebe mit sich bringen.