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Pädagogik im Kontext von Existenzphilosophie Eine systematische Untersuchung im Anschluß an Eberhard Grisebach, Otto Friedrich Bollnow und Theodor Ballauff
Pädagogik im Kontext von Existenzphilosophie
Eine systematische Untersuchung im Anschluß an Eberhard Grisebach, Otto Friedrich Bollnow und Theodor Ballauff




Ulrich Wehner

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826022258 (ISBN: 3-8260-2225-4)
278 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2002

EUR 45,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Existenzphilosophie wurde und wird von der Pädagogik in Deutschland weitgehend ignoriert. Die Nichtbeachtung der Existenzphilosophie durch die Pädagogik wurde dabei jedoch nicht als ein blinder Fleck gedeutet, sondern mit der These von ihrer gegenseitigen Unvereinbarkeit legitimiert.



Die vorliegende Studie rekonstruiert, analysiert und interpretiert erstmals drei herausragende, aber unterschiedliche Versuche, Pädagogik und Erziehung im Kontext von Existenzphilosophie zu denken. Dabei wird deutlich, daß der pädagogische Vorbehalt gegenüber der Existenzphilosophie systematisch nicht zwingend begründet werden kann, sondern letztlich von kontingenten, wissenschaftspolitisch und positional bedingten Mißverständnissen, Verkürzungen und Entstellungen herrührt.



„Existenzpädagogiken" können die pädagogische Aufmerksamkeit auf den Grund und die Grenze von Erziehung und Bildung lenken und leisten einen bedeutenden Diskussionsbeitrag zur systematischen Pädagogik.
Rezension
Diese Darstellung befasst sich nicht mit der Existenzphilosophie an sich, sondern mit pädagogischen Entwürfen im Kontext der Existenzphilosophie: Eberhard Grisebach, Otto Friedrich Bollnow und Theodor Ballauff. Existentialistisches Denken beansprucht, die konkrete Existenz des Menschen von jeder schematischen Abstraktion philosophischer Vernunft zu befreien. Der Autor verdeutlicht, dass Existenzphilosophie und Pädagogik keineswegs in einem grundsätzlich problematischen oder gar widersprüchlichen Verhältnis zueinander stehen. Existenz-Pädagogik vermag vielmehr einer erziehungswissenschaftlichen Verkürzung der pädagogischen Fragestellung auf das Wie der Erziehung zu verhindern, weil sie die Frage nach dem Warum und dem Sinngrund stellt.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
Die Studie rekonstruiert, analysiert, vergleicht und interpretiert erstmals drei herausragende, aber ganz unterschiedliche Ansätze, Pädagogik und Erziehung im Kontext von Existenzphilosophie zu denken: Eberhard Grisebachs detheologisierte Rezeption Kierkegaards wird als der Versuch vorgestellt, Pädagogik im Kontext von Existenzphilosophie zu limitieren. Otto Friedrich Bollnows lebensphilosophisch orientierte Auseinandersetzung mit dem französischen Existentialismus und der deutschen Existenzphilosophie wird als der Versuch gewertet, Pädagogik im Kontext von Existenzphilosophie zu komplementieren. Theodor Ballauffs Entwurf einer systematischen Pädagogik auf dem Hintergrund von Heideggers Existenzialontologie wird als der Versuch besprochen, pädagogisches Denken im Kontext von Existenzphilosophie zu revolutionieren. Aus allen drei Untersuchungen geht hervor, daß der pädagogische Vorbehalt gegenüber der Existenzphilosophie systematisch nicht zwingend begründet werden kann, sondern letztlich von kontingenten, wissenschaftspolitisch und positional bedingten Mißverständnissen, Verkürzungen und Entstellungen herrührt. Der Autor Nach dem Studium der Pädagogik und Sonderpädagogik promovierte der Autor mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Würzburg. Während der Promotion arbeitete Wehner vor Ort als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pädagogik und ist heute wissenschaftlicher Assistent und Habilitand.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort VIII

Einleitung 13

Erstes Kapitel: 22
Das Verhältnis von Existenzphilosophie und Pädagogik im limitierenden Ansatz Eberhard Grisebachs


I. Hinführung 22

1. Eberhard Grisebach - einst umstritten, heute vergessen 22
2. Anmerkungen zur Werkgeschichte 25

II. Zur existenzpädagogischen Systematik des limitierenden Ansatzes 27

1. Die Hinwendung zur Existenzphilosophie 29
Exkurs: Der Ausgangspunkt existcnxphilosophischen Denkens bei Sören Kierkegaard 29
2. Die Zurückgewinnung der „Fraglichkeit der Frage" 35
3. Zur Abwehr pädagogischer Systeme 37
3.1 Die kritische Methode 38
3.2 Der Irrtum des Intellektualismus 40
3.3 Das Übel des Individualismus 44
3.4 Die Historismuskritik 48
3.5 Die Asthetizismuskritik 51
4. Ein antithetischer Entwurf 55
4.1 Reale und ideale Dialektik 57
4.2 Widerspruch und kritisches Argument, dialogische Begegnung und Diskurs 61
4.3 Geschehen und Geschichte 70
4.4 Ästhetischer Selbstgenuß und verantwortungsvolle Arbeit 74

III. Resümee und Ausblick 77

Zweites Kapitel: 86
Das Verhältnis von Existenzphilosophie und Pädagogik im komplementierenden Ansatz Otto Friedrich Bollnows


I. Hinführung und Vorbemerkung 86

1. Otto Friedrich Bollnow: Ein schlechter Schüler macht Schule 86
2. Anmerkungen zur Werkgeschichte 88
3. Vorbemerkungen zum problematischen Generalanspruch und zur dialektischen Vorgehensweise 91

II. Zum existenzpädagogischen Gehalt des lebensphilosophischen Modells 98

1. Die lebensphilosophische Grundlegung 100
1.1 Pädagogisches Forschen und philosophisches Denken 100
1.2 Die phänomenologisch-hermeneutisch-anthropologische Trias pädagogischer Forschung 103
1.3 Die anthropologische Betrachtungsweise 106
2. Existenzphilosophische Anthropologie als Herausforderung anthropologischer Pädagogik 113
A) Zum Ergänzungstheorem 114
1. Der Widerspruch zwischen Existenzphilosophie und Pädagogik 115
Exkurs: Der doppelte Bruch mit der Philosophie Heideggers - Von der Ontologie zur Anthropologie, von der Phänomcnologie zur Ethik 116
2. Die Entwicklung einer komplementären Verhältnisbestimmung 119
3. Existenzphilosophie im Kontext von Erziehungstheorie 127
3.1 Unstetige Formen in der Erziehung 130
3.2 Unstetige Momente in der Erziehung 133
3.3 Der Wagnis Charakter von Erziehung 138
B) Zum Überwindungstheorem 141
1. Dialektische Geschichtsschreibung als Konstruktion einer Fortschrittsgeschichte 141
2. Ansatzpunkte zur Überwindung der Existenzphilosophie 147
3. Anmerkungen zum Leitbegriff „Neue Geborgenheit" 155

III. Resümee, Rückblick und Ausblick 161

Drittes Kapitel: 169
Das Verhältnis von Existenzialphilosophie und Pädagogik im revolutionierenden Ansatz Theodor Ballauffs


I. Hinführung 169

1. Theodor Ballauff - ein existenzialphilosophischer Beitrag zur systematischen Pädagogik 169
2. Anmerkungen zur Werkgeschichte 171

II. Zur existemgalpädagogischen Systematik des revolutionierenden Ansatzes ' 175

1. Annäherung: „Systematische Pädagogik" versus „pädagogische Systeme" 176
1.1 Zur Systematik der Systematik der Systematischen Pädagogik 176
1.2 Erste Konsequenzen für die Notwendigkeit und Möglichkeit systematischer Pädagogik 185
2. Abgrenzung: Holzwege neuzeitlicher Bildungstheorie 187
Exkurs: Heideggers Rxistcnxialphilosophie im Ausgang von der „Seinsvergessenheit" 188
2.1 Das Ungenügen einer anthropologischen Begründung der Pädagogik 191
2.2 Die anthropozentrische Grundstruktur der Bildung und der Weltverlust neuzeitlicher Pädagogik 194
2.3 Die Abwehr einer ethischen Begründung der Pädagogik 197
3. Grundlegung: Was heißt „Bildung" und „Erziehung" „denken"? - Zur Begründung der Pädagogik der Ek-sistenz 201
3.1 Was heißt „Denken"? - Zur ontologischen Grundlegung der Pädagogik
im fundamental Allgemeinen 201
3.1.1 Vorbemerkung: Zur Phänomenologie als Ontologie 204
3.1.2 Denkend-In-der-Welt-Sein 205
3.1.3 Wahrheit als Einheit von Denken und Sein 209
3.2 Was heißt, „Bildung" und „Erziehung" denken? Zur Begründung der Pädagogik als Bildungslehre im Besonderen 212
3.2.1 Bildung als die Sache pädagogischen Denkens 213
3.2.2 Bildung des Menschen zur eigentümlichen Ek-sistenz 214
3.2.3 Bildung als ek-sistentielle Verantwortung von Sein in Zeit 214
3.2.4 Bildung - ihre prinzipielle Notwendigkeit und Möglichkeit 219
3.2.5 Bildung als „Revolution der Denkungsart" zur Ek-statik des Daseins 223
3.2.6 Erziehung als Provokation wahrhafter Besonnenheit 226

III. Resümée 230

Schluß 235
Literatur 256