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Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse, Nutzerservice, Sales Promotion oder Kulturkritik?
Neue Kritik der Medienkritik
Werkanalyse, Nutzerservice, Sales Promotion oder Kulturkritik?




Gerd Hallenberger, Jörg-Uwe Nieland (Hrsg.)

Herbert von Halem Verlag
EAN: 9783931606862 (ISBN: 3-931606-86-4)
408 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, 2005

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die wachsende Bedeutung der Medien und ihrer Angebote in unserer Gesellschaft ist unbestritten. Die kritische Beobachtung der Medienlandschaft müsste deshalb ein zentrales Anliegen sein. Das Gegenteil ist aber der Fall: Die traditionellen Formen der Medienkritik haben dramatisch an Bedeutung verloren, neue Formen ambitionierter Kritik sind allenfalls in Ansätzen erkennbar. Stattdessen tritt immer häufiger Produkt-PR an die Stelle kritischer Überlegungen zum Medienangebot.



Diese Entwicklung zwingt zum Nachdenken über grundsätzliche Fragen. Unter welchen Bedingungen findet Medienkritik heute (noch) statt? Wie kann Medienkritik damit umgehen, dass ihr Gegenstand in zunehmendem Maße nicht Einzelangebote sind, sondern Bausteine komplexer Produktverbünde, Elemente medienübergreifender Vermarktungsstrategien? Was bedeutet es für die Medienkritik, unter den Bedingungen der Mediengesellschaft immer auch Gesellschaftskritik zu sein?



Prominente Autoren aus Medienwissenschaft, Medienaufsicht und Medienkritik legen hier grundlegende Analysen und Erfahrungsberichte vor und entwickeln Perspektiven: Michael Beuthner, Ben Bolz, Bernd Gäbler, Joachim von Gottberg, Hardy Gundlach, Peter Christian Hall, Knut Hickethier, Uwe Kammann, Klaus Kamps, Harald Keller, Marcus S. Kleiner, Klaus Kreimeier, Dietrich Leder, Volker Lilienthal, Reinhard Lüke, Bernd Merz, Wolfgang Mühl-Benninghaus, Dieter Prokop, Konrad Scherfer, Siegfried J. Schmidt, Stephan Alexander Weichert
Rezension
Die Mediengesellschaft wird immer totaler (totalitärer?) und insofern wäre es dringend notwendig, dass auch die Medienkritik entsprechend wächst. Für die schulische Bildungsarbeit z.B. würde das bedeuten: verstärkte Einbindung von Medienpädagogik, Medienerziehung und Medienkritik – und eben nicht nur Anwendung und Einsatz von (neuen) Medien im Unterricht … Das Gegenteil aber scheint der Fall: Medienkritik verkommt zur Analyse von Einschaltquoten, von Umsatz und Marktanteil. Und in der Schule scheint die bloße Medienanwendung die kritische Auseinandersetzung mit Medien zunehmend zu verdrängen. Daraus entsteht die Notwendigkeit, erneut und grundsätzlich über Perspektiven der Medienkritik nachzudenken. Das tut dieser Band. Wie kann Medienkritik darauf reagieren, unter den Bedingungen der Mediengesellschaft immer auch Gesellschaftskritik zu sein? Im vorliegenden Band gehen Autoren aus den relevanten Bereichen der journalistischen wie institutionellen Medienkritik sowie der Medien- und Kommunikationswissenschaft diesen und anderen Fragen nach.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Gerd Hallenberger, geb. 1953 in Düsseldorf. Viele Jahre Dozent im Diplomstudiengang „Medien-Planung, -Entwicklung und -Beratung“ der Universität-GH Siegen. Seit Gründung des Projekts (1996) Leiter des deutschen Zweigs des Forschungsverbunds "Eurofiction". Zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge über Fernsehunterhaltung, allgemeine Medienentwicklung und Populärkultur; Lehrveranstaltungen an den Universitäten Marburg, Siegen und Leipzig, 2001-2002 Vertretung der Universitätsprofessur "Medienwissenschaft und Mediengestaltung" an der Universität Siegen. Beratende Tätigkeit für mehrere Fernsehsender. Mehrfach Mitglied von Nominierungskommissionen für den. Adolf-Grimme-Preis. Seit 2003 Mitarbeit beim Forschungsprojekt „Kleine und große Show“ (Teilprojekt 4 des DFG-Projekts „Programmgeschichte des DDR-Fernsehens komparativ“) an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Jörg-Uwe Nieland, Jg. 1965, Diplom Sozialwissenschaftler, Wiss. Mitarbeiter am Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung an der Universität Duisburg-Essen (Standort Duisburg). Studium der Sozialwissenschaften (Fach: Politikwissenschaft), Geschichte, Philosophie und Sportwissenschaft in Duisburg, Bochum und Berlin. Mitarbeit an verschiedenen Forschungsprojekten: u. a. im DFG-Sonderforschungsbereich 240 „Bildschirmmedien“, im DFG-Schwerpunktprogramm „Theatralität“ (Projekt: „Daily Soaps und Kult-Marketing“) und im LfR-Projekt „Mediendemokratie im Medienland“). Forschungsschwerpunkte: Politische Kommunikation, Multimedia, Medienkritik, Popkulturanalyse, empirische Medienwissenschaft. Publikationen (Auswahl): (zusammen mit Georg Ruhrmann) Interaktives Fernsehen. Entwicklung, Dimensionen, Fragen, Thesen. Opladen 1997; (zusammen mit Udo Göttlich und Heribert Schatz) (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien. Köln 1998; (zusammen mit Heribert Schatz und Patrick Rössler) (Hrsg.): Politische Akteure in der Mediendemokratie. Politiker in den Fesseln der Medien? Wiesbaden 2002;(zusammen mit Klaus Kamps (Hrsg.): Politikdarstellung und Unterhaltungskultur. Zum Wandel der politischen Kommunikation. (Band 8 der Reihe Fiktion und Fiktionalisierung). Köln 2004

Inhaltsverzeichnis
Gerd Hallenberger / Jörg-Uwe Nieland 7
Medienkritik revisited

I. VORAUSSETZUNGEN

Siegfried J. Schmidt 21
Zur Grundlegung einer Medienkritik

Michael Beuthner / Stephan Alexander Weichert 41
Und wer beobachtet die Medien?
Über die Kritikfunktionen und blinden Flecken des Medienjournalismus

Knut Hickethier 59
Der Herbst der Medienkritik

Klaus Kreimeier 84
Der Medienkritiker - eine zentrale Randfigur

Dieter Prokop 98
Das unmögliche Kunststück der Kritik.
Ein Beitrag der neuen kritischen Medienforschung

II. INSTITUTIONEN

Bernd Gabler 117
Fels in der Brandung?
Über die Bedeutung einer Institution der Medienkritik in bewegten Fernseh-Zeiten

Konrad Scherfer 134
Fernsehpreiswertung oder:
»The story is the star, stupid!«

Peter Christian Hall 151
Was auszuhalten ist.
Die Mainzer Tage der Fernseh-Kritik: ein öffentliches
Forum im Interesse des Mediums und seiner Nutzer

Bernd Merz 166
Gärtner im Dschungel.
Motivation, Ausdifferenzierung und Perspektive von Medienkritik in der Rundfunkarbeit der EKD

Hardy Gundlach 177
Vielfaltssicherung im bundesweiten privaten Fernsehen

Joachim von Gottberg 201
Der Jugendschutz, die Selbstkontrolle und die Medienkritik

Klaus Kamps 221
Der Wurm, der Fisch, der Angler und eine Arbeitsgemeinschaft.
Privatfernsehen, Landesmedienanstalten und Medienkritik

III. ERFAHRUNGEN UND AUSSICHTEN

Wolfgang Mühl-Benninghaus 246
Der verengte Blick. Medienkritik als Systemkritik: Ansichten von DDR-Medien

Ben Bolz 261
Keine Regel ohne Ausnahme: Das NDR-Medienmagazin Zapp

Volker Lilienthal 273
Investigativ eingreifende Medienkritik.
Ein Werkstattbericht anhand von ZDF-Beispielen 1998 bis 2004

Harald Keller 294
Lieferbetriebe und Informationsmakler -
TV-Kritik als Handelsware von Agenturen und Textfabriken

Reinhard Luke 304
Die Seitenvollmacher.
Warum die Medienkritik in Tageszeitungen heute so aussieht, wie sie aussieht

Marcus S. Kleiner 314
Semiotischer Widerstand. Zur Gesellschafts- und Medienkritik der Kommunikationsguerilla

Dietrich Leder 367
Medienkritik heute. Ein Pflichtenkatalog in fünfundzwanzig Punkten (statt Bildern)

Uwe Kammann 378
Möglichkeitssinn. Medienkritik als Bürgertugend

Gerd Hallenberger /Jörg-Uwe Nieland 388
Ausblick: Medienkritik zwischen Verbraucherschutz und Crititainment


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