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Mimesis
Konstellation eines Zentralbegriffs bei Adorno
Josef Früchtl
Meiner Hamburg
EAN: 9783787342648 (ISBN: 3-7873-4264-8)
275 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, März, 2024
EUR 39,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Das Buch bietet die erste umfassende und systematisch ausgerichtete Darstellung des Mimesisbegriffs bei Adorno. Die Bedeutung des Begriffs zu erschließen, heißt dabei zunächst, seinen besonderen und typischen Konstellationen nachzugehen. Diese konstellative Methode führt zu einer Reihe von Begriffen – Nachahmung, Imitation, Mimikry, Identifikation, Idiosynkrasie, Affinität, Ähnlichkeit –, die letztlich um drei Zentren kreisen: Anthropologie, Triebtheorie und Erkenntnistheorie.
Als Grundfigur der Mimesis schält sich auf diese Weise sowohl für die Ontogenese wie für die Phylogenese ein ursprünglich sinnliches, affektiv-leibhaftes Vermögen heraus, das eine zweifache und zwiespältige Funktion erfüllt. Einerseits ermöglicht es Selbsterhaltung im Überlebenskampf des natur- und sozialgeschichtlich schwachen Subjekts, andererseits die Herausbildung von Humanität in seinem intimen Verhältnis zu dem, was sich an innerer, äußerer und ›zweiter‹ Natur nicht beherrschen lässt.
Rezension
Zentraler Begriff der philosophischen Ästhetik ist seit der Antike der Terminus „Mimesis“. In der Philosophiegeschichte wandelte sich dieser von der bloßen Nachahmung hin zu einem zentralen erkenntnistheoretischen Begriff der Philosophie. Einen solchen Status besitzt der Begriff „Mimesis“ in der Philosophie des Gründungsvaters der älteren Kritischen Theorie Theodor W. Adorno (1903-1969). So heißt es in seiner „Ästhetischen Theorie“: „Fortlebende Mimesis, die nichtbegriffliche Affinität des subjektiven Hervorbringens zu einem Anderen, nicht Gesetzen, bestimmt Kunst als eine Gestalt der Erkenntnis, und insofern ihrerseits als ‚rational‘.“(Gesammelte Schriften, Bd. 7, S. 86f.)
Den systematischen Stellenwert des Mimesis-Begriffs in der Philosophie Adornos hat erstmals Josef Früchtl (*1954) in seiner philosophischen Dissertation „Mimesis. Konstellation eines Zentralbegriffs bei Adorno“ aus dem Jahre 1986 herausgearbeitet. 2024 erschien dieses in einer Neuauflage unter gleichem Titel, ergänzt um das enzyklopädische Stichwort „Mimesis - Zentralbegriff der philosophischen Ästhetik“, im Felix Meiner Verlag. Früchtl war Philosophieprofessor von 1996 bis 2005 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und von 2005 bis 2020 an der Universität Amsterdam sowie von 2003 bis 2023 Mitherausgeber der „Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft“. Dass er ein exzellenter Kenner der Ästhetik und der Philosophie Adornos ist, hat er schon in seiner Monographie „Mimesis“ unter Beweis gestellt. Er zeigt in dieser nämlich präzise auf, welche Rolle der Begriff in der Anthropologie, Psychologie, Sprachphilosophie und Erkenntnistheorie Adornos spielt. Dabei elaboriert er durch die konstellative Methode die Bedeutung und die Bezüge des Mimesis-Begriffs zu anderen Begriffen Adornos, wie zum Beispiel Identifikation, Imitation, Mimikry, Idiosynkrasie und Synthesis. Philosophielehrkräfte werden durch den vorliegenden Band motiviert, sich in ihrem Unterricht mit Adornos kritischer Sozialphilosophie problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Josef Früchtls wegweisende Arbeit „Mimesis“ leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Adornos vielschichtigem Werk und unterstreicht zugleich die Aktualität der älteren Kritischen Theorie.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Buch bietet die erste umfassende und systematisch ausgerichtete Darstellung des Mimesisbegriffs bei Adorno. Die Bedeutung des Begriffs zu erschließen, heißt dabei zunächst, seinen besonderen und typischen Konstellationen nachzugehen. Diese konstellative Methode führt zu einer Reihe von Begriffen – Nachahmung, Imitation, Mimikry, Identifikation, Idiosynkrasie, Affinität, Ähnlichkeit –, die letztlich um drei Zentren kreisen: Anthropologie, Triebtheorie und Erkenntnistheorie.
Als Grundfigur der Mimesis schält sich auf diese Weise sowohl für die Ontogenese wie für die Phylogenese ein ursprünglich sinnliches, affektiv-leibhaftes Vermögen heraus, das eine zweifache und zwiespältige Funktion erfüllt. Einerseits ermöglicht es Selbsterhaltung im Überlebenskampf des natur- und sozialgeschichtlich schwachen Subjekts, andererseits die Herausbildung von Humanität in seinem intimen Verhältnis zu dem, was sich an innerer, äußerer und ›zweiter‹ Natur nicht beherrschen lässt.
In einem »enzyklopädischen« Vorwort erläutert Früchtl über die Analyse bei Adorno hinaus den zentralen Stellenwert des Konzepts der Mimesis im abendländischen Denken über Kunst.
Inhaltsverzeichnis
Enzyklopädisches Stichwort: Mimesis – Zentralbegriff der philosophischen Ästhetik 7
Antike Ontologie 7
Neuzeit und Kreativität 10
Romantischer Höhepunkt 12
Einfluss der Sozial- und Kulturwissenschaften 15
Resümee 18
Literatur 19
Mimesis – Konstellation eines Zentralbegriffs bei Adorno
Vorwort 23
Einleitung 25
I. Begriffsgeschichte und Provenienz in der Kritischen Theorie 31
II. Anthropologie (Phylogenese) 51
1. Urgeschichte des Subjekts 51
2. Das Erbe der Magie 69
III. Anthropologisch-systematische Bedeutung 81
1. Alterzentrische Angleichung und ästhetische Bedeutung 81
2. Sympathie und kognitive Funktion des Leidens wie der Liebe 110
3. Außer-sich-Sein und Bewusstseinsphilosophie 139
IV. Triebtheorie und Sprachphilosophie 169
V. Erkenntnisnistheorie 209
1. Der Begriff der Affinität bei Kant 209
2. Zum Begriff der Synthesis bei Adorno 220
3. Mimetische Rationalität 236
Resümee 249
Literaturverzeichnis 263
Ausführliches Inhaltsverzeichnis 273
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