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Michelangelo Zeichnungen eines Genies
Michelangelo
Zeichnungen eines Genies




Achim Gnann

Hatje Cantz Verlag
EAN: 9783775725880 (ISBN: 3-7757-2588-1)
416 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 25 x 31cm, Oktober, 2010, 286 Abb., davon 223 farbig

EUR 49,80
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Michelangelo (1475–1564) gilt bis heute als Inbegriff des Genies und fasziniert durch die Vielseitigkeit seines Schaffens. Als Bildhauer, Architekt, Maler und Zeichner schuf er epochale Kunstwerke, insbesondere seine Kreationen des menschlichen Körpers errangen nachhaltige Wirkung. In Anlehnung an die Antike, doch in eigenständiger Formgebung, schöpfte Michelangelo etwas vollkommen Neues. Indem er anatomische Strukturen akribisch studierte, entwickelte er Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen, die an Subtilität und Nuancenreichtum niemals zuvor erreicht wurden. Als er auf der Höhe seines Könnens das Jüngste Gericht malte, fand er in der Körpersprache seiner Figuren zu einem künstlerischen Gehalt, der aufgrund von Klarheit und Ausgewogenheit der Komposition zu einem Meilenstein in der Malerei wurde. Komplexe theologische und philosophische Inhalte erhielten eine einzigartige Verbildlichung in seinem Werk, das heroische Menschenbild und sein Vollkommenheitsstreben in der Überhöhung der Natur verkörpern neuplatonisches Gedankengut. Seiner Darstellung des Menschen in den Skulpturen und in den Zeichnungen wohnt eine Energie inne, die vom dynamischen Geist des Künstlers wie von einem ganz neuen Menschenbild der Epoche zeugt. Das Ideal der Renaissance, den Menschen zur autonomen Persönlichkeit mit der Fähigkeit zum kritischen Weltverständnis zu entwickeln, zeigt sich erstmals in der Subjektivierung der Kunstauffassung. Entscheidend wirkt diese Entwicklung auch auf die Zeichnung. Als Medium der Ideenfindung ist sie das verbindende Glied und die Grundlage aller Kunstproduktionen.
Das Museum Albertina in Wien präsentiert nun erstmals eine große Auswahl der Zeichnungen Michelangelos (8.10.2010–9.1.2011). Nach zeitbedingten historischen Verlusten und der Vernichtung vieler seiner eigenen Zeichnungen sind vom ursprünglichen Bestand heute rund 600 Blätter erhalten. In der Ausstellung werden mehr als einhundert figürliche Zeichnungen aus den bedeutendsten Museen der Welt sowie aus Privatbesitz gezeigt, die über einen Zeitraum von fast siebzig Jahren entstanden sind und einen eindrucksvollen Überblick über die schöpferische Tätigkeit Michelangelos geben. Die Auswahl reicht von den frühen Jugendwerken des Künstlers über die Studien zur Schlacht von Cascina und den sixtinischen Deckenfresken bis zu den späten Pietá- und Kreuzigungsdarstellungen. Michelangelo bereitete seine Projekte sorgfältig vor, in vielen Fällen konnte eine Gruppe dieser Studien zusammengeführt werden. Manche Blätter werden zum ersten Mal nebeneinander und in chronologischer Abfolge gezeigt. Einen Höhepunkt stellt die Präsentation der Studien zur Madonna mit Kind sowie zur Verkündigung an Maria dar.
Die anhaltende Diskussion über die Authentizität der Blätter beherrscht die kunsthistorische Forschung vor allem in Deutschland. Die kritische Auseinandersetzung mit Werken, die in ihrer Zuschreibung, Datierung und Funktion umstritten sind, wurde zum Ausgangspunkt des Projekts. Der Ausstellung gelingt es, die künstlerische Entwicklung der Motive nachzuvollziehen und das zeichnerische Werk Michelangelos neu zu positionieren. Achim Gnann, Kurator für italienische Zeichnungen in der Albertina, hat das Konzept der Ausstellung und die begleitende wissenschaftliche Publikation erarbeitet. Seine sorgfältig recherchierten Katalogbeiträge basieren auf seiner profunden Kenntnis der italienischen Kunst, insbesondere der Zeichnung der Renaissance, sowie der langjährigen wissenschaftlichen Vorbereitungszeit in einem eingehenden Studium der Originale. Stilkritische Beobachtungen und der Vergleich mit Werken anderer Künstler aus dem Umfeld Michelangelos haben in einigen Fällen neue Vorschläge zur Chronologie hervorgebracht. Die meisterhaft edierte Monografie aus dem Hatje Cantz Verlag zeigt die Werke in höchster Reproduktionsqualität, Aufsätze von Klaus Albrecht Schröder und Achim Gnann leiten den umfangreichen, akribisch erarbeiteten Katalogteil ein. Die Ausstellung „Michelangelo. Zeichnungen eines Genies“ sowie der begleitende prachtvolle Katalog bilden das Zeugnis einer leidenschaftlichen und wissenschaftlich genauen Forschungsarbeit, die jeden Kunstinteressierten beeindrucken wird.

Andrea Hannemann, lbib.de
Verlagsinfo
Der Ausstellungshöhepunkt 2010 in der Albertina in Wien

Die ausdrucksvollen Posen seiner Akte, sein gekonnter Umgang mit der Anatomie des menschlichen Körpers sowie sein Erfindungsreichtum kennzeichnen die zeichnerischen Arbeiten Michelangelos (1475–1564). Meisterwerke aus den bedeutendsten Museen weltweit werden gemeinsam mit kostbaren Blättern aus den Sammlungen der Albertina präsentiert und ermöglichen einen einmaligen Überblick über das zeichnerische Schaffen des großen Florentiners.

Die Publikation spannt den Bogen von den Jugendwerken über die Entwürfe zur Schlacht von Cascina und die Fresken der Sixtinischen Kapelle bis hin zu den Geschenkblättern für Tommaso de’ Cavalieri und den späten Kreuzigungsszenen. Gemälde anderer Künstler nach Entwürfen des Meisters veranschaulichen die Dimension und Wirkkraft seiner Kunst und zeigen ihn im Kontext seiner Zeit. Der von einigen Forschern angezweifelten Zuschreibung vieler Zeichnungen an Michelangelo wird kritisch entgegengetreten.


Ausstellung: Albertina, Wien 8.10.2010–9.1.2011
Inhaltsverzeichnis
9 Vorwort
Klaus Albrecht Schröder

15 Einleitung
Achim Gnann

29 Katalog

396 Bibliografie

414 Bildnachweis

415 Impressum