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Methodenlehre zum Neuen Testament Biblische Texte selbständig auslegen
Methodenlehre zum Neuen Testament
Biblische Texte selbständig auslegen




Wilhelm Egger, Peter Wick

Herder Verlag
EAN: 9783451309243 (ISBN: 3-451-30924-6)
300 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2013

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die wichtige Methodenlehre von Wilhelm Egger, die als erste die synchronen Methoden aus der Linguistik und der Literaturwissenschaft den diachronen (historisch-kritischen) Methoden vorgeordnet hat, liegt in völlig neuer Bearbeitung aus theologischer und sprachwissenschaftlicher Perspektive vor. Die verschiedenen Text- und Kommunikationsmodelle von Egger werden in ein einziges relationales Modell integriert, was für Studierende die eigenständigen Anwendungsmöglichkeiten dieser Methoden auf die Texte ihrer Wahl erhöht. Auf Verständlichkeit und Anwendbarkeit wurde bei der Neubearbeitung großes Gewicht gelegt.

Peter Wick, geboren 1965, Dr. theol., seit 2003 Professor am Lehrstuhl für Exegese und Theologie des Neuen Testaments, Geschichte des Urchristentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

Wilhelm Egger, 1940-2008, Dr. theol., 1972-1986 Professor für Neues Testament an der Philosophisch-theologischen Hochschule Brixen, 1986-2008 Bischof von Bozen-Brixen.
Rezension
Synchronizität und Diachronizität werden in der exegetischen Methodik nicht selten gegeneinander ausgespielt - erfreulich anders die hier anzuzeigende Methodenlehre zum Neuen Testament, von Wilhelm Egger begründet, von Peter Wick überarbeitet und fortgeführt. Theologen, aber auch Religionspädagogen müssen die Exegese als Hilfsmittel Biblischer Wissenschaften beherrschen. Exegese als Methodenlehre ist die methodisch verantwortete wissenschaftliche Auslegung des Alten und Neuen Testaments. Die verschiedenen Schritte einer Exegese sind hinsichtlich beider Testamente sehr ähnlich, aber dennoch auf Grund der unterschiedlichen Textbeschaffenheiten unterschiedlich gewichtet bzw. einzelne Arbeitsschritte begegnen nicht: z.B. ist ein Synoptischer Vergleich als Schritt der Literarkritik in der Regel nur bei den Synoptischen Evangelien möglich. Religionspädagogen müssen die Exegese methodisch auch als Teil der Sachanalyse für einen ausführlichen Unterrichtsentwurf für bibeldidaktische Themen beherrschen. Von daher sind die Kenntnis und der Erwerb eines Methodik-Buchs zur Exegese unerläßlich. Dieses Buch stellt die heute in der neutestamentlichen Wissenschaft angewendeten exegetischen Methoden vor und leitet zu ihrer Anwendung durch praktische Text-Beispiele und Aufgaben an. Dabei werden die synchronen Methoden (Teil 3) aus der Linguistik und der Literaturwissenschaft den diachronen (historisch-kritischen) Methoden (Teil 4) vorgeordnet und in einem einzigen relationalen Modell integriert; Synchrone methoden und Diachrone Methoden werden also nicht gegeneinander ausgespielt, sondern integriert.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Reihe GRUNDLAGEN THEOLOGIE will den Leserinnen und Lesern profunde und übersichtliche Erstinformationen zu zentralen Themen aus Theologie und Glauben an die Hand geben. Dabei bietet die Einführungsreihe Orientierungs- und Nachschlagemöglichkeiten sowohl für Einsteiger als auch für Fachleute.
Ausgewiesene Autorinnen und Autoren erleichtern Studierenden der katholischen Theologie und allen Interessierten den Zugang zu theologischem Denken, klären die relevanten theologischen Begriffe, entfalten themenbezogen zeit- und theologiegeschichtliche Hintergründe, legen auf der Höhe des aktuellen theologischen Diskurses die kirchliche Lehre dar und verweisen dabei auf offene und kontroverse Fragen. In Zeiten erodierender Kenntnisse über Glauben und Religion vermittelt GRUNDLAGEN THEOLOGIE verständliche und verlässliche Informationen. Die Einzelbände bieten jeweils eine kommentierte Bibliographie zum Thema, sowie Karten, (Schau-)Bilder, Zeittafeln, Glossare und Register.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 13

Einleitung: Das »Relationale Textmodell« oder: Lesen als Beziehungsgeschehen 16

§ 1 Methodenlehre als Anleitung zum strukturierten Lesen 18

1. Lesen als Leser — Text Beziehungsgeschehen 19
1.1 Erfahrungen mit dem Lesen und Verstehen 19
1.2 Wissenschaftliches Lesen als Vergewisserung 22
Die Eigenart des wissenschaftlichen Lesens 22
Kompetente Leserinnen und Leser 23
Kontrollinstanzen für die Plausibilität des Lesens 25
1.3 Ein wissenschaftliches Lesemodell 29
2. Exegetische Methoden als Hilfen zum wissenschaftlichen Lesen und Verstehen 30
2.1 Vielfalt der wissenschaftlichen Methoden und Integration der Methoden 31
2.2 Verwendung von verschiedenen Methoden 33
3. Eigenart dieser Methodenlehre 34
3.1 Inhaltliche Schwerpunkte 34
3.2 Leserkreis 35
3.3 Aufbau der vorliegenden Methodenlehre 36

1. Teil: Text als Produkt seiner internen Beziehungen und seiner Einbettung in ein kommunikatives System

§ 2 Text als strukturiertes Beziehungsgeflecht 43

1. Der Text als strukturierte, kohärente sprachliche Äußerung 43
1.1 Struktur 43
1.2 Faktoren der Kohärenz von Texten 45
Ebenen der Kohärenz 46
Mangel an Kohärenz 47
2. Das Lesemodell der strukturalistischen Betrachtungsweise 48

§ 3 Texte als Teil einer kommunikativen Beziehung 50

1. Kommunikation durch (schriftliche) Texte 50
2. Schwierigkeiten mit antiken Texten 54
2.1 Die Rolle des Verfassers 54
2.2 Rezeption des Texts durch den Leser 56
3. Lesen als Weg zur Rekonstruktion des Kommunikationsgeschehens 57

§ 4 Texte als Ergebnis von Rezeption und Überarbeitung vorliegender Bezugsgrößen 59

1. Die Entstehung der neutestamentlichen Schriften 59
1.1 Die Etappen der Textentstehung 60
1.2 Modell der Textverarbeitung 63
2. Lesen als Suche nach den Spuren der Textentstehung 65

2. Teil: Vorbereitende Schritte der Analyse

§ 5 Sicherung der Textgestalt (Textkritik) 68

1. Die der Textkritik zugrunde liegende Theorie über die Entstehung von Varianten und Texttypen 69
1.1 Die Entstehung von Varianten 69
1.2 Die Entstehung von Handschriftenfamilien und Texttypen 71
1.3 Heutige Handausgaben des Neuen Testamentes 74
2. Die Methode der Textkritik 75
3. Beispiele 77
3.1 Eph 1,1: en Epheso 77
3.2 Mk 1,1: uiou theou 78

§ 6 Erste Orientierung über den Text 80

1. Abgrenzung und Gliederung des Textes (Zerlegung eines Textes in seine Elemente) 81
1.1 Abgrenzung des Teiltextes vom Gesamttext 81
1.2 Beziehungen des Teiltextes zum Kontext 83
1.3 Gliederung des zu untersuchenden Textes in kleinste Sinneinheiten 83
1.4 Feststellung von Einheitlichkeit/Uneinheitlichkeit des Textes 84
2. Objektivierung des ersten Textverständnisses 85
2.1 Rohübersetzung und Verwendung von Übersetzungen 85
2.2 Reflexion über das erste Textverständnis 86

§ 7 Übersetzung des Textes und Verwendung von Übersetzungen 88

1. Übersetzungstheorien 89
1.1 Übersetzung als Kommunikationsvorgang 89
1.2 Übersetzungstypen 92
1.3 Bewertung von Übersetzungen 96
2. Überblick über deutschsprachige Übersetzungen des Neuen Testaments 97
3. Die Erstellung der Übersetzung 101
4. Verwendung von Übersetzungen 102

3. Teil: Lektüre unter synchronem Aspekt: Das Ganze aus den Beziehungen der Einzelteile zueinander verstehen

1. Das Textmodell der synchronen Lektüre: Der Text - ein Mikro-Universum 106
2. Das Textmodell und die Semiotik 108
3. Der erste Auslegungsschritt der synchronen Textwahrnehmung: Das »close reading« 111

§ 8 Sprachlich-syntaktische Analyse: Die kleinsten Textbausteine und ihre Verbindungen 115

1. Sprachlich-syntaktische Merkmale von Texten 116
1.1 Wortschatz (Lexikon) 116
1.2 Wortarten und Wortformen (Grammatik) 118
1.3 Verknüpfung von Wörtern und Sätzen 118
Mangel an Kohärenz 121
1.4 Stilmerkmale 122
1.5 Aufbau und Gliederung des Textes 125
2. Die Durchführung der sprachlich-syntaktischen Analyse 126
3. Beispiele 131
3.1 Mt 18,15-17 131
3.2 Mt 28,18-20 132
3.3 Mk 1 133
3.4 Phlm 135

§ 9 Semantische Analyse: Sinn durch Beziehung 138

1. Textsemantik: Das Textuniversum entschlüsseln 140
1.1 Das der textsemantischen Analyse zugrunde liegende Text- und Lesemodell 141
1.2 Die Durchführung der textsemantischen Analyse 143
1.2.1 Erstellung eines semantischen Inventars 144
1.2.2 Verkürzte Verfahren semantischer Analyse 151
1.2.3 Beschaffung von Zusatzinformationen 153
1.3 Beispiele 154
1.3.1 Lk 4,16-30: Ort und Zeit des Heilsangebotes 154
1.3.2 Mk 9,14-29: Die Macht des Glaubens 156
1.3.3 Gal 1,1-5: Gottes Heilshandeln 157
1.3.4 Mk 1: Die rasche Ausbreitung des Evangeliums 160
1.3.5 Phlm: Hauskirche als Ort der Integration 161
2. Semantik von Wort (Begriff), Motiv und Wortfeld: Wörter und ihr Kontext 163
2.1 Das der Analyse zugrunde liegende Modell der Bedeutungsstruktur von Lexemen 165
2.1.1 Bedeutung — abhängig vom Umfeld 165
2.1.2 Bedeutung — Summe von semantischen Merkmalen 166
2.2 Die Durchführung der wort- und motivsemantischen Analyse 167
2.2.1 Die Erhebung des syntagmatischen und paradigmatischen Kontextes 167
2.2.2 Die Komponentenanalyse 168
2.2.3 Die Analyse von Motiven und Wortfeldern 169
2.3 Beispiele 170
2.3.1 »Apostel« 170
2.3.2 paidion im Neuen Testament 171
3. Narrative Analyse: Erzählung als Verknüpfung von Erzählelementen 174
3.1 Die der narrativen Analyse zugrunde liegenden Textmodelle 177
3.1.1 Modelle für die Analyse von Handlungssequenzen 178
Erzählung als Eröffnung von Möglichkeiten 178
Erzählung als Kombination von Motiven 180
3.1.2 Modelle für die Analyse von Handlungsträgern 181
3.1.2.1 Das Aktantenmodell 181
3.1.2.2 Modell der Kommunikation und Interaktion 181
3.2 Die Durchführung der narrativen Analyse 182
3.2.1 Die Transformation des Textes in ein homogenes Untersuchungsobjekt 183
Die Transformation von direkten und indirekten Reden 183
Die Transformation der Reihenfolge der Handlungen 184
3.2.2 Die eigentliche Analyse 184
Feststellen der Knotenpunkte 184
3.3 Beispiel: Mk 10,46-52: Wundererzählung als Glaubensgeschichte 187
3.3.1 Die Transformation des Textes 188
3.3.2 Die Anwendung von Rastern 189
Alternativen der Erzählung (nach Bremond) 189
Das Motivgerüst 190
Das Aktantenmodell 191
Interaktionsmodell 191

§ 10 Pragmatische Analyse: Der Text als Mittel für ein Beziehungsgeschehen 192

1. Das Textmodell der pragmatischen Analyse 193
1.1 Funktionen (Verwendungszwecke) von Texten 194
Vier-Ohren-Modell (Friedemann Schulz von Thun) 194
1.2 Mittel der Leserlenkung 196
2. Die Durchführung der pragmatischen Analyse 197
3. Beispiele 201
3.1 1 Kor 7: Ein differenziertes Gespräch mit der Gemeinde 201
Die Adressaten 201
Sprechakte und Rolle des Paulus 202
3.2 Phlm: Anleitung zum Brudersein 203
Instruktionen des Textes 203
Die »Schreibhandlungen« 204

§ 11 Analyse der Textsorten: Textgestalt und Gemeindesituation. Ein prägendes Verhältnis 206

1. Das Textmodell: Formprägende Bezüge zwischen Textsorten und wiederkehrenden Lebensvollzügen der Gemeinde 209
2. Die Durchführung der Textsortenbestimmung 212
3. Beispiel: Die Sammelberichte des Wirkens Jesu im Markusevangelium 214

4. Teil: Lektüre unter diachronem Aspekt: Die Beziehungen eines Textes zu seinen Vorstufen

1. Das Textmodell der diachronen Analyse 222
2. Die Methoden der diachronen Analyse 223

§ 12 Literarkritik: Textrelationen zu schriftlichen Vorstufen (Suche nach der schriftlichen Vorgeschichte der Texte) 226

1. Die der literarkritischen Analyse zugrunde liegenden Text- und Lesemodelle 228
1.1 Textmodelle 228
1.2 Das Lesemodell 229
2. Die Durchführung der literarkritischen Analyse 230
2.1 Beobachtungen bezüglich Unterbrechung des Zusammenhangs 231
2.2 Doppelungen und Wiederholungen 232
2.3 Spannungen und Widersprüche 233
3. Beispiel: Joh 13,34f: Das neue Gebot 236

§ 13 Traditionskritik: Textrelationen zu mündlichen Vorstufen (Suche nach der mündlichen Vorgeschichte der Texte) 238

1. Das der traditionskritischen Analyse zugrunde liegende Textmodell 239
2. Durchführung der traditionskritischen Analyse 240
Traditionskritische Untersuchung an den Evangelien 242
Traditionskritik an der Briefliteratur 242
3. Beispiele 244
3.1 Mk 14,3-9: Bekenntnis zur Würde Jesu 244
Synchrone Analyse von Mk 14,3-9 244
Traditionskritische Analyse 246
3.2 Röm 1,3f: Glaubensbekenntnis 251
Die Rekonstruktion der vorpaulinischen Glaubensformel 251
Der Sinn der traditionellen Glaubensformel 253
Entstehung der Formel und Sitz im Leben 253

§ 14 Redaktionskritik: Neue Beziehungen älterer Texte durch redaktionelle Verbindungen 255

1. Das Modell: Verknüpfung älterer Texte durch einen Redaktor 256
2. Die Durchführung der redaktionskritischen Analyse 258
2.1 Rückschlüsse auf den Redaktor und seine Arbeitsweise 258
2.2 Rückschlüsse auf die Adressaten 261
2.3 Rückschlüsse auf Ort und Zeit der Abfassung 262
3. Beispiel: Mk 3,7-12: Die Verborgenheit Jesu 265
Sprachlich-syntaktische Eigenart 265
Funktion des Textes und pragmatische Absicht 267
Die Entstehung des Textes 268

5. Teil: Exegese als nicht abschließbarer Prozess. Ein Ausblick und nächste Schritte

§ 15 Der Text in seinen Beziehungen zu seiner Zeit (historische Relevanz) 270

§ 16 Der Text in seiner Beziehung zur Gegenwart (Hermeneutik) 273

§ 17 Der Text in seiner Beziehung zum alltäglichen Leben 275

Zum Schluss 277

Literaturverzeichnis 278

1. Hilfsmittel zum Studium des Neuen Testamentes 278
2. Literaturverzeichnis zu Linguistik und Bibelwissenschaft 282