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Grundlegung der Ethik Ein theologischer Entwurf 2., überarbeitete Auflage 2014 (1. Aufl. 2007)
Grundlegung der Ethik
Ein theologischer Entwurf


2., überarbeitete Auflage 2014 (1. Aufl. 2007)

Eberhard Schockenhoff

Herder Verlag
EAN: 9783451347580 (ISBN: 3-451-34758-X)
792 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2014

EUR 35,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die theologische Ethik war in den letzten Jahrzehnten durch tiefgreifende Kontroversen geprägt. Im Streit zwischen unterschiedlichen Normbegründungen und Glaubensbezügen geht es um das Selbstverständnis des Christentums im Gegenüber zur Kultur der Moderne und um die Bedeutung seiner Botschaft angesichts der moralischen Herausforderungen der Zukunft. In seinem Buch, das jetzt in überarbeiteter Neuauflage vorliegt, bietet Schockenhoff die erste zusammenhängende Darstellung der Grundlagenproblematik theologischer Ethik seit langem.

Eberhard Schockenhoff, Prof. Dr., geb. 1953, Professor für Moraltheologie an der Universität Freiburg. Mitglied des Deutschen Ethikrats. Zahlreiche Publikationen.
Rezension
Grundlagen theologischer Ethik - das bedeutet nicht Materialethik, sondern theologisch-ethische Fundamentalfragen wie: Verhältnis zu philosophischer Ethik, biblischer Exegese und Dogmatik (vgl. Einleitung). Und das bedeutet in katholischer Perspektive: Entwurf der Grundlegung einer Tugendethik (vgl. Teil 1) und einer Normtheorie (Teil 2). Tugendlehre und normative Ethik machen die (katholische) Fundamentalethik aus. So soll das ethische Selbstverständnis des Christentums im Gegenüber zur Kultur der Moderne und angesichts der moralischen Herausforderungen der Zeit deutlich werden. Dieses Buch versteht sich komplementär zu der 2007 ebenfalls bei Herder erschienenen Studie "Theologie der Freiheit".

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 15

Einleitung: Fragestellung, Gegenstand und Methode der theologischen Ethik 17

1. Begriffsklärungen: Ethik — Ethos — Moral 21
2. Die Aufgabe der Ethik innerhalb der Theologie 24
3. Das Verhältnis der theologischen Ethik zu ihren Nachbardisziplinen 35
3.1 Das Verhältnis der theologischen Ethik zur philosophischen Ethik 35
3.2 Das Verhältnis der theologischen Ethik zur biblischen Exegese 42
3.3 Das Verhältnis der theologischen Ethik zur Dogmatik 48

Erster Teil: Tugendlehre 55

1. Tugendethische Entwürfe der Gegenwart 59


1. Die Idee des Guten aus der Perspektive der Tugendethik 59
2. Tugendethik ohne die Idee des Sollens? 62
2.1 Die Alternative einer reinen Tugendethik 62
2.2 Die normativen Implikationen der antik-mittelalterlichen Tugendethik 64
2.3 Die Unableitbarkeit des Guten und die moralische Erfahrung 67
2.4 Die Tugenden als Anschauungsformen des Guten 69
3. Die Tugend als Disposition zur Befolgung der Pflicht? 70
3.1 Die Unterordnung der Tugend in der modernen Regelethik 70
3.2 Tugend im Singular oder Tugenden im Plural? 72
3.3 Die Integration des affektiven Lebens 77

II. Tugenden als Wege vernunftgemäßer Lebenspraxis: die philosophische Perspektive 79

1. Worterklärungen 79
1.1 Tugend als Tauglichkeit und Vortrefflichkeit 80
1.2 Die Funktion von Tugendnamen 80
1.3 Tugenden als Wege des Glücks 83
1.4 Tugenden als Charakterzüge 85
1.5 Tugenden als Leitbilder gelungenen Menschseins 86
2. Die moralische Tugend als Entscheidungshaltung 88
2.1 Die Bedeutung des Habitus 90
2.2 Die affektive Verfasstheit des tugendhaften Menschen 93
2.3 Die Kultivierung der Gefühle 95
2.4 Der moralische Wert des Charakters 97
2.5 Die Einheit des tugendhaften Menschen mit sich selbst 98
2.6 Das Wechselspiel von Einsicht und Leidenschaft 101
2.7 Sich-vertraut-Machen mit dem Guten 104
2.8 Ein Kategorienfehler des Aristoteles 106
2.9 Offene Handlungsvorprägungen und flexible Handlungsmuster 107
2.10 Moralische Tugenden, Fertigkeiten, Sekundärtugenden 109
2.11 Der soziale Nutzen der moralischen Tugenden 113
2.12 Wem nützt die Keuschheit? 115
3. Die moralische Tugend als vernunftbestimmte Mitte 117
3.1 Die Tugend als vernunftbestimmte Mitte 119
3.2 Die Tugend als Bestes und Höchstes 121
3.3 Individuelle Spielräume durch Grenzen 123
3.4 Unterschiedliche Aufgaben des Lebens 124
3.5 Die Tugendmitte als Wertsynthese? 126
4. Die Abgrenzung und Einteilung der Tugenden 129
4.1 Die aristotelische Tugendtafel 130
4.2 Das Schema der vier Kardinaltugenden 136
4.3 Alternative Einteilungen 143
5. Die anthropologische Verankerung der Tugenden 148
5.1 Die Verschränkung von Individual- und Sozialethik 148
5.2 Klugheit 151
5.3 Gerechtigkeit 157
5.4 Tapferkeit und Starkmut 163
5.5 Besonnenheit und Maß 167

III. Tugenden als Grundhaltungen des Glaubens: die theologische Perspektive 175

1. Die Transformation des griechischen Tugendbegriffs durch die Bibel 178
1.1 Die Funktion der Tugendtafeln und Lasterkataloge 178
1.2 Die Abkehr vom Bösen und das Wachstum des neuen Seins 183
1.3 Christsein als Unterwegssein im Glauben 188
1.4 Die eigene Lebensführung als vernunftgemäßer Gottesdienst 190
1.5 Christsein als lebenslange Aufgabe 193
2. Die theologische Rezeption des Tugendbegriffs in ökumenischer Perspektive 196
2.1 Der Tugendbegriff in der protestantischen Theologie der Gegenwart 196
2.2 Die Zurückweisung der aristotelischen Tugendethik durch Martin Luther 201
a. Gerecht und Sünder zugleich 202
b. Der tägliche Kampf gegen die Sünde 205
c. Die Unterscheidung von Person und Werk 207
2.3 Die Aufnahme des aristotelischen Tugendbegriffs bei Thomas von Aquin 212
a. Die Realität der Sünde und die Macht der Gnade Gottes 214
b. Die mangelnde Vorbereitung des Menschen für das Gute 215
c. Die Gnade Gottes als Geschenk eines neuen Könnens 218
3. Die Trias Glaube, Hoffnung und Liebe 228
3.1 Der Glaube 233
a. Strukturen des biblischen Glaubensbegriffs 233
b. Das theologisch-ethische Verständnis des Glaubens 239
aa. Der Glaube als beständige Ausrichtung der Existenz 244
bb. Der Glaube als Ergreifen des letzten Zieles 248
cc. Der Glaube als Beginn des ewigen Lebens 253
3.2 Die Hoffnung 256
a. Strukturen des biblischen Hoffnungsbegriffs 259
b. Das theologisch-ethische Verständnis der Hoffnung 264
aa. Der Mensch als Wesen der Hoffnung 266
bb. Die zeitliche Erstreckung der Hoffnung 270
cc. Die räumliche Erstreckung der Hoffnung 276
3.3 Die Liebe 285
1. Strukturen des biblischen Liebesbegriffs 288
a. Der Wandel im Vokabular 289
b. Die Liebe in der synoptischen Theologie 292
aa. Das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe 292
bb. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter 299
cc. Die Aufforderung zum Gewalt- und Racheverzicht und das Gebot der Feindesliebe 306
c. Die Liebe in der paulinischen Theologie 311
d. Die Liebe in der johanneischen Theologie 318
2. Das theologisch-ethische Verständnis der Liebe 329
a. Die Liebe Gottes und die Liebe der Menschen 332
b. Das Verhältnis von Gottesliebe, Selbstliebe und Nächstenliebe: theologiegeschichtliche Modelle 341
aa. Die »physische« Theorie der Gottesliebe 341
bb. Die ekstatische Konzeption der reinen Liebe 343
cc. Die Gottesliebe als Liebe zum sittlichen Ideal 349
c. Das Verhältnis von Gottesliebe, Selbstliebe und Nächstenliebe: systematische Reflexion 353
aa. Das Verhältnis von Gottesliebe und Selbstliebe 356
bb. Das Verhältnis von Gottesliebe und Nächstenliebe 365
cc. Exkurs: Zu Karl Rahners Verständnis der
Einheit von Nächsten- und Gottesliebe 377
dd. Das Verhältnis von Selbstliebe und Nächstenliebe 384

Zweiter Teil: Normtheorie 409

I. Das moralische Gesetz als Anordnung der Vernunft die philosophische Perspektive 420


1. Die Rationalität praktischer Urteile 420
1.1 Der semantische Status: moralische Urteile als wahrheitsfähige Aussagen 422
a. Der radikale Nonkognitivismus 422
b. Der gemäßigte Projektivismus 426
c. Eine Kardinalfrage der Ethik: der Euthyphron-Test 428
d. Interne und externe Handlungsgründe 430
1.2 Der ontologische Status: moralische Urteile als wirklichkeitsadäquate Aussagen 432
a. Zwei Einwände: moralische Meinungsverschiedenheiten und die Absonderlichkeit moralischer Werte 432
b. Grundannahmen des moralischen Realismus 441
c. Die Nähe des moralischen Realismus zur christlichen Ethik 447
d. Der Vorwurf des naturalistischen Fehlschlusses und der Irrtum des Naturalismus 450
e. Der Zusammenhang von Faktum und Deutung 455
1.3 Der epistemologische Status: moralische Urteile als eigenständiges praktisches Handlungswissen 460
a. Der Übergang vom Sein zum Sollen 461
b. Die Unableitbarkeit praktischer Prinzipien und das eigenständige Erfassen der Basisgüter 466
c. Die dynamische Natur des Menschen als entwicklungsoffene Größe 472
2. Die Begründung moralischer Normen 482
2.1 Allgemeine Bestimmung des Normbegriffs 483
2.2 Moralische, rechtliche und soziale Normen 488
a. Der spezifische Geltungsanspruch moralischer Normen 490
b. Die immanenten Sanktionen des Moralischen 492
c. Schuld und Reue 495
2.3 Komplementäre Ansätze der Normbegründung 502
2.4 Begründung durch Abwägung der Folgen (teleologische Argumentation) 508
a. Darstellung 508
aa. Herkunft und Bedeutung eines Begriffspaares 508
bb. Vorsittliche Güter und sittlicher Wert 512
cc. Das größtmögliche Wohlergehen aller Betroffenen und die Kunst des unparteiischen Vorziehens 514
dd. Kritik an den Begründungsfiguren und Sprachformen der traditionellen Moraltheologie 516
ee. Missverständnisse und notwendige Klärungen 519
b. Kritische Würdigung 521
aa. Der moralische Wert der Handlungsfolgen 521
bb. Die Abgrenzung der zu berücksichtigenden Folgen 524
cc. Beispiel 1: Justizmord und die Tötung Unschuldiger 526
dd. Das Gute und das Rechte 529
ee. Die Gefahr der Überforderung des Einzelnen 531
ff. Ausdruckshandlungen und Wirkhandlungen 532
2.5 Begründung durch folgenunabhängige Handlungsmerkmale (deontologische Argumentation) 536
a. Darstellung 536
aa. Sprachliche Festlegungen: malum ex genere und intrinsece malum 537
bb. Beispiel 2: Die Pflicht, Versprechen zu halten 538
cc. Beispiel 3: Das ausnahmslose Verbot der Folter 540
dd. Absolute Handlungsverbote im Bereich der Sexualethik 555
ee. Klassische deontologische Schlussfiguren: Naturwidrigkeit und mangelnde Berechtigung 558
b. Kritische Würdigung 559
aa. Die Vieldeutigkeit des Naturbegriffs und die Gefahr zirkulärer Begründungen 559
bb. Beispiel 4: Das Verbot der künstlichen Empfängnisregelung 561
cc. Der normative Kernbereich der Menschenwürde und die unhintergehbaren Mindestvoraussetzungen sittlicher Freiheit 564
2.6 Begründung durch Auslegung anthropologischer Sinnbestimmungen (hermeneutische Argumentation) 570
a. Darstellung 570
aa. Anthropologische Hintergrundannahmen als Kontext moralischer Argumentation 571
bb. Das Gerechte im Horizont des Guten 573
cc. Das Verhältnis von Sinneinsicht und normativer Einsicht 575
b. Kritische Würdigung 577
aa. Beispiel 5: Die Selbsttötung 578
bb. Strittige Voraussetzungen moralischer Argumente 585
cc. Beispiel 6: Das Junktim von Sexualität und Liebe 591
2.7 Nochmals: Die komplementäre Funktion moralischer Argumentationsformen 600
3. Die moralische Beurteilung von Handlungen 604
3.1 Kriterien des Handlungsurteils 608
a. Rechtfertigung der Ziele 608
b. Wahl der Mittel 611
c. Verantwortung für die Folgen 619
aa. Allgemeine Kriterien der Zuschreibung von Handlungsfolgen 621
bb. Das Prinzip der Handlung mit doppelter Wirkung 624
cc. Anwendungsfälle: indirekte Euthanasie, Tötung
von Non-Kombattanten und Notwehrtötung 627
dd. Beispiel 7: Die Todesstrafe 630
3.2 Die unterschiedliche Werthöhe von Handlungsklassen 636
a. Moralisch indifferente Handlungen 639
b. Gebotene oder pflichtgemäße Handlungen 642
c. Supererogatorische Handlungen 650
d. Handeln und Unterlassen oder Handeln durch Tun und Handeln durch Nicht-Tun 662

II. Die Freundschaft des Menschen mit Gott als Ziel des Gesetzes: die theologische Perspektive 674

1. Der biblische Sinn der göttlichen Gebote, Weisungen und Ermahnungen 681
1.1 Die Tora als Lebensordnung für Israel 683
1.2 Die Auslegung des eschatologischen Gotteswillens in der Verkündigung und Lehre Jesu 690
1.3 Die Adaption der Jesusgebote an gewandelte Lebenssituationen 696
1.4 Die apostolischen Ermahnungen und Weisungen des Paulus 705
1.5 Die neue Wertung des Gesetzes im urchristlichen Ethos 710
1.6 Folgerungen für die Legitimation und den Stil der kirchlichen Morallehre 716
2. Die Frage nach dem Ursprung des moralischen Sollens 719
2.1 Unzureichende Lösungsversuche 722
2.2 Die menschliche Vernunft als schöpferische Teilhabe an der göttlichen Vernunft 726
2.3 Die menschliche Vernunft und der größere Wille Gottes 731
3. Das Gesetz des neuen Bundes als Gnade des Heiligen Geistes 736
4. Die Wertung des Gesetzes in der protestantischen Theologie 742
4.1 Gesetz und Evangelium nach Luther 742
4.2 Der geistliche Sinn des Gesetzes bei Melanchthon und Calvin 745
4.3 Evangelium und Gesetz nach Karl Barth 750
5. Das letzte Ziel: ewiges Leben in der Gemeinschaft mit Gott 754

Personenregister 769
Sachregister 778