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Einführung in die christliche Eschatologie  2., durchgesehene und aktualisierte Auflage 2016
Einführung in die christliche Eschatologie


2., durchgesehene und aktualisierte Auflage 2016

Johanna Rahner

Herder Verlag
EAN: 9783451315732 (ISBN: 3-451-31573-4)
344 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2016

EUR 24,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Kann am Ende alles gut werden?

Die Eschatologie, die »Lehre von den letzten Dingen«, bewegt sich zwischen zwei Extremen: Einerseits besteht die Gefahr, von Himmel und Hölle zu viel zu wissen zu meinen, andererseits die Gefahr, sprachlos zu werden.

Johanna Rahners christliche Eschatologie meistert diese Herausforderung bravourös. In leicht verständlicher Sprache beantwortet sie Grundfragen ebenso wie die speziellen Fragen etwa nach der Auferstehung von Leib und Seele, einem angemessenen Verständnis des jüngsten Gerichts oder ob und wie eine ewige Hölle denkbar ist.

Von besonderer Bedeutung ist für Rahner die Herausforderung, wie angesichts des realen Todes und der unaufgebbaren Frage nach Gerechtigkeit eine Hoffnung, dass am Ende alles gut sein möge, möglichbleibt.

Die zweite Auflage bietet einen grundlegend durchgearbeiteten und aktualisierten Text, in den neuere Ansätze und Diskussionen mit einbezogen wurden.

JOHANNA RAHNER, geb. 1962, Dr. theol. habil., Professorin für Dogmatik, Dogmengeschichte und Ökumenische Theologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen
Rezension
Die Eschatologie ist weitaus mehr als die "Lehre von den letzten Dingen". Die neutestamentliche Wissenschaft (u.a. Joh. Weiß) hat im vergangenen Jahrhundert deutlich aufgezeigt, dass das ganze Neue Testament eschatologisch durchdrungen ist, dass das frühe Christentum ohne Eschatologie überhaupt nicht verstehbar ist und dass die frühen Christen stets in eschatologischer (Nah-)Erwartung gelebt haben. Auch die christliche Dogmatik hat in verschiedenen Konzeptionen im 20. Jhdt. die Eschatologie zurück in die Mitte des christlichen Glaubens geholt (z.B. J. Moltmanns "Theologie der Hoffnung"). Die hier anzuzeigende Einführung in die christliche Eschatologie widmet sich in katholisch-dogmatischer Perspektive neben den klassischen Themen (Leib/Seele, Gericht, Himmel/Hölle etc. ) auch aktuellen theologischen Herausforderungen und politischen Instrumentalisierungen von Jenseitsvorstellungen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die aktualisierte Auflage der bewährten Eschatologie behandelt alle Fragen der "Lehre von den letzten Dingen". Neben klassischen Themen (etwa Leib/Seele, Gericht, Himmel/Hölle) stellt sie sich aktuellen theologischen Herausforderungen und politischen Instrumentalisierungen von Jenseitsvorstellungen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 13
Vorwort zur 2. Auflage 14

Teil I: Grundfragen

Kapitel 1: Erste (Er-)Klärungen 17

1. Der Tod - ein Existenzial? 17
1.1 Vom Umgang mit dem Tod 19
1.1.1 Das natürlichste aller Dinge? 19
1.1.2 Den Tod >feiern 1.1.3 Der Tod als Kulturgenerator 26
1.2 Hoffnung jenseits der Projektion 28

2. Die Zeit, die bleibt - zur Eigenart des christlichen Zeitverständnisses 33
2.1 Befristung der Zeit wider die kulturelle Amnesie 33
2.2 Apokalyptik oder: Die Entdeckung der Geschichte 34
2.3 Apocalypse now: Gegenwart kontrafaktisch 36
2.4 Apocalypse no! 40
2.5 Zwischen Zeit und Ewigkeit 45

3. >Weil wir in dieser Welt nicht zuhause sind < 47
3.1 Fortschritt - wohin? 49
3.2 Traum - Utopie - Vision 53
3.3 Endstation Sehnsucht? 57

Kapitel 2: Die >Lehre von den letzten Dingen
1. Zu Sprache und Hermeneutik eschatologischer Aussagen 65
1.1 Eschatologische Bilder geraten in Verruf 66
1.2 Aufgaben einer angemessenen Hermeneutik eschatologischer Aussagen 68
1.3 Hermeneutische Vorüberlegungen 70
1.3.1 Aktuelle Herausforderungen 70
1.3.2 Zur Sprachgestalt eschatologischer Aussagen 71
1.3.3 Das Problem der Systematisierung eschatologischer Aussagen 73
1.3.4 Abgrenzungen 74

2. Regeln für eine angemessene Hermeneutik eschatologischer Aussagen 75
2.1 Alles nur >Projektion 2.2 Zur anthropologischen Grunddimension eschatologischer Aussagen 76
2.3 Konsequenzen 78
2.3.1 Eschatologie als der >Blick aufs Ganze< 78
2.3.2 Grundregeln zur Auslegung eschatologischer Aussagen 79
2.4 Zu den Themen der Eschatologie 81

Kapitel 3: Vollendung und Geschichte 82

1. Eschatologie als Geschichtstheologie 82
1.1 Zum Geschichtsverständnis Israels 83
1.1.1 Vom Mythos zur Geschichte 83
1.1.2 Zur dialogischen Struktur von Geschichte 85
1.1.3 Der Engel der Geschichte 87
1.1.4 Heil in Geschichte 88

2. Inkarnation und Geschichtstheologie 89
2.1 Die Menschwerdung Gottes als Konsequenz der Offenbarung in Geschichte 89
2.2 Theologie des Neubeginns 91
2.3 Systematische Kernthesen einer Theologie der Geschichte 93

3. Geschichtstheologische Entwürfe 94
3.1 Das apokalyptische Erbe des Christentums 94
3.2 Modelle 97
3.2.1 Joachim von Fiore (+ 1202): Chiliasmus als Kirchenkritik 97
3.2.2 Augustinus< >De civitate Dei< — Modell eines theologisch gebändigten Milleniarismus 99
3.3 Systematische Konsequenzen 101

4. Herausforderungen außerchristlicher Geschichtsentwürfe und Gesellschaftsutopien 103
4.1 Die Neuzeit als Blütezeit des Milleniarismus 103
4.1.1 Geschichtsphilosophien als Erbe der Aufklärung? 103
4.1.2 Säkularisierung und Politisierung von Geschichtsutopien 104
4.2 Säkulare Geschichtsphilosophien der Neuzeit 105
4.3 Die theologische Herausforderungen durch säkulare Geschichtsphilosophien 110

Kapitel 4: Entstehung des Glaubens an ein Leben nach dem Tod 114

1. Ägypten — das goldene Jenseits 115
1.1 Entwicklungslinien der Jenseitsvorstellungen Ägyptens 116
1.2 Das Bild des Todes in Ägypten 122
1.2.1 Der Tod als Feind 123
1.2.2 Der Tod als Heimkehr 127
1.2.3 Der Tod als Geheimnis 129

2. Zwischen >Reich der Finsternis< und Unsterblichkeit der Seele: Mesopotamien — Kanaan — Griechenland 129
2.1 Mesopotamien 129
2.1.1 Totenkult als ritualisierter Schutz gegen das Totenreich 130
2.1.2 Sehnsucht nach dem ewigen Leben 131
2.2 Syrien und Kanaan (auch Ugarit) 133
2.3 Die Jenseitsvorstellungen Griechenlands und das hellenistische Zeitalter 134
2.3.1 Die Frühphase (mykenische Kultur) 134
2.3.2 Die archaische Phase: Homer 135
2.3.3 Die Spätphase: Platon und die Idee der Unsterblichkeit der Seele 137

3. Die theologiegeschichtliche Entwicklung in der Hebräischen Bibel 140

3.1 Grundstationen der theologiegeschichtlichen Entwicklung der Jenseitsvorstellungen 140
3.1.1 Jenseitsvorstellungen und Kultur 140
3.1.2 Die theologische Grunddimension 141
3.1.3 Entwicklungsstufen 143
3.2 Die Apokalyptik 148
3.2.1 Zum historischen Entstehungshorizont der Apokalyptik 148
3.2.2 Prophetische Tradition vs. Apokalyptik? 151
3.2.3 Vom >Sinn< apokalyptischer Aussagen 153

4. Die neutestamentliche Überlieferung 156

4.1 Jesus von Nazaret und die Verkündigung des nahegekommenen Gottesreiches 156
4.1.1 Übernahme und Abgrenzung 157
4.1.2 Die Gottes-Reich-Botschaft 157
4.2 Apokalyptische Motive und ihre christologische Deutung 161
4.2.1 Parusie und Naherwartung 161
4.2.2 Gericht 163
4.2.3 Systematische Konsequenzen 164
4.3 Die eschatologische Dynamik des Bekenntnisses zur Auferweckung Jesu von den Toten 165
4.3.1 Tod und Auferstehung Jesu — mitten in oder jenseits der Motivwelt der Apokalyptik? 165
4.3.2 Der Tod 166
4.3.3 Die Auferstehung 167
4.3.4 Apokalyptische Metaphorik und theologischer Gehalt 169
4.3.5 Was >Ostern< bedeutet 170
4.4 Die christologische Grunddimension aller Eschatologie 172
4.5 Neutestamentliche Eschatologien 175

Teil II: Einzelthemen

Kapitel 1: Tod und Auferstehung 183

1. Der Preis der Sünde? 183
1.1 Neuere >Theologien des Todes< 184
1.1.1 Karl Rahner: Der Tod als Existenzial und als Tat des Menschen 184
1.1.2 Eberhard Jüngel: Ganz-Tod-Hypothese 185
1.1.3 Joseph Ratzinger: Dialogische Unsterblichkeit 187
1.2 Preis der Liebe? 189

2. >So bleiben, wie ich bin ... 2.1 Die Leib-Seele-Existenz des Menschen 194
2.1.1 Grundzüge einer biblischen Anthropologie 194
2.1.2 Theologiegeschichtliche Entwicklungslinien 197
2.2 Interpretationsmodelle der Auferstehung der Toten 206
2.2.1 Auferstehung am Jüngsten Tag 206
2.2.2 Auferstehung im Tod 207
2.2.3 Diskussionen und die Möglichkeit eines Konsenses 208
2.2.4 Dialektik jenseits des Dualismus 212
2.2.5 Was bleibt? 215

Kapitel 2: >Zu richten die Lebenden und die Toten< 217

1. Das Jüngste Gericht 217
1.1 Das biblische Fundament 218
1.1.1 Der Tag des Herrn 218
1.1.2 Gericht und Treue Gottes 220
1.1.3 Neutestamentliche Zuspitzungen 221
1.2 Systematische Konkretionen 224
1.2.1 Widerspruch gegen das Unrecht 224
1.2.2 Hoffnung auf Rettung und Sehnsucht nach Gerechtigkeit 225
1.2.3 Gericht und Selbstgericht 227

2. Vom doppelten Ausgang des Gerichts 229
2.1 Origenes oder: Die Hoffnung auf die Wiederbringung aller 229
2.2 Augustinus oder: Der doppelte Ausgang des Gerichts 233

3. Gerechtigkeit und Versöhnung 234
3.1 Allzumenschliches 234
3.2 Anthropodizee oder Theodizee? 237
3.2.1 Anamnetische Solidarität 238
3.2.2 Im Kreuz ist Heil 240
3.3 Versöhnung — eine unmögliche Möglichkeit? 243
3.4 Vom Gericht Gottes über sich selbst 249

Kapitel 3: Auferstehung auf Bewährung oder Hölle auf Zeit? — Das Fegefeuer 252

1. Fegefeuer — eine veraltete Mythologie? 252
1.1 Biblisches 253
1.2 Die theologiegeschichtliche Entwicklung und der lehramtliche Grundbestand 254

2. Das Fegefeuer in ideengeschichtlicher Perspektive 256
2.1 Zentrale Grunddimensionen der mittelalterlichen Fegefeuerlehre 258
2.1.1 Der kommuniale Grundaspekt 258
2.1.2 Ein mentalitätsgeschichtlicher Perspektivenwechsel 258
2.1.3 Sündensensibilität im Mittelalter 259
2.2 Theologiegeschichtliche Verortungen 261
2.2.1 Mittelalterliche häretische Bußbewegungen 261
2.2.2 Die lehramtliche Fixierung des duplex iudicium und damit die Denknotwendigkeit eines eschatologischen Zwischenzustandes 261
2.2.3 Pastorales Befreiungspotential und die Gefahr der Kapitalisierung 262
2.3 Die bleibende Hoffnungsgestalt der Fegefeuerlehre 265
2.3.1 Zur Hermeneutik der Bildwelt 265
2.3.2 Vom Proprium des Fegefeuers 267

3. Eine moderne Infragestellung: Reinkarnationsglaube 268
3.1 Begrifflichkeit und Vorstellungswelt 269
3.1.1 Zum Begriff >Reinkarnation< 269
3.1.2 Zur Geschichte des Reinkarnationsgedankens 269
3.1.3 Eine notwendige Differenzierung 271
3.2 Moderne Plausibilitäten 274
3.2.1 Die Vorstellung eines natürlichen Todes 274
3.2.2 Das Motiv der ausgleichenden Gerechtigkeit 275
3.2.3 Leistung zahlt sich aus 276
3.2.4 Wer bin ich? 277
3.3 Christliche Anfragen 278
3.3.1 Schöpfungstheologie: Differenz von Schöpfer und Geschöpf 278
3.3.2 Gnadenlehre: Vergebung, nicht Selbsterlösung 279
3.3.3 Anthropologie: Die Würde von Beziehung und Geschichte 279

Kapitel 4: Zur Hölle mit der Hölle? 281

1. Eine kleine Kulturgeschichte der Hölle 282
1.1 Biblisches 282
1.1.1 Scheol und was noch? 282
1.1.2 Neutestamentliche Zurückhaltung 285
1.2 Altkirchliche Wegbereiter 286
1.2.1 Apokryphe christliche Apokalypsen 286
1.2.2 Theologische Weichenstellungen 288
1.3 Die Blüte der Höllenvorstellung im Mittelalter 289
1.4 Neuzeitliche Infragestellungen 294

2. Hölle — reale Möglichkeit? Zur theologischen Diskussion des 20. Jahrhunderts 296
2.1 Lehramtliche Zurückhaltung 296
2.2 Theologisches Weiterdenken 298
2.2.1 Eine Frage des leidenden und hoffenden Glaubens: Joseph Ratzinger 298
2.2.2 Eine Frage der menschlichen Freiheit: Karl Rahner 299
2.2.3 Eine Frage des Gottesbildes: Hans Urs von Balthasar 301

Kapitel 5: >All will be well ... < 307

1. Eine kleine Kulturgeschichte des Himmels 308
1.1 Biblisches 309
1.1.1 Jenseits der Scheol 309
1.1.2 Herr des Himmels und der Erde 312
1.2 Religionsgeschichtliche Streiflichter 313
1.3 Theologiegeschichtliches 315
1.3.1 Die christliche Antike 316
1.3.2 Mittelalterliche Konkretionen und ihre Wirkungsgeschichte 317
1.3.3 Die Verdrängung des Himmels: neuzeitliche Infragestellungen 319
1.3.4 Unaufgebbare Theozentrik 321

2. Erlösung vom Himmel? 322
2.1 Jenseits von Erlösung 322
2.2 Diesseits des Himmels 323
3. Die (Wieder-)Entdeckung des Himmels 325
3.1 Heaven can wait 325
3.2 Solidarisierung und Dynamisierung des Himmels 326
3.3 >All's well that ends well< 328

Literaturverzeichnis 331
Personenverzeichnis 343