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Kriminalgeschichte des Christentums Band 9: Mitte des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts. Vom Völkermord in der Neuen Welt bis zum Beginn der Aufklärung
Kriminalgeschichte des Christentums
Band 9: Mitte des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts. Vom Völkermord in der Neuen Welt bis zum Beginn der Aufklärung




Karlheinz Deschner

Rowohlt
EAN: 9783499624438 (ISBN: 3-499-62443-5)
460 Seiten, paperback, 13 x 19cm, 2010

EUR 14,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Mitte des 16. Jahrhunderts feiert die Kirche die völkermörderische Eroberung Lateinamerikas. In Europa liegen fast alle christlichen Mächte im Krieg. Die Hexenverfolgungen streben dem Höhepunkt zu; der Jesuitenorden wird zum Hauptakteur der Gegenreformation. Dieser Band schließt mit den Katastrophen des 17. Jahrhunderts: dem Dreißigjährigen Krieg, dem bald ein zweiter folgt.

«Etwas Vergleichbares in dieser Materialfülle und Exaktheit gibt es leider für keine andere Religion der Welt ... Es ist gewiss nicht übertrieben, wenn der Münchner Philosophieprofessor Wolfgang Stegmüller Karlheinz Deschner den bedeutendsten Kirchenkritiker des 20. Jahrhunderts genannt hat.»

Karl Corino in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Wolfram-von-Eschenbach-Preises an Deschner

«Deschner ist der wohl kompromissloseste Autor und Denker im deutschsprachigen Raum.» Die Weltwoche, Zürich

«Wer Weltgeschichte nicht als Kriminalgeschichte schreibt, ist ihr Komplize.» Karlheinz Deschner
Rezension
Der hier anzuzeigende Band 9 der 10-bändigen "Kriminalgeschichte des Christentums" behandelt den Zeitraum von Mitte des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts, in dem das "christliche" Europa Amerika und Afrika unterwirft und unterjocht, im dem der u.a. konfessionell begründete 30-jährige Krieg tobt und die Gegenreformation ein z.T. grausames Regiment führt. - Der erst unlängst 2014 verstorbene Autor Karl-Heinz Deschner war über viele Jahrzehnte einer der schärften Kirchen- und Religionskritiker und quasi "Vorzeige-Atheist" in der Bundesrepublik Deutschland. Seine 10-bändige "Kriminalgeschichte des Christentums" ist - genauso wie allzu viele kirchentreue und christentums-bejahende Kirchengeschichtsdarstellungen - nicht frei von Tendenz, aber Deschner macht diese kirchen- und religionskritische Tendenz allenthalben deutlich, bewußt und transparent: im Gegensatz zu den theologischen Jasagern will er den vielen vergessenen Gräbern der Opfer der Kirche ein Denkmal setzen. Insofern sollte die schulische Religionspädagogik, wenn sie kirchengeschichtliche Themen behandelt, neben all der kirchengeschichtlichen Standardliteratur immer auch einen Blick in diese "alternative", kirchen- und religionskritische Kirchengeschichte, verfasst aus dezidiert atheistischer Perspektive werfen. Dabei begreift sich Deschners "Kriminalgeschichte" nicht nur als eine Kirchen- oder Religionsgeschichte, sondern als Geschichte der abendländischen Zivilisation schlechthin. Die christlichen Kirchen und die universitären Historiker freilich suchen weiterhin diese Form von moralisch-humanistisch-atheistisch positionierter Geschichtsschreibung totzuschweigen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Karlheinz Deschners «Kriminalgeschichte des Christentums» präsentiert auf etwa 6000 Seiten in zehn Bänden eine einzigartige Forschungsarbeit. In insgesamt rund 350 000 Exemplaren verbreitet, zählt sie zu den bedeutendsten kirchen- und religionskritischen Werken der Weltliteratur. Dieser Band präsentiert das Sachregister und das Personenregister dazu: ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Forschung und für alle Leser und Sammler der «Kriminalgeschichte».

«Deschner ist der wohl kompromißloseste Autor und Denker im deutschsprachigen Raum.»
Die Weltwoche, Zürich

Stimmen zum Buch:

Karlheinz Deschner ist der wohl kompromissloseste Denker im deutschsprachigen Raum. (Die Weltwoche)

Im Vergleich zu Deschner sind Kirchenkritiker wie Hans Küng oder Eugen Drewermann nur Kuscheltiere. (brand eins)

Karlheinz Deschners Kriminalgeschichte des Christentums zeigt uns, wie wir sind. (Frankfurter Rundschau)

Karlheinz Deschner, geboren 1924 in Bamberg, verstorben 2014 in Haßfurt am Main. Im Krieg Soldat, schloß sein Studium der Theologie, Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte mit der Promotion ab. Seit 1957 veröffentlicht Deschner seine entlarvenden und provozierenden Geschichtswerke zur Religions- und Kirchenkritik. Für sein aufklärerisches Engagement und für sein literarisches Werk wurde Karlheinz Deschner 1988 - nach Wolfgang Koeppen, Hans Wollschläger, Peter Rühmkorf - mit dem Arno-Schmidt-Preis ausgezeichnet. Im Juni 1993 erhielt er - nach Walter Jens, Dieter Hildebrandt, Gerhard Zwerenz, Robert Jungk - den Alternativen Büchnerpreis und im Juli 1993 - nach Andrej Sacharow und Alexander Dubcek - als erster Deutscher den International Humanist Award. Im September 2001 erhielt Deschner den Erwin-Fischer-Preis des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten, im November 2001 den Ludwig-Feuerbach-Preis des Bundes für Geistesfreiheit Bayern, Augsburg.

Heerscharen fanatischer Rechtgläubiger wünschen ihm seit Jahrzehnten schon Tod und Teufel an den Hals: Karlheinz Deschner. Seit er 1970, unterstützt von seinem Freund und Mäzen Alfred Schwarz (und seit den frühen 1990-er Jahren von Herbert Steffen), an seinem Lebenswerk, der auf zehn Bände angelegten Kriminalgeschichte des Christentums arbeitet, gilt der 1924 in Bamberg geborene Gelehrte als der bedeutendste Kirchenkritiker der Gegenwart. Nun ist Band 10 seines Opus magnum erschienen, das Werk ist vollbracht: 10 Bände, fast 6000 Seiten, mehr als 100.000 Quellenbelege.

Das im Frühjahr 1970 dem Rowohlt Verlag gesandte Exposé kulminierte in einem Satz: «Ich möchte das Werk zu einer der größten Anklagen machen, die ein Mensch gegen die Geschichte des Menschen erhoben hat.» Karlheinz Deschner hat Wort gehalten. Sein Opus magnum ist die monumentale aufklärerische Anstrengung des «einzigen Sektenbeauftragen der Welt, der keiner Sekte angehört» (Gerhard Henschel)
Generalabrechnung mit der «Religion der Nächstenliebe»

«Von allen Kirchenkritikern unseres Jahrhunderts ist Deschner der belesenste, radikalste und leidenschaftlichste»», schrieb die Süddeutsche Zeitung. «Der Papst hat Bataillone, Karlheinz Deschner kämpft ganz allein.» (konkret)

Karlheinz Deschner bürstet Kirchengeschichte gegen den Strich, liest sie als Kriminal- und Sexualgeschichte. Mit immenser Materialfülle und unerschrockener Konsequenz setzt er sich mit den Verfehlungen und Verbrechen der Amtskirche auseinander, stellt «Mörderpäpste und Lügentheologen» bloß. «Dieser Autor wird in die Schulbücher kommen», schrieb der Religionssoziologe Horst Herrmann bereits 1989 im Spiegel. «Deschner hat mehr Tages- und Nachtstunden drangegeben, als es jedem einfällt, der für seine Arbeit im Weinberg des Herrn nach dem Tarif für Lebenszeitbeamte entlohnt wird.»

«Sie Oberteufel!»

«Die ganze Geschichte des Christentums war in ihren hervorstechenden Zügen eine Geschichte des Krieges, eines einzigen Krieges nach außen und innen, des Angriffskriegs, des Bürgerkriegs, der Unterdrückung der eigenen Untertanen und Gläubigen.» Mit gnadenloser Schärfe dokumentiert Deschner die Verbrechen der Amtskirche: die Vernichtung der Wandalen und Goten, die Niedermetzelung der Slawen, Hexenverbrennung und Inquisition, die Legitimation von Folter und Sklaverei, die Duldung des Holocaust durch den Vatikan und andere «spezifisch klerikale Aktivitäten des Terrors».

So macht man sich unter rabiaten Christen keine Freunde. Allein die Existenz eines 660 Seiten starken Bandes mit dem schönen Titel «Sie Oberteufel!» Briefe an Karlheinz Deschner (1992) belegt, dass Glaubensfanatiker ihn, den «hysterischen Historiker», hassen, als sei er der Antichrist persönlich. «Man kann nicht verhindern, dass kranke Menschen so etwas von sich geben. Gesunde Menschen aber sollten verhindern, dass es verbreitet wird», heißt es in drohendem Ton. «Sie müssen doch vom Teufel durch und durch verarbeitet worden sein … Sie benötigen eine Gehirnwäsche.»

Karlheinz Deschner, geboren am 23. Mai 1924 in Bamberg, studierte von 1947 bis 1951 Neue deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Würzburg; 1951 promovierte er mit einer Arbeit über Lenaus Lyrik. Seit 1964 lebt er in Haßfurt am Main. Er hat – neben den religions- und kirchenkritischen Werken – Romane, Literaturkritik, Essays veröffentlicht.
Inhaltsverzeichnis
1. KAPITEL: Amerikanischer Holocaust oder «Missionsfrühling zu Beginn der Neuzeit» 11

Päpste und Portugiesen greifen Afrika an 13 • Alexander VI. verschenkt einen Kontinent 17 • «... and Columbus Day is a celebration» 21 Der größte Völkermord der Geschichte beginnt 29 • Hernán Cortés, Missionar und Menschenbestie 32 • Pizarro und die Vernichtung des Inkareiches 39 • Wie Nordamerika christlich wurde oder: «To kill and scalp all, big and little» 43

2. KAPITEL: Die Reformation erfaßt die Schweiz. Zwingli und Calvin 55

Zwingli kann die Kirche «bloß durch Blut» erneuern 62 • Calvin läßt Michael Servet verbrennen 71

3. KAPITEL: Die Gegenreformation beginnt. Das Konzil von Trient. «Sacrosancta Tridentina synodus (1545-1563) 87

Ältere Reformansätze 91 • Phasen des Konzils 94 • Einfluß der Jesuiten 98

4. KAPITEL: Ignatius von Loyola (1491-1556). Ein tränenreicher Visionär macht Weltpolitik 105

«Kriegsdienst für Gott» 107 • »Das Geistliche Tagebuch» oder War Ignatius von Loyola verrückt? 110 • Visionen und «Stimmen» 116 • Der stete «Blick nach oben» oder »Wie mit einem mystischen Fernrohr» 124 • «Blind» gehorchen, als wäre man »ein Leichnam» 128

5. KAPITEL: Der Konfessionalismus beginnt 133

Die Konfessionalisierung beginnt ... 135 • ... und die lutherische Staatskirche, «Fortsetzung des Bauernkrieges
6. KAPITEL: Weltweite Jesuitenagitation 157

In Italien und Spanien 161 • In Frankreich und Deutschland 164 • In Polen und Schweden 166 • Die Union von Brest 171 • Ein welthistorisches Schmierentheater. Rom setzt in Moskau einen falschen Zaren auf den Thron 173 • In Südamerika und Indien 176 • In Japan und China 179 - Schein und Sein und erste Anfeindungen 181 • Stete Indoktrination oder: cupido occupandi omnia 187 • Die Beichtväter-Bande 191

7. KAPITEL: Wittelsbacher und Habsburger als Träger der Gegenreformation und der Kölner Krieg 199

München als «deutsches Rom», Bayern als Polizeistaat 202 • Nichts um «Gottes Lohn» allein 205 • Otto Kardinal Truchseß von Waldburg, Bischof von Augsburg und «Protektor der deutschen Nation» 207 • Julius Echter von Mespelbrunn, Fürstbischof von Würzburg und Herzog von Franken. Porträt eines «hervorragenden Humanisten» (Meisner) 212 • Habsburg rettet Österreich für das Papsttum 224 • Der Kölner Krieg «zur Propagierung des heiligen Evangeliums» 232

8. KAPITEL: Staatsterror im Westen. Die Niederlande, Frankreich, England und Schottland im späteren 16. Jahrhundert 239

Terror in den Niederlanden 241 • Blutopfer niederländischer Christen unter dem Kaiser 242 • König Philipp II. — «alles unter dem Gesichtswinkel des kirchlichen Interesses ...» 244 • Der Bildersturm 247 Herzog Alba und sein Schreckensregiment 249 • Terror in Frankreich 254 • Die Bartholomäusnacht oder die sogenannte Pariser Bluthochzeit 257 • Gregorianische Freudengesänge und pures Entsetzen 261 • Terror in England, Schottland und Irland 265 • Heinrich und sein Eheglück 266 • Heinrich VIII. wird «höchstes irdisches Haupt der Kirche von England» 269 • Maria die Katholische, die Blutige (1553-1558) 273 • Elisabeth I. (1558-1603), die «geborene Herrscherin» 276 • Schottland und Maria Stuart 28o • Irland — Kopfpreise auf katholische Priester wie auf den Kopf eines Wolfes 283

9. KAPITEL: Die Schlammschlacht vor dem großen Krieg. Vom publizistischen Schlachtfeld zum militärischen 287

«... so gräulich ausgekotzte Rotz- und Schmachklumpen» 291 • «... das Reich des Antichristes ... die große Mutter der Hurerei» 295 • «Christus Jesus mit den Christen,/Der Teufel mit den Calvinisten» 298 • «Um Christi Liebe ... kommt mit euren Hellebarden, Kanonen und Büchsen ...» oder: «Deutschland in seinem eigenen Blut ersäufen» 301

10. KAPITEL: Der Dreißigjährige Krieg beginnt 305

Union und Liga. Die christlichen Brüder formieren sich 307 • Der Prager Fenstersturz (23. Mai 1618) 310 • Der Böhmische Krieg 313 • Das Blutgericht oder: «Sonst ist der ganze Tag schön gewesen» 319 • Der Krieg springt auf das Reich über 325 • Papst Gregor XV. (1621-1623) — «Furcht und Liebe Gottes» und stete Kriegstreiberei 3z8 • Von der «lust zum kriege» oder: «Sie schonen niemand, wer er auch sei ...» 333

11. KAPITEL: Worum kämpfte man im Dreißigjährigen Krieg? 337

Der Dänisch-Niedersächsische Krieg (1625-1629) und das Restitutionsedikt (1629) 339 • Wallenstein betritt die Arena 341 • «Des Schweden Volk ist im Marschieren ...». Magdeburg und Breitenfeld 347 • Religion nur Vorwand für Krieg 352 • Die Päpste und der Krieg 362

12. KAPITEL: Pax Christiana oder «Christliche Lebensführung» nach dem Jahrhundertkrieg 371

Von der Sehnsucht nach Frieden und stets neuen Kriegsprojekten 373 • Krieg auf Krieg 376 • Zur Zeit des «Sonnenkönigs» 389 • Von der «Freiheit des Glaubens» oder «sterben wie Mücken ...» 397

ANHANG

Anmerkungen 403 • Benutzte Sekundärliteratur 428 • Abkürzungen 441 • Register 442 • Über den Autor 453 • Werkeverzeichnis 455