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Kinder brauchen Religion
Orientierung für Erziehung und Bildung
Georg Langenhorst
Herder Verlag
EAN: 9783451327469 (ISBN: 3-451-32746-5)
207 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Januar, 2014, Das Buch ist auch als e-book für 13,99 € erhältlich.
EUR 16,99 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Religion wird heute vielfach zur Privatsache erklärt. Viele Eltern werden unsicher, ob sie ihre Kinder überhaupt religiös erziehen sollen. Kindertagesstätten und Schule greifen zwar religiöse Elemente auf, scheuen sich aber davor, konfessionelle Prägungen zu berücksichtigen. In den Gemeinden finden immer weniger Kinder Raum für Beheimatung. In diese Situation hinein setzt das Buch ein eindeutiges Plädoyer: Kinder brauchen Religion, weil sie ohne sie weder ein stimmiges Weltbild aufbauen noch eine umfassende Identität ausbilden können. Das aber verlangt von Kirche und Schule mutige Schritte der Neubesinnung.
Das Buch entwirft praktische pädagogische und innovative thologische Perspektiven, wie heute und morgen christliche Erziehung und Bildung möglich wird.
Georg Langenhorst, geb. 1962, Dr. theol. habil., Professor für Didaktik des Katholischen Religionsunterrichts / Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg; viel gefragter Referent in der Erwachsenenbildung; Autor zahlreicher Bücher, im Verlag Herder zuletzt: Literarische Texte im Religionsunterricht. Ein Handbuch für die Praxis (2011), "Ich gönne mir das Wort Gott" - Gott und Religion in der Literatur des 21. Jahrhunderts (2009).
Rezension
Nachdem ich Herrn Langenhorst auf einer Fortbildung hören durfte war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Auch wenn das Buch nicht so spannend und lebendig wie das Erleben vom Autor auf der Fortbildung ist, so braucht es sich auch nicht zu verstecken. - Herr Langenhorst schreibt auch für nicht studierte Leser verständliche Ideen zum Thema religiöses Lernen. In vielen kleinen Kapiteln werden nach einer zehnteiligen Hinführung zum Thema "Fünf Grundelemente religiösen Lernens" ausgearbeitet. Der Titel lässt eine religiöse Neutralität vermuten, doch eine christliche und darüber hinaus auch eine katholische Ausrichtung ist deutlich spürbar - ohne jedoch den Leser missionieren zu wollen. Eine Ermunterung und Aufforderung zu einer religiösen Erziehung der eigenen und im schulischen Bereich der fremden Kinder ist deutlich enthalten und nach den Ausführungen des Autors auch nachvollziehbar.
H. Gebauer, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Buch bezieht Stellung: Kinder brauchen Religion, weil sie ohne sie weder ein stimmiges Weltbild aufbauen noch eine umfassende Identität herausbilden können. Und beides ist nur möglich in eindeutiger konfessioneller Beheimatung. Das Buch entwirft - gerade auch für Eltern - praktische pädagogische und innovative theologische Perspektiven, wie heute und morgen in Familien, Kindertagesstätten, Schulen und Gemeinden christliche Erziehung und Bildung möglich wird.
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Religiöses Buch des Monats März 2014: Georg Langenhorst "Kinder brauchen Religion"
In unserer postmodernen, von Pluralität bestimmten Gesellschaft wird Religion zunehmend als reine Privatsache betrachtet. Entsprechend wird auch die religiöse Erziehung im Raum der öffentlichen Bildung immer stärker hinterfragt oder ganz abgelehnt.
Demgegenüber vertritt der Religionspädagoge Georg Langenhorst mit seinem neuen Buch die These, dass Kinder nicht nur ein Recht auf Religion haben, sondern dass sie Religion sogar brauchen. „Brauchen“ zwar nicht in dem Sinne, dass sie ohne Religion gar nicht aufwachsen oder keine zufriedenen Menschen werden könnten, aber doch so, dass ihnen ohne Religion eine grundlegende Dimension des Menschseins fehlte. Diese Dimension, in der jenseits einer einseitigen Festlegung auf das rein Nützliche allgemeine Fragen des Menschen nach Ursprung, Sinn und Ziel sowie Lebensführung nicht nur gestellt, sondern auch zumindest im Sinne von Perspektiven und Handlungsimpulsen beantwortet werden, würde den Kindern gleich doppelt fehlen: sowohl in ihrem aktuellen Kind-Sein wie in ihrer Entwicklung auf ein eigenständiges Erwachsen-Sein hin.
Auf sehr überzeugende Weise stellt der Autor in diesem Zusammenhang einen Vergleich mit der Musik an - ebenfalls nicht schlechthin unverzichtbar für den Menschen, aber doch eine Bereicherung, ohne die zu leben sich keiner mehr vorstellen kann, der sie einmal positiv erfahren hat. Und Langenhorst weist auf eine weitere Parallele hin: So wie man Musikalität nicht in allgemeiner Weise erlernen kann, ohne ein bestimmtes Instrument zu erlernen, so kann auch eine prinzipielle religiöse Erziehung und Bildung nicht erreicht werden ohne die Beheimatung in einer konkreten gelebten religiösen Tradition (sinnvollerweise die in der Lebenswirklichkeit der Kinder jeweils vorherrschende).
Nach einer allgemeinen Hinführung zu den pädagogischen, entwicklungspsychologischen und sozialen Voraussetzungen für eine religiöse Erziehung in der heutigen Gesellschaft benennt Georg Langenhorst fünf Grundelemente des religiösen Lernens - im besonderen Hinblick auf das Christentum als die bei uns nach wie vor am meisten verbreitete Religion. Als erstes gilt „ Kinder brauchen Gott“, und zwar in dem Sinne, dass die christliche Religion als Hauptaussage vermittelt, dass VOR allem Anspruch an den Menschen ein bedingungsloser Zuspruch Gottes zu ihm besteht, dass das Leben zuerst Gabe, und dann erst Aufgabe ist; dieser Zuspruch muss Langenhorst zufolge unbedingt auch im Zentrum religiöser Erziehung stehen. Es geht darum, Kindern das befreiende Vertrauen zu vermitteln, dass es auch da noch einen Trost, ein letztes Geborgensein bei Gott gibt, wo selbst Erwachsene nicht mehr weiterwissen, sogar noch über den Tod hinaus. Gerade Kindern ist eine solche Vorstellung aber nicht zu vermitteln durch einen abstrakten Gottesbegriff, deshalb gilt zweitens: „Kinder brauchen Jesus“. Im Blick auf Jesus von Nazareth als „Gottes Sohn“ gelingt dem Menschen ein direkter Zugang zu Gott als „Vater“ jenseits aller Dogmen, Katechismen und Morallehren. Aus den Erzählungen über Jesus in den Evangelien können Kinder in idealer Weise lernen zu beten, aber auch mit anderen Menschen Mitgefühl zu haben. „Kinder erfahren religiöse Identität weit mehr als Erzählgemeinschaft und als Ritualgemeinschaft denn als Bekenntnisgemeinschaft.“ (S. 36) In Ritualen und den Sakramenten wird so für Kinder die uns durch Jesus zugesagte Kraft Gottes erlebbar, was Langenhorst unter der Überschrift „Kinder brauchen Be-Geist-erung“ darlegt.
Über diese inhaltlichen Forderungen hinaus gibt es aber noch zwei weitere wichtige Grundlagen: „Kinder brauchen Gemeinschaft“, sie brauchen Vorbilder, an denen sie erfahren können, was eine gelebte Gottesbeziehung im Alltag bedeutet, zunächst natürlich in der Familie, aber auch darüber hinaus. Insbesondere ein gemeinschaftlich erfahrener Jahresfestkreis ist für Kinder zur Rhythmisierung des Lebens von großer Bedeutung. Da Familien heute angesichts der gesellschaftlichen Umstände mit dieser Aufgabe oft überfordert sind, gilt aber auch „Kinder brauchen Religionsunterricht“. Um möglichst alle Kinder religiös zu sensibilisieren und zu bilden, ist inzwischen die Schule wohl der geeignetste Raum. Das heißt andererseits aber auch, dass sich der Religionsunterricht heute nicht mehr auf die Vermittlung von Glaubenswissen beschränken darf, er soll Kinder vielmehr immer auch mit Formen gelebten Glaubens bekannt machen.
Insgesamt werden in diesem Buch alle prinzipiellen Fragen der religiösen Erziehung und Bildung angesprochen, davon ausgehend aber immer mannigfache Anregungen zur konkreten Umsetzung gegeben, die sich an den heutigen gesellschaftlichen Realitäten orientieren. So eignet sich das Buch keineswegs nur für pädagogisches Fachpersonal, sondern kann im Grunde für alle Eltern und Familien von großem Interesse und hohem Nutzen sein. (Sankt Michaelsbund)
(Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Ziel und Absicht des Buches 9
Hinführung in zehn Schritten:
Religiöses Lernen heute und morgen
1. Religion - Verständigung über einen vielstimmigen Begriff 17
2. Lernen? - Was ist das, wie geht das? 21
3. Veränderte Kindheit - Kind-Sein in der Gegenwart 24
4. Aufwachsen in der Postmoderne - Gesellschaftliche Rahmenbedingungen 26
5. Kinder erleben Welt auf ihre Art - Religionspsychologische Wegmarken 30
6. Jugendlicher Glaube, jugendliche Moral - Entwicklungspsychologische und empirische Erkenntnisse 37
7. Pluralität ernstnehmen - Religiöse Einstellungen von Kindern und Jugendlichen 43
8. Zwischenbilanz für Erwachsene - Konsequenzen für die religiöse Erziehung und Bildung 46
9. Christentum heute neu denken - Theologie elementarisiert 48
10. Das Kind als Mittelpunkt? - Chancen und Grenzen von Kindertheologie 56
Hauptteil:
Fünf Grundelemente religiösen Lernens
I. Kinder brauchen Gott! 62
1. „Ich gönne mir das Wort Gott" - Warum Schriftstellerlnnen ,Gott brauchen' 63
2. Zuspruch und Anspruch - Nachdenken über die Grund-Logik des Christentums 65
3. Taufe als das unbedingte JA Gottes zum Menschen - Was es bedeutet, Christ zu werden 68
4. Seligpreisungen als Zuspruch unbedingter Würde - Vom Zuspruch ohne Vorbedingungen 72
5. Erlösung - wovon und wohin? - Neue Zugänge zu einem schwierigen Konzept 74
6. „Sein Name: Kendauchdich" - Von der Ursehnsucht danach, wahrgenommen zu werden . 80
7. Den Möglichkeitssinn schulen - Auf der Spur der „noch nicht erwachten Absichten Gottes" 84
8. Geerdete Mystagogie - Wie man Kindern Raum für Gotteserfahrungen schafft 86
II. Kinder brauchen Jesus! 92
1. „Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat" - Jesus als unverzichtbares Bild Gottes 92
2. Von Jesus erzählen - Religion erschließt sich über Narration 95
3. Mit Jesus beten - Das Vater-unser als religiöses Grundgebet 97
4. Mit Jesus Empathie lernen - Soziales Handeln als selbstverständliche christliche Praxis 100
5. Mit Jesus in der Eucharistie verbunden - Den Glauben mit Gott und Menschen feiern 104
6. Vorbilder geben Jesus Gestalt - Modell-Lernen als Weg realistischer Nach-Folge 109
III. Kinder brauchen Be-Geist-erung! 115
1. Geist als ,Person'? - Zugänge zu einer sperrigen Vorstellung 115
2. Drei gleich eins – Trinität - Auflösungsmöglichkeiten eines spekulativen Rätsels 117
3. Religiöses Lernen als Symbollernen - Warum Religion auf Symbole angewiesen ist 120
4. Sakramente - Symbole des Glaubens - Rituelle Gestaltung von Tiefenwahrheit 126
5. Buße und Beichte - das vergessene Sakrament - Wege von der Krise zur Neubesinnung 128
6. Firmung - das verschenkte Sakrament - Vorschläge zu einer neuen Firmpastoral 133
IV. Kinder brauchen Gemeinschaft! 140
1. Familie - Nachdenken über den ersten Lernort der Gottesbeziehung 140
2. Gemeinde - Besinnung auf den zweiten Lernort der Gottesbeziehung 149
3. Religion in Kindertageseinrichtungen - Zur neuen Bedeutung von religiöser Elementarpädagogik 154
4. Mitfeier des Kirchenjahrs - Vom Wärmestrom christlicher Festgestaltung 157
5. Interreligiöse Gemeinschaft der abrahamischen Religionen - Religiöses Lernen in realistischem Miteinander 163
6. Lesegemeinschaft - Wie Lesen religiöses Lernen unterstützen kann 169
V. Kinder brauchen Religionsunterricht! 176
1. Warum Religionsunterricht im religionsneutralen Staat? - Rechtliche Begründung des Religionsunterrichts 177
2. Religionsunterricht am Lernort Schule? - Pädagogisch-theologische Begründung 181
3. Streitpunkt Konfessionalität - Zukunftsfähige Grundformen des Religionsunterrichts 185
4. Religion kompetenzorientiert lernen? - Orientierung an religiösen Grundkompetenzen 188
5. Erstes Grundprinzip „Korrelation" - Zur Wechselbeziehung von Glaubenstradition und
Lebenserfahrung 189
6. Zweites Grundprinzip „Performation" - Religion erleben und reflektieren 195
Ausblick . . 201
Dankeswort 203
Literaturverzeichnis 204
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