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Kapitalistische Subjektivation Das Subjekt des kybernetischen Kapitalismus zwischen Digitalisierung, Prekarisierung und Autoritarismus
Kapitalistische Subjektivation
Das Subjekt des kybernetischen Kapitalismus zwischen Digitalisierung, Prekarisierung und Autoritarismus




Peter Schulz

Transcript
EAN: 9783837664232 (ISBN: 3-8376-6423-6)
213 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, August, 2022

EUR 45,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Quantifizierung, Singularisierung, digitaler Kapitalismus – mit diesen Schlagwörtern wird in der soziologischen Zeitdiagnose über die Veränderung der Gesellschaft sowie der Subjekte der Gegenwart gesprochen. Aber wie verhalten sich die beobachteten Veränderungen zur Grundstruktur der Gesellschaft? Der Begriff des kybernetischen Kapitalismus erlaubt, Wandel und Kontinuität der Gegenwartsgesellschaft sowie die Effekte auf die Subjektivität und den Wandel des Sozialcharakters zu erfassen. Peter Schulz gelingt damit die Integration der Befunde zu Digitalisierung, Prekarisierung und Autoritarismus in eine soziologische Diagnose der Gegenwartsgesellschaft.
Rezension
Das moderne Subjekt zum Gegenstand theoretischer Analysen zu machen gehört zum Kerngeschäft der Allgemeinen und Theoretischen Soziologie. Wie lässt sich das moderne Subjekt in der gegenwärtigen Gesellschaft wissenschaftlich präzise erfassen, in einer Gesellschaft des digitalen Kapitalismus? Die Beantwortung dieser soziologischen und sozialphilosophischen Frage ist abhängig von der präferierten Gesellschaftsanalyse.
An einer materialistischen Gesellschaftstheorie orientiert sich Peter Schulz in seinem Buch „Kapitalistische Subjektivation. Das Subjekt des kybernetischen Kapitalismus zwischen Digitalisierung, Prekarisierung und Autoritarismus“, erschienen 2022 im transcript Verlag. Das Buch ist im Kontext seiner umfangreichen theoriegeschichtlichen Dissertation „Das widersprüchliche Selbst. Eine kritische Theorie kapitalistischer Subjektivation“(2023) entstanden. Bewusst benutzt der Soziologe nicht den Begriff „Subjektivierung“, welcher auf das Werden von Personen zu Akteuren gesellschaftlicher Prozesse verweist, sondern den der „Subjektivation“, der für ihn zur Beschreibung des gesellschaftlich formierbaren Teils der Subjektivität dient.
Schulze charakterisiert in seinem vorliegenden Buch zunächst den gegenwärtigen digitalen Kapitalismus als „kybernetischen Kapitalismus“. Danach beleuchtet er näher zwei Dimensionen kapitalistischer Subjektivation, nämlich „Anrufung und Verdinglichung“ in den zentralen Institutionen Tausch, Lohnarbeit und Recht und dann den „Sozialcharakter“ – unter besonderer Bezugnahme auf Erich Fromms neopsychoanalytische Sozialphilosophie und die Studien der Kritischen Theorie zum autoritären Charakter. Im letzten Kapitel zeigt er auf, welches die spezifischen Merkmale der kapitalistischen Subjektivation im digitalen Zeitalter sind. Als problematisch identifiziert er u.a. die Verstärkung von Konspirationismus und Antisemitismus durch Social Media, welche Subjekten zur Immunisierung gegen Selbstreflexion und- kritik dienen. Schulze fordert abschließend zur Kultivierung von produktiver Subjektivierung die Aufhebung der Entfremdung des gesellschaftlichen Lebens, welche durch die Trennungen zwischen bestimmten Sphären wie Politik, Wirtschaft, Kunst und Bildung bedingt ist. Die tiefsinnige Monographie „Kapitalistische Subjektivation“ von Schulz richtet sich zwar primär an Soziolog:innen und Studierende der Soziologie, ist m. E. aber auch für Philosophie-, Ethik- und Politik-Lehrkräfte von Interesse. Sie erhalten durch das Buch gutes Fachwissen, um sich in ihrem Fachunterricht mit dem Verhältnis von Subjekt, Subjektivität und Gesellschaft im digitalen Zeitalter differenziert und problemorientiert auseinandersetzen zu können.
Fazit: Peter Schulz hat angesichts der Panökonomisierung der Lebensbereiche im digitalen Kapitalismus mit seinem Buch „Kapitalistische Subjektivation“ eine überaus lesenswerte Reaktualisierung der sozialphilosophischen Reflexionen von Marx, aber auch von seinen Rezipienten unterschiedlicher Generationen der Kritischen Theorie vorgelegt.“

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Peter Schulz
Kapitalistische Subjektivation
Das Subjekt des kybernetischen Kapitalismus zwischen Digitalisierung, Prekarisierung und Autoritarismus
Quantifizierung, Singularisierung, digitaler Kapitalismus – mit diesen Schlagwörtern wird in der soziologischen Zeitdiagnose über die Veränderung der Gesellschaft sowie der Subjekte der Gegenwart gesprochen. Aber wie verhalten sich die beobachteten Veränderungen zur Grundstruktur der Gesellschaft? Der Begriff des kybernetischen Kapitalismus erlaubt, Wandel und Kontinuität der Gegenwartsgesellschaft sowie die Effekte auf die Subjektivität und den Wandel des Sozialcharakters zu erfassen. Peter Schulz gelingt damit die Integration der Befunde zu Digitalisierung, Prekarisierung und Autoritarismus in eine soziologische Diagnose der Gegenwartsgesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Einleitung 7
a. Der Ausgangspunkt: Digitalisierung und Autoritarismus
im Brennglas der Coronakrise 7
b. Der Vorschlag: eine Theorie kapitalistischer Subjektivation 16
c. Das Programm der Arbeit & Danksagungen 21
Kapitel 2
Kapitalismus heute 25
a. Digitalisierung, Singularisierung, Metrisierung? 25
b. Informatisierung und globale Arbeitsteilung 34
c. Pluralisierte Kulturindustrie und Kybernetisierung 42
d. Affektive Arbeit und die Landnahme des Sozialen 55
e. Säkulare Stagnation und verschärfte Verteilungskämpfe 60
Kapitel 3
Die erste Dimension kapitalistischer Subjektivation –
Anrufung und Verdinglichung 65
a. Das Subjekt im Kapitalismus 65
b. Subjektivation und Widerspruch im Tausch 83
c. Subjektivation und Widerspruch in der Lohnarbeit 89
d. Subjektivation und Widerspruch im Recht 97
e. Identität und Widerspruch 101
Kapitel 4
Die zweite Dimension kapitalistischer Subjektivation – Sozialcharakter 107
a. Kapitalismus und Charakter 107
b. Vom autoritären zum narzisstischen Charakter 117
c. Wandel der Geschlechtscharaktere 124
d. Charakter und sozialer Ort im Gegenwartskapitalismus 133
e. Sozialcharaktere empirisch: Zwei Annäherungen 140
Kapitel 5
Subjektivation und Subjektivierung im kybernetischen Kapitalismus 159
a. Subjektivation heute – nicht neu, aber anders 159
b. Sozialcharaktere im kybernetischen Kapitalismus: Drei Thesen 162
c. Kritik und Emanzipation 173
Literatur 187