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Das widersprüchliche Selbst Eine kritische Theorie kapitalistischer Subjektivation
Das widersprüchliche Selbst
Eine kritische Theorie kapitalistischer Subjektivation




Peter Schulz

Mandelbaum Verlag
EAN: 9783991360285 (ISBN: 3-9913602-8-4)
480 Seiten, kartoniert, 14 x 21cm, August, 2023

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das widersprüchliche Selbst

Eine kritische Theorie kapitalistischer Subjektivation

Die meisten Menschen sind im Kapitalismus darauf angewiesen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen und auf Märkten erfolgreich zu handeln. Dazu müssen sie sich auf bestimmte Weise begreifen, ein bestimmtes Denken, Wahrnehmen und sogar Fühlen wird vorausgesetzt und zugleich produziert. Daher ist es kein Wunder, das Subjekte und ihre Formung eine bedeutende Rolle in den Kritiken am Kapitalismus seit Marx spielen – und dennoch liegt keine systematische Darstellung dieser kapitalistischen Subjektivation vor.

Das Buch schließt diese Lücke. Es rekonstruiert, ausgehend von Marx, die Konzepte kapitalistischer Subjektivation im Marxismus von Lenin und Luxemburg, bei Korsch, Lukács, Rubin und Paschunkanis, bei den Freudomarxisten und in der Kritischen Theorie. Peter Schulz systematisiert ihre Ansätze und Konzepte und verortet sie im Sinne einer materialistischen Theoriegeschichte in ihrer Zeit und als kollektiven Diskussionsprozess. Daher werden auch weniger bekannte Texte und weniger prominente Autoren der Kritischen Theorie berücksichtigt.
Rezension
Das moderne Subjekt zum Gegenstand theoretischer Analysen zu machen gehört zum Kerngeschäft der Allgemeinen und Theoretischen Soziologie. Wie lässt sich das moderne Subjekt in der gegenwärtigen Gesellschaft wissenschaftlich präzise erfassen? Die Beantwortung dieser soziologischen und sozialphilosophischen Frage ist abhängig von der präferierten Gesellschaftsanalyse.
An einer materialistischen Gesellschaftstheorie orientiert sich Peter Schulz in seinem Buch „Das widersprüchliche Selbst. Eine kritische Theorie kapitalistischer Subjektivation“, erschienen im Mandelbaum Verlag. Bewusst benutzt der an der Universität Jena promovierte Soziologe nicht den Begriff „Subjektivierung“, welcher auf das Werden von Personen zu Akteuren gesellschaftlicher Prozesse verweist, sondern den der „Subjektivation“, der für ihn zur Beschreibung des gesellschaftlich formierbaren Teils der Subjektivität dient. In seinem Buch rekonstruiert und systematisiert Schulz unterschiedliche Theorien kapitalistischer Subjektivation von Karl Marx bis hin zu Hartmut Rosa im Kontext verschiedener historisch nachweisbarer Varianten des Kapitalismus. Der Wissenschaftler differenziert der historischen Chronologie nach zwischen: Spätliberalismus, Imperialismus, organisiertem Kapitalismus, integriertem Kapitalismus und differenziertem Kapitalismus, worunter auch der gegenwärtige digitale Kapitalismus fällt.
Bei seiner Rekonstruktion berücksichtigt Schulz nicht nur die bekannten Repräsentanten der Kritischen Theorie wie Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Jürgen Habermas und Axel Honneth, sondern auch im öffentlichen Diskurs weniger rezipierte Denker wie zum Beispiel Karl Korsch, Georg Lukács, Alfred Sohn-Rethel und die Vertreter marxistischer Psychoanalyse wie Siegfried Bernfeld, Wilhelm Reich und Erich Fromm. Durch Schulzes fachlich hervorragend und gut verständlich geschriebene Ausführungen zu den einzelnen Wissenschaftlern erhält man zugleich eine sehr gute Einführung in die anthropologischen Voraussetzungen ihrer (Subjektivations-)Theorien. Aus soziologischer Perspektive hätte man sich allerdings eine (kritische) Auseinandersetzung von Schulz mit der historisch-systematischen Studie „Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne bis zur Postmoderne“(2006, überarbeitet 2020) des Soziologen Andreas Reckwitz gewünscht.
Die Monographie von Schulz richtet sich zwar primär an Soziolog:innen und Studierende der Soziologie, ist m.E. aber auch für Philosophie-, Ethik- und Politik-Lehrkräfte von Interesse. Sie erhalten durch das Buch umfassendes Fachwissen, um sich in ihrem Fachunterricht mit dem Verhältnis von Subjekt, Subjektivität und Gesellschaft in der Sozialphilosophie von Marx und seiner Rezeption differenziert und problemorientiert auseinandersetzen zu können.
Fazit: Peter Schulz hat mit seinem Buch „Das widersprüchliche Selbst“ eine überaus lesenswerte Theoriegeschichte zur kapitalistischen Subjektivation vorgelegt. Zugleich unterstreicht sein Werk die Aktualität der sozialphilosophischen Reflexionen von Marx, aber auch von seinen Rezipienten unterschiedlicher Generationen der Kritischen Theorie im Angesicht der Panökonomisierung der Lebensbereiche im digitalen Kapitalismus.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das widersprüchliche Selbst
Eine kritische Theorie kapitalistischer Subjektivation
Die meisten Menschen sind im Kapitalismus darauf angewiesen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen und auf Märkten erfolgreich zu handeln. Dazu müssen sie sich auf bestimmte Weise begreifen, ein bestimmtes Denken, Wahrnehmen und sogar Fühlen wird vorausgesetzt und zugleich produziert. Daher ist es kein Wunder, das Subjekte und ihre Formung eine bedeutende Rolle in den Kritiken am Kapitalismus seit Marx spielen – und dennoch liegt keine systematische Darstellung dieser kapitalistischen Subjektivation vor.
Das Buch schließt diese Lücke. Es rekonstruiert, ausgehend von Marx, die Konzepte kapitalistischer Subjektivation im Marxismus von Lenin und Luxemburg, bei Korsch, Lukács, Rubin und Paschunkanis, bei den Freudomarxisten und in der Kritischen Theorie. Peter Schulz systematisiert ihre Ansätze und Konzepte und verortet sie im Sinne einer materialistischen Theoriegeschichte in ihrer Zeit und als kollektiven Diskussionsprozess. Daher werden auch weniger bekannte Texte und weniger prominente Autoren der Kritischen Theorie berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
7 1. Einleitung: Individuum – Kapitalismus – Subjekt
22 2. Karl Marx: Theorie des Gattungswesens und Kritik der politischen Ökonomie
97 3. Von Marx zum Marxismus
113 4. 1923: Die Entstehung des westlichen Marxismus
164 5. Marxistische Psychoanalyse: Charakterologie als Kritik der Gesellschaft
227 6. Das Institut für Sozialforschung: Kritische Theorie der Gesellschaft
336 7. Fazit: Das Subjekt des Kapitalismus
378 8. Epilog: Der Zerfall der Kritischen Theorie
438 Danksagungen
439 Siglenverzeichnis
4440 Literaturverzeichnis
475 Ausführliches Inhalzsverzeichnis