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Jürgen Habermas und der Papst Glauben und Vernunft, Gerechtigkeit und Nächstenliebe im säkularen Staat
Jürgen Habermas und der Papst
Glauben und Vernunft, Gerechtigkeit und Nächstenliebe im säkularen Staat




Detlef Horster

Transcript
EAN: 9783899424119 (ISBN: 3-89942-411-5)
128 Seiten, paperback, 14 x 23cm, 2006

EUR 13,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In der Gegenwartsgesellschaft dringe die Sprache des Marktes in alle Poren des Sozialen. Selbst unsere rationale Moral mit ihren reziproken Rechten und Pflichten sei dem merkantilen Vertragsprinzip nachgebildet. Darum bringt Habermas das Moralprinzip "Nächstenliebe" ins Spiel, das auch zentraler Gegenstand der ersten Enzyklika des neuen Pontifex ist, die weltweit hohe Aufmerksamkeit erregt. Habermas und der spätere Papst waren sich bei ihrem Zusammentreffen 2004 in der Gesellschaftsanalyse einig und auch darin, dass Gerechtigkeit hergestellt und darüber hinaus die Nächstenliebe angemahnt werden müsse. Unterschiedlich sehen beide allerdings die Rolle der Religion im säkularen Staat. Detlef Horster setzt sich in seinem Essay kritisch mit den beiden Positionen auseinander und fragt von einem sozialphilosophischen Standpunkt aus nach den Möglichkeiten und Grenzen religiöser Impulse für die Moral der Gegenwart.
Rezension
Da tat sich im Jahr 2004 beim Zusammentreffen von Jürgen Habermas und Joseph Ratzinger (dem späteren Benedikt XVI.) eine merkwürdige Koalition auf: zwischen einem linksintellektuellen Philosophen der Frankfurter Schule und einem katholisch-konservativen Theolgen. Einig war man sich in der Beurteilung der kapiatlistischen Gegenwartsgesellschaft: Der Markt, der Profit, das merkantile System durchdringt und prägt alle gesellschaftlichen Strukturen. Deshalb mahnen beide Gerechtigkeit und Nächstenliebe an, - mit einem Unterschied: begründet mit oder ohne Religion. - Der Autor dieses Buches zweifelt beide Positionen an, indem er zunächst anfragt, ob die vorausgesetzte Gesellschaftsanalyse überhaupt stimmig ist, sodann, ob Religion für die Moral der Gegenwart eine Rolle (im säkularen Staat) spielen kann. Fazit: Ein exemplarischer Diskurs über Moral in der Gegenwartsgesellschaft!

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Detlef Horster lehrte in verschiedenen Funktionen an den Universitäten Utrecht (Niederlande), Kassel, Berlin (Humboldt-Universität), Port Elizabeth (Südafrika) und Zürich. Er war Visiting Fellow am "Institut für die Wissenschaft vom Menschen" in Wien und ist derzeit Professor für Sozialphilosophie an der Universität Hannover. Jüngste Buchveröffentlichungen: Was soll ich tun? Moral im 21. Jahrhundert (2004); Sozialstaat und Gerechtigkeit (Hg. 2005); Sozialphilosophie (2005); Das Böse neu denken (2006).
WWW: www.detlef-horster.de

Rezensionen:

"Das Buch ist wirklich gut."
Gert Scobel, 3sat buchzeit

"Erkennbar aus der akademischen Lehre entstanden, dokumentiert der Text 2 maßgebliche Positionen der aktuellen Moralphilosophie so präzise wie kritisch. - Für ausgebaute Ethik-Bestände."
Fahrner, ID, 52/06

"Die Analysen von Detlef Horster [...] sind kurzweilig zu lesen. Der Autor vermag philosophisch komplexe Sachverhalte verständlich zu fokussieren."
Dr. Ingeborg Feige, neue caritas, Heft 2, Januar 2007

"Der Gedankenaustausch zwischen dem 'Chefdenker der Bundesrepublik Deutschland', Jürgen Habermas, und dem 'katholischen Habermas aus Rom', Joseph Ratzinger, ist einer der spannendsten Diskurse, die seit Jahren zu verfolgen sind. [...] Wie beziehen sich diese beiden großen Denker aufeinander? Wo stimmen sie überein, wo gibt es Unterschiede? Welchen Nutzen könnte die Gesellschaft aus diesem Diskurs ziehen? Auf gut hundert Seiten gelingt es dem Hannoveraner Sozialphilosophen Detlef Horster, diese Fragen verständlich zu beantworten, das keineswegs leichte Thema nachvollziehbar zu machen."
Peter Pappert, KirchenZeitung für das Bistum Aachen, Februar 2007

"[...] lässt sich der auf trockene Belehrung durchweg verzichtende und flüssig geschriebene Essay [...] recht angenehm lesen. In der Sache verdient insbesondere die Zurückweisung der populären Rede vom allgemeinen Werteverfall Zustimmung, des weiteren die Klarstellung, dass es sich dabei oft nur um den Abfall mehr oder minder weiter Teile der Gesellschaft von vormals dominierender Lehre und Praxis einer bestimmten Glaubensrichtung, etwa der christlichen Großkirchen, handelt [...]."
Horst Dreier, SZ, 13.03.2007

"Horster zeigt nicht nur, was Habermas wie Benedikt gemeinsam haben und was sie trennt, er verweist darüber hinaus auch auf die Ergebnisse neuerer natur- und sozialwissenschaftlicher Forschungen, die bei einer Wertedebatte hinzugezogen werden müssten. Seine gut lesbare Problemskizze bietet dabei einen guten Ausgangspunkt, um die Wertedebatte etwas klarer führen zu können."
Karl-Ludwig Baader, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 13. April 2007

"Die Stärke des Essays von Horster ist zweifellos, dass er seine Überlegungen immer wieder an alltäglichen praktischen Beispielen aufzeigen kann und dass er das Ergänzungsverhältnis von Gerechtigkeit und Nächstenliebe sehr einleuchtend beschreibt, insbesondere die Unverzichtbarkeit liebevoller persönlicher Zuwendung. Deshalb ist der schmale Band [...] empfehlenswert."
Bernd Berger, reformierte presse 17/2007
Inhaltsverzeichnis
Einleitung (7)
Leitfaden durch das Buch (11)

1. Werteverfall oder Werterelativismus – was sind die Gründe? (13)
a) Die Presseberichterstattung (14)
b) Gemeinschaftswerte und gesellschaftliche Moral (16)
Exkurs zur Funktion von Moral in der individualisierten
Gesellschaft (22)
c) Neuartige moralische Probleme (25)
d) Allgemein anerkannte moralische Regeln (27)

2. Habermas und Putnam (33)

3. Habermas und Benedikt XVI. (41)

4. "Die jüdische Gerechtigkeits-und die christliche Liebesethik" (Habermas) (55)

5. Gerechtigkeit, globale und lokale (59)

6. Die Nächstenliebe (77)

7. Das Verhältnis der Nächstenliebe zur Gerechtigkeit (85)

8. Wo und wie lernt man, was man soll? (91)
a) Die Auffassung des Papstes (91)
b) Habermas' Auffassung (93)
c) Neueste Forschungsergebnisse (96)

9. Resümee (111)

Anmerkungen (115)
Literatur (117)
Dank (127)