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Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter  2., durchgesehene Auflage
Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter


2., durchgesehene Auflage

Arnold Angenendt

Oldenbourg Wissenschaftsverlag
EAN: 9783486557008 (ISBN: 3-486-55700-9)
158 Seiten, paperback, 14 x 23cm, 2004

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
ENZYKLOPÄDIE

DEUTSCHER

GESCHICHTE

BAND 68



DER AUTOR DIESES BANDES:

ARNOLD ANGENENDT IST EMERITIERTER PROFESSOR

FÜR MITTLERE UND NEUERE

KIRCHENGESCHICHTE AN DER

UNIVERSITÄT MÜNSTER
Rezension
Die „Enzyklopädie deutscher Geschichte“ soll den Leser rasch und zuverlässig über den gegenwärtigen Stand der Forschung und Kenntnis verschiedener Bereiche der deutschen Geschichte informieren. Geschichte meint dabei nicht nur die politische bzw. Staats-Geschichte, sondern auch die Geschichte in der Gesellschaft, der Wirtschaft, den Lebenswelten und Kulturen. Ein Element dabei ist auch die Geschichte der Religion und der Kirche, die hier aber eben nicht als Kirchengeschichte im theologischen Sinne betrieben wird. - Bereits in zweiter Auflage entfaltet diese Einführung die Welt der mittelalterlichen Frömmigkeit: Der Vormoderne war die Religion selbstverständlich. Die im europäischen Mittelalter gelebte Religion war das Christentum. Je nach Kulturstand hatte sie verschiedene Formen und Gestaltungen. Kennzeichnend für die mittelalterliche Frömmigkeit ist, dass die Buchreligion Christentum in eine orale Gesellschaft vordrang und diese umgestaltete: Schreiben und Lesen, Philosophie und Theologie entwickelten sich. Die Religionspraxis bildete dabei vielerlei Spielarten aus: Reliquien-Verehrung, Blutkulte, Stiftungswesen, Ablass, Passionsfrömmigkeit - insgesamt ein Gemisch, das nicht immer als genuin christlich gelten kann. Christianisierung ist als Prozess zu sehen, als Auseinandersetzung einer Hochreligion mit einfachreligiösen Systemen. Beim mittelalterlichen Religionsprozess ist das Ergebnis insgesamt erstaunlich: Der ethnische, kulturelle und religiöse Flickenteppich Europa fand zu einer unglaublichen religiösen Einheitlichkeit: dem christlich abendländischen Mittelalter, das erst zu seinem Ende hin sich explosiv entludt.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Vormoderne war die Religion selbstverständlich. Je nach Kulturstand hatte sie verschiedene Formen und Gestaltungen. Kennzeichnend für die mittelalterliche Frömmigkeit ist, dass die Buchreligion Christentum in eine orale Gesellschaft vordrang und diese umgestaltete: Schreiben und Lesen, Philosophie und Theologie entwickelten sich. Die Religionspraxis bildete dabei vielerlei Spielarten aus: Reliquien-Verehrung, Blutkulte, Stiftungswesen, Ablass, Passionsfrömmigkeit - insgesamt ein Gemisch, das nicht immer als genuin christlich gelten kann. Eben in dieser Vermengung von vielerlei Elementen liegt die Spannung; zum Ende des Mittelalters erwächst eine geradezu explosive Mischung. Dies ansichtig zu machen gelingt - entgegen der Vorgehensweise der älteren Forschung, die allzu oft konfessionell und national urteilt - erst aus einer religions- und sozialgeschichtlichen Perspektive, der sich Arnold Angenendt vorzugsweise widmet.

Zum Autor:
Arnold Angenendt (geb. 1934) ist emeritierter Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Münster
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Verfassers XI

I. Enzyklopädischer Überblick 1

A. Ausgang und Geschichte 1

1. Eine „überwältigende" Fremdreligion 1
1.1 Was ist Religion? 1
1.2 Eigenart des Christentums 2
1.3 Spätantike Reichskirche. 4
1.4 Konfrontation mit den indigenen Religionen 6

2. Der Prozess der Christianisierung 7
2.1 Anfänge in Deutschland 7
2.2 Merowingerzöit 7
2.3 Karolingische Erneuerung 10
2.4 Nach Norden und Osten 13
2.5 Wende des Mittelalters 14
2.6 Spätmittelalter 17

B. Elemente mittelalterlicher Religiosität 18

1. Das Gottesbild 18
1.1 Gott 18
1.2 Jesus Christus 21
1.3 Himmel und Hölle 23
1.4 Glauben und Dogma 24

2. Das Menschenbild 27
2.1 Äußerer und innerer Mensch 27
2.2 Mensch als Bild Gottes 28
2.3 Die Heiligen 30

3. Glaube und Kult 33
3.1 Ritus und Mythos 33
3.2 Wort und Bibel 34
3.3 Gebet und Mystik 36
3.4 Liturgie und Liturgen 38

4. Sakramente 40
4.1 Taufe 41
4.2 Buße. 42
4.3 Messe 44
4.4 Ehe 49
4.5 Ordination 49

II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung 53

A. Frühere und gegenwärtige Tendenzen 53

1. 19. Jahrhundert 53
1.1 Profangeschichte 53
1.2 Deutsch-evangelische Sicht 54
1.3 Romantisch-katholische Sicht 55

2. Die Zäsuren von 1900 und 1918 55
2.1 Wende zur Religionsgeschichte 55
2.2 Kulturprotestantismus 56
2.3 Katholischer Modernismus 57

3. Zwischenkriegszeit 57
3.1 „Antihistorische Revolution" 57
3.2 Deutschnationale Grundeinstellung 58
3.3 Neue Mediävistik 58
3.4 Nordisches und Südländisches 60
3.5 „Absterbendes" Spätmittelalter 60
3.6 Kirchengeschichte 61
3.7 Liturgieforschung 62

4. Nach 1945 63
4.1 Revision des Geschichtsbildes 63
4.2 Sozial- und Religionsgeschichte 64
4.3 Die neue Sicht des Spätmittelalters 65
4.4 Postmoderne Mediävistik 66
4.5 Von der Verfassungsgeschichte zur rituellen Kommunikation 66
4.6 Anregungen von außen 67
4.7 Frauen- und Gendergeschichte 67

B. Für ein religionsgeschichtliches Mittelalter 68

1. Erste Ansätze 68
1.1 Kirchengeschichte 68
1.2 Profangeschichte 73

2. Grundzüge 74
2.1 Hochreligion und Einfachreligion 74
2.2 Europäische Konfliktpotenziale 75
2.3 Kosmos und Personalität 78
2.4 Gentilismus und Universalismus 80
2.5 Religion und Ethik 84
2.6 Oralität und Buch 87
2.7 Glauben und Wissen 89

3. Einzelprojekte 91
3.1 Peregrinatio 91
3.2 Monastische Forschungen 93
3.3 Heiligenverehrung und Hagiografie 95
3.4 Angewandte Liturgie 96
3.5 Geben und Zählen. 97
3.6 Bedeutungsforschung und Mystik 99
3.7 Bild und Kunst 101
3.8 Buße und Unreinheit 102
3.9 Ablass 103
3.10 Inquisition und staatliche Gewalt 105
3.11 Staat und Kirche 106
3.12 Tod, Totenliturgie und Memoria 107
3.13 Jenseitsvorstellungen und Fegefeuer 109
3.14 Grabkult und Reliquien 110

4. Tausend Jahre Mittelalter 112

III. Quellen und Literatur 115

A. Quellen 115

B. Literatur 115

1. Lexika und Nachschlagewerke 115
2. Sammelwerke und Gesamtdarstellungen der Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte 116
3. Einzelperioden 118
3.1 Spätantike und Germanen. 118
3.2 Frühmittelalterliche Christianisierung 118
3.3 Königs- bzw. Reichskirche 120
3.4 Wende des Mittelalters 121
3.5 Spätmittelalter 122
4. Probleinkreise der mittelalterlichen Frömmigkeitsgeschichte 123
4.1 Gottesbild und Menschenbild 123
4.2 Einfach- und Hochreligion 124
4.3 Philosophie und Theologie 124
4.4 Klöster und religiöse Bewegungen 124
4.5 Liturgie und Sakramente 126
4.6 Heiligenverehrung und Hagiografie 128
4.7 Bedeutungsforschung und Mystik 129
4.8 Buße und Unreinheit 130
4.9 Toleranz und Verketzerung 131
4.10 Geben und Zählen 131
4.11 Tod, Totenliturgie und Memoria 132
4.12 Fegefeuer und Ablass 132
4.13 Grabkult und Reliquien 133
4.14 Frauenforschung 133
4.15 Ehe 134
4.16 Bild-und Passionsfrömmigkeit 135
5. Forschungsgeschichte und neue Mediävistik 135

Anhang
Abkürzungen der biblischen Bücher dt./lat. 137
Vaterunser 139
Apostolisches Glaubensbekenntnis 139
Nicaeno-Constantinopolitanisches Glaubensbekenntnis 140
Schematischer Ablauf der Messfeier 141
Schematischer Überblick über das Stundengebet 142

Register 143
Personen-/Autorenregister 143
Ortsregister 147
Sachregister 148
Themen und Autoren 155