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Geschichte der philosophischen Terminologie
im Umriss dargestellt
Rudolf Eucken
Meiner Hamburg
EAN: 9783787342730 (ISBN: 3-7873-4273-7)
432 Seiten, hardcover, 13 x 19cm, Juni, 2023
EUR 78,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Rezension
Begriffsgeschichte ist eine anerkannte Methode historisch verfahrener Disziplinen wie Philosophie, Geschichtswissenschaft, Wissenschaftsgeschichte, Kulturwissenschaft und einzelner Philologien. Seit 1955 erscheint als Organ dieses Forschungsgebiets das „Archiv für Begriffsgeschichte”. Hört man den Begriff „Begriffsgeschichte“, denkt man wahrscheinlich an das 13 Bände umfassende „Historische Wörterbuch der Philosophie“(1971-2007) oder das achtbändige historische Lexikon „Geschichtliche Grundbegriffe“(1972-1997).
Als Initiator und einer der Begründer der philosophischen Begriffsgeschichte gilt der Philosoph Rudolf Eucken (1846-1926). Der ab 1874 an der Universität Jena lehrende Professor für Philosophie avancierte um die Jahrhundertwende mit der von ihm vertretenen Noologie – einer Variante des Neoidealismus – zum Weltanschauungsphilosophen des Bildungsbürgertums. 1908 erhielt Eucken den Nobelpreis für Literatur; seine popularphilosophischen Bücher erreichten in Deutschland zahlreiche Auflagen, sie wurden auch ins Englische, Bulgarische, Finnische und Japanische übersetzt. Der Neoidealist begriff seine Schriften als Beitrag zur Bearbeitung der von ihm - aufgrund der Pluralität von „Teilweltbildern” - diagnostizierten „geistigen Krise”. Dazu diente für Eucken auch die philosophische Begriffsgeschichte. 1872 veröffentlichte er die „Aufforderung zur Begründung eines Lexicons der philosophischen Terminologie”, 1878 erstmals seine „Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart”, die nach Umarbeitungen verschiedene Auflage unter anderen Titeln erfuhr. 1879 erschien Euckens Arbeit „Geschichte der philosophischen Terminologie im Umriss”, welche in der Forschung als Gründungsschrift philosophischer Begriffsgeschichte angesehen wird. In ihr beleuchtet der Philosoph die philosophische Terminologie der Antike, des Mittealters und der Frühen Neuzeit – mit einem Ausblick ins 19. Jahrhundert und liefert in einem eigenen Kapitel Ausführungen zu einzelnen philosophischen Termini.
Euckens für die Historiographie der Begriffsgeschichte zentrales Werk liegt nun in einer Neuedition im Meiner Verlag vor, herausgegeben von Gisela Schlüter, Professorin (im Ruhestand) für Romanistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Erstmals sind die von Eucken handschriftlich vorgenommenen Korrekturen zu seiner Monographie berücksichtigt. Außerdem enthält die Ausgabe aufschlussreiche Kommentare und Anmerkungen von Expert:innen – unter Heranziehung des aktuellen Forschungsstands - zu Euckens terminologiegeschichtlichen Ausführungen. Seine „Geschichte der philosophischen Terminologie” zeichnet sich, wie Schlüter in ihrem hervorragenden Vorwort schreibt, durch „Hybridizität” aus, umfasst das Werk doch eine philosophische Historiografie, Ansätze zu einer Theorie der Begriffsgeschichte sowie ein Wörterbuch. Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Ethik werden durch das vorliegende Buch motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mehr mit Begriffsgeschichte anhand ausgewählter Beispiele zu beschäftigen.
Fazit: Die vorliegende exzellente Edition von Rudolf Euckens „Geschichte der philosophischen Terminologie im Umriss” ist ein wichtiges geistesgeschichtliches Dokument, das zur „Arbeit am Logos”(Blumenberg) aufruft.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die »Philosophische Terminologie« (1876) des späteren Nobelpreisträgers Rudolf Eucken gilt bis heute zu Recht als Gründungsdokument der Begriffsgeschichte, insbesondere der philosophischen. Und doch wurde der Text seit seinem ersten Erscheinen nie neu aufgelegt, sondern erschien nur als Reprint. Die Gründe dafür sind vielfältig und, was die Genese der Begriffsgeschichte als Forschungsprogramm und Methode betrifft, höchst aufschlussreich.
Eucken unternimmt hier als Erster eine Gesamtdarstellung der Entwicklung der philosophischen Fachterminologie von der Antike bis in seine Zeit. Ein besonderes Kapitel ist der deutschen Terminologie gewidmet.
Für die vorliegende Ausgabe wurden sämtliche terminologischen Herleitungen von auf die jeweilige Epoche bzw. Sprache spezialisierten Fachgelehrten kritisch durchgesehen und kommentiert. Die Ausgabe ist mit einer Einleitung und Begriffs- und Personenregistern versehen. Zusätzlich wird die Transkription eines in Jena archivierten Korrekturexemplars von Euckens Hand mit zahlreichen Ergänzungen zur Erstausgabe präsentiert. Mit der Neuausgabe wird Euckens für die philosophische Theorie wie philologisch-historiographische Praxis der Begriffsgeschichte bahnbrechendes, in Anspruch und Duktus weit ausgreifendes Werk für die heutige begriffsgeschichtliche Arbeit neu erschlossen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung von Gisela Schlüter VII
A. Begriffsgeschichte bei Rudolf Eucken VII
B. Kontexte und Wirkungsgeschichte XII
C. Euckens Konzeption der Terminologiegeschichte und philologisch-historiographische Praxis XXIV
D. Zeittypisches und Wegweisendes XXXIII
E. Zur Edition XXXVIII
Bibliographie XLIII
Sitographie LXI
Rudolf Eucken: Geschichte der Philosophischen Terminologie im Umriss 1
Vorwort 3
Vorbemerkungen 7
I. Gesamtgeschichte der philosophischen Terminologie 17
Griechentum 19
Terminologie der Römer und des Mittelalters 62
Neuzeit 99
Deutsche Terminologie 140
II. Erörterungen zur Geschichte der einzelnen Termini 205
Kommentare und Anmerkungen 271
Michael Erler: Gesamtkommentar, Anmerkungen und Korrekturen zum Teil »Griechentum« 271
Hanns Christof Brennecke: Gesamtkommentar, Anmerkungen und Korrekturen zum Teil »Terminologie der Römer und des Mittelalters« 281
Gisela Schlüter: Gesamtkommentar, Anmerkungen und Korrekturen zum Teil »Neuzeit« 293
Katharina Zeppezauer-Wachauer: Gesamtkommentar, Anmerkungen und Korrekturen zum Teil »Deutsche Terminologie« 300
Anhang 319
Transkription des Korrekturexemplars im Rudolf-Eucken-Archiv in Jena 321
Personenregister 341
Register der wichtigern Termini 347
Griechische Termini 348
Altlateinische Termini 350
Lateinische Termini des Mittelalters 353
Termini der Neuzeit 355
Mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Wörter/Termini 358
[Neuere] Deutsche Termini 362
Register der begriffsgeschichtlich vertieften Termini in GG 367
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