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Begriffsgeschichte um 1900  Rudolf Eucken und die Folgen
Begriffsgeschichte um 1900
Rudolf Eucken und die Folgen


Reihe: Sonderheft


Meiner Hamburg
EAN: 9783787345748 (ISBN: 3-7873-4574-4)
256 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, September, 2024

EUR 98,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Siehe Informationstext.
Rezension
Begriffsgeschichte ist eine anerkannte Methode historisch verfahrener Disziplinen wie Philosophie, Geschichtswissenschaft, Wissenschaftsgeschichte, Kulturwissenschaft und einzelner Philologien. Seit 1955 erscheint als Organ dieses Forschungsgebiets das „Archiv für Begriffsgeschichte”. Hört man den Begriff „Begriffsgeschichte“, denkt man wahrscheinlich an das 13 Bände umfassende „Historische Wörterbuch der Philosophie“(1971-2007) oder das achtbändige historische Lexikon „Geschichtliche Grundbegriffe“(1972-1997).
Als Initiator und einer der Begründer der philosophischen Begriffsgeschichte gilt der Philosoph Rudolf Eucken (1846-1926). Der ab 1874 an der Universität Jena lehrende Professor für Philosophie avancierte um die Jahrhundertwende mit der von ihm vertretenen Noologie – einer Variante des Neoidealismus – zum Weltanschauungsphilosophen des Bildungsbürgertums. 1908 erhielt Eucken den Nobelpreis für Literatur; seine popularphilosophischen Bücher erreichten in Deutschland zahlreiche Auflagen, sie wurden auch ins Englische, Bulgarische, Finnische und Japanische übersetzt. Der Neoidealist begriff seine Schriften als Beitrag zur Bearbeitung der von ihm - aufgrund der Pluralität von „Teilweltbildern” - diagnostizierten „geistigen Krise”. Dazu diente für Eucken auch die philosophische Begriffsgeschichte. 1872 veröffentlichte er die „Aufforderung zur Begründung eines Lexicons der philosophischen Terminologie”, 1878 erstmals seine „Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart”, die nach Umarbeitungen verschiedene Auflage unter anderen Titeln erfuhr. 1879 erschien Euckens Arbeit „Geschichte der philosophischen Terminologie im Umriss”, welche in der Forschung als Gründungsschrift philosophischer Begriffsgeschichte angesehen wird. In ihr beleuchtet der Philosoph die philosophische Terminologie der Antike, des Mittealters und der Frühen Neuzeit – mit einem Ausblick ins 19. Jahrhundert und liefert in einem eigenen Kapitel Ausführungen zu einzelnen philosophischen Termini. Euckens für die Historiographie der Begriffsgeschichte zentrales Werk liegt nun in einer Neuedition im Meiner Verlag vor, herausgegeben von Gisela Schlüter, Professorin (im Ruhestand) für Romanistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen.
2024 hat sie zusammen mit Uwe Dathe den Band mit dem Titel „Begriffsgeschichte um 1900. Rudolf Eucken und die Folgen” herausgegeben. Dieser erschien als 16. Sonderheft des „Archivs für Begriffsgeschichte” im Felix Meiner Verlag. Es enthält – neben einer Einleitung der Herausgber:innen - weitere von Eucken gedruckte Beiträge zur Begriffsgeschichte, Rezensionen zu seiner „Geschichte der philosophischen Terminologie im Umriss”, Schriften zur Terminologiegeschichte aus dem Nachlass, sowie Arbeiten zum Kontext der Begriffsgeschichte des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts, u.a. von Friedrich Adolf Trendelenburg, Ferdinand Tönnies und Rudolf Eisler. So kann man sich sehr gut, den philosophischen Kontext und Diskurs von Eucken begriffsgeschichtlichen Klassiker erschließen. Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Ethik werden durch das vorliegende Buch motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mehr mit Begriffsgeschichte anhand ausgewählter Beispiele zu beschäftigen.
Fazit: Der Band ”Begriffsgeschichte um 1900” ergänzt und kontextualisiert hervorragend die Ausgabe von Euckens „Geschichte der philosophischen Terminologie im Umriss”.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Rudolf Eucken gilt mit seiner »Geschichte der philosophischen Terminologie im Umriss« (1879; neu hg. 2023 als Band 765 der »Philosophischen Bibliothek«) und seinen »Grundbegriffen der Gegenwart« (1878) als Pionier der Begriffsgeschichte, die mit ihm als philosophische Begriffsgeschichtsschreibung einsetzt. Der vorliegende Band stellt mit heute weniger bekannten Artikeln aus der Zeit vor 1900 Euckens Programm einer Begriffsgeschichte über die genannten Hauptwerke hinaus vor und dokumentiert die zeitgenössische Rezeption der Geschichte der philosophischen Terminologie in Rezensionen. Euckens begriffsgeschichtliches Projekt wird darüber hinaus anhand seines Nachlasses in seiner Genese und Fortentwicklung im Einzelnen durchleuchtet. Neben dem werkinternen Kontext wird auch der weitere Zusammenhang aufgeblättert: Grundlegungen bei Teichmüller und Trendelenburg, internationale Weiterführungen der philosophischen Begriffsgeschichte und ihrer Lexikographie von Ferdinand Tönnies bis hin zu André Lalandes »Vocabulaire technique et critique de la philosophie«. Auf diese Weise entsteht ein Panorama der Begriffsgeschichte in ihrer Gründungsphase um 1900.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung (von Gisela Schlüterund Uwe Dathe)7
Ad 1.111
Ad 1.2 13
Ad 214
Ad 3.1 15
Ad 3.220
Weitere Kontexte, Desiderata 24
1. RUDOLF EUCKENS BEITRÄGE ZUR BEGRIFFSGESCHICHTE 29
1.1 Gedruckte Beiträge 1872-1896 31
1.1.1 Aufforderung zur Begründung eines Lexicons der philosophischen
Terminologie31
1.1.2 Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart (11878) .... 33
1.1.3 Philosophie und deutsche Sprache42
1.1.4 Zur philosophischen Terminologie. Ein Vorschlag und eine
Aufforderung 53
1.1.5 Philosophical Terminology and Its History.
Expository and Appellatory 56
1.1.6 Philosophie und Sprache 69
1.1.7 Ueber Bilder und Gleichnisse in der Philosophie 76
1.2 Rezensionen der Geschichte der philosophischen Terminologie (1879/80) 89
2. RUDOLF EUCKENS TERMINOLOGIEGESCHICHTLICHER
NACHLASS IN JENA (von Uwe Dathe) 123
2.1 Einleitung und Nachlassübersicht 125
2.2 Rudolf Eucken: Wie kann man von einer Geschichte der Begriffe
sprechen. (Transkription eines nachgelassenen Manuskripts) 155
3. KONTEXTE: TERMINOLOGIEGESCHICHTE 1870-1900 181
3.1 Vor Euckens Geschichte der philosophischen Terminologie:
Trendelenburg und Teichmüller 183
3.1.1 Friedrich Adolf Trendelenburg: Zur Geschichte des Wortes Person .. 187
3.1.2 Gustav Teichmüller: Aphorismen zur Geschichte der Begriffe:
Ueber den Titel: Geschichte der Begriffe 200
3.2 Nach Eucken 201
3.2.1 Hans Schmidkunz 201
Zur philosophischen Terminologie 203
3.2.2 Ferdinand Tönnies 213
Philosophische Terminologie in psychologisch-soziologischer
Ansicht - Additamente 217
3.2.3 Rudolf Eisler229
Wörterbuch der philosophischen Begriffe und Ausdrücke 227
3.2. A Andre Lalande232
Die Sprache der Philosophie und die Einheit der Philosophie235
Über die Kritik an und Fixierung der Sprache der Philosophie239
Aktuelle Wörterbücher der Philosophie 242
Technisches und kritisches Wörterbuch der Philosophie;
Vorwort zu den vorherigen Auflagen 247
Bibliographie zu Euckens Terminologiegeschichte (von Uwe Dathe)249
1. Arbeiten von Rudolf Eucken zur Geschichte der philosophischen
Termini und Begriffe 249
2. Veröffentlichte Briefe von Rudolf Eucken zur Geschichte der
philosophischen Termini und Begriffe 252
3. Zeitgenössische Rezensionen zu Rudolf Eucken: Geschichte der
philosophischen Terminologie im Umriss 253
4. Literatur zu Euckens Arbeiten zur Geschichte der philosophischen
Termini und Begriffe (chronologisch) 253