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Gesammelte Werke, Bd.1
Gesammelte Werke, Bd.1




Rudolf Eucken

Georg Olms Verlag
EAN: 9783487128948 (ISBN: 3-487-12894-2)
370 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, 2005

EUR 88,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Rudolf Eucken (1846-1926) zählt zu den vergessenen Philosophen. Vergebens sucht man seinen Namen oder eine ausführliche Würdigung seines Werkes in neueren Darstellungen der Philosophiegeschichte. Um 1900 dagegen zählte der in Aurich geborene und ab 1874 an der Universität Jena lehrende Professor für Philosophie zu den bekanntesten Denkern seiner Zeit. 1908 erhielt der Denker den Nobelpreis für Literatur, seine (popular)philosohischen Schriften erreichten nicht nur in Deutschland zahlreiche Auflagen, sondern wurden zum Beispiel auch in Englische, Bulgarische, Finnische und Japanische übersetzt. Eucken wurde zu zahlreichen Vorträgen auf der Welt eingeladen.
Als sein frühes Hauptwerk gilt sein 1888 zuerst erschienenes Buch „Die Einheit des Geisteslebens in Bewusstsein und That der Menschheit“, in dem Eucken nach seinen „Prolegomena zu Forschungen über die Einheit des Geisteslebens in Bewusstsein und That“ (1885) seine Noologie, seine Lehre vom Geistesleben elaboriert. Wie auch in seinen anderen Werken, die zum Teil popularphilosophische Variationen dieses Hauptwerks darstellen, beginnt Eucken zunächst mit einer Vorstellung der beiden „Lebenssysteme des Naturalismus“ und des „Intellektualismus“. Im zweiten Kapitel unterzieht er die beiden Weltanschauungen einer scharfen Kritik. Von aktueller Bedeutung ist - man denke nur an die naturalistische Leugnung der Willensfreiheit durch führende Neurobiologen – Euckens Widerlegung des Naturalismus. So formuliert der Philosoph den Selbstwiderspruch des Naturalismus:“ Wir können den Geist aus dem Bilde der Natur entfernen, aber wir können ihn nicht entfernen, ohne den Geist selbst dafür aufzubieten.“ (S. 154)
Seine eigene neoidealistische Lebensanschauung präsentiert Eucken im dritten Kapitel. Der Philosoph geht aus von einem metaphysisch begründeten Dualismus zwischen einem psychophysischen, individuellen, historischen „natürlichen Dasein“ und einem transsubjektiven, metaphysischen „Geistesleben“. Euckens Weltanschauung hat maßgeblich die Anthropologie seines Schülers Max Scheler beeinflusst. Eine noologische Variante der Pädagogik legten u.a. Gerhard Budde in seiner „Noologischen Pädagogik“ (1914) und Kurt Kesseler in seiner „Pädagogik auf philosophischer Grundlage“ (1921) vor. Euckens Weltanschauung kam zudem eine konstitutive Bedeutung für die Fundierung Geisteswissenschaftlicher Pädagogik bei Rudolf Lehmann und Max Frischeisen-Köhler zu.
Auch wenn seine bildungsbürgerliche Weltanschauung schon Mitte der 1920er Jahre aufgrund ihrer Abstraktheit an Rezeption deutlich einbußte, ist Euckens frühes Hauptwerk ein für das Verständnis der Jahrhundertwende wichtiges geistesgeschichtliches Dokument. Ein guten Einblick in Leben und Werk des Philosophen gibt zudem die verständliche dreißigseitige Einleitung des Herausgebers Rainer A. Bast. Ohne Kenntnis Euckenscher Positionen bleibt die Weltanschauungsphilosophie des Bildungsbürgertums um 1900 unverständlich. Manche kulturkritische Passage hat auch heutzutage nichts von ihrer Aktualität verloren, ob man Euckens noologischen „Lösungsvorschlag“ teilt, mag dem Urteil des Einzelnen überlassen bleiben.
Dem Verlag „Olms-Weidmann“ kommt das Verdienst zu, Euckens „Gesammelte Werke“ in 15 Bänden für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Jedem Freund der Geistesgeschichte kann die Lektüre des Hauptwerks von Eucken, das nun wieder im Nachdruck der zweiten Auflage aus dem Jahr 1925 vorliegt, nur nahegelegt werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eucken, Rudolf
Gesammelte Werke.
Mit einer Einleitung herausgegeben von Rainer A. Bast
Bd. 1: Die Einheit des Geisteslebens in Bewusstsein und That der Menschheit. Untersuchungen.
2. Aufl. Berlin 1925. Reprint: Hildesheim 2005.
L/500 S.
Leinen
Reihe: HISTORIA SCIENTIARUM Band 1
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Einleitung 1
I. Entwicklung der Lebenssysteme (Syntagmen) 5
II. Kritik der Systeme und Eröffnung einer neuen Wirklichkeit 137
III. Das Lebenssystem der Personalwelt 341