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Ganz normale Kinder Heterogenität und Standardisierung kindlicher Entwicklung
Ganz normale Kinder
Heterogenität und Standardisierung kindlicher Entwicklung




Helga Kelle, Anja Tervooren (Hrsg.)

Juventa Verlag
EAN: 9783779915454 (ISBN: 3-7799-1545-6)
226 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2008

EUR 21,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In den letzten Jahrzehnten haben Entwicklungsbeeinträchtigungen im Kindesalter stark zugenommen, die Diagnosen wurden diversifiziert und die Befundzahlen für Störungsbilder sind gestiegen. Kinder werden auf diese Weise immer häufiger als zu fördernde oder gefährdete Menschen wahrgenommen.



Doch wie wird Normalität und Abweichung kindlicher Entwicklung im Kontext von Familienerziehung, Schule, Kindervorsorgeuntersuchungen, Gesundheitsberichterstattung sowie politischen, medizinischen, psychologischen und pädagogischen Fachdiskursen hervorgebracht? Die Autoren untersuchen in diskurs- und praxisanalytischen Studien und historischen Analysen, wie Diagnosen zustande kommen, auf welche Normen sie sich beziehen und welche praktischen Notwendigkeiten daraus abgeleitet werden. Der Band widmet sich der Genese von Entwicklungsnormen, den Herstellungsweisen der Diagnosen von Abweichungen und den Verfahrensweisen institutionell gebundener Präventions-, Förder- und Selektionsmaßnahmen. Er verfolgt die These, dass sich nicht die Kinder (allein), sondern die entwicklungsbezogenen Evaluations- und Diagnoseinstrumente, das Bild des Kindes und die institutionellen Arrangements, die Kindern und Eltern zur Verfügung gestellt werden, gewandelt haben.
Rezension
Warum sind immer mehr Kinder z.B. ADHS-auffällig? Liegt das nur an unserer immer schneller, komplexer und scheinbar unkonzentrierter werdenden Welt? Die Autor/inn/en dieses Bandes heben stattdessen ab auf die differenzierter gewordenen Diagnosemethoden: wie Diagnosen zustande kommen, auf welche Normen sie sich beziehen und welche praktischen Notwendigkeiten daraus abgeleitet werden. Der Band widmet sich der Genese von Entwicklungsnormen, den Herstellungsweisen der Diagnosen von Abweichungen und den Verfahrensweisen institutionell gebundener Präventions-, Förder- und Selektionsmaßnahmen. D.h.: Unaufmerksame Kinder gibt es nicht einfach nur, sie werden vielmehr gemacht, konstruiert, definiert ...

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Reihe: Kindheiten, hrsg. von M.-S. Honig

Der Band widmet sich der Genese von Entwicklungsnormen, den Herstellungsweisen der Diagnosen von Abweichungen und den Verfahrensweisen institutionell gebundener Präventions-, Förder- und Selektionsmaßnahmen.
Mit Beiträgen von Kathryn Backett-Milburn, Sabine Bollig, Doris Bühler-Niederberger, Jeni Harden, Helga Kelle, Jürgen Link, Johanna Mierendorff, Marion Ott, Sabine Reh, Elisabeth von Stechow, Annette Miriam Stroß, Anja Tervooren und André Turmel.
Inhaltsverzeichnis
Helga Kelle und Anja Tervooren
Kindliche Entwicklung zwischen Heterogenität und Standardisierung – eine Einleitung

I. Das Konstrukt einer "normalen Entwicklung" und seine Voraussetzungen

André Turmel
Das normale Kind: Zwischen Kategorisierung, Statistik und Entwicklung

Anja Tervooren
"Auswickeln", Entwickeln und Vergleichen: Kinder unter Beobachtung

Jürgen Link
Zum diskursanalytischen Konzept des flexiblen Normalismus. Mit einem Blick auf die kindliche Entwicklung am Beispiel der Vorsorgeuntersuchungen.

II. Erziehung und Normalisierung. Historische Perspektiven

Elisabeth von Stechow
Zur Geschichte der Idee eines "normalen Verhaltens"

Annette Miriam Stroß
Der Schularzt – Funktionalität und Normierungstendenzen eines neuen Berufsfeldes im 19. Jahrhundert

III. Entwicklungsrisiken und -störungen. Diskursanalytische Perspektiven

Sabine Reh
Vom "deficit of moral control" zum "attention deficit". Über die Geschichte der Konstruktion des unaufmerksamen Kindes

Doris Bühler-Niederberger
Legasthenie – Realität und Realisierung eines Krankheitsbildes

Johanna Mierendorff
Armut als Entwicklungsrisiko? Der politische Kinderarmutsdiskurs

Jeni Harden und Kathryn Backett-Milburn
Risiko und Vertrauen in Familien als Konstruktions- und Aushandlungsprozess

IV. Entwicklungsbeobachtung in der Praxis. Institutionen- und kulturanalytische Perspektiven

Helga Kelle
"Normale" kindliche Entwicklung als kulturelles und gesundheitspolitisches Projekt

Sabine Bollig und Marion Ott
Entwicklung auf dem Prüfstand: zum praktischen Management von Normalität in Kindervorsorgeuntersuchungen


Autorinnen und Autoren