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Franz Overbeck: Werke und Nachlaß, Band 6/1: Kirchenlexicon. Materialien. "Christentum und Kultur"
Neuausgabe der Kompilation von Carl Albrecht Bernoulli mit Nachweis der Vorlagen
Urheber: Rudolf Brändle/Hildegard Cancik-Lindemaier/Hubert Cancik/Niklaus Peter/Barbara von Reibnitz/Marianne Stauffacher-Schaub/Mathias Stauffacher/Ekkehard W. Stegemann (Hrsg.)
Bandherausgeberin: Barbara von Reibnitz
Barbara von Reibnitz (Hrsg.), Franz Overbeck
Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476009678 (ISBN: 3-476-00967-X)
355 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 1996
EUR 64,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Franz Overbeck (1837-1905) war Professor für Neues Testament und Alte Kirchengeschichte an der Universität Basel. In seinen Studien zur Geschichte und Literatur des frühen Christentums hat er wichtige Einsichten über die Funktion von Kanonisierungsprozessen und Ansätze zu literatursoziologischen Methoden formuliert. Der Historiker Overbeck war ein skeptischer und zugleich sensibler und distanzierter Beobachter der verschiedenen geistigen und politischen Strömungen des 19. Jahrhunderts. Er steht an einer Bruchstelle europäischen Denkens. Mit Nüchternheit und Präzision beschreibt er die Problematik des Christentums in der Moderne. Seine Kritik moderner Theologie und insbesondere aller religiös sich begründenden Selbstlegitimationen des Bismarck-Reiches - hauptsächlich durch problematische Veröffentlichungen aus dem Nachlaß bekanntgemacht - wurden zunächst aus dem Blickwinkel seiner Freundschaft mit Friedrich Nietzsche gesehen. Später hat sich vor allem Karl Barth auf ihn als Wegbereiter der »Dialektischen Theologie« berufen. Auch die Namen von Walter Benjamin, Karl Löwith, Jacob Taubes und anderen weisen auf eine (noch ungeschriebene) Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte. Nicht zuletzt für die gegenwärtige Diskussion über Geschichte, Mythos und (Post-)Moderne ist die Beschäftigung mit den Gedanken dieses »antimodernen Modernisten« wichtig. Die Ausgabe macht wichtige Schriften neu zugänglich. Sie erschließt in originalgetreuer Edition ausgewählte Texte des Nachlasses und ermöglicht eine kritisch nachprüfbare Rezeption.
Die Bände 4-6 eröffnen die Edition des Nachlasses innerhalb der Basler Overbeck-Ausgabe. In seiner alphabetisch angelegten »Privatencyclopädie«, dem »Kirchenlexicon«, hat Franz Overbeck eine Fülle von Aufzeichnungen gesammelt, die seine Auseinandersetzung mit Funktion und Stellenwert von Religion und Theologie für Kultur und Staat der europäischen Moderne dokumentieren. 1919 veröffentlichte Carl Albrecht Bernoulli aus diesen Notaten eine stark bearbeitete Zusammenstellung unter dem Titel »Christentum und Kultur«. Diese problematische Kompilation hat die Wirkungsgeschichte Overbecks maßgeblich beeinflußt. Die vorliegende Edition veröffentlicht in den Textbänden 4 und 5 sämtliche von Bernoulli herangezogenen Aufzeichnungen in ihrem vollständigen Wortlaut und ergänzt den von ihm vorgenommenen Querschnitt durch weitere Texte. Der Materialienband 6.1 enthält den analytischen Neudruck der Kompilation mit dem Nachweis der in den Textbänden veröffentlichten Vorlagen. In Band 6.2 wird ein Inventar sämtlicher Stichworte der mehr als 20.000 Blätter umfassenden Notatsammlung des »Kirchenlexicons« veröffentlicht.
Gliederung von Werke und Nachlaß
Band 1: Schriften bis 1873 (erschienen) Band 2: Schriften bis 1880 (erschienen) Band 3: Schriften bis 1898 und Rezensionen Band 4: Kirchenlexicon Texte.
Ausgewählte Artikel A-I (erschienen) Band 5: Kirchenlexicon Texte.
Ausgewählte Artikel J-Z (erschienen) Band 6/1: Kirchenlexicon Materialien.
Christentum und Kultur. Neuausgabe der
Kompilation von Carl Albrecht
Bernoulli mit Nachweis der Vorlagen Band 6/2: Kirchenlexicon Materialien.
Gesamtinventar Band 7: Autobiographisches.
»Mich selbst betreffend«
und Aufzeichnungen über Freunde Band 8: Briefauswahl Band 9: Vorlesungen (Auswahl)
Rezension
Franz Overbeck (*1837 in Sankt Petersburg; † 1905 in Basel) war ein evangelischer Theologe und Kirchenhistoriker, dessen Bedeutung sich keineswegs in seiner Freundschaft mit Friedrich Nietzsche erschöpft; Franz Overbeck hat als Patristiker hinsichtlich der Geschichte der Alten Kirche wesentliche wissenschaftliche Standards gesetzt, - viele seiner Gedanken sind versammelt in seiner alphabetisch angelegten "Privatencyclopädie", dem `Kirchenlexikon`, das jetzt als Band 4 und 5 der "Franz Overbeck - Werke und Nachlaß" auf ca. 1500 S. wissenschaftlich ediert vorliegt. U.a. finden sich z.B. Artikel zu "Christenthum und Geschichte", "Feuerbach", "Harnack", "Geschichte und Geschichtsschreibung", "Ritschl - mein Verhältnis zu ihm" oder "Urchristenthum". - Wesentlich war Overbeck um eine sog. profane Kirchengeschichtsschreibung bemüht, d.h. um eine Wahrnehmung der Kirchengeschichte jenseits eines christlich-konfessionell geprägten Korsetts. Dazu gehört für Overbeck fundamental auch die Überwindung der Kanonsgrenze; wissenschaftlich betrachtet ist es irrelevant, ob ein Text biblisch-kanonischen Status hat oder ob er nicht in den Kanon aufgenommen worden ist. Das bedeutet u.a. eine deutliche wissenschaftliche Aufwertung frühchristlicher Texte jenseits des neutestamentlichen Kanons. Noch heute, d.h. mehr als 100 Jahre später, erscheint die Darstellung der Geschichte der Alten Kirche durch Overbeck erfrischend aktuell, undogmatisch, wissenschaftlich seriös und um größtmögliche Objektivität bemüht. Geprägt von der historischen Theologie Ferdinand Christian Baurs stand Overbeck von Anfang an der offiziell-kirchlichen Theologie kritisch gegenüber. Das Christentum hat nach Overbecks Überzeugung schon bei den Kirchenvätern sich von der Gestalt und Idee eines Jesus von Nazareth deutlich abgelöst; denn das wahre Urchristentum stand im Gegensatz zu Kultur und Geschichte; es war wesentlich apokalyptisch geprägt.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Radikalkritiker des Christentums und Freund Nietzsches in Selbstzeugnissen
Wegbereiter der Dialektischen Theologie
Band 6/1: Materialienband zur Bernoulli-Kompilation
Franz Overbeck war einer der großen Denker des 19. Jahrhunderts. Sein Einfluss auf Nietzsche, Barth, Löwith, Benjamin, Taubes und viele andere ist unbestritten. `Werke und Nachlaß` erschließt erstmals Overbecks Gesamtwerk und stellt den Theologen und Historiker vor als einen skeptischen und zugleich sensiblen und distanzierten Beobachter der verschiedenen geistigen und politischen Strömungen des 19. Jahrhunderts. Nicht zuletzt für die gegenwärtige Diskussion über Geschichte, Mythos und (Post-) Moderne ist die Beschäftigung mit den Gedanken dieses "antimodernen Modernisten" wichtig.
Band 6/1enthält den analytischen Neudruck der Text-Zusammenstellung Bernoullis von 1919 (Bände 4 und 5) mit dem Nachweis der in den Textbänden veröffentlichten Vorlagen.
Teilband von:
Rudolf Brändle/Hildegard Cancik-Lindemaier/Hubert Cancik/Niklaus Peter/Barbara von Reibnitz/Marianne Stauffacher-Schaub/Mathias Stauffacher/Ekkehard W. Stegemann (Hrsg.)
Franz Overbeck: Werke und Nachlaß
Gesamtwerk
ca. CLX, 4347 S., Geb. m. Schutzumsch., 11 Bände, Leinen
Preis: EUR 804,00
ISBN: 3-476-01210-7
ISBN: 978-3-476-01210-4
Pressestimmen
"Overbeck wird durch diese Ausgabe von Werken und Nachlaß vom Außenseiter und Geheimtip zum Klassiker und
Theologiekritiker." Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte
Inhaltsverzeichnis
Editorische Notiz IX
Christentum und Kultur
Vorrede des Herausgebers 3
Erstes Kapitel. Geschichte, Theologie und Urgeschichte 33
1. Dauer, Gegenwart, Sinn, Zerfall 33
2. Geschichtsschreibung und Theologie 43
3. Ueber die Erforschung von Urgeschichte 52
Zweites Kapitel. Zum Urchristentum und seinen Schriften 61
1. Pessimismus. Buddhismus. Askese 62
2. Heidentum. Alles Testament. Apokalyptik 67
3. Jesus 71
Zu einzelnen Herrensprüchen 78
4. Paulus 86
5. Zur historischen und philosophischen Bewertung des Christentums 96
6. Von der Bibel und ihrer Auslegung 106
I. Zum synoptischen Problem 110
II. Konfessionelle Kritik am Urchristenlum 113
III. Quellenscheidung 118
lV. Allegorische Interpretation 122
V. Geistlicher Witz 124
Drittes Kapitel. Zum Mittelalter 129
1. Vom Wesen der Kirche 129
2. Islam und Christentum 133
3. Von den Germanen und ihrer Bekehrung zum Christentum 135
I. Das geringe Interesse der Germanen an der Religion überhaupt 136
II. Heinrich Rückert 138
III. Das germanische Christentum — ein Stück römische Beute 139
4. Ueber Dante 142
Viertes Kapitel. Sechzehntes bis achtzehntes Jahrhundert 144
1. Reformation 144
I. Humanismus und Renaissance 145
II. Das nationalistische Vorurteil 148
III. Luther 149
2. Katholizismus und Protestantismus 153
3. Jesuiten 157
4. Blaise Pascal 161
5. Der Rationalismus 169
6. Kant als Religionsphilosoph 172
7. Absolutismus 175
Fünftes Kapitel. Das Neunzehnte Jahrhundert 177
1. Goethes Verhältnis zum Christentum 177
2. Die Religion Bismarcks 183
3. Albrecht Ritschl als theologisches Schulhaupt 194
4. Individualität und Religiosität bei Gelehrten 215
I. Ferdinand Christian Baur 216
II. Chr. Herrn. Weiße 217
III. Carl Weizsäcker 218
IV. Jakob Burckhardt 219
V. Hippolite Taine 221
VI. Victor Hehn 224
VII. Heinrich von Treitschke 225
VIII. Rohde und Wilamowitz 229
IX. Hermann Usener 231
X. H. St. Chamberlain 232
5. Adolf Harnack. Ein Lexikon 234
Sechstes Kapitel. Die moderne Kultur und das menschliche Leben 281
1. Der Begriff des Modernen 283
2. Von unserer gegenwärtigen Kultur 287
3. Ueber den Nationalismus 214
4. Das Religionsproblem der Gegenwart 303
5. Ueber unsere Persönlichkeit 319
6. Von mir selbst und vom Tode 327
Register 340
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