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Franz Overbeck: Werke und Nachlaß. Band 1: Schriften bis 1873
Rudolf Brändle/Hildegard Cancik-Lindemaier/Hubert Cancik/Niklaus Peter/Barbara von Reibnitz/Marianne Stauffacher-Schaub/Mathias Stauffacher/Ekkehard W. Stegemann (Hrsg.)
Bandherausgeber Ekkehard W. Stegemann und Niklaus Peter
In Zusammenarbeit mit Marianne Stauffacher-Schaub
Ekkehard W. Stegemann, Nikolaus Peter (Hrsg.), Franz Overbeck
Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476009623 (ISBN: 3-476-00962-9)
347 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 1994
EUR 49,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Franz Overbeck (1837-1905) war Professor für Neues Testament und Alte Kirchengeschichte an der Universität Basel. In seinen Studien zur Geschichte und Literatur des frühen Christentums hat er wichtige Einsichten über die Funktion von Kanonisierungsprozessen und Ansätze zu literatursoziologischen Methoden formuliert. Der Historiker Overbeck war ein skeptischer und zugleich sensibler und distanzierter Beobachter der verschiedenen geistigen und politischen Strömungen des 19. Jahrhunderts. Er steht an einer Bruchstelle europäischen Denkens. Mit Nüchternheit und Präzision beschreibt er die Problematik des Christentums in der Moderne. Seine Kritik moderner Theologie und insbesondere aller religiös sich begründenden Selbstlegitimationen des Bismarck-Reiches - hauptsächlich durch problematische Veröffentlichungen aus dem Nachlaß bekanntgemacht - wurden zunächst aus dem Blickwinkel seiner Freundschaft mit Friedrich Nietzsche gesehen. Später hat sich vor allem Karl Barth auf ihn als Wegbereiter der »Dialektischen Theologie« berufen. Auch die Namen von Walter Benjamin, Karl Löwith, Jacob Taubes und anderen weisen auf eine (noch ungeschriebene) Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte. Nicht zuletzt für die gegenwärtige Diskussion über Geschichte, Mythos und (Post-)Moderne ist die Beschäftigung mit den Gedanken dieses »antimodernen Modernisten« wichtig. Die Ausgabe macht wichtige Schriften neu zugänglich. Sie erschließt in originalgetreuer Edition ausgewählte Texte des Nachlaßes und ermöglicht eine kritisch nachprüfbare Rezeption.
Der erste Band enthält von Overbeck selbst publizierte Schriften bis 1873 sowie den bisher unveröffentlichten Vortrag »Über die Anfänge des Mönchtums« von 1867. Overbecks Streit- und Friedensschrift »Über die Christlichkeit unserer heutigen Theologie« wird in der Textgestalt der 1. Auflage von 1873 wiedergegeben, um der Rezeption eine differenziertere und historisch angemessene Wahrnehmung zu ermöglichen. Die Veränderungen und Ergänzungen der 2. Auflage, die nicht zuletzt wichtiges Material zur Selbstinterpretation des späten Overbeck enthalten, werden hier abgedruckt. Damit ist zugleich der Text der »Christlichkeit« zugänglich, der theologiegeschichtlich am meisten gewirkt hat. Insgesamt wird in diesem Band eine Kultur- und Religionskritik verbindende Position sichtbar, die ein interessantes Licht auf die zeitgenössische Debatte über das Verhältnis von Religion und Gesellschaft wirft.
Gliederung von Werke und Nachlaß
Band 1: Schriften bis 1873 (erschienen)
Band 2: Schriften bis 1880 (erschienen)
Band 3: Schriften bis 1898 und Rezensionen
Band 4: Kirchenlexikon Texte.
Ausgewählte Artikel A-H
Band 5: Kirchenlexikon Texte.
Ausgewählte Artikel I-Z
Band 6/1: Kirchenlexikon Materialien.
Christentum und Kultur. Neuausgabe der
Kompilation von Carl Albrecht Bernoulli
mit Nachweis der Vorlagen
Band 6/2: Kirchenlexikon Materialien.
Gesamtinventar
Band 7: Autobiographisches
»Mich selbst betreffend«
und Aufzeichnungen über Freunde
Band 8: Briefauswahl
Band 9: Vorlesungen (Auswahl)
Rezension
Der vorliegende Band eröffnet eine Ausgabe von Werken und Nachlass Franz Overbecks (1837—1905), des Basler Professors für Neues Testament und Alte Kirchengeschichte, der keinewegs nur um seiner Freundschaft zu Friedrich Nietzsche willen in die Theologiegeschichte eingeht. Franz Overbeck hat als Patristiker hinsichtlich der Geschichte der Alten Kirche wesentliche wissenschaftliche Standards gesetzt. Wesentlich war Overbeck um eine sog. profane Kirchengeschichtsschreibung bemüht, d.h. um eine Wahrnehmung der Kirchengeschichte jenseits eines christlich-konfessionell geprägten Korsetts. Dazu gehört für Overbeck fundamental auch die Überwindung der Kanonsgrenze; wissenschaftlich betrachtet ist es irrelevant, ob ein Text biblisch-kanonischen Status hat oder ob er nicht in den Kanon aufgenommen worden ist. Das bedeutet u.a. eine deutliche wissenschaftliche Aufwertung frühchristlicher Texte jenseits des neutestamentlichen Kanons. Noch heute, d.h. mehr als 100 Jahre später, erscheint die Wahrnehmung der Geschichte der Alten Kirche durch Overbeck erfrischend aktuell, undogmatisch, wissenschaftlich seriös und um größtmögliche Objektivität bemüht. Geprägt von der historischen Theologie Ferdinand Christian Baurs stand Overbeck von Anfang an der offiziell-kirchlichen Theologie kritisch gegenüber. Das Christentum hat nach Overbecks Überzeugung schon bei den Kirchenvätern sich von der Gestalt und Idee eines Jesus von Nazareth deutlich abgelöst; denn das wahre Urchristentum stand im Gegensatz zu Kultur und Geschichte; es war wesentlich apokalyptisch geprägt. - Dieser erste Band enthält von Overbeck selbst publizierte Schriften zum Neuen Testament und zur Patristik aus den Jahren 1867—1872, die bis heute ihres theologiekritischen Stachels unberaubte Arbeit »Ueber die Christlichkeit unserer heutigen Theologie« von 1873 und den bisher unveröffentlichten Vortrag »Ueber die Anfänge des Mönchthums« von 1867.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Radikalkritiker des Christentums und Freund Nietzsches in Selbstzeugnissen
Wegbereiter der Dialektischen Theologie
Band 1: Schriften bis 1873, inklusive der Schriften `Über das Mönchstum` und zur `Christlichkeit`
Franz Overbeck war einer der großen Denker des 19. Jahrhunderts. Sein Einfluss auf Nietzsche, Barth, Löwith, Benjamin, Taubes und viele andere ist unbestritten. `Werke und Nachlaß` erschließt erstmals Overbecks Gesamtwerk und stellt den Theologen und Historiker vor als einen skeptischen und zugleich sensiblen und distanzierten Beobachter der verschiedenen geistigen und politischen Strömungen des 19. Jahrhunderts. Nicht zuletzt für die gegenwärtige Diskussion über Geschichte, Mythos und (Post-) Moderne ist die Beschäftigung mit den Gedanken dieses "antimodernen Modernisten" wichtig.
Band 1 enthält von Overbeck publizierte Schriften bis 1873. Overbecks wegweisende Streit- und Friedensschrift `Über die Christilichkeit unserer heutigen Theologie` wird in der Fassung der 1. Auflage wiedergegeben, ergänzt um die Veränderungen der 2. Auflage. Damit ist der wirkungsgeschichtlich bedeutsame Text zur `Christlichkeit` zugänglich.
Pressestimmen
"Overbeck wird durch diese Ausgabe von Werken und Nachlaß vom Außenseiter und Geheimtip zum Klassiker und Theologiekritiker." Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte
Rudolf Brändle/Hildegard Cancik-Lindemaier/Hubert Cancik/Niklaus Peter/Barbara von Reibnitz/Marianne Stauffacher-Schaub/Mathias Stauffacher/Ekkehard W. Stegemann (Hrsg.)
Franz Overbeck: Werke und Nachlaß
Gesamtwerk
ca. CLX, 4347 S., Geb. m. Schutzumsch., 11 Bände, Leinen
Preis: EUR 804,00
ISBN: 3-476-01210-7
ISBN: 978-3-476-01210-4
Erschienen am: 27.02.2003
Inhaltsverzeichnis
Vorwort VII
Ueber die Anfänge des Mönchthums 1867 1
Ueber "En hoiomati sarkos harmatias" 1869 39
Ueber Entstehung und Recht einer rein historischen Betrachtung
der Neutestamentlichen Schriften in der Theologie 1871 75
Ueber das Verhältniss Justins des Märtyrers zur Apostelgeschichte 1872 107
Ueber die Christlichkeit unserer heutigen Theologie 1873 155
Einleitung und Nachwort zur 2. Auflage der »Christlichkeit« von 1903 257
Abkürzungen 319
Verzeichnis der von Franz Overbeck selbst publizierten Schriften 321
Verzeichnis der Publikationen aus Franz Overbecks Nachlass 323
Bibliographie der von Franz Overbeck zitierten Literatur 323
Antike und altchristliche Literatur 323
Neuere Literatur - 325
Verzeichnis der Rezensionen zur »Christlichkeit« von 1873
und zur 2. Auflage von 1903 331
Register der Namen 333
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