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Förderung bei Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen
Philipp Abelein, Roland Stein
Kohlhammer
EAN: 9783170269002 (ISBN: 3-17-026900-3)
234 Seiten, paperback, 14 x 20cm, 2017, 7 Abb., 2 Tab.
EUR 29,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen gehören zu den meistdiskutierten Verhaltensauffälligkeiten. Dabei ist die Diskussion in erster Linie von der Kinder- und Jugendpsychiatrie bestimmt. Aus pädagogischer Perspektive hingegen ist das Thema vergleichsweise wenig beleuchtet. Aus diesem Blick heraus bietet das Buch neben unverzichtbarem Grundlagenwissen (Erscheinungsbild, Klassifikation, Erklärungsansätze, Diagnostik, Therapie) sowohl eine eigene, interaktionistische Sicht auf AD(H)S als auch Informationen zu den Konzepten und konkreten Vorgehensweisen einer pädagogischen Förderung. Auch einschlägige Trainingsprogramme werden einer kritischen Betrachtung im Hinblick auf Evidenzbasierung und Effektivität unterzogen.
Professor Dr. Roland Stein hat den Lehrstuhl für Pädagogik bei Verhaltensstörungen an der Universität Würzburg inne.
Philipp Abelein war dort wissenschaftlicher Mitarbeiter und ist in den Stütz- und Förderklassen eines Sonderpädagogischen Förderzentrums in Forchheim eingesetzt.
Rezension
Dieses Buch zu Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen betrachtet die Störung in pädagogischer, nicht in der die Diskussion beherrschenden kinder- und jugendpsychiatrischen Perspektive. Dabei wird ADHS primär medizinisch-biologisch betrachtet und kognitiv-behavioral und medikamentös behandelt. Dieses Buch möchte eine komplexere Sichtweise anwenden und multifaktorielle Ansätze unterstützen, die auch pädagogisch ansetzen und z.B. Erziehungsbedingungen, familiäre und kulturelle Einflüsse berücksichtigen. Nach der Vermittlung von notwendigem Grundlagenwissen wie Erscheinungsbild, Klassifikation, Erklärungsansätze, Diagnostik, Therapie (vgl. Kap. 1-3) liegt der Schwerpunkt also auf konkreten Vorgehensweisen einer pädagogischen Förderung (vgl. Kap. 4 und 6). Dabei werden auuch einschlägige Trainingsprogramme (vgl. Kap. 5) einer kritischen Betrachtung im Hinblick auf Evidenzbasierung und Effektivität unterzogen.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Reihe ,Fördern lernen' umfasst drei klare thematische Schwerpunkte: 1. Die wichtigsten Förder- und Beratungskonzepte bei den 2. am häufigsten verbreiteten Lern- und Verhaltensstörungen sowie 3. die zentralen Handlungsfelder (sonder-)pädagogischer Förderung. Die Bücher dieser Reihe sind in erster Linie gut lesbar und unmittelbar in der Praxis einsetzbar.
Dabei informiert jeder einzelne Band in seinem ersten Teil über den aktuellen Stand der Forschung und entfaltet Überlegungen zu Ursachen, Interventionen und Präventionen theoriegeleitet. Im zweiten Teil eines Bandes werden dann konkrete Interventionsformen und erprobte Förderprogramme vorgestellt und diskutiert. Grundlage für diese Empfehlungen sollen zum einen belastbare empirische Ergebnisse aus der zuständigen Fachdisziplin und zum anderen praktische Handlungsanweisungen für konkret entwickelte Bezüge (z.B. Unterricht, Freizeitbetreuung, Förderkursen) sein. Schwerpunkt des zweiten Teils sind also die Umsetzungsformen und Umsetzungsmöglichkeiten im jeweiligen pädagogischen Handlungsfeld.
Die Autorinnen und Autoren der Einzelbände sind wissenschaftlich ausgewiesene Experten ihres Themas und stellen sich der Herausforderung, theoretisch anspruchsvolle Sachverhalte einerseits praxisnah und andererseits kurz und prägnant bei einem überschaubaren Buchumfang zu erläutern.
Zur Zielgruppe gehören in erster Linie Lehrkräfte, die sich entweder auf die Arbeit mit betroffenen Kindern vorbereiten oder aber schnell und umfassend gezielte Informationen zur effektiven Förderung von Betroffenen suchen. Bedingt durch das übersichtliche Format sollen die Einzelbände theoriegeleitete Ratgeber auf wissenschaftlichem Niveau sein. Neben den Leserinnen und Lesern aus der Praxis eignet sich die Buchreihe auch für die Lehramtsausbildung und als Zugang für interessierte Laien und Eltern, die sich nicht auf populärwissenschaftliches Halbwissen verlassen wollen und verständliche, aber auch schnell lesbare Fachliteratur suchen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Reihenherausgebers 5
Einleitung 12
1 Das Phänomen AD(H)S 15
1.1 AD(H)S – ein klar definiertes und anerkanntes Störungsbild? 17
1.1.1 Definition und Klassifikation von AD(H)S 19
1.1.2 Epidemiologie 23
1.1.3 Komorbidität 27
1.2 AD(H)S – ein unscharf formuliertes Störungsbild? 30
1.2.1 Aufmerksamkeitsdefizit – eine unscharf formulierte Variable? 30
1.2.2 (Regionale) Überdiagnostizierung von AD(H)S in Deutschland? 33
1.2.3 Entlastungsfunktion der Diagnose AD(H)S? 35
1.3 Stärken von Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S – ein Blick auf den Forschungsstand 37
1.3.1 Überdurchschnittliche Intelligenz 37
1.3.2 Empathie 39
1.3.3 Kreativität 40
1.4 Fazit 41
2 Diagnostik von AD(H)S 44
2.1 Leitlinien zur Diagnostik von AD(H)S 45
2.2 Differentialdiagnostik 48
2.3 Symptomkriterien nach ICD-10 49
2.4 Symptomkriterien nach DSM-5 50
2.5 DSM-5 versus ICD-10 – einige bedeutende Unterschiede 53
2.6 Kritik der Diagnostik von AD(H)S nach ICD-10 und DSM-5 56
2.6.1 Kritische Betrachtung der wichtigsten Veränderungen von DSM-IV zu DSM-5 56
2.6.2 Kritische Betrachtung der Symptomkriterien nach ICD-10 und DSM-5 59
2.6.3 Ausblick 62
3 Bedingungsfaktoren und Theorien zur Entstehung von AD(H)S 64
3.1 Genetische sowie prä- und perinatale Bedingungsfaktoren von AD(H)S 65
3.2 Neurobiologische Bedingungsfaktoren von AD(H)S 68
3.2.1 Neuroanatomische und neurophysiologische Faktoren 70
3.2.2 Neurochemische Faktoren 71
3.2.3 Neuropsychologische Faktoren 73
3.3 Kulturtheoretische Erklärungen 74
3.4 Psychoanalytische Erklärungsperspektive 77
3.4.1 Grundlagen einer psychoanalytischen Erklärung von AD(H)S 77
3.4.2 Kritische Betrachtung der psychoanalytischen Erklärungsperspektive von AD(H)S 81
3.5 Weitere Bedingungsfaktoren 83
3.6 Eine interaktionistische Betrachtungsweise von Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsproblemen 84
3.6.1 Auf dem Weg zu einer interaktionistischen Perspektive: komplexere Modelle von AD(H)S 85
3.6.2 Grundlagen einer interaktionistischen Sicht von Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsproblemen 87
3.6.3 Personorientierte Sichtweise von Verhaltensstörungen in Bezug auf AD(H)S 89
3.6.4 Situationsorientierte Sichtweise von Verhaltensstörungen und AD(H)S 90
3.6.5 Interaktionistische Sichtweise von Verhaltensstörungen und AD(H)S 93
3.6.6 Etikettierungsansatz/Perspektive der Beobachterwahrnehmung von Verhaltensstörungen und AD(H)S 95
3.6.7 Interaktionen zwischen Aspekten 96
3.6.8 Fazit: Erklärungsperspektiven von AD(H)S und ihre Bedeutung für die pädagogische und didaktische Praxis 99
4 Therapeutische Förderung bei AD(H)S 102
4.1 Medikamentöse Therapie 103
4.1.1 Wirksamkeit der Pharmakotherapie bei AD(H)S 103
4.1.2 Entwicklung der Verordnungen von Methylphenidat-Präparaten in Deutschland 108
4.1.3 Einnahme von Methylphenidat – primär schulbezogen? 112
4.2 Verhaltenstherapeutische Maßnahmen 113
4.2.1 Patientenzentrierte Interventionen bei AD(H)S 114
4.2.2 Elternzentrierte Interventionen bei AD(H)S 116
4.2.3 Kindergarten- und schulzentrierte Interventionen bei AD(H)S 117
4.3 Neurofeedback 118
4.4 Fazit 122
5 Förderkonzepte und Trainingsprogramme im Kontext von AD(H)S 124
5.1 Einführung 124
5.2 Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Trotzverhalten (THOP) 125
5.3 Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (TmaK) 128
5.4 Marburger Konzentrationstraining (MKT) und Marburger Verhaltenstraining (MVT) 132
5.4.1 Das Marburger Konzentrationstraining (MKT) 132
5.4.2 Das Marburger Verhaltenstraining (MVT) 136
5.4.3 Fazit zu MKT und MVT 138
5.5 Attentioner 138
5.6 Das Lerntraining LeJA 141
5.7 Fazit 146
6 Pädagogische Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten bei AD(H)S 149
6.1 Haltung 152
6.2 Gestaltung von Situationen 156
6.2.1 Der Ausgangspunkt: ›klassische‹ Unterrichtskonzepte zu AD(H)S 157
6.2.2 Strukturgebung 160
6.2.3 Bewegung 175
6.3 Unterstützung der Kinder und Jugendlichen 179
6.3.1 Maßnahmen zur Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration 179
6.3.2 Förderung von Gedächtnisleistungen 180
6.3.3 Förderung der Fähigkeit zur Selbstregulation 181
6.3.4 Förderung eines angemessenen Selbstkonzepts 186
6.4 Kompetenz von Pädagoginnen und Pädagogen 188
6.4.1 Merkmale erfolgreichen Lehrerhandelnsnach Kounin 189
6.4.2 Ausgewählte Maßnahmen für Pädagogen und Lehrkräfte 190
6.4.3 Fachwissen zu AD(H)S als wichtige Grundlage professionellen Handelns 195
6.5 Arbeit mit der Gruppe 197
6.6 Kompetenz und Einbindung der Eltern 200
7 Fazit 206
Literatur 210
Internetquellen 232
Internetseiten 233
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