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Förderung Hochbegabter in der Schule Evaluationsbefunde und Wirksamkeit von Maßnahmen
Förderung Hochbegabter in der Schule
Evaluationsbefunde und Wirksamkeit von Maßnahmen




Miriam Vock, Franzis Preckel, Heinz Holling

Reihe: Reihe: Hochbegabung


Hogrefe-Verlag
EAN: 9783801720933 (ISBN: 3-8017-2093-4)
191 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2007

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Erstmalig wie auch im im deutschen Sprachraum wird mit diesem Buch ein aktueller und umfassender Überblick über Maßnahmen der schulischen Begabtenförderung im deutschen Schulsystem internationalen Rahmen vorgelegt. Ziel des Buches ist es, alle Personen, die mit der Konzeption, praktischen Durchführung und Evaluation von Begabtenfördermaßnahmen betraut sind, über Fördermöglichkeiten begabter Schülerinnen und Schüler und deren Wirksamkeit zu informieren.



Nach einer theoretischen Einführung zur Evaluation von Begabtenfördermaßnahmen werden die Ergebnisse der Evaluationsforschung zu verschiedenen Maßnahmen vorgestellt. Ob Begabte in der Schule eher integrativ oder separiert zu fördern sind, wird differenziert erörtert. Weitere Schwerpunkte sind die Interventionen Akzeleration und Enrichment. Zu diesen Formen der Begabtenförderung werden verschiedene konkrete Ansätze, wie z. B. die vorzeitige Einschulung oder Begabten-AGs, vorgestellt.



Da eine gelungene Auswahl der begabten Schülerinnen und Schüler wesentlich zum Erfolg dieser Maßnahmen beiträgt, werden die Möglichkeiten der Identifikation begabter Schülerinnen und Schüler ausführlich dargestellt. Mit der Ausbildung von geeigneten Lehrkräften wird abschließend eine weitere zentrale Voraussetzung erfolgreicher Begabtenförderung thematisiert.
Rezension
Wie steht es um die schulische Begabtenförderung in den deutschen Bundesländern? Das ist das Thema dieses Buchs: eine Bestandsaufnahme aller Programme und Maßnahmender schulischen begabtenförderung in allen 16 Bundesländern und ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Wirksamkeit solcher Programme. Ziel des Buches ist es, alle Personen, die mit der Konzeption, praktischen Durchführung und Evaluation von Begabtenfördermaßnahmen betraut sind, über Fördermöglichkeiten begabter Schülerinnen und Schüler und deren Wirksamkeit zu informieren. Da eine gelungene Auswahl der begabten Schülerinnen und Schüler wesentlich zum Erfolg dieser Maßnahmen beiträgt, werden die Möglichkeiten der Identifikation begabter Schülerinnen und Schüler ausführlich dargestellt. Mit der Ausbildung von geeigneten Lehrkräften wird abschließend eine weitere zentrale Voraussetzung erfolgreicher Begabtenförderung thematisiert.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ziel des Buches ist es, alle Personen, die mit der Konzeption, praktischen Durchführung und Evaluation von Begabtenfördermaßnahmen betraut sind, über Fördermöglichkeiten begabter Schüler und deren Wirksamkeit zu informieren. Nach einer theoretischen Einführung zur Evaluation von Begabtenfördermaßnahmen werden die Ergebnisse der Evaluationsforschung zu verschiedenen Maßnahmen vorgestellt. Ob Begabte in der Schule eher integrativ oder separiert zu fördern sind, wird differenziert erörtert. Weitere Schwerpunkte sind die Interventionen Akzeleration und Enrichment. Zu diesen Formen der Begabtenförderung werden verschiedene konkrete Ansätze, wie z. B. die vorzeitige Einschulung oder Begabten-AGs, vorgestellt. Da eine gelungene Auswahl der begabten Schüler wesentlich zum Erfolg dieser Maßnahmen beiträgt, werden die Möglichkeiten der Identifikation begabter Schüler ausführlich dargestellt. Mit der Ausbildung von geeigneten Lehrkräften wird abschließend eine weitere zentrale Voraussetzung erfolgreicher Begabtenförderung thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 6
Inhaltsverzeichnis 8
Teil I – Evaluation von Begabtenfördermaßnahmen 12
1 Evaluation – Warum ist das so wichtig? 16
1.1 Begriffsbestimmung 16
1.2 Evaluation von Hochbegabtenfördermaßnahmen 18
1.3 Evaluationsmodelle 19
1.4 Standards für die Evaluation pädagogischer Programme und Projekte 24
1.5 Fazit und Empfehlungen zur Evaluation von Begabtenfördermaßnahmen 25
Teil II – Ergebnisse der Evaluationsforschung 34
2 Fähigkeitsgruppierung: Separierte oder integrierte Begabtenförderung? 36
2.1 Fähigkeitsgruppierung: Eine Begriffsbestimmung 36
2.2 Konsequenzen der Fähigkeitsgruppierung: Theorien und Befunde 42
2.3 Fazit und Empfehlungen zur Fähigkeitsgruppierung 50
3 Akzeleration 52
3.1 Akzelerationsmaßnahmen 52
3.2 Maßnahmenübergreifende Evaluationsbefunde zu Akzeleration 54
3.3 Vorzeitige Einschulung 59
3.4 Überspringen von Klassen 65
3.5 Akzeleration ganzer Klassen 82
4 Enrichment 93
4.1 Maßnahmenübergreifende Evaluationsbefunde zu Enrichment 93
4.2 Pull-out-Programme 96
4.3 Schülerakademien und Sommerprogramme 99
4.4 Arbeitgemeinschaften und Kurse 107
4.5 Schülerwettbewerbe 114
Teil III – Voraussetzungen erfolgreicher Begabtenförderung 118
5 Auswahl von Schülerinnen und Schülern für Begabtenfördermaßnahmen 120
5.1 Relevanz einer sorgfältigen Auswahl 122
5.2 Klärung der Zielsetzung 123
5.3 Auswahl der Kriterien 127
5.4 Auswahl der Datenquellen 129
5.5 Synthetisierung der gewonnenen Daten 145
5.6 Fazit und Empfehlungen zur Teilnehmerauswahl 148
6 Lehreraus- und -fortbildung 150
6.1 Besondere Fähigkeiten und Eigenschaften von Lehrkräften in der Begabtenförderung 151
6.2 Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte in der Begabtenförderung 155
6.3 Effektivität von Qualifizierungsmaßnahmen 157
6.4 Fazit und Empfehlungen zur Lehreraus- und -fortbildung 162
7 Ausblick 164
Literaturverzeichnis 170


Leseprobe:

3 Akzeleration ( S. 51)

3.1 Akzelerationsmaßnahmen

Als Akzeleration bezeichnet man nach Heinbokel (1996) „jede Maßnahme, die es einer Schülerin oder einem Schüler ermöglicht, den vorgesehenen Lehrplan oder Teile davon früher zu beginnen, zu beenden oder schneller zu passieren, als es teils üblich, teils gesetzlich vorgesehen ist" (S. 1). Dabei soll der Begriff Akzeleration jedoch nicht nahe legen, diese Maßnahme ziele auf eine quasi künstliche Beschleunigung der natürlichen Entwicklung.

Der Lehrplan wird flexibel gestaltet und orientiert sich an den Fähigkeiten und nicht am Alter der Schülerin bzw. des Schülers (Paulus, 1984). Optimalerweise wird durch Akzeleration das für den jeweiligen Schüler angemessene Ausmaß an Herausforderung erreicht, gleichzeitig wird die insgesamt notwendige Zeit für das Absolvieren des üblichen Curriculums verkürzt.

Lubinski und Benbow (2000) schlagen als alternativen Begriff zu Akzeleration daher auch die Bezeichnung „entwicklungsangemessene Platzierung" (appropriate developmental placement) vor. Ziel einer Akzeleration ist es also, die Schülerin bzw. den Schüler auf einer Ebene zu unterrichten, z. B. durch den Wechsel in eine höhere Klassenstufe, die seiner Begabung und seiner Motivation entspricht (Feldhusen, 1989).

Einer schulischen Unterforderung kann mit Akzelerationsmaßnahmen vorgebeugt werden bzw. es kann eine schon bestehende Unterforderungssituation entschärft werden. Von allen Fördermaßnahmen für hochbegabte Schülerinnen und Schüler ist die Akzeleration am besten durch empirische Studien gestützt (Colangelo, Assouline &, Gross, 2004, Benbow, 1992).

Einige Autorinnen und Autoren argumentieren, es handele sich bei der Akzeleration im Grunde nicht um eine Fördermaßnahme für Hochbegabte im engeren Sinne, sondern eher um eine rein formale Anpassung der Schulstufe an die vorhandenen Fähigkeiten (z. B. Jost, 1999, Fels, 1999). Darüber hinaus reiche diese Maßnahme allein häufig nicht aus, da das allgemein erhöhte Lerntempo hochbegabter Schülerinnen und Schüler sehr bald wieder zu einer Diskrepanz zwischen eigenen Fähigkeiten und schulischen Anforderungen führe.

Dennoch besteht in der wissenschaftlichen Literatur weitgehend Konsens darin, dass Akzeleration ein wichtiger Schritt sein kann, den Bedürfnissen Hochbegabter besser zu entsprechen. Akzelerationsmaßnahmen können auf allen Altersstufen während der Kindheit und Jugend ansetzen. In der Literatur wird von verschiedenen Akzelerationsmaßnahmen berichtet, die häufig auf das amerikanische Schulsystem zugeschnitten sind.

Die im deutschen Schulsystem am häufigsten eingesetzten Formen sind:

• vorzeitige Einschulung,

• Überspringen von Schulklassen (individuell oder in Gruppen) und

• Akzeleration ganzer Schulklassen.

Neben diesen klassenstufenbezogenen Formen der Akzeleration, in denen eine Schülerin oder ein Schüler in eine fortgeschrittene Lerngruppe, bzw. auf eine höhere Lernstufe – sei es in der Grundschule, der weiterführenden Schule oder der Universität – wechselt, gibt es weitere Formen der Akzeleration, die Southern und Jones (1991) als individuelle Akzeleration bezeichnen.

Eine Möglichkeit der individuellen Akzeleration ist die fachspezifische Akzeleration, in der die Schülerin oder der Schüler in einem oder mehreren Fächern am Unterricht einer höheren Klasse teilnimmt, formal aber in seiner Klassenstufe verbleibt. Eine weitere Möglichkeit der individuellen Akzeleration ist ein vorzeitiger Besuch von Universitätsveranstaltungen vor dem Erreichen des Schulabschlusses.

Diese Möglichkeit ist in den USA seit den 1950er Jahren in Form von Advanced Placement (AP)-Programmen, in denen Schülerinnen und Schüler der Highschool spezielle College-Kurse besuchen können, weit verbreitet.