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Figurenstehen Eine Legende
Figurenstehen
Eine Legende




Günter Grass

Steidl
EAN: 9783969991077 (ISBN: 3-9699910-7-2)
72 Seiten, hardcover, 12 x 17cm, Dezember, 2022

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Eine unbekannte, späte Erzählung von Günter Grass. Ein literarisches Fundstück.

Mit Zeichnungen von Günter Grass
Rezension
„Die Blechtrommel“(1959), „Katz und Maus“(1961), „Hundejahre“(1963), „Das Treffen in Telgte“(1979), „Im Krebsgang“(2002) und „Beim Häuten der Zwiebel“(2006) zählen zu den international bekanntesten Werken des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass (1927-2015). Der Schriftsteller war Lyriker, Epiker, Dramatiker, engagierter Wahlkämpfer für die SPD, einer der wichtigsten Intellektuellen der Bundesrepublik, Grafiker, Maler, Bildhauer und Buchkünstler. Davon zeugt auch seine jüngst erschienene Erzählung „Figurenstehen. Eine Legende“.
Veröffentlicht wurde der Text im Dezember 2022 als eigenständiges Büchlein im Hausverlag des Dichters, im Göttinger Verlag Steidl, versehen mit einer editorischen Notiz von Hilke Ohsoling und Jan Strümpel. Die vorliegende Edition basiert auf der Vorlage aus dem Nachlass von Grass in der Version vom 13.8.2003. Bei der im Februar 2022 im sechsten, letzten Band des „Freipass“, der Schriftenreihe der Günter und Ute Grass Stiftung, abgedruckten Version von „Figurenstehen“ handelt es sich um die Fassung vom 5.8.2003. Ursprünglich sollte der Text Teil von Grass` autobiographischem Werk „Beim Häuten der Zwiebel“ sein.
In der postum publizierten Erzählung geht es um Uta von Naumburg, welche den Schriftsteller spätestens seit seiner Lesereise durch die DDR 1986 faszinierte. Bei der Besichtigung des Naumburger Doms wurde Grass aufmerksam auf die Statue der Stifterfigur. Diese Statue imitiert eine junge Frau. Sie positioniert sich verkleidet als Uta von Namburg u.a. vor dem Kölner Dom und im Frankfurter Bankenviertel. In der hessischen Metropole gelingt es Grass, sich mit „Fräulein Uta“, wie er sie nennt, zu einem Essen zu verabreden, um Genaueres über die Hintergründe ihres Figurenstehen zu erfahren. Ist die junge Frau wirklich eine Pantomimin? Warum steht sie in dem Frankfurter Bankenviertel abseits von den touristischen Zentren? Lehrkräfte des Faches Deutsch werden durch den vorliegenden Text von Grass motiviert, sich mit dem erzählerischen Œuvre des Dichters und seiner Fabulierkunst im schulischen Unterricht auseinanderzusetzen.
Fazit: Die stilistisch elegant verfasste und ästhetisch schön gestaltete Erzählung „Figurenstehen“ von Günter Grass ist ein Muss für alle Freund:innen des Weltliteraten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Als er gefragt wurde, mit welcher Frau in der Geschichte der Kunst er gerne zu Abend essen würde, nannte Umberto Eco Uta von Naumburg. So geht es auch dem Erzähler dieser Geschichte. Ende der 1980er Jahre auf Lesereise in der DDR, findet er sie, die schönste Frau des Mittelalters, mit elf weiteren Stifterfiguren im Naumburger Dom. Und weil auf dem Papier alles möglich ist, bittet er alle, nach deren Abbild der Künstler im 13. Jahrhundert die lebensechten Skulpturen geschaffen hat, in seinem Garten zu Tisch. Die Tochter des Goldschmieds, die für Uta Modell stand, hat es ihm besonders angetan. In einem gewagten Zeitsprung steht sie in der Gegenwart für ihren Lebensunterhalt auf Plätzen in Köln, Mailand oder Frankfurt »Figuren«. So sehr verfällt ihr der Erzähler, dass er überall nach ihr Ausschau hält und sich schließlich sogar für einen verhängnisvollen Botengang einspannen lässt.
Die Erzählung, zunächst als Kapitel für Beim Häuten der Zwiebel konzipiert, wurde erst kürzlich von Grass' langjähriger Mitarbeiterin Hilke Ohsoling im Archiv entdeckt – allerdings nicht einfach in einer verstaubten Schublade. Hinweise auf Figurenstehen hatte sie schon vorher gefunden: in einzelnen Manuskriptseiten im Archiv, in Arbeitsplänen, in einer Skulpturengruppe im Atelier, in Lithographien. Eine bislang ungekannte, feinsinnige Erzählung des Literaturnobelpreisträgers, die nicht in der Neuen Göttinger Werkausgabe enthalten ist.