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Das Treffen in Telgte  Mit einem Vorwort von Ingo Schulze
Das Treffen in Telgte


Mit einem Vorwort von Ingo Schulze

Günter Grass

Steidl
EAN: 9783958294301 (ISBN: 3-9582943-0-8)
248 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, November, 2018

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Es ist nicht schwer, zwischen dem Jetzt und dem Damals Analogien zu erkennen, die Gegenwärtiges verdeutlichen können, durch die es vielleicht sogar erst möglich wird, die Muster zu durchschauen, die durch die Zeiten wirken und weiter wirken werden. Die Ereignisse kehren ewig wieder und sind zugleich doch unwiederholbar. Was ist schon vergangen? Was bewältigt? Was hat sich erledigt?

Ingo Schulze
Rezension
„Die Blechtrommel“(1959), „Katz und Maus“(1961), „Hundejahre“(1963), „Das Treffen in Telgte“(1979), „Im Krebsgang“(2002), „Beim Häuten der Zwiebel“(2006) zählen zu den international bekanntesten Werken von Günter Grass (1927-2015). Von seinen epischen Schriften wurde von den Literaturkritikern, auch von den schärfsten, nur die Erzählung „Das Treffen in Telgte“ einhellig gelobt. Diese gilt als ein Meisterwerk und manchem als der Höhepunkt von Grass literarischem Œuvre.
Thema des Prosatextes ist eine Zusammenkunft von über zwanzig Barockdichtern, Kritikern und Buchverlegern im Jahre 1647, also ein Jahr vor Ende des Dreißigjährigen Krieges, im westfälischen Telgte, einem katholischen Wallfahrtsort in der Nähe von Münster. Dort treten auf Einladung von Simon Dach auf, u.a. Andreas Gryphius, Angelus Silesius, Christian Hoffmann von Hoffmanswaldau, Friedrich Logau und der junge Grimmelshausen. Sie diskutieren kontrovers über Poesie und Politik. Dieses von Grass erfundene Treffen erinnert an die Zusammenkünfte der Gruppe 47 nach dem Zweiten Weltkrieg, auf denen auch er seine Werke vorstellte. So widmete Grass seine Erzählung Hans Werner Richter, dem Begründer der Gruppe 47. Manch spitzfindiger Interpret meint sogar an der Sprache und dem Auftreten einzelner Literaten beim Treffen in Telgte Züge des einen oder anderen Teilnehmers der Gruppe 47 wieder zu erkennen. Literarische Würdigung erfuhr der Prosatext von Grass aber in erster Linie aufgrund seiner sprachlichen Ausgestaltung. Die Erzählung zu lesen und zu hören – von Grass selbst gibt es auch eine empfehlenswerte Lesung auf den Ludwigsburger Schlossfestspielen 1982, erschienen als Hörbuch bei Steidl – ist ein literarischer Genuss aufgrund der schönen Adjektive, der indirekten Rede, der komplexen Satzkonstruktionen, der ironischen Wendungen, insbesondere aber aufgrund der Integration barocker Formulierungen in die Gegenwartssprache. Als Beispiel für die Fabulierungskunst von Grass sei nur der erste Satz der Erzählung genannt: „Gestern wird sein, was morgen gewesen ist.“
2018 erschien bei Steidl eine illustrierte Ausgabe dieser Meistererzählung, versehen mit schönen Ätzradierungen und Skizzen des Künstlers Grass. Außerdem enthält das Buch ein aufschlussreiches Vorwort des Schriftstellers Ingo Schulze sowie die Original-Texte, welche Grass in seinem Werk die Barockdichter auf dem „elektrischen Stuhl“ des Birkenhofs vortragen lässt. Deutschlehrkräfte werden durch die bibliophile Neuausgabe motiviert, die Erzählung von Grass mit Schülerinnen und Schülern zu lesen, zu interpretieren und sich darüber der Barockdichtung zu nähern.
Fazit: Die schön illustrierte Ausgabe von Grass` Erzählung „Das Treffen in Telgte“ ist ein Muss für alle Grass-Fans, sie wird auch allen Freundinnen und -Freunden der Barockliteratur eine besondere Lesefreude bereiten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein Jahr bevor der Westfälische Friede den Dreißigjährigen Krieg beendete, treffen sich im Sommer 1647 die berühmtesten Barockdichter in Telgte im Münsterland. Grimmelshausen macht ihnen Quartier, und die Landstörtzerin Courage ist ihre Wirtin. Während in den Friedensverhandlungen die Voraussetzungen für neue Kriege geschaffen werden, lesen sich die Dichter aus ihren Manuskripten vor. Es entwickelt sich ein lebhaftes Gespräch: über die Liebe zur Muttersprache, das Elend des Vaterlandes und über moralische Maßstäbe in finsteren Zeiten. Sogar ein Manifest nehmen die Autoren in Angriff ... Günter Grass erfindet, was hätte sein können, eine anhaltend aktuelle Geschichte in kriegswüster Zeit. Sprachmächtig fängt er Lebensart und Lebensgefühl des Barock ein und erzählt von der unzerstörbaren Kraft der Poesie, dem Geist der Geselligkeit, und der (Ohn-)Macht der Dichter.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

„Schreiben wolle er!“
Ein Vorwort von Ingo Schulze 7

Günter Grass
Das Treffen in Telgte. Eine Erzählung 23

Die auf dem „elektrischen Stuhl“ des Birkenhofs vorgetragenen Barocktexte 171