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EXIL!
Literarische Wortmeldungen aus deutschsprachigen Zeitschriften 1933-1950
Ulrich Faure, Peter Graf (Hrsg.)
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
EAN: 9783806245349 (ISBN: 3-8062-4534-7)
1360 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, September, 2022, 79,20€ für Mitglieder
EUR 99,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Exil
„Die deutsche Exilliteratur ist wie ein Kontinent, der noch immer zu wichtigen Teilen unerforscht ist. Die große dreibändige Sammlung mit Erzählungen aus Zeitschriften der Emigranten kartografiert einen seiner bislang kaum bekannten Bezirke voll erstaunlicher Funde und Schönheiten.“
Uwe Wittstock, Autor von „Februar 33. Der Winter der Literatur“
Irmgard Keun, Alfred Kerr, Bertolt Brecht, Ernst weiß, Paul Zech, Anna Seghers, Otto Zoff, Maria Osten, Alfred Polgar, Berta Lask und Stefan Zweig: Die Liste der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die nach 1933 ihre Heimat verlassen mussten, ist lang. Etwa 1500 flohen ins Ausland. Ihre Schicksale könnten nicht unterschiedlicher sein.
Den Verfolgten, Außenseitern und Rebellen möchte die Anthologie eine Stimme geben. Unübertroffen in Breite und Vielfalt versammelt sie Erzählungen, Glossen und Reportagen, die in der „Neuen Weltbühne“, dem „Pariser Tageblatt“ oder dem New Yorker „Aufbau“ erschienen. Viele der Fundstücke aus der Exilpresse werden hier nach langer Zeit zum ersten Mal wieder zugänglich gemacht.
Rezension
Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Erich Fried, Oskar Maria Graf, Irmgard Keun, Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Klaus Mann, Thomas Mann, Robert Musil, Theodor Plievier, Joseph Roth, Anna Seghers, Ernst Toller, Carl Zuckmayer, Arnold Zweig, Stefan Zweig und eine Vielzahl weiterer Schriftsteller:innen mussten oftmals nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 oder beim „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland ihre Heimat verlassen. Sie emigrierten und flüchteten u.a. in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich, Spanien, Schweden, in die Schweiz, in die Tschechoslowakei, nach Ungarn, in die Sowjetunion, nach Großbritannien, in die USA, nach Mexiko und Brasilien. Im Exil verfassten die Schriftsteller:innen Texte für dort publizierte deutschsprachige Zeitschriften und Zeitungen: „Aufbau“, „Die Sammlung“, „Das Wort“, „Freies Deutschland“, „Internationale Literatur/Deutsche Blätter“, „Neue Deutsche Blätter“, „Die neue Weltbühne“, „Pariser Tageblatt“ und „Pariser Tageszeitung“. In ihren Arbeiten für die Organe reflektierten die Autor:innen über eine Vielzahl von Themen: Exil, Deutschland, zeitgenössische Ereignisse, Geschichte, jüdisches Schicksal. Dazu verfassten sie unterschiedliche Textsorten wie Feuilletons, Glossen, Erzählungen, Krimimalgeschichten, Märchen, Legenden und Reportagen.
Bisher fehlte – im Unterschied zur deutschsprachigen Exillyrik - eine umfassende Zusammenstellung mit Kurzprosa aus dem Exil. Eine solche Anthologie hatte der Literaturwissenschaftler Hans-Albert Walter (1935-2016) geplant und zusammengestellt, sie wurde aber nicht realisiert. 2022 erschien diese in 3 Bänden bei wbg Theiss, einem Imprint der wissenschaftlichen Buchgesellschaft, unter dem Titel „EXIL! Literarische Wortmeldungen aus deutschsprachigen Zeitschriften 1933-1950“. Herausgegeben wird das Werk von Ulrich Faure (*1954), Publizist und Herausgeber, und von Peter Graf (*1967), Geschäftsführer des Verlags „Das Kulturelle Gedächtnis“. Es enthält zudem ein Vorwort der Herausgeber und das vorgesehene Nachwort von Walter.
Die von ihm getroffene Auswahl von 150 Schriften überzeugt durch thematische, literarische und politische Bandbreite. Vertreten sind klassische Texte zum Beispiel Brechts „Der Augsburger Kreidekreis“(1941), Stefan Zweigs „Schachnovelle“(1943), Thomas Manns „Das Gesetz“(1944), Heinrich Manns „Eine Liebesgeschichte“(1945) oder Anna Seghers „Der Ausflug der toten Mädchen“(1946). Zudem findet man in der Anthologie ein Vielzahl von oftmals schwer zugänglichen Texten der Exilpresse von weniger bekannten Autor:innen und Publizist:innen. Der Abdruck ihrer Arbeiten erfolgt nach dem Erstdruck, korrigiert wurden von den Herausgebern Druckfehler. Lehrkräfte der Fächer Deutsch und Geschichte werden durch die folgende Anthologie motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt intensiv mit der Literatur deutschsprachiger Exiliant:innen auseinanderzusetzen.
Fazit: Die dreibändige Anthologie „EXIL! Literarische Wortmeldungen aus deutschsprachigen Zeitschriften 1933-1950“ liefert einen hervorragenden Überblick über die Vielfalt deutschsprachiger Exilliteratur. Das einzigartige Werk leistet einen zentralen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis und ist zugleich ein eindrückliches Mahnmal gegen Krieg.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eine einzigartige Anthologie deutschsprachiger Exilliteratur und Kurzprosa
Nationalsozialismus, Judenverfolgung und Krieg: In der Zeit zwischen 1933 und 1950 lebten viele Literaturschaffende im Exil. Die Flucht aus Deutschland verstreute Schriftsteller und Schriftstellerinnen in ganz Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Das Kompendium sammelt erstmals ihre Stimmen aus Zeitschriften für deutschsprachige Exilliteratur wie »Neue Weltbühne«,»Aufbau« oder »Pariser Tageblatt«.
In einer unübertroffenen Bandbreite versammelt diese Anthologie kleine Formen der Exilliteratur in einer enormen Vielfalt von Stilen, Schreibweisen und Themen.
Ein repräsentativer Querschnitt: Beispiellose Sammlung von im Exil entstandener Kurzprosa
Drei Bände im Schuber: Erzählungen, Glossen, Anekdoten und Reportagen aus deutschsprachigen Exil-Zeitschriften
Mit Werken von Autoren und Autorinnen wie Anna Seghers, Thomas Mann, Heinrich Mann, Roda Roda und vielen anderen
Ausgewählt von Hans-Albert Walter, herausgegeben von Ulrich Faure und Peter Graf
Im Exil leben: Schreiben über Flucht und Emigration ist von hoher Aktualität
Viele Texte bedeutender und unbekannterer Autoren und Autorinnen werden mit dieser Anthologie nach langer Zeit wieder zugänglich gemacht. Sie schildern in einer außerordentlichen Breite des Erzählens die Vielschichtigkeit des Lebens in der Emigration. Diese Zusammenstellung ist damit ein wertvoller Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte.
»Exil. Literarische Wortmeldungen aus deutschsprachigen Zeitschriften 1933-1950« ist ein faszinierendes Kaleidoskop von höchst unterschiedlichen Flüchtlingsgeschichten und ein Panorama der Zeit.
2022. Auswahl und Nachwort von Hans-Albert Walter. 3 Bde. im Schuber (nur geschl. beziehbar), zus. 1360 S. 14,5 x 21,5 cm, geb. mit SU und Lesebänd. wbg Theiss, Darmstadt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber 10
Band 1
I
Geschichte und Mythos
Thomas Mann Das Gesetz 20
Hermann Broch Die Heimkehr des Vergil 81
Friedrich Burschell Antike Ahnenforschung 93
Lion Feuchtwanger Odysseus und die Schweine 95
Gustav Regler Gottes Freund, aller Welt 118
Ferdinand Bruckner Geßler 139
Ludwig Marcuse Der Führer Cola di Rienzo 152
Berta Lask Flüchtlinge 162
Bertolt Brecht Der Augsburger Kreidekreis 179
Bertolt Brecht Der Mantel des Ketzers 194
Johannes Wüsten Der Früchtekranz 203
Alfred Kerr Cagliostro 209
Bruno Frank Chamfort erzählt seinen Tod 233
Hans Natonek Schlapanitz - Eckensteher der Weltgeschichte 240
II
Märchen und Legenden
Alfred Döblin Kleines Märchen 250
Anna Seghers Die drei Bäume 254
Gustav von Wangenheim Der Mann im Eis 257
Oskar Maria Graf Zwei Legenden von Iwan dem Schrecklichen 264
Stephan Lackner Sklavenseelen 271
Roda Roda Arabische Legende 274
Th. Th. Heine Lusi 277
Alfred Döblin Märchen von der Technik 282
Carl Zuckmayer Die wandernden Hütten 285
III
Vom Leben und Sterben
Robert Musil Ein Mensch ohne Charakter 308
Ernst Weiß Wer hat, dem wird gegeben 315
J.G. Rieger Ecke Hongkong-Road 329
Paul Zech Gemüsegarten am Rand der Savanne 336
Balder Olden Haifi und sein Esel 353
Otto Zoff Die Herrschaft auf Drda 361
Maria Osten Osteibien 368
Heinrich Mann Eine Liebesgeschichte 375
Ulrich Becher Das Klärchen wird begraben 393
Leonhard Frank Atmen 413
Martin Gumpert Der Eingriff 423
Band 2
IV
Deutschland von außen gesehen
Arthur Holitscher Gullivers Reise zu den Blähariern 442
Ernst Ottwalt Abschied 450
Roda Roda Die Schwabinger Alp 455
Hugo Huppert Herr Wendriner verbrennt Kisch 461
Rudolf Leonhard Dreimal Feuer 464
Alfred Polgar Für alle Fälle 475
Georg Glaser Die Nummer Eins der „Rotfabrik“ 479
F.C. Weiskopf Der rote Fetzen 493
F.C. Weiskopf Der Ersatz 494
Ernst Toller Das Verhör 496
Bodo Uhse Eifersucht 498
Jan Petersen Die neue Methode 507
Gustav Regler Der Tod in der Michaelskirche 510
Balder Olden Candid oder Immer die beste aller Welten 533
Paul Westheim Ostisch überlagert 537
Ernst Glaeser Der Pächter 546
Jan Petersen Verdacht 558
Anton Kuh Das Eintopfgesicht 567
Anton Kuh Kleines Wörterbuch 569
Walter Mehring Edda Piefke vermählt sich... 570
Iwan Heilbut Die nächste Generation 574
Walter Mehring Eckermann: Goethe schaltet sich gleich 577
Anton Kuh Totengespräch in Walhalla 581
F.C. Weiskopf Tomatensalat 583
Oskar Maria Graf Angst 586
Fritz Zorn Sturz ins Licht 598
Rita Hausdorff Auf Urlaub 606
Adam Scharrer Das Vermächtnis 610
Willi Bredel Heimaturlaub 622
Theodor Plievier Das gefrorene Herz 629
V
Jüdisches Schicksal
Anna Seghers Der Ausflug der toten Mädchen 640
Rudolf Leonhard Jüdisches Kind 666
Lili Körber Bewußtseinsspaltung 671
Hans Natonek Die Letzten 675
Fritz Brügel Auf der Kaffeehaus-Terrasse 682
Stephan Lackner Blut 688
VI Chronik derzeit
Arnold Zweig Bloß Pferde 694
Joseph Roth Rast in Jablonowka 711
Adam Scharrer Der Mann, der seine Heimat suchte 717
Alexander Stern „Mutter! Mutter!“ 729
Ernst Weiß Die Messe von Roudnice 734
Ernst Ottwalt Porträt eines Generals 748
Kurt Kläber Karl 768
Jack Nawrey Der Stern Jesu 777
Walter Mehring Rotkäppchen 782
Anton Kuh Reichstagsbrand Marokko 785
Eduard Claudius Das Opfer 787
Hans Marchwitza Vor Teruel 797
Rudolf Leonhard Der Mann ohne Nachnamen 803
Erich Weinert Gesichte und Gesichter 811
Franz Werfel Die arge Legende vom gerissenen Galgenstrick 820
Roda Roda erzählt 838
Arnold HölIriegel Traum vom Wettbewerb 839
Erich Fried Angst 843
Leo Perutz Mainacht in Wien 847
Stefan Zweig Schachnovelle 872
Roda Roda erzählt 2 924
Hans Norbert Vondratschek hilft dem Henker 925
Walter Mehring Schema der nächsten tausend Reden 936
Roda Roda erzählt 3 939
Alfred Polgar Deutsches Geschichts-Schulbuch 1939 940
Roda Roda erzählt 4 943
Theodor Plievier Begegnungen und Gedanken des Unteroffiziers
August Wiederhopf im großen Weltkrieg 944
Erich Weinert Zwei Mann auf Beobachtung 947
Willi Bredel Das Holzauge 949
Lenka Reinerovä Kotige Schuhe 954
Kurt Juhn „Jean Bart“ hißt die weiße Flagge 959
Alfred Polgar Der Mantel 966
Friedrich Wolf Der Kirschbaum 977
Band 3
VII
Von Verbrechern und Verbrechen
Egon Erwin Kisch Kriminalfall wie keiner 992
Alfred Döblin Kleine Kriminalität 1001
Bernard von Brentano Ansichten haben es in sich 1003
Ossip Kaienter Der Schuß in der Dämmerung 1014
Robert Gottlieb Groetzsch Blaudogge gesucht 1018
Alexander Moritz Frey Ein Mädchen mordet 10 21
VIII
Heile Welt I - Das Feuilleton der Bourgeois
Roda Roda Arcus Troll bei Rosegger 1052
Egon Erwin Kisch Des Parchkopfs Zähmung 1054
Elisabeth Castonier Caisse de puces 1066
Albert Ehrenstein Die Mumie der Cleopatra 1070
Hermynia Zur Mühlen Margit wartet 1074
Friedrich Wolf Mein Vetter Artur 1078
Joe Lederer Ein guter Mensch 1084
Roda Roda Das Porträt 1088
Irmgard Keun Nie wieder lügen 1091
Balder Olden Die Weisheit des Brahmanen 1097
IX
Heile Welt II - Das Feuilleton der Stalinisten
Bela Balazs Genosse Stalin hat gesagt 1102
Julius Hay Johannes des Johannes Bartel 1112
Werner 11berg Der Förster und der Wilderer 1145
Andor Gäbor Das Novembergeschenk 1147
Karl Schmückle Geschichte vom Goldenen Buch 1155
X
Exil
Roda Roda erzählt 5 1170
Friedrich Wolf Nimm den Hut ab, Junge! 1171
Walter Mehring Ausgebürgerter Mehring stellt
sich als neuer Staat vor 1176
Hans Natonek Die Paß-Stunde 1178
Anna Seghers Reise ins Elfte Reich 1181
Klaus Mann Letztes Gespräch 1193
Hans Pfeffer Herr Schlüpfke im „Deutschen Club“... 1203
Anonym Herr Wendriner im deutsch-jüdischen Club 1206
Walter Mehring Wer war Willi Schmidt? 1209
Joseph Roth Rast angesichts der Zerstörung 1214
Alfred Polgar Zu einem Gegenwarts-Thema 1217
Alfred Polgar In der Fremde 1219
Joseph Roth Ein Kind im Wartesaal der Polizei 1221
Inquit Wellenreiten 1223
Fritz Brügel Der Brigadier 1225
Lion Feuchtwanger Herrn Wollsteins Gepäckscheine 1230
Arnold Zweig Geister 1236
Hermann Kesten Oberst Kock 1240
Alfred Polgar Sein letzter Irrtum 1259
Alfred Polgar Sonntag Abend 1262
Friedrich Torberg Innere und äußere Emigration 1267
Nachwort von Hans-Albert Walter 1289
Redaktionelle Nachbemerkung 1321
Autoren und Quellen 1322
Copyrightverweise 1356
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