lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Deutsche Exilliteratur 1933–1950 Band 1,2: Weimarische Linksintellektuelle im Spannungsfeld von Aktionen und Repressionen
Deutsche Exilliteratur 1933–1950
Band 1,2: Weimarische Linksintellektuelle im Spannungsfeld von Aktionen und Repressionen




Hans-Albert Walter

Reihe: Deutsche Exilliteratur


Verlag J. B. Metzler , Springer Nature
EAN: 9783476006141 (ISBN: 3-476-00614-X)
755 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, 2017

EUR 99,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Standardwerk „Deutsche Exilliteratur 1933-1950“ von Hans-Albert Walter wird mit diesem Band abgeschlossen. Die bereits vorliegenden Bände behandeln das europäische Appeasement und überseeische Asylpraxis (Bd. 2), Internierung, Flucht und Lebensbedingungen im Zweiten Weltkrieg (Bd. 3) sowie die Exilpresse (Bd. 4). Bd. 1 ist in zwei Teilbänden der Vorgeschichte des Exils gewidmet. Nachdem Bd. 1,1 die Mentalität der Weimardeutschen und die „Politisierung“ der Intellektuellen dargestellt hat, ist Ausgangspunkt des nun erscheinenden Bandes 1,2 die Frage, wie es 1933 zu einer historisch beispiellosen Vertreibung von Autoren, Intellektuellen und Wissenschaftlern kommen konnte. Der Autor untersucht u.a. den „Revolutionstourismus“ linker Schriftsteller in die Sowjetunion, die auf dem rechten Auge deutlich blinde Weimarer Justiz, literarische Hochverratsprozesse, Verbote und Notverordnungen. Ausführlich widmet sich Walter auch dem Agieren namhafter Zeitungen und Publikumsverlage. Das Werk endet mit der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933.

Hans-Albert Walter (1935-2016), Literaturwissenschaftler und Publizist, Ehrendoktor der Universität Köln.
Rezension
Das voluminöse, mehrbändige Werk von Hans-Albert Walter, Deutsche Exilliteratur 1933–1950, ist mit diesem Band zu seinem Abschluß gekommen. Im Zentrum dieses Bands steht die Frage, wie es 1933 zu einer historisch beispiellosen Vertreibung von Autoren, Intellektuellen und Wissenschaftlern kommen konnte. Der Autor untersucht u.a. den „Revolutionstourismus“ linker Schriftsteller in die Sowjetunion, die auf dem rechten Auge deutlich blinde Weimarer Justiz, literarische Hochverratsprozesse, Verbote und Notverordnungen. Ausführlich widmet sich Walter auch dem Agieren namhafter Zeitungen und Publikumsverlage. Das Werk endet mit der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933. Der Band zeigt, wie sehr die Bevölkerung der Weimarer Republik noch reaktionärem Denken und Verhalten verhaftet war: Untertanen und Obrigkeiten - an ungezählten Beispielen, banalen aus dem Alltag und politisch unmittelbar relevanten, wird die starke Prägung des zivilen Lebens durch militärisch-militaristisches Verhalten ebenso deutlich wie das Weiterbestehen eines hierarchisch gegliederten Wertesystems. Wiewohl die republikanische Staatsform egalitäres Denken und Handeln voraussetzte, dachte und handelte der weit überwiegende Teil der Bevölkerung nach altüberlieferten elitären Prinzipien. Stets ist die autoritäre, wenn nicht totalitäre Tendenz und Substanz unverkennbar.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Abschluss des Klassikers der Exilliteraturforschung
Eine einzigartige Literatur- und Ideologiegeschichte der Weimarer Republik
Mechanismen der Vertreibung der kulturellen Elite Deutschlands

Inhaltsverzeichnis
I Patriotisch oder nationalistisch? Versailles, Weimar und die linke Intelligenz 1

1 Rückblick zur Erinnerung 3
2 Rätesystem, parlamentarische Demokratie, sozial demokratischer »Verrat« an der Revolution 29
3 Gravitationsfelder und Standorte 67
4 Die wirkliche Sowjetunion 77
5 Die verklärte Sowjetunion 107
6 Die Propaganda, ihre Aktionsfelder und ihre Adressaten 133

II Konflikte mit Staat und Gesellschaft 153

1 Die Justiz in der Innenansicht 159
2 Verfolgungen unter Ausnahme recht 177
3 Gotteslästerung – ein Stellvertreterkrieg 185
4 Verfolgung wegen »unzüchtiger« Schriften und Bilder 209
5 Verfolgung wegen Ehrendelikten 241
6 Landesverrat 265
7 Hochverrat, »literarischer« Hochverrat 287
8 Verbote, Notverordnungen 309

III Anfeindungen aus der Öffentlichkeit 341

IV Der Zerfall von Kulturbastionen 399

1 Die Theater der Hauptstadt 407
2 Die großen Literaturverlage 413
3 Die Frankfurter Zeitung 433
4 Das Haus Mosse und das »Berliner Tageblatt« 455
5 Das Ullstein-Imperium 473
6 Der SDS 499

V Die »Außenseiter« in der Agonie der Republik 519

VI Verfolgung und Unterdrückung der oppositionellen Intelligenz am Anfang der Hitler-Herrschaft 561

1 Erste Reaktionen, erste Repressionen 563
2 Der Terror nach dem Reichstagsbrand 581
3 Bayern als Ausnahmefall? 589
4 Usurpation von Schriftsteller-Organisationen 595
5 Die große bürgerliche Presse zwischen Kapitulation und Usurpation 605
5.1 Das Berliner Tageblatt 605
5.2 Die schleichende Selbstpreisgabe des Hauses Ullstein 608
5.3 Der schleichende Selbstverrat der »Frankfurter Zeitung« 619
6 Literaturverlage zwischen Anbiederung und Insolvenz 631
6.1 Kiepenheuer falliert 631
6.2 Rowohlt kombiniert zynische Anbiederung mit leiser Obstruktion 632
6.3 Fischer bleibt ›drinnen‹ und kämpft gegen Exilierte 638
7 Die Bücherverbrennung – eine Siegesfeier 655

Nachwort 659
Von Hans-Albert Walter ursprünglich vorgesehene Arbeitsgliederung des Bandes 1.2 663
Quellen und Anmerkungen 665
Personenregister 739