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Evidenz und Täuschung
Stellenwert, Wirkung und Kritik von Bildern
Michael Hofer, Monika Leisch-Kiesl (Hrsg.)
Transcript
EAN: 9783837610031 (ISBN: 3-8376-1003-9)
172 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2008, zahlr. Abb.
EUR 19,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wir sind von Bildern stets umgeben und machen mannigfachen Gebrauch von ihnen. Sie sind in Alltag und Wissenschaft nicht nur selbstverständlich, sondern haben einen hohen Stellenwert: Wer Bilder zeigen kann, meint Gewissheit zu haben. Aber kann man Bildern glauben? Ein tiefes Misstrauen gegenüber Bildern durchzieht die abendländische Kultur- und Geistesgeschichte: Sind es nicht Trugbilder, die mit der Wirklichkeit vertauscht werden?
Stellenwert, Wirkung und Kritik von Bildern stehen im Mittelpunkt dieses Bandes. Die Beiträge aus unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen stellen die Vielfalt und Brisanz des Themas eindrücklich unter Beweis.
Rezension
Die abendländische Kultur pflegt seit Alters her ein tiefes Mißtrauen gegenüber Bildern und Bildwelten, das maßgeblich wohl durch Plato mit geprägt worden ist (vgl. in diesem Buch S. 131ff). Anschließend wurde dieses Mißtrauen durch den Ikonoklasmus der jüdisch-christlich-monotheistischen Religion mit ihrem (Gottes-)Bilderverbot verstärkt (vgl. S. 69ff und 109ff) - und selbst der Islam, der heute nach Europa drängt, unterstützt das Bilderverbot, wie unlängst im sog. Karikaturen-Streit deutlich zu spüren war. Ein tiefes Misstrauen gegenüber Bildern durchzieht die abendländische Kultur- und Geistesgeschichte: Sind es nicht Trugbilder, die mit der Wirklichkeit vertauscht werden? Gleichzeitig aber leben wir mehr denn je seit dem sog. Iconic Turn in einer bild-geprägten Welt. Dieser Band leuchtet Stellenwert, Wirkung und Kritik von Bildern aus unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen heraus aus und dokumentiert die Vielfalt und Brisanz des Themas.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Bild, Wirklichkeit, Bilderverbot, Trugbild, Fälschung
Adressaten:
Kunstwissenschaft, Medien- und Kulturwissenschaft, Philosophie
Michael Hofer (Prof. Dr. phil.) leitet den Fachbereich Philosophie am Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie der Kath.-Theol. Privatuniversität Linz.
Monika Leisch-Kiesl (Prof. Dr. theol. Dr. phil.) leitet den Fachbereich Kunstwissenschaft und Ästhetik am Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie der Kath.-Theol. Privatuniversität Linz.
WWW: www.ikp-linz.at
Linzer Beiträge zur Kunstwissenschaft und Philosophie
Editorial
Philosophie und Kunst haben eine gemeinsame Geschichte und bleiben, so sehr sie sich auch voneinander unterscheiden, zumindest im Abendland stets aufeinander verwiesen. Von Anfang an sind Fragen der Darstellung, ob in Sprache, Schrift oder Bild, Gegenstand der philosophischen Erörterung gewesen, wie umgekehrt die Kunst ihrerseits, ausdrücklich oder nicht, stets philosophische Probleme reflektiert. Wurde von der Philosophie gesagt, sie sei "ihre Zeit in Gedanken erfasst" (Hegel), so ließe sich von der Kunst sagen, sie sei ihre Zeit in Bilder gefasst. Seit im 20. Jahrhundert Selbstreflexion und theoretische Diskurse zu zentralen Bestandteilen des Kunstwerks wurden, ist die Beziehung zwischen Kunst und Philosophie noch wesentlich enger geworden.
Die Reihe will sowohl die Zusammenarbeit von Kunstwissenschaft und Philosophie intensivieren als auch Fragestellungen aufgreifen, die für die Kunstwissenschaft oder für die Philosophie von besonderem Interesse sind.
Die Reihe wird herausgegeben von Michael Hofer und Monika Leisch-Kiesl.
Inhaltsverzeichnis
7 Vorwort
9 Kulturwissenschaft | Thomas Macho
Was tun Sie, wenn Sie einen Menschen lieben?
25 Wissenschaftstheorie | Gerhard Fröhlich
„Bilderglaube“ in den Wissenschaften
45 Rechtswissenschaft | Petra Velten
Das Bild im Strafrecht
69 Bibelwissenschaft | Franz Hubmann
Gottesbilder und Bilderverbot
95 Musikwissenschaft | Peter Revers
„Dies Bild bezeugt, dass in allem, was ist, ein Gott lebt“
109 Kunstwissenschaft | Monika Leisch-Kiesl
Ikonoklasmus und Ikonoklasmen
131 Philosophie | Michael Hofer
Begriff und (Trug-)Bild bei Platon
151 Medientheorie | Karin Bruns
True Stories, Visual Lies?
171 Anhang
Leseprobe:
Vorwort
„Die Menschen“ – behauptet Georg Christoph Lichtenberg – „machen
sich Bilder von allem.“ Bilder und das Nachdenken über diese Bilder
stehen von Anbeginn in einer Spannung, die bis heute anhält. Der
Titel dieses Bandes, „Evidenz und Täuschung“, soll dies zum Ausdruck
bringen.
Einerseits gilt: Wer über ein Bild verfügt, kann größere Aufmerksamkeit,
in vielen Fällen sogar erhöhte Überzeugungskraft für sich verbuchen.
Auch der Wissenschaftsbetrieb bleibt davon nicht unberührt:
Man vergegenwärtige sich nur die stetig wachsenden Möglichkeiten
sowie den Stellenwert bildgebender Verfahren. Andrerseits gibt es
auch so etwas wie einen Verdacht gegenüber Bildern, nicht zuletzt
genährt durch das Wissen um zahllose Fälle von Fälschungen und
Missbrauch. Schließlich birgt das Bild die Gefahr in sich, mit der
Wirklichkeit vertauscht zu werden. Was sind dann Bilder im Gegensatz
zur Wirklichkeit und wie wirklich sind Bilder? Ob im Blick auf
ihre Leistungsfähigkeit oder ihre Verführungskraft – in vielerlei Hinsicht
kann die Spannung von „Evidenz und Täuschung“ ausbuchstabiert
werden. Im vorliegenden Band wird dies aus der Perspektive
so unterschiedlicher Disziplinen wie Kunst- und Kulturwissenschaft,
Rechtswissenschaft, Theologie, Musikwissenschaft und Philosophie
unternommen.
Die Zusammenarbeit von Kunstwissenschaft und Philosophie, dem
sich unser Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie (IKP) verschrieben
hat, hätte sich auch an einem anderen Thema bewähren
können. Da es uns aber darum ging, weitere Fächer und akademische
Institutionen, wie sie am Standort Linz vertreten sind, für einen
Beitrag zu gewinnen, legte sich das Thema Bild, das seit einiger Zeit
die kunst- und kulturwissenschaftliche Fachöffentlichkeit in Anspruch
nimmt, nahe. Durch die Frage nach „Stellenwert, Wirkung und Kritik
von Bildern“ war eine Klammer gefunden, die es erlaubte, Vertreterinnen
und Vertreter unterschiedlichster Fachrichtungen um Stellungnahmen
und Einschätzungen zu bitten.
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Die Beiträge wurden im Rahmen einer Ringvorlesung an unserem
Haus, der Katholisch-Theologischen Privatuniversität (KTU Linz), vorgetragen.
Die Frage nach dem Bild erwies sich als anregend und
herausfordernd: Mit großer Ernsthaftigkeit wurde diese Frage von
allen Vortragenden gestellt, gerade auch dann, wenn man sich mit
ihr vielleicht zum ersten Mal konfrontiert sah. Auf diese Weise wurde
zwischen den einzelnen universitären Einrichtungen im Linzer Raum
eine akademische Öffentlichkeit geschaffen, die unterschiedlichste
Fächer ins Gespräch brachte. Diese Qualität war in der Folge wiederum
Ansporn, uns um eine Veröffentlichung zu bemühen.
Die vorliegende Publikation eröffnet die Reihe „Linzer Beiträge zur
Kunstwissenschaft und Philosophie“ und will ein Stück weit auch Programm
sein.
Michael Hofer | Monika Leisch-Kiesl
Linz, Sommer 2008
Weitere Titel aus der Reihe Linzer Beiträge zur Kunstwissenschaft und Philosophie |
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