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Über uns Menschen Philosophische Selbstvergewisserungen
Über uns Menschen
Philosophische Selbstvergewisserungen




Michael Hofer (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837615401 (ISBN: 3-8376-1540-5)
148 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2010

EUR 18,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Auch wenn der Mensch zunehmend mehr von sich weiß, heißt das nicht, dass er sich besser versteht. Wer bin ich? – Ein Mensch. Aber: Was ist damit gesagt? Jeder und jede sieht sich vor solche Fragen gestellt. Philosophie beginnt mit jedem Menschen von neuem.

Die Beiträge in diesem Band erörtern Begriffe und Themen, die für eine Selbstvergewisserung von uns Menschen relevant und – im besten Sinne des Wortes – fragwürdig sind: »Evolution«, »Kultur«, »Gesundheit, Krankheit, Tod«, »Freiheit«, »das Absolute« und »Kunst«. Zwei Fragerichtungen werden dabei verfolgt: Was ist unter dem jeweiligen Begriff zu verstehen? Und: Welche Bedeutung hat das Themenfeld für uns Menschen?
Rezension
Wer bin ich? Wer sind wir? Die Anthropologie ist eine ebenso grundlegende wie komplexe und fächerübergreifende Disziplin, die in diesem Sammelband philosophisch ausgeleuchtet wird. Das Buch ist so konzipiert, dass einzelne Begriffe und Themenfelder aufgerufen werden, die für uns Menschen bedeutsam sind und auch in der Geistes- und Kulturgeschichte einen hohen Stellenwert hatten: ›Evolution‹, ›Kultur‹, ›Gesundheit, Krankheit, Tod‹, ›Freiheit‹, ›das Absolute‹ und ›Kunst‹. Die leitende Frage ist jeweils: ›Was hat das mit uns Menschen zu tun?‹ In philosophischer Perspektive ist der Mensch nicht nur Natur, - wozu die derzeitige Anthropologie neigt -, sondern wesentlich auch Kultur, der Mensch ist nicht nur Obejkt, sondern wesentlich auch Subjekt!

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Anthropologie, Mensch, Kultur, Freiheit, Evolution
Adressaten:
Philosophie, Literaturwissenschaft, Medizin, Theologie und die philosophisch interessierte Öffentlichkeit

Michael Hofer (Dr. phil.) leitet den Fachbereich Philosophie am Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie der Kath.-Theol. Privatuniversität Linz. Seine Forschungsschwerpunkte sind Erkenntnistheorie, Hermeneutik und Metaphysik.
WWW: Institut für Kulturwissenschaft und Philosophie

Interview
mit Dr. phil. Michael Hofer
1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Die Frage ›Wer bin ich?‹ bzw. ›Wer sind wir?‹ mag im vordergründigen Sinne nutzlos sein. Dennoch drängt sie sich auf und stellt sich immer wieder von Neuem. Es gibt darauf keine abschließende Antwort. Ernst Bloch hat diesen Umstand trefflich auf den Punkt gebracht: ›Ich bin. Aber ich habe mich nicht.‹ In diesem Sinne müssen Antworten für Selbstverständigung und Selbstvergewisserung von uns Menschen jeweils neu gewonnen werden. Das Buch stellt sich diese Aufgabe.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Das Buch ist so konzipiert, dass einzelne Begriffe und Themenfelder aufgerufen werden, die für uns Menschen bedeutsam sind und auch in der Geistes- und Kulturgeschichte einen hohen Stellenwert hatten: ›Evolution‹, ›Kultur‹, ›Gesundheit, Krankheit, Tod‹, ›Freiheit‹, ›das Absolute‹ und ›Kunst‹. Die leitende Frage ist jeweils: ›Was hat das mit uns Menschen zu tun?‹ Die neuen Perspektiven: Dabei kommt es zu einer wechselseitigen Erhellung – der jeweilige Begriff wird präziser gefasst und das Selbstverständnis des Menschen wird konkretisiert.
3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Derzeit ist ein Reduktionismus dominant, der als ›Naturalismus‹ gekennzeichnet wird: Das lässt sich z.B. an sehr präsenten Strömungen der Gehirnforschung zeigen, ebenso an solchen der Gentechnik; in beiden Fällen wird der Mensch zur Gänze aus der Natur zu erklären versucht.
In dem Buch wird hingegen bei der Behandlung der einzelnen Themenfelder ein Freiraum deutlich gegenüber der bloßen Natur des Menschen. Diese Art Freiraum schlägt sich bereits in der Tatsache nieder, dass sich der Mensch selbst zum Thema machen kann – u.a. in diesem Buch. Der Mensch ist also nie nur Objekt, sondern auch Subjekt.
Zu den einzelnen Begriffen konnten dafür ausgewiesene und namhafte Persönlichkeiten gewonnen werden.
4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Wilhelm Genazino.
5. Ihr Buch in einem Satz:
Was heißt das – Mensch sein? Philosophische Einschätzungen und Verständigungen in Bezug auf den Menschen unter Berücksichtigung aktueller Debatten.

zur Reihe:
Editorial
Philosophie und Kunst haben eine gemeinsame Geschichte und bleiben, so sehr sie sich auch voneinander unterscheiden, zumindest im Abendland stets aufeinander verwiesen. Von Anfang an sind Fragen der Darstellung, ob in Sprache, Schrift oder Bild, Gegenstand der philosophischen Erörterung gewesen, wie umgekehrt die Kunst ihrerseits, ausdrücklich oder nicht, stets philosophische Probleme reflektiert. Wurde von der Philosophie gesagt, sie sei "ihre Zeit in Gedanken erfasst" (Hegel), so ließe sich von ... mehr der Kunst sagen, sie sei ihre Zeit in Bilder gefasst. Seit im 20. Jahrhundert Selbstreflexion und theoretische Diskurse zu zentralen Bestandteilen des Kunstwerks wurden, ist die Beziehung zwischen Kunst und Philosophie noch wesentlich enger geworden.
Die Reihe will sowohl die Zusammenarbeit von Kunstwissenschaft und Philosophie intensivieren als auch Fragestellungen aufgreifen, die für die Kunstwissenschaft oder für die Philosophie von besonderem Interesse sind.
Die Reihe wird herausgegeben von Michael Hofer und Monika Leisch-Kiesl.
Inhaltsverzeichnis
7 Vorwort

9 Der Mensch und die Evolution
Christian Illies

33 Der Mensch und die Kultur
Birgit Recki

53 Der Mensch und Gesundheit, Krankheit, Tod
Günther Pöltner

73 Der Mensch und die Freiheit
Thomas Sören Hoffmann

95 Der Mensch und das Absolute
Gunnar Hindrichs

117 Der Mensch und die Kunst
Andrea Kern

145 Anhang


Vorwort
Der Titel „Über uns Menschen“ klingt möglicherweise irritierend
vertraulich. Nun kann aber keine Vertrautheit gegenüber den
geneigten Lesern behauptet werden, so als ob es da zu einem
Austausch unter gut Bekannten – unter uns gewissermaßen –
käme. Zugleich ist aber auch keine Vertrautheit hinsichtlich
des Themas in Anspruch zu nehmen, so als ob das, worüber
gesprochen wird, etwas Vertrautes und allzu Bekanntes wäre.
Vielmehr drängt sich die Frage nach dem, was es heißt, Mensch
zu sein, immer wieder aufs Neue auf.
Der Titel betont lediglich einen Umstand, der in der herkömmlichen
Formulierung „Über den Menschen“ droht, verloren zu
gehen, und in der Anthropologie auch tatsächlich immer wieder
verloren gegangen ist. Das Pronomen „uns“ sollte darauf aufmerksam
machen, dass eine Rückbezüglichkeit im Spiel ist, die
einer radikalen Vergegenständlichung entgegensteht. Denn es
ist immer der Mensch, der an der Subjektstelle den Menschen
verobjektiviert. Eine gänzliche Verobjektivierung ist demnach
nicht möglich, da in einem solchen Vorgehen der Mensch um
sein Eigenstes gebracht wird: Subjekt, nicht bloß Objekt, von
Erkenntnis zu sein. Der Untertitel möchte dies unterstreichen,
indem von „Selbstvergewisserungen“ die Rede ist.
Um der Frage nach dem Menschen eine Richtung zu geben,
wurden die Autorinnen und Autoren mit Begriffen konfrontiert,
die für die Selbstvergewisserung des Menschen bedeutsame
Themenfelder und Problembereiche eröffnen: Dies sollte deutlich
werden in der jeweils gleich bleibenden Formulierung „Der
Mensch und“, die mit den in Frage stehenden Begriffen kombiniert
wurde. Erfreulicherweise wurde die Vorgabe von allen Beteiligten
– dafür sei herzlich gedankt – engagiert aufgegriffen
und auf jeweils eigenen Wegen verfolgt. Dabei wurde immer
wieder auch eine Ausdeutung des „und“ in der Themenformulierung
vorgenommen. Ist dieses „und“ im Sinne einer bloßen
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Addition zu verstehen, sodass zum Menschen jeweils etwas –
Äußerliches – hinzukommt? In den Beiträgen wird klar, dass
eine solche Ausdeutung an der Sache vorbeigeht. Darüber hinaus
wird hervorgehoben, dass die Fragestellung auch nicht zu
bewältigen ist, indem die Ungewissheit im Menschen verortet
wird, an den nun an sich bekannte Bestimmungen wie Freiheit,
Kultur, das Absolute etc. herangetragen werden, um Klarheit
und Sicherheit für das Selbstverständnis zu gewinnen. Vielmehr
wird eine wechselseitige Bestimmung herausgearbeitet, die sowohl
den Menschen als auch das in Frage stehende Themenfeld
besser verstehen lässt.
Die Anordnung der Beiträge geht von der „natürlichen Bestimmtheit“
des Menschen aus. Dabei wird der Frage nachgegangen,
in wie weit in diesem Zusammenhang von einem Gegensatz von
Natur und Kultur auszugehen ist, um die „natürliche Künstlichkeit“
des Menschen zu begreifen. Natur, Kultur und die „natürlichen
Gegebenheiten“ Gesundheit, Krankheit und Tod werden
hier als Fragen des Menschen im Rahmen eines ersten Durchganges
der Selbstvergewisserung erörtert.
Für Selbstvergewisserungen nicht untypisch, wird von dem Erarbeiteten
aus gewissermaßen ein zweiter Anlauf genommen.
Ausgangspunkt ist hier die Freiheit, um weitere Konkretisierungen
durch die Verhältnisbestimmung zum Absoluten zu gewinnen
und um in die Erörterung der Bedeutsamkeit der Kunst zu
münden.
Dieser Band ist aus einer Veranstaltungsreihe hervorgegangen,
die vom Fachbereich Philosophie am Institut für Kunstwissenschaft
und Philosophie der Katholisch-Theologischen Privatuniversität
(KTU) durchgeführt wurde. Von Anfang an war damit die
Hoffnung verbunden, ein Stück weit eine akademische Öffentlichkeit
für Fragen der Philosophie in Linz etablieren zu können.
Aufgrund des Erfolgs lag es nahe, die Texte in dieser Form
einer nochmals ganz anders gearteten Öffentlichkeit zugänglich
zu machen.
Gewidmet sei der Band den Hörerinnen und Hörern, die durch
ihr Interesse viel zum Gelingen beigetragen haben.
Michael Hofer
Linz, Frühjahr 2010
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