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Ein Sizilianer von festen Prinzipien Essayistische Erzählungen
Ein Sizilianer von festen Prinzipien
Essayistische Erzählungen




Leonardo Sciascia

Edition Converso
EAN: 9783981976397 (ISBN: 3-9819763-9-8)
192 Seiten, hardcover, 13 x 22cm, Januar, 2021

EUR 23,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses Buch enthält die Texte Tod des Inquisitors und Der Mann mit der Sturmmaske und Beiträge von Maike Albath und Santo Piazzesse.
Rezension
Die Kriminalromane „Il giorno della civetta“(1961) / „Der Tag der Eule“(1964) und „Toto modo“(1974) / „Toto modo oder das Spiel um die Macht“(1977) sowie das Buch „L'affaire Moro“(1978) / „Die Affäre Moro“(1979) zählen zu den berühmtesten Schriften von Leonardo Sciascia (1921-1989). Er gilt als einer der renommiertesten italienischen Schriftsteller. Seine Kriminalromane, in denen er vielfach die Machtstrukturen der Mafia analysierte, wurden verfilmt oder für Hörspiele adaptiert. Seine vielfach preisgekrönten Werke spielen fast alle in Sizilien, seiner Heimat. Bevor Sciascia sich dem Schreiben widmete, arbeitete er als Volksschullehrer, ab 1969 schrieb er für die Tageszeitung „Il Corriere della Sera“, 1975 wurde er in das Stadtparlament von Palermo gewählt, ab 1978 saß er als Abgeordneter im Europaparlament für die laizistische Partito Radicale. Sein literarisches Werk, indem er unterschiedliche Textsorten gekonnt miteinander verzahnte und sich der Ironie als Stilmittel bediente, wird dem kritischen Realismus zugerechnet. In seinen Schriften legte der sizilianische Schriftsteller differenzierte Analysen von Machtverhältnissen vor. Dabei beleuchtete er kritisch die Rolle der Akteure von Politik, Recht und Kirche sowie ihre Schuld oder Unschuld.
So auch in dem zu seinem 100. Geburtstag publizierten Band „Ein Sizilianer von festen Prinzipien. Essayistische Erzählungen“. Dieser enthält in deutscher Erstausgabe zwei Schriften Sciascias: „Morte dell'Inquisitore“(1964), zu Deutsch „Tod des Inquisitors“, und „L'uomo dal passamontagna“(1985), zu Deutsch „Der Mann mit der Sturmmaske“. Beide Übersetzungen stammen von Monika Lustig, die auch Herausgeberin des Buches ist, das in ihrem Einfrau-Verlag Edition Converso in Bad Herrenalb erschienen ist. Versehen ist der Band mit Anmerkungen, bibliographischen Angaben und Übersetzeranmerkungen sowie zwei Aufsätzen, welche einen guten Einblick in Sciascias Gesamtwerk geben. Die Erzählung „Tod des Inquisitors“, in der das Leben eines Augustinermönchs in Sizilien beschrieben wird, der Mitte des 17. Jahrhunderts seinem spanischen Folterer den Schädel zertrümmerte und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, bezeichnete Sciascia im Vorwort der Neuauflage 1967 als das „Teuerste von allem“, was er bis dato geschrieben habe. Seine Erzählung „Der Mann mit der Sturmmaske“ handelt von einem Mann, der im Erzbischöflichen Vikariat in Santiago de Chile ein Geständnis über sein Denunziantentum für die Militärjunta ablegt. Wer mit anderen Büchern des politisch engagierten Schriftstellers vertraut ist, wird in den beiden hier vorliegenden Erzählungen zahlreiche Bezüge zu diesen entdecken. Zurecht kann die Parabel „Tod des Inquisitors“ als das „Gravitationszentrum“ des literarischen Kosmos Sciascias bezeichnet werden. Lehrkräfte des Faches Italienisch werden durch die vorliegende Edition motiviert, sich in ihrem Unterricht mit dem facettenreichen Œuvre des als politisches Gewissen Italiens Bezeichneten auseinanderzusetzen.
Fazit: Um einen Einblick in Machttechniken zu erhalten, muss man nicht Michel Foucaults Werke durcharbeiten, stattdessen kann man auch Leonardo Sciascias Erzählungen in dem Band „Ein Sizilianer von festen Prinzipien“ lesen, deren Anschaffung für alle Freund:innen seiner Literatur ein Muss ist.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Edition Converso No.8
Leonardo Sciascia
Ein Sizilianer von festen Prinzipien
Historische Essays zum ersten Mal in einem Band vereint
Aus dem Italienischen von Monika Lustig unter Verwendung einer Übersetzung von Michael Kraus
Mit begleitenden Texten von Maike Albath und Santo Piazzese
OT: Morte dell’Inquisitore (Rom-Bari 1964).
und L’uomo dal passamontagna (Palermo 1985).
ET: 8. Januar 2021
Seitenzahl: 192 Seiten
Ausstattung: Hardcover, gebunden, mit bedrucktem Vorsatz, Lesebändchen
ISBN: 978-3-9819763-9-7
Preis: 23,- € [D], 23,70 € [A]
Zum 100. Geburtstag von Leonardo Sciascia – dem bedeutendsten sizilianisch-europäischen Schriftsteller der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – als Festschrift:
EIN SIZILIANER VON FESTEN PRINZIPIEN
darin zum ersten Mal auf Deutsch „Tod des Inquisitors“ und „Der Mann mit der Sturmmaske“ (Ü Monika Lustig, unter Verwendung einer Übersetzung von Michael Kraus), mit einem ausführlichen biographischen Essay von Maike Albath und einer kurzen Abhandlung über die Ironie von Santo Piazzese.
Für Leonardo Sciascia (1921 Racalmuto–1989 Palermo) ist Sizilien Metapher der Welt; hier hat er das Handwerk seiner radikalen, umfassenden Kritik aller Machtgeflechte erlernt. Hier erkennt er, ein unbeugsamer Kopf, die berühmte Palmenlinie mit ihrer immer rasanteren Ausbreitung gen Norden: sieht die moralische Verpflichtung der Literatur gegenüber der immer mafiöser werdenden Realität.
In der literarischen Fallbeschreibung „Tod des Inquisitors“ – Sciascias Lieblingswerk – ist der Schauplatz ins 17. Jahrhundert verlegt, das Thema Menschenwürde und Freiheit jedoch heutiger denn je; es ist ein nicht-vollendetes Werk, das Sciascia gerne zu Ende geschrieben hätte. Er vermacht es uns, den Nachfahren, als ein Instrument kritischen Denkens. Sein Held Fra Diego La Matina, ein freidenkender, von sozialen Idealen mit Ansteckungspotential beseelter Geistlicher hat mit den eisernen Handschellen seinen Peiniger, den Inquisitor Juan López de Cisneros getötet.
In „Der Mann mit der Sturmmaske“ zeichnet Sciascia von einem wahren Fall vermeintlicher Reue ausgehend die perfide, grausame Logik des Folterregimes unter Pinochet nach, die ein unauslöschliches Abbild des Terrors, des Terrors der Denunziation ohne Gesicht, geschaffen hat.
Inhaltsverzeichnis
S. 9 Grußwort - Monika Lustig
S. 19 Tod des Inquisitors
S. 117 Anmerkungen und bibliographische Angaben
S. 129 Übersetzeranmerkungen
S. 135 Der Mann mit der Sturmmaske
S. 147 Klarheit, Vernunft und Häresie - Maike Albath
S. 183 Ironie - ein sizilianisches Instrument des Überlebens - Santo Piazzese