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Digitale Gefolgschaft
Auf dem Weg in eine neue Stammesgesellschaft
Christoph Türcke
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406731815 (ISBN: 3-406-73181-3)
251 Seiten, paperback, 12 x 21cm, Februar, 2019
EUR 16,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wie digitale Gefolgschaft die offene Gesellschaft zerstört: Eine Streitschrift
Während die Bindungskräfte von Familien, Institutionen, Parteien, Verbänden und Staaten schwinden, entstehen um digitale Plattformen wimmelnde Schwärme oder Horden. Ihre Benutzer sind "Follower". Digitale Gefolgschaft hält die neuen Clans zusammen. Gesundheit, Bildung und Verkehr, selbst die Politik geraten in ihren Sog. Christoph Türcke zeigt, daß der Weg in eine digitale Hölle mit lauterverheißungsvollen Errungenschaften gepflastert ist.
Rezension
Führt die digitale Revolution zu einer postkapitalistischen Gesellschaft? Tragen Plattformen wie Facebook, Google, Twitter oder Amazon zur Demokratisierung einer Gesellschaft bei? Fördert die Digitalisierung eine kritische Öffentlichkeit? Ermöglichen digitale Medien eine neue, erstrebenswerte Lernkultur in den Schulen? Die Antwort auf all diese Fragen lautet „Nein“, folgt man dem neuen Buch von Christoph Türcke „Digitale Gefolgschaft. Auf dem Weg in eine neue Stammesgesellschaft“, erschienen bei C.H. Beck.
Der ehemalige Professor für Philosophie an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst hat in der letzten Dekade mehrere lesenswerte Werke vorgelegt, in denen er sich kritisch mit aktuellen gesellschaftlichen Trends und Entwicklungen auseinandersetzt, zum Beispiel in „Erregte Gesellschaft. Philosophie der Sensation“ (2. Aufl., 2012), „Hyperaktiv. Kritik der Aufmerksamkeitsdefizitkultur“ (2. Aufl., 2012), „Mehr! Philosophie des Geldes“ (2. Aufl., 2015) oder „Lehrerdämmerung. Was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet“ (3. Aufl., 2016).
In seinem neuen Buch gelingt es Türcke hervorragend, mithilfe einer fundierten philosophischen Analyse, genauer mit einem an Marx, Nietzsche und Freud geschulten Blick, die Heilsversprechen der Digitalisten aufzudecken. Seine These nach führt die digitale Revolution zu einer neuen digitalen Stammesgesellschaft, in der Clans nicht nur eine deregulierte Wirtschaft dominieren, sondern auch die Politik, das Bildungswesen, das Gesundheitssystem und den Verkehr bestimmen. Türckes „Streitschrift“ enthält zahlreiche kluge Einsichten, zum Beispiel zur Taylorisierung der Arbeitswelt und des Bildungssektors, zum Narzissmus der Facebook-User, zur Fragmentierung der Öffentlichkeit, zur Kritik des „Lese-skimming“ und der Tribalisierung von Politik. Seine reflektierten und in einem eleganten Sprachstil verfassten Ausführungen zeichnen sich zudem durch eine (kultur)geschichtliche Kontextualisierung der digitalen Dynamik aus. Dass Türcke dabei zu ähnlichen Ergebnissen kommt wie Byung-Chul Han, Roberto Simanowski, Harald Welzer oder Shoshana Zuboff zeigt nur, wie dringend eine kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der unsere gesamte Lebenswelt durchdringenden digitalen Revolution ist.
Fazit: Das Buch „Digitale Gefolgschaft von Christoph Türcke fordert insbesondere zur ideologiekritischen Auseinandersetzung mit den digitalen Heilsversprechen auf. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik werden durch das Werk angeregt, in einem problemorientierten Unterricht mit Schülerinnen und Schülern die politischen und gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung zu diskutieren.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Türcke, Christoph
Digitale Gefolgschaft
Auf dem Weg in eine neue Stammesgesellschaft
Plattformen wie YouTube, Facebook, Twitter oder Amazon sind die neuen sozialen Magneten - Clanbildner einer sich anbahnenden globalen digitalen Stammesgesellschaft. Während die herkömmlichen sozialen Bindungskräfte von Familien, Institutionen, Parteien, Verbänden und Staaten zunehmend schwinden, entstehen um digitale Plattformen wimmelnde Kollektive, die sich wie Schwärme oder Horden ausnehmen. Ihre Benutzer sind "Follower", digitale Gefolgschaft hält die neuen Clans zusammen. Der Philosoph Christoph Türcke zeigt in einer brisanten Analyse, wohin die Dynamik der Digitalisierung führt. Sein neues Buch ist ein Augenöffner.
Plattformen knechten ihre Nutzer nicht. Sie saugen sie an. Doch damit machen sie sie abhängiger als jede politisch-militärische Gewalt. Sie entfesseln ihr Wunschleben algorithmisch in einer bestimmten Richtung. Dabei steht das neue Erfolgsmodell der Plattform erst am Anfang seiner Wirkungsmacht. Schon arbeiten die großen Player daran, das Gesundheits-, das Bildungs- und das Verkehrssystem, letztlich die gesamte Wirtschaft nach dem Prinzip der Plattform umzubauen. Auch die Politik gerät in diesen Sog. Donald Trump behandelt die USA nicht nur wie eine Firma. Er macht mit Twitter Politik und sieht in den Bürgern Gefolgsleute oder Gegner. Doch es gibt auch Gegenkräfte und Gegenentwürfe. Sie haben das letzte Wort in diesem Buch, das zeigt, dass der Weg in die digitale Hölle mit lauterverheißungsvollen Errungenschaften gepflastert ist.
Von Christoph Türcke.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Einleitung 7
1. Der High-Tech-Dschungel 15
Taylorismus 17 – Informeller Sektor und Jobless Growth 22 – Arpanet
– Internet 28 – Suchmaschine 32 – «Gefällt mir» 36 – Neue
und alte Informalität 40 – Deregulierung 47 – Dekolonisierung 53 –
Neue Lernkultur 59
2. Die Auflösung der Öffentlichkeit 73
Brechts Rundfunk 73 – Uröffentlichkeit und Agora 77 – Öffentlichkeitsparadox
82 – Öffentlichkeit und Andacht 87 – Unterbrechungslogik
95 – Aufmerksamkeitsdefizit 100 – Iconic Turn 105 – Sein ist
Wahrgenommenwerden 110 – Filterlose Öffentlichkeit 112 – Ende
der Repräsentation 116 – Öffentlichkeit als Furie 120 – Dauerranking
125 – Mengen-Credo 129 – Lichtblicke 134 – Gegenöffentlichkeit
141 – Digitaler Schwarmsog 149
3. Digitale Gefolgschaft 157
Vernetzte Wertschöpfungssysteme 157 – Markt als Plan 161 – Plattform-
Staatsgeschäfte 166 – Bitcoin – Blockchain 170 – Netz-Fragmentierung
178 – Follower 181 – Netz-Fundamentalismus 185 – Politikverdrossenheit
188 – Tribalistischer Nationalismus 193 – Deregulierung
2.0 204 – Dataismus 210
4. Ausblick 219
3-D-Druck 219 – Personal Producer 223 – Kapitalistische Endzeit 227 –
Verstaatlichung vs. Vergesellschaftung 230 – Reruralisierung 235 –
Revision der Utopie 239
Literatur 245
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