Ken Krimstein erzählt in dieser packenden Graphic Novel das Leben von Hannah Arendt. Die aussagekräftigen Zeichnungen des erfahrenen Karikaturisten sind durchweg schwarz-weiß gehalten, nur die Kleidung der Protagonistin wird von einem dunkelen Grünton untermalt. Die ursprünglich auf Englisch verfassten Texte sind von Hanns Zischler gekonnt ins Deutsche übertragen worden.

Die Lebensstationen der großen und rastlosen Denkerin sind Königsberg, Marburg, Berlin, Paris und schließlich New York. Diese Ortswechsel dienen Krimberg als Pfeiler seiner spannenden Erzählung, die vorwiegend in wörtlicher Rede gestaltet ist, darüber hinaus an einigen Stellen erzählende Hintergrundpassagen enthält. Im Laufe des Buchs kommen zahlreiche Gelehrte, denen Arendt auf ihrem Weg begegnet ist, ebenso zur Sprache wie ihre bedeutenden Werke. Durch die einfühlsam gestalteten Dialoge kann der Leser sich ohne weitere Hürden in die Biographie der Philosophin hineinbegeben, die von zahlreichen Brüchen, schmerzlichen Entscheidungen und fast manischer Lektüre (immer wieder erscheint z.B. Augustinus als Gesprächspartner) geprägt ist.
Der Band gibt durch die skizzierte niederschwellige Herangehensweise auch jüngeren Leserinnen und Lesern eine gediegene Einführung in das Leben Arendts, versteht sich dabei ausdrücklich nicht als Biographie "im wissenschaftlichen Sinne" (S.237), sondern als "Interpretation ihres Lebens", basierend auf der grundlegenden Arendt-Biographie von Elisabeth Young-Bruehl. Einige weiterführende Titel werden am Ende genannt, ebenso gibt es ein informatives Personenregister auf den letzten Seiten.
In einigen Fällen werden fremdsprachliche Ausdrücke durch Anmerkungen übersetzt, was wiederum dafür spricht, dass das Buch auch von Schülerinnen und Schülern ohne weitere Voraussetzungen gelesen und verstanden werden kann. Die Grundbegriffe des Denkens Arendts, z.B. die Natalität, werden so eingeführt, dass der aufgeschlossene Leser neugierig auf eine Vertiefung sein wird.
Fazit: Diese Graphic Novel eignet sich sowohl für den Erstzugang als auch für spätere Studien, bildet sie das Leben von Hannah Arendt doch gleichermaßen spannend wie profund ab. Eine Einladung zum "Durchdenken" im Arendt'schen Sinne!

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de

Am Leben zu sein und zu denken ist ein und dasselbe
Hannah Arendt: streitbare Jahrhundertdenkerin, zu früh, zu wütend, auf so einschüchternde Weise klug, zu jüdisch, nicht jüdisch genug. 1933 floh sie aus Nazi-Deutschland ins Exil, über Tschechien, Italien und die Schweiz zunächst nach Paris. Später dann in die USA. Von dort aus avancierte sie zu einer der großen Ikonen unserer Zeit. ›Die drei Leben der Hannah Arendt skizziert rasant und liebevoll ihren Lebensweg.

Mit einem Nachwort von Ken Krimstein.

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