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Die Herstellung von Differenz in der Grundschule
Eine Langzeitethnographie
Claudia Machold, Carmen Wienand
Beltz Verlag
EAN: 9783779961918 (ISBN: 3-7799-6191-1)
215 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2021
EUR 29,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wie sehr ist Schulerfolg von Leistung bestimmt und welche Rolle spielt Herkunft? Welche Unterscheidungen von Schulkindern werden auf ihren Bildungswegen als relevant hervorgebracht? Diesen Fragen wird in der vorliegenden Langzeitethnographie mit einer praxistheoretischen Perspektive auf den Grundschulalltag nachgegangen: Es werden empirische Einblicke in die Herstellungsprozesse der schulischen Differenzordnung präsentiert, durch die sich die Konstruktion spezifischer ›Bildungsbiographien‹ von Schulkindern vollzieht. Sichtbar wird darin, wie die Beteiligten – die Lehrkräfte, Schulkinder und ihre Eltern – daran partizipieren, die schulische Differenzordnung als legitime Leistungsordnung hervorzubringen. Im Zusammenhang mit der Genese von Ungleichheit wird damit eine Analyseperspektive geboten, mit der gezeigt wird, wie alle Akteur*innen an der Herstellung des Sinns dieser Ordnung mitwirken.
Prof. Dr. Claudia Machold ist Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kindheitsforschung an der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der erziehungswissenschaftli-che Kindheits- und Migrationsforschung unter besonderer Berücksichtigung von Differenz und Ungleichheit sowie der Qualitativen Sozialforschung mit den Schwerpunkten Ethnogra-phie und Grounded Theory Methodologie.
Carmen Wienand (Dipl.-Päd.) ist Doktorandin an der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal. Von 2016 bis 2019 hat sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin Forschungsprojekt „Ethnische Heterogenität und die Genese von Ungleichheit in Bildungseinrichtungen der (frühen) Kindheit“ (gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DFG-314127891) geforscht. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf der Qualitativen Sozialforschung im Schnittfeld von Bildung, Kindheit und Migrationsgesellschaft sowie auf rassismuskritischen, feministisch-postkolonialen und forschungsethischen Fragestellungen.
Rezension
Die Herstellung von Differenz gehört zum Alltag der Grundschule. Die vorliegende Studie fragt, wie Differenz in der Grundschule hergestellt wird und welchen Beitrag dies zur Genese von Ungleichheit leistet. Die praxis- und kulturanalytische Perspektive ist in der Lage, einen Einblick in den Alltag der Grundschule zu geben. Ethnographische Forschung ist von der Leitidee des Entdeckens getragen. In alltagssoziologischer Tradition wird mit der Ethnographie das alltäglich Vertraute methodisch befremdet, um es mit anderen Augen zu betrachten. Für die Erforschung der Herstellung von Differenz ist diese Forschungsstrategie besonders relevant; ihr möglicher Beitrag zur Frage der Genese von Bildungsungleichheit besteht darin, Prozesse des Unterscheidens und Klassifizierens in den Blick zu nehmen und darzulegen. Wie sehr ist Schulerfolg von Leistung bestimmt und welche Rolle spielt Herkunft? Welche Unterscheidungen von Schulkindern werden auf ihren Bildungswegen als relevant hervorgebracht? Insgesamt trägt die Grundschule zur Legitimierung der anhaltenden sozialen Disparitäten im deutschen Bildungssystem bei.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Kindheit | Bildung | Ungleichheit | Bildungsverlauf | Erziehungswissenschaft | Kindheitssoziologie
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 5
1. Einleitung 9
2. Das Forschungsdesign 14
3. Forschungsnotiz I: Zur Analyse von Praktiken des (ethnisch codierten) Unterscheidens 25
4. Die Herstellung der ethnisch codierten Differenzordnung. Die Grundschule und ihre ‚Anderen‘ 29
4.1 Ethnisch codiertes Unterscheidungswissen unter Schulkindern: Identifikationspraktiken 32
4.2 Ethnisch codiertes Unterscheidungswissen im intergenerationalen Alltag: Die Schule als normativer Repräsentationsraum 38
4.3 Ethnisch codiertes Unterscheidungswissen der Lehrkräfte und Eltern: Umgang mit Inkonsistenz 43 4.4 Zwischenfazit: Annäherungen an die ethnisch codierte Differenzordnung in der Grundschule 52
5. Die Herstellung der leistungsbezogenen Differenzordnung. Die Grundschule und ihr Gerechtigkeitsverständnis 56
5.1 Leistungsbereitschaft aufführen: Die pädagogische Ebene der Leistungsordnung 60
5.2 Standards der Leistungsbewertung 74
5.3 Zwischenfazit: Die Idee schulischer Gerechtigkeit 85
6. Die Herstellung der backgroundbezogenen Differenzordnung. Die Grundschule und ihre Herkunftsbezogenheit 88
6.1 Doing Background im Elternsprechtagsgespräch 90
6.2 Doing Background in der Perspektive der Lehrkräfte 106
6.3 Doing Background in Unterrichtssituationen 112
6.4 Zwischenfazit: Doing Background im Alltag der Grundschule 122
7. Forschungsnotiz II: Das Kind im Fokus der Forschung – forschungsethische Reflexionen 124
8. Forschungsnotiz III: Langzeitethnographie 131
9. Die Praxis der ‚Bildungsbiographie‘ 137
9.1 Haily – zurückhaltend und leistungsschwach 138
9.2 Amina – kluge Schülerin, aber zu unordentlich und zu wenig anstrengungsbereit 144
9.3 Tilda – leistungsstarke Schülerin, aber mit geringer Frustrationstoleranz 148
9.4 Elias – kein „Superschüler“, aber wissbegierig und kreativ 154
9.5 Zwischenfazit: Bildungsbiographisierende Konstruktionen des Schulkinds und ihre Plausibilisierung 158
10. Die Praxis der Schulformempfehlung und Schulformwahl 161
10.1 Die institutionelle Perspektive zum Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen 162
10.2 Schulformempfehlungen und Schulformwahl im Elternsprechtagsgespräch 174
10.3 Die Perspektive der Eltern zur Schulformwahl 184
10.4 Zwischenfazit: Die Erzeugung von Plausibilität 191
11. Fazit: Die Differenzordnung der Grundschule und die Genese von Ungleichheit 200
Literaturverzeichnis 205
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